Euromünzen fallen ins Wasser

4, 5 Prozent: EZB erhöht Leitzins zum zehnten Mal in Folge 

„Zentralbank zeigt Entschlossenheit gegen die Inflation“
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum im September 2023 noch einmal angehoben: Er beträgt nun 4,5 Prozent. Die EZB erhofft sich mit diesem Schritt, die aktuelle Inflation einzudämmen. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone liegt derzeit bei 5,3 Prozent, in Deutschland beträgt sie 6,1 Prozent.

Das Wichtigste in Kürze

Trotz des schwachen Wirtschaftswachstums hat die EZB ihre Serie von Zinserhöhungen nicht unterbrochen: Mitte September hob sie den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte an – auf nunmehr 4,5 Prozent. Damit beschloss der EZB-Rat in Frankfurt die zehnte Zinserhöhung in Folge seit Juli 2022.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Sitzung des EZB-Rates Ende Juli sowohl eine weitere Zinserhöhung als auch eine Unterbrechung der Anhebungen in Aussicht gestellt. Lediglich einer Zinssenkung erteilte sie bereits eine Absage. Mit den höheren Zinsen versucht die Notenbank, die hartnäckig hohe Inflation in den Griff zu bekommen.

EU-Kommission: Konjunktur lahmt

Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und damit den hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Weil aber teurere Kredite zugleich eine Last für die Wirtschaft bedeuten, waren zuletzt Forderungen von Wirtschaftsexpertinnen und -experten nach einer Zinspause lauter geworden.

Die EU-Kommission reduzierte Mitte September ihre Konjunkturprognosen für die Europäische Union (EU) und für Deutschland: Sie rechnet für die EU und für die Eurozone im laufenden Jahr nur noch mit 0,8 Prozent Wirtschaftswachstum. Die deutsche Wirtschaft wird nach dieser Einschätzung 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen.

DSGV: EZB darf mit weiteren Zinserhöhungen nicht überziehen

„Die EZB will keine Zweifel an ihrer Entschlossenheit im Kampf gegen die Inflation aufkommen lassen. Angesichts der nur allmählich zurückgehenden Raten ist dies verständlich. Sie darf mit weiteren Zinserhöhungen jedoch nicht überziehen. Andernfalls würde sie die Wirtschaft zu stark dämpfen“, kommentierte Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) die Entscheidung der Notenbank für einen weiteren Zinsschritt.

Schleweis erinnerte an die Wirkungsverzögerungen von geldpolitischen Maßnahmen. Deshalb sei die EZB nun gut beraten, den vollen Effekt ihrer bisherigen Schritte abzuwarten: „Die Maßnahmen wirken. Das ist an vielen Stellen klar zu erkennen. Zum Beispiel am Stillstand des Kredit- und Geldmengenwachstums.“ Gleichzeitig werde die Eintrübung in einigen Branchen immer offenkundiger. Schleweis: „Die EZB hat die Zinsen in einem beispiellosen Ausmaß und Tempo erhöht. Sie muss achtgeben, nicht über das Ziel hinauszuschießen.“

DSGV: Besser als ihr Ruf – Wirtschaft kann Schwächephase überwinden

„Deutschland hat gute Voraussetzungen, um aus der aktuellen Schwächeperiode herauszukommen.“ Das sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) Helmut Schleweis bei der Vorstellung des „S-Mittelstands-Fitnessindex“ Anfang September 2023 in Berlin. Dazu müssten aber schnell kraftvolle Veränderungen vorgenommen werden. Dabei berief sich Schleweis auf die Ergebnisse der Publikation, für die anonymisierte Unternehmensbilanzen von mehr als 300.000 Firmenkunden der Sparkassen-Finanzgruppe ausgewertet wurden.

Die Ergebnisse zeigen: Trotz der aktuellen Herausforderungen ist Deutschlands Wirtschaft stärker, als oft beschrieben wird. „Wenn dieser Tage der Eindruck vermittelt wird, nichts in Deutschland funktioniere mehr, halte ich entgegen: Der Mittelstand funktioniert“, so Schleweis. „Er ist das starke wirtschaftliche Fundament unseres Landes.“ Aber auch dieses Fundament dürfe nicht überlastet werden. Der DSGV-Präsident unterstrich, dass der Mittelstand trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage im Jahr 2022 beeindruckende Ergebnisse erzielt habe.

EZB erwägt Ende der Zinsanhebungen

Die hohe Inflation im Euroraum wird nach Einschätzung der EZB langsamer zurückgehen als bislang erwartet: Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank nun mit einer Teuerungsrate von 5,6 Prozent. In ihrer Juni-Prognose war sie noch von 5,4 Prozent Inflation im Jahresschnitt 2023 ausgegangen.

Für 2024 sagte sie ebenfalls eine höhere Teuerungsrate von 3,2 Prozent (nach 3,0 Prozent im Juni) voraus. Für 2025 erwartet sie inzwischen eine etwas niedrigere Rate von 2,1 Prozent. Die EZB strebt für den Euro-Raum der 20 Länder mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von 2 Prozent an.

Notenbank-Chefin Lagarde deutete aber die Möglichkeit einer Zinspause im Herbst an und ließ sogar die Möglichkeit eines Endes der Zinserhöhungen anklingen: Die EZB sei „der Auffassung, dass die EZB-Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird“.

Stand: 14.09.2023

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