Zinswende: Welche Sparklassiker wieder im Trend sind – und welche nicht

So schlagen sich Festgeld, Sparbriefe und Tagesgeld
Die Zinswende scheint vorerst einen Höhepunkt erreicht zu haben. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins Mitte September 2023 auf 4,5 Prozent angehoben. Das hat auch Auswirkungen auf die Sparzinsen: Nach vielen Jahren historisch niedriger Zinsstände können Sparkassen und Banken Anlagen wieder deutlich höher verzinsen. Aber: Lohnen sich nun auch die Sparklassiker? Wir klären auf.

Das Wichtigste in Kürze:

So wirkt sich die Zinswende der EZB auf Inflation und Sparer aus

In der Theorie heißt es: Niedrige Zinsen animieren die Menschen, Geld auszugeben. Das führt zu höheren Preisen – und kann die Teuerungsrate, sprich Inflation, anfachen. Steigt diese über den gewünschten Zielwert von jährlich 2,0 Prozent, heben Notenbanken wie die EZB ihre Leitzinsen an. In der Folge legen auch die Sparzinsen zu: Geld investieren wird attraktiver, und die Menschen konsumieren wieder weniger. Die Inflation geht zurück.

In einem Satz

Erhöht die EZB ihren Leitzins, folgen in der Regel höhere Zinsen für Anlageprodukte wie Sparbriefe und Festgelder.

Im Zuge dieser Maßnahmen ist die Inflation kontinuierlich gefallen und lag im August bei 6,1 Prozent . Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank nun mit einer Teuerungsrate von 5,6 Prozent. Für 2024 sagte sie 3,2 Prozent voraus und ab 2025 erwartet sie 2,1 Prozent. Daher ließ die EZB, als sie den Leitzins zuletzt anhob, zugleich auch erkennen, dass nun zumindest vorerst keine weiteren Steigerungen zu erwarten sind.

Längerfristige Anlagen lohnen sich

Das Vorgehen der EZB hat dazu beigetragen, dass die Verzinsung zahlreicher Anlagen gestiegen ist. Vor allem die Investition in längerfristige Produkte ist sinnvoll. Denn es ist absehbar, dass die Zinsen gegebenenfalls auch wieder sinken. Die Verzinsung von Sichteinlagen wie Tagesgeld oder Girokonto kann sich dann tagesaktuell ändern, die längerfristiger Anlagen erst einmal nicht.

Das macht alte Sparklassiker wie Sparbrief, Festgeld und Sparkonten wieder interessant. Während der Niedrigzinsphase waren sie in der Versenkung verschwunden. Nun lohnt sich ein genauer Blick darauf, wie viel Rendite Sie mit ihnen erwirtschaften können. Wir entstauben die Klassiker von damals und erläutern, was sie heute können.

Wo es zuverlässige Zinsen gibt – und wo nicht

Werfen wir einen Blick auf die klassischen Anlageformen, und was die Zinswende für Ihr Geld bedeutet:

Festgeldkonten

Bei Festgeldkonten wird das Geld für eine bestimmte Laufzeit zu einem festen Zinssatz angelegt. Sie können sich eigenständig für eine der gängigen Fristen entscheiden. Oft sind das 2 oder 3 Jahre, es gibt aber auch Angebote über 5 beziehungsweise sogar 10 Jahre. Ein höherer Leitzins führt in der Regel auch zu höheren Festgeldzinsen. Aktuell werden in der Regel 3 bis 4 Prozent angeboten.

Sparbriefe

Sparbriefe sind festverzinsliche Anlagen mit festen Laufzeiten. Sie legen den Anlagebetrag für bestimmte Zeiträume von 1 bis 10 Jahren zu einem festen Zinssatz an. Grundsätzlich können 3 Arten von Sparbriefen unterschieden werden: normaler Sparbrief mit jährlicher Auszahlung, der aufgezinste sowie der abgezinste Sparbrief. Da der Zinssatz garantiert ist, wissen Sie bereits zu Beginn, mit welchem Ertrag Sie rechnen können – auch wenn der Leitzins wieder fällt.

Sparkonten

Sparkonten sind einfache und weit verbreitete Finanzprodukte. Sie ermöglichen es Ihnen, Ihr Geld anzulegen und Zinsen auf ihre Einlagen zu verdienen. Gerade in Zeiten höherer Leitzinsen erhalten Sie auf Sparkonten attraktive Zinsen – aktuell je nach Kreditinstitut rund 3 Prozent. Dies bedeutet, dass Ihr Geld auf dem Sparkonto schneller wächst. Das ist insbesondere für langfristige Sparziele von Vorteil.

Tagesgeld

Ein Tagesgeldkonto eignet sich nach wie vor sehr gut, um dort einen Finanzpuffer für Notfälle zu verwahren. Für größere Anlagesummen ist es in Zeiten hoher Inflation jedoch nach wie vor nicht zu empfehlen. Viele Kunden und Kundinnen haben in den vergangenen Jahren niedrige Kreditzinsen und für Immobilien lange Zinsbindungen erhalten. Deswegen können viele Banken und Sparkassen nicht von heute auf morgen höhere Zinsen auf Tagesgeldkonten zahlen, ohne ihre eigene Wirtschaftlichkeit zu gefährden.

Digitale und direkte Banken haben hier ohne Filialen und weitere finanzielle Verpflichtungen ein leichteres Spiel. Zahlt ein Institut Ihnen für einen begrenzten Zeitraum 3 Prozent oder mehr Zinsen, bleibt der Ertrag gering. Legen Sie beispielweise 1.000 Euro Ihres Gelds an, erhalten Sie im Laufe eines Jahres eine Rendite von lediglich 20 Euro. Für kurz- und langfristige Geldanlagen eignen sich deswegen andere Anlageformen wie beispielsweise das Festgeld besser, auch um der aktuell noch hohen Inflation zumindest zum Teil zu trotzen.

Sparbuch

Auch das Sparbuch wird in Zeiten der Zinserhöhung wieder als Anlage diskutiert. Doch steht man mit dem kleinen Büchlein vor ähnlichen Herausforderungen wie mit einem Tagesgeldkonto. Sparzinsen können aus den genannten Gründen nur Schritt für Schritt angehoben werden. Sind Kreditinstitute wieder in der Lage, Zinsen weiterzugeben, wird der Anteil dieser Zinsen als „Deposit Beta“ bezeichnet. Je höher der Einlagezins ist, desto größer kann das ausfallen.

Finanzierungszinsen: Stabilität durch europäische Langfristkultur

Wir haben in Deutschland, aber auch in anderen Ländern Europas, bei Finanzierungen eine Langfristkultur. Das bedeutet, dass Banken und Sparkassen sowohl mit Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern als auch mit Anlegerinnen und Anlegern langfristige Zinsbindungen vereinbart haben. Das gilt für die Finanzierungen von Wohnimmobilien oder Unternehmensinvestitionen ebenso wie für die Geldanlage in Finanzprodukte.

Diese Langfristorientierung verhindert, dass der historisch einmalige starke Zinsanstieg jetzt voll auf die Volkswirtschaft durchschlägt und Kalkulationsgrundlagen für Investitionen drastisch verändert. Das sichert Berechenbarkeit und Stabilität. Es schließt im Gegenzug aber aus, dass die Einlagenzinsen ebenso schnell steigen wie die Leitzinsen. Die Alternative dazu hat man im Zuge der Finanzkrise vor einigen Jahren bei der Subprime-Krise in den USA gesehen. Dort haben viele Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer ihre Häuser verloren, weil die Zinsen für sie sehr schnell angestiegen sind.

Die deutschen Sparkassen und Banken haben auch während der Negativzinsphase sehr lange gezögert, bis sie damit begannen, diese auf ihre Kundschaft zu übertragen. Als es betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellbar war, wurden zuerst bei den sehr vermögenden Kundinnen und Kunden sogenannte Verwahrentgelte eingeführt; vor allem, um die breite Masse der Sparerinnen und Sparer davor zu schützen.

Alternative Anlageformen mit attraktiven Zinsen

Aktien und Fonds

Aktien, Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) sind wichtige Bestandteile zum Aufbau von Vermögen. Hier sind höhere Renditen als beim Tagesgeldkonto oder Sparbuch möglich. Mehr noch: Die Inflation kann für Aktionärinnen und Aktionäre durchaus positiv sein. Höhere Preise bedeuten höhere Gewinne. Entscheidend ist, dass die Unternehmen ihre höheren Kosten an die Kundschaft weitergeben können und ihre Gewinnmarge nicht erheblich sinkt.

Wichtig: Diversifizieren – also verteilen – Sie Ihre Geldanlage. So sind Sie nicht nur an den Erfolg der Aktien eines Unternehmens gebunden. Nutzen Sie zum Beispiel Investmentfonds zur Geldanlage. Sie helfen bei der Streuung Ihres Ersparten und bieten Themenvielfalt. Das von Ihnen sowie anderen Anlegerinnen und Anlegern angelegte Vermögen wird gebündelt. Fondsmanager oder Fondsmanagerinnen investieren es in verschiedene Investmentprodukte und Wertpapiere. Sie haben auch die Entwicklung der einzelnen im Fonds enthaltenen Werte im Blick, um aktiv die Gewinnchancen zu verbessern und gegebenenfalls Verluste zu vermeiden. Wie viel Sie investieren und wie lange, bestimmen Sie selbst.

Im Gegensatz zu diesen aktiv gemanagten Fonds bilden ETFs automatisiert einen bestimmten Börsenindex nach. Ziel ist es, den Index so genau nachzubilden, dass die Wertentwicklung des ETFs analog zu ihm verläuft. Der ETF steigt und fällt also wie der Markt.

Mit der Zinswende sowie aufgrund nachlassender Inflationssorgen und weiter gestiegener Zinsen sind auch Rentenfonds, Laufzeitfonds und Geldmarktfonds wieder attraktiver geworden. So kletterte die durchschnittliche Rendite für Euro-Unternehmensanleihen von rund 1 Prozent Anfang 2022 auf etwa 4,5 Prozent zu Mitte Juni 2023. Die für europäische Hochzinsanleihen stieg von 3,0 auf etwa 7,5 Prozent. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Rendite von deutschen Staatsanleihen belief sich Mitte Juni 2023 auf knapp 2,5 Prozent. Anfang 2022 waren es noch minus 0,5 Prozent.

Fondssparplan

Beim Fondssparen zahlen Sie regelmäßig Geld in einen Investmentfonds ein. So haben Sie die Chance, selbst mit kleineren Beträgen langfristig Kapital aufzubauen – auch fürs Alter. Ein Fondssparplan investiert zum Beispiel in Aktien, verzinsliche Wertpapiere oder Immobilien. Wenn Sie regelmäßig und langfristig einzahlen, nutzen Sie die Renditechancen der jeweiligen Fonds. Dabei profitieren Sie auch vom sogenannten Cost-Average-Effekt, der auch als Durchschnittskosteneffekt bezeichnet wird: Bei hohen Kursen kaufen Sie weniger Fondsanteile, bei niedrigen mehr. So erzielen Sie langfristig einen günstigen Durchschnittspreis je Fondsanteil.

Gold

Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin gelten im Volksmund als krisensicher. Dabei bieten sie weder Zinsen noch Dividenden. Gewinne können Sie nur bei Kurssteigerungen erzielen. Auch hier ist deswegen ein besonders langer Anlagehorizont nötig, um Schwankungen auszugleichen. Zudem eignen sich Edelmetalle eher zur Beimischung anderer Anlageformen.

Anleihen

Recht unmittelbar beeinflusst der Leitzins den Wert von Anleihen. Deren Verzinsung verändert sich oft sehr zeitnah mit den Leitzinsen – jedoch nicht 1:1. Grund ist, dass der Preis von Anleihen und ihre Zinsen noch von anderen Faktoren abhängen. Unter anderem von dem Risiko, dass das Unternehmen oder der Staat die Anleihezinsen nicht zahlen kann.

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Häufige Fragen zur Zinswende

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Was ist die Zinswende?

Unter dem Begriff Zinswende versteht man die Änderung des Leitzinses von Notenbanken wie der EZB. Je nachdem, wie sich die Inflation entwickelt, passt die Notenbank den Zinssatz nach oben oder unten an.

Um die Inflation bei etwa 2 Prozent pro Jahr zu halten, senken oder heben Zentralbanken den Leitzins an.

Senkung des Leitzinses

Senkt die EZB den Leitzins, werden Bankkredite günstiger. Kreditinstitute leihen sich bei den Zentralbanken Geld – und das zu preiswerten Konditionen. Diese können sie weitergeben. Das Aufnehmen von Krediten wird so für Unternehmen und Privatpersonen interessant. Dieses Mittel wird gewählt, wenn eine Deflation droht. Mehr Geld wird in Umlauf gebracht und die Preisstabilität gehalten.

Anhebung des Leitzinses

Hebt die EZB den Leitzins an, mindert das die Menge der sich im Umlauf befindenden Geldmenge. Kredite werden teurer. Sparer und Sparerinnen erhalten im Zweifel wieder höhere Zinsen auf ihre Geldanlagen. Die Inflation wird parallel ausgebremst. Das Risiko: Auch das wirtschaftliche Wachstum kann leiden. Denn Kredite werden auch für Unternehmen teurer, die unter Umständen deswegen geplante Investitionen aufschieben.

Hebt die EZB den Leitzins an, werden Kredite teurer. Das gilt auch für Immobilienfinanzierungen. Planen Sie den Kauf oder Bau eines Eigenheims, sollten Sie erhöhte Finanzierungskosten einplanen oder im Zweifel ein günstigeres Objekt planen oder wählen.

Für die Zentralbanken wie die EZB ist es wichtig, dass sich die Preise stabil entwickeln. Im Euroraum soll dafür die Inflationsrate bei 2 Prozent liegen. Doch im Oktober 2022 lag sie bei 10,4 Prozent – so hoch wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. In Zeiten hoher Inflationsraten sollen Preissteigerungen ausgebremst werden. Dazu dient der Leitzins – beziehungsweise genau genommen drei verschiedene Leitzinssätze – als Steuerungsinstrument.

Das ist eine individuelle Entscheidung ganz nach Ihrer Vorstellung und Ihrem Sicherheitsbedürfnis. Wichtig ist dabei, dass die Rendite Ihrer gesamten Anlagestrategie kurz- oder langfristig über der Inflationsrate liegt, damit Sie Gewinne erzielen. Sollten Sie Unterstützung bei der Auswahl passender Produkte benötigen, sind die Beraterinnen und Berater der Sparkassen gern für Sie da.

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Die nächste Pressekonferenz der EZB-Sitzung mit Zinsentscheid findet am 14. September 2023 statt.

Die Zinswende kann erhebliche Auswirkungen auf Anlegerinnen und Anleger sowie ihre Anlagestrategien haben:

  • Eine Zinswende, bei der die Zinsen steigen, kann die Renditeerwartungen für verschiedene Anlageklassen beeinflussen. Es sind höhere Renditen von festverzinslichen Anlagen wie Anleihen zu erwarten, was diese Anlagen zunächst attraktiver macht. Auf der anderen Seite könnten Aktien weniger attraktiv werden, da höhere Zinsen die Kreditkosten für Unternehmen erhöhen und die Aktienbewertungen beeinträchtigen könnten.
  • Um auf die veränderten Zinsbedingungen zu reagieren, könnten Anlegerinnen und Anleger gezwungen sein, ihre Portfoliozusammensetzung anzupassen. Dies kann bedeuten, dass sie einen größeren Anteil ihres Portfolios in festverzinslichen Anlagen umschichten, um von den höheren Zinsen zu profitieren und das Risiko von Aktienverlusten zu reduzieren.
  • Die Zinsen können auch den Immobilienmarkt beeinflussen. Höhere Zinsen erhöhen meist die Finanzierungskosten für Immobilienkäufer und drosseln die Nachfrage nach Immobilien.
  • Durch eine gute Verteilung des Portfolios auf verschiedene Anlageklassen können Anlegerinnen und Anleger das Risiko streuen und sich an verschiedene Marktbedingungen anpassen.

Aufgrund der Auswirkungen der aktuellen Zinswende, einschließlich der Höhe des Zinsanstiegs, der aktuellen wirtschaftlichen Situation und Ihrer individuellen Anlageziele, ist es wichtig, dass Sie eine individuelle Anlagestrategie entwickeln. Sie sollte zu Ihren persönlichen Bedürfnissen und Zielen passen.

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