Bremst der Mangel an Impfstoff die deutsche Wirtschaft aus?
Deka-Chefvolkswirt Dr. Kater erklärt, was im Impf-Rennen wirklich zählt
Im Vergleich zu anderen Ländern geht es mit den Impfungen gegen das Coronavirus eher langsam voran. Für die Wirtschaft bedeutet das kurzfristig, das bestimmte Branchen weiter auf die Öffnung warten müssen. Aber wie schlimm ist das für die Gesamtwirtschaft? Haben andere Länder nun einen großen Vorsprung vor Deutschland? Antworten von Dr. Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der Deka.


Die Verteilung der Corona-Impfstoffe verläuft schleppend. Wird das zum Problem für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Die schnellstmögliche Eindämmung der Pandemie ist vor allem eine gesundheitspolitische und humanitäre Aufgabe für den Staat. Wirtschaftlich ist natürlich in den ausgehungerten Dienstleistungsbranchen jedem Unternehmer und Angestellten an einer möglichst schnellen Wiederaufnahme der Aktivität gelegen, insbesondere dort, wo die Coronahilfen nicht ausgereicht haben.
Für die Wirtschaft als Ganzes ist es allerdings nicht so entscheidend, ob die Wirtschaftsöffnung sofort oder einige Wochen später stattfindet. Für Wirtschaft und Finanzmärkte steht im Vordergrund, ob die Pandemie in diesem Jahr überhaupt niedergerungen werden kann oder dies absehbar der Fall sein wird. Verzögerungen in dem jetzt diskutierten Ausmaß gefährden auch nicht die gute Entwicklung an den Aktienmärkten.
In China, Großbritannien, den USA, aber auch Israel klappt es besser. Haben diese Länder nun einen großen Vorsprung vor uns?
Es ist nicht so, dass deutsche Unternehmen gegenüber israelischen oder britischen Unternehmen nun an Marktanteilen verlieren, weil die Produktionsnormalität erst ein oder zwei Quartale später einkehrt. Gesamtwirtschaftlich sind an den unterschiedlichen Impferfolgen wohl die Imagewirkungen am bedeutsamsten. Schneller impfende Länder bemühen sich, die Impferfolge als generelle Überlegenheit des eigenen Standorts auszuweisen und lenken teilweise von früheren Fehlern ab, wie im Vereinigten Königreich, wo die schnelleren Impfungen wohl kaum die größeren BIP-Verluste aus dem letzten Jahr aufholen können.
Weil der Großteil der Bevölkerung noch nicht geimpft ist und die Angst vor den Corona-Mutationen grassiert, wurden nun teilweise innerhalb der EU Grenzen geschlossen. Leidet jetzt auch der Welthandel?
Ja, es kann noch erst einmal schlechter werden, bevor es besser wird. Die Unternehmen haben sich zwar mittlerweile extrem gut an die Produktionsbedingungen unter Corona gewöhnt, Grenzschließungen im großen Ausmaß bedrohen allerdings die Lieferketten in einigen Branchen. Dies wird von den Konjunkturbeobachtern aufmerksam verfolgt und kann dazu führen, dass die Kosten der zweiten Welle noch ein wenig ansteigen, wenngleich sie weiterhin sehr deutlich unter denen der ersten Welle vor einem Jahr liegen.
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