
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins auf 2 Prozent gesenkt.
Die Zinssenkung macht Investitionen leichter, was die Konjunktur stützt – und auch Aktienbesitzerinnen und -besitzer freut.
Für Immobilienkredite könnten die Zinsen dadurch ebenfalls sinken.
Zinsen sinken seit dem Sommer 2024
Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Seit drei Jahren ist kein Wachstum zu verzeichnen. Aber auch in anderen europäischen Ländern fiel die Konjunktur eher verhalten aus. Ein wesentlicher Grund waren die hohen Zinsen. Sie machten Kredite teuer und erschwerten Unternehmen so dringend nötige Investitionen. Können die Unternehmen hingegen zu geringeren Zinsen Geld leihen, investieren sie mehr und schaffen damit zusätzlich Nachfrage.
Die Europäische Zentralbank hilft hier nun weiter nach: Anfang Juni 2025 senkte sie den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent. Das ist die achte Zinssenkung seit Mitte 2024.
Ende der Wirtschaftsflaute?
Bis die Senkungen ihre Wirkungen entfalten, dauert es in der Regel einige Monate. So war es auch, als die EZB die Zinsen ab Sommer 2022 anhob. Sie drosselte damit die wirtschaftliche Dynamik, um die Inflation zu bekämpfen. Denn wenn die Wirtschaft lahmt, gibt es weniger Spielraum für die Unternehmen, ihre Preise zu erhöhen.
Stellen Sie sich vor, Sie betreiben einen Kohlebergbau. Wenn die Wirtschaft gut läuft, wird viel Energie benötigt. Und Sie können Ihre Kohlen teurer verkaufen, da die Kunden Schlange stehen. Wenn aber durch hohe Finanzierungskosten, wie sie durch hohe Leitzinsen entstehen, die Kunden plötzlich ausbleiben, verkaufen sich auch Ihre Kohlen schlechter. Sie werden auf Preiserhöhungen verzichten, oder die Preise sogar senken müssen.
Inflation im Griff
Genau das ist in den vergangenen Jahren passiert: Die Preise stiegen im Durchschnitt kaum noch. 2024 lag die Inflationsrate, die die durchschnittliche Preissteigerung misst, in Deutschland bei 2,2 Prozent. 2023 lag sie bei 5,9 Prozent und 2022 stiegen die Preise durchschnittlich sogar um 6,9 Prozent.
Da auch 2025 bisher die Inflationsrate weiter fällt, senkt die EZB die Leitzinsen. So kann sie der Konjunktur neuen Schwung verleihen.
Mit der Leitzinssenkung tue die EZB genau das Richtige, urteilt der Präsident des Deutschen Sparkassen und Giroverbandes (DSGV), Ulrich Reuter: „Mitten in einer Phase steigender geopolitischer Spannungen und sinkender Investitionsbereitschaft hält die Notenbank klaren Kurs und setzt ein wichtiges Zeichen der Stabilisierung.“ Zudem setze die EZB damit auch ökonomische Impulse: „Geldpolitik kann keine Handelskrisen lösen – aber sie kann helfen, wirtschaftliche Folgewirkungen abzufedern. Genau das tut die EZB.“
Zugleich fordert der DSGV eine strategische Perspektive für die kommenden Monate: Sollte sich im weiteren Jahresverlauf zusätzlicher Spielraum ergeben – etwa durch anhaltend niedrige Inflationsraten – müsse die Notenbank bereit sein, diesen konsequent zu nutzen. Vor allem, um dringend nötige Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Klimaschutz nicht durch hohe Finanzierungskosten auszubremsen.
Reuter mahnt zugleich zur Umsicht bei der Ausgestaltung der Zinsstruktur: „Kapital ist wieder ein knappes Gut. Eine übermäßige Spreizung im Zinsgefüge birgt die Gefahr plötzlicher Marktreaktionen. Große Unterschiede zwischen kurz- und langfristigen Zinsen verunsichern die Märkte. Die EZB sollte solchen Schieflagen vorbeugen.“
Trump sauer auf US-Zentralbank
Das weiß auch US-Präsident Donald Trump. Er hat die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) dafür kritisiert, dass sie ihre Leitzinsen nicht senkte. Diese liegen weiter bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Im Euroraum, für den die EZB zuständig ist, sind es nun mit 2,0 Prozent deutlich weniger – das verschafft der hiesigen Wirtschaft einen Wettbewerbsvorteil.
Wie Ihnen die Zinssenkung nutzt
Neben der allgemeinen Wirtschaftslage beeinflusst die Zinssenkung aber auch Sie ganz persönlich: Die Zinsen Ihrer Sparkasse oder Bank werden indirekt von den Leitzinsen beeinflusst. Wer ein Haus bauen will und dafür einen Kredit braucht, kann mit leicht sinkenden Zinssätzen rechnen. Wer sein Geld auf die hohe Kante legen will, bekommt allerdings auch weniger Zinsen.
Auch den Euro-Staaten nutzen niedrige Leitzinsen: Die Zinsen, die sie auf ihre Schulden zahlen müssen, bewegen sich oft ebenfalls gemeinsam mit den Leitzinsen. Weniger Zinszahlungen lassen mehr Spielraum im Staatshaushalt für andere Ausgaben – oder für Steuersenkungen.
Börsenboom auch Dank Zinssenkungen
Anlegerinnen und Anleger freuen sich ebenfalls über den EZB-Konjunkturbooster: Die Börsenkurse stiegen schon im Voraus auf neue Rekordhöhen. Gleichzeitig sind für weitere Zuwächse die in der Zukunft zu erwartenden Zinssätze interessant. EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist mit ihren Aussagen diesbezüglich allerdings zurückhaltend.
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Stand: 05.06.2025
