In Zeiten steigender Zinsen für Sparkassen und Banken rücken das Tagesgeldkonto und das Sparbuch wieder ins Rampenlicht. Viele Menschen fragen sich, wann es hier wieder höhere Zinsen geben wird.
Auch auf der Einlagenseite werden die Zinsen perspektivisch wieder steigen. Im Bereich der längerfristigen Einlagen ist es schon so weit. Für Renditeziele können nach wie vor Aktien, Fonds und ETF interessant sein.
Gold und Anleihen bergen vergleichsweise geringe Renditechancen und sollten vor einem möglichen Investment genau bedacht werden.
Um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum Zwei-Prozent-Ziel zu gewährleisten, hat die Europäische Zentralbank (EZB) die drei Leitzinssätze zuletzt zum 10. Mai 2023 um jeweils 25 Basispunkte angehoben. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt somit aktuell bei 3,75 Prozent. Zinsentscheidungen der Notenbanken wirken sich auf Ihre Spar- und Anlageprodukte aus. Steigen die Leitzinsen, werden Kredite teurer. Dafür steigt jedoch zugleich die Verzinsung von Anlageprodukten.
Die Höhe des Zinssprungs stellt Banken und Sparkassen vor Herausforderungen. Unter anderem nimmt das Kreditausfallrisiko zu. Um dieses abzufangen, braucht es Vorbereitung und etwas Zeit.
Wir haben in Europa, vor allem in Deutschland, bei Finanzierungen eine Langfristkultur. Das bedeutet, dass Banken und Sparkassen mit sehr vielen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern langfristig sehr niedrige Kreditzinsen vereinbart haben, zum Beispiel bei Erwerb von Wohnimmobilien und Unternehmensinvestitionen. Diese Langfristorientierung verhindert, dass der historisch einmalige starke Zinsanstieg jetzt voll auf die Volkswirtschaft durchschlägt und Kalkulationsgrundlagen für Investitionen drastisch verändert. Das sichert Berechenbarkeit und Stabilität. Es schließt im Gegenzug aber aus, dass die Einlagenzinsen ebenso schnell steigen können wie die Leitzinsen. Die Alternative dazu hat man im Zuge der Finanzkrise vor einigen Jahren bei der Subprime-Krise in den USA gesehen. Dort haben viele Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer ihre Häuser verloren, weil die Zinsen für sie sehr schnell angestiegen sind.
Banken und Sparkassen haben auch während der Negativzinsphase sehr lange gezögert, bis sie damit beginnen mussten, diese auf ihre Kundschaft zu übertragen. Als es betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellbar war, wurden zuerst bei den sehr vermögenden Kundinnen und Kunden sogenannte Verwahrentgelte eingeführt; vor allem, um die breite Masse der Sparerinnen und Sparer davor zu schützen.
Werfen wir einen Blick auf die klassischen Anlageformen – und was die Zinswende für Ihr Geld bedeutet.
Verfügen Sie über ein Tagesgeldkonto, sollten Sie nach wie vor Ihren Finanzpuffer für Notfälle dort verwahren. Für größere Anlagesummen eignet sich dieses Konto in Zeiten hoher Inflation jedoch nach wie vor nicht. Viele Kunden und Kundinnen haben in den vergangenen Jahren niedrige Kreditzinsen und für Immobilien lange Zinsbindungen erhalten. Deswegen können viele Banken und Sparkassen nicht von heute auf morgen höhere Zinsen auf Tagesgeldkonten zahlen, ohne ihre eigene Wirtschaftlichkeit zu gefährden.
Digitale und direkte Banken haben hier ohne Filialen und weitere finanzielle Verpflichtungen ein leichteres Spiel. Zahlt ein Institut für einen begrenzten Zeitraum 2 Prozent oder mehr Zinsen, bleibt der Ertrag gering. Legen Sie beispielweise 1000 Euro Ihres Gelds an, erhalten Sie im Laufe eines Jahres eine Rendite von lediglich 20 Euro. Für kurz- und langfristige Geldanlagen eignen sich deswegen andere Anlageformen wie beispielsweise das Festgeld besser, auch um der aktuell noch hohen Inflation zumindest zum Teil zu trotzen.
2 Prozent Zinsen gleichen über 7 Prozent Inflation nicht aus. Deswegen wird der „reale“ Zinssatz trotz Erhöhung noch länger negativ ausfallen. Diesen realen Zinssatz errechnen Sie, indem Sie die Inflationsrate von Ihrem Zinssatz abziehen. In diesem Beispiel liegt der reale Zinssatz bei -7 Prozent.
Auch das Sparbuch wird in Zeiten der Zinserhöhung wieder als Anlage diskutiert. Doch steht man mit dem kleinen Büchlein vor ähnlichen Herausforderungen wie mit einem Tagesgeldkonto. Sparzinsen können aus den genannten Gründen nur Schritt für Schritt angehoben werden. Sind Kreditinstitute wieder in der Lage, Zinsen weiterzugeben, wird der Anteil dieser Zinsen als „Deposit Beta“ bezeichnet. Je höher der Einlagezins ist, desto größer kann das ausfallen.
Aktien, ETF und Fonds sind wichtige Bestandteile zum Aufbau von Vermögen. Hier sind höhere Renditen als beim Tagesgeldkonto oder Sparbuch möglich. Beispielsweise verzeichnete der deutsche Leitindex DAX seit Anfang Oktober 2022 ein Plus von etwa 25 Prozent.
Mehr noch: Inflation kann für Aktionärinnen und Aktionäre durchaus positiv sein. Höhere Preise bedeuten höhere Gewinne. Entscheidend ist, dass die Unternehmen ihre höheren Kosten an die Kundschaft weitergeben können und ihre Gewinnmarge nicht erheblich sinkt. Dass die Börsen auf lange Sicht beständig gestiegen sind, liegt auch daran, dass es fast immer Inflation gab. Kostete ein Brot in den 60ern noch etwa 1 Mark, sind es heute 4 bis 5 Euro. Eine Bäckerei macht nominell auch entsprechend mehr Gewinn – statt beispielsweise 5 Pfennig, sind es bei gleicher Marge nun 25 Cent. Wäre die Bäckerei all die Jahre börsennotiert gewesen, wären Ihre Aktien auch deutlich im Wert gestiegen.
Wichtig ist dabei, die Geldanlage zu diversifizieren, damit sie nicht nur die Aktien eines Unternehmens halten, das mit den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen nicht so gut zurechtkommt – oder das wegen der steigenden Zinsen in Schwierigkeit gerät. Setzen Sie daher auf Fonds oder ETFs und investieren Sie langfristig, um kurzfristige Konjunkturschwankungen auszugleichen.
Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin gelten im Volksmund als krisensicher. Dabei gehören Sie eher zu den risikoreicheren Anlageformen, denn sie bieten weder Zinsen noch Dividenden. Gewinne können Sie nur bei Kurssteigerungen erzielen. Auch hier ist deswegen ein besonders langer Anlagehorizont nötig, um Schwankungen auszugleichen. Zudem eignen sich Edelmetalle eher zur Beimischung anderer Anlageformen. Da Gold in US-Dollar notiert wird, gehen Sie als Anleger oder Anlegerin neben dem Kursrisiko auch ein Währungsrisiko ein.
Recht unmittelbar beeinflusst der Leitzins Anleihen. Deren Verzinsung verändert sich oft sehr zeitnah mit den Leitzinsen – jedoch nicht 1:1. Der Grund ist, dass der Preis von Anleihen und ihre Zinsen noch von anderen Faktoren abhängen, unter anderem dem Risiko, dass das Unternehmen oder der Staat die Anleihezinsen nicht zahlen kann.
Zum Vergleich: Anfang der Achtzigerjahre erzielte man mit einer zehnjährigen Bundesanleihe 11 Prozent Rendite. Die Inflationsrate lag damals bei 5 Prozent. Diese Voraussetzungen sind heute nicht mehr gegeben. Zwar erhalten Investorinnen und Investoren beim Kauf deutscher Staatsanleihen mittlerweile wieder Zinsen. Aber sie sind real immer noch negativ, da sie weit unter der Inflationsrate liegen.
Genau genommen, sind deutsche Staatsanleihen sogar unattraktiver geworden. Zwar bekommt man aktuell (März 2023) gut 2 Prozent Zinsen für deutsche Staatsanleihen. Da die Inflationsrate aber bei fast 9 Prozent liegt, ist der reale Zins negativ und liegt bei -7 Prozent. Ihre Anlage verliert also an Wert. 2020, als die Inflationsrate bei 0,5 Prozent lag und Staatsanleihen mehr gekostet haben, als sie an Zinsen eingebracht haben, war die reale Rendite nur leicht negativ.
Unter dem Begriff Zinswende versteht man die Änderung des Leitzinses der zentralen Notenbanken. Je nachdem, wie sich die Inflation entwickelt, wird der Zinssatz hierzulande von der Europäischen Zentralbank nach oben oder unten angepasst.
Um die Inflation bei etwa 2 Prozent zu halten, senken oder heben Zentralbanken den Leitzins an.
Senkung des Leitzinses
Wird der Leitzins von der Europäischen Zentralbank gesenkt, werden Bankkredite günstiger. Kreditinstitute leihen sich bei den Zentralbanken Geld – und das zu günstigen Konditionen. Diese können sie weitergeben. Das Aufnehmen von Krediten wird so für Unternehmen und Privatpersonen interessant. Dieses Mittel wird gewählt, wenn eine Deflation droht. Mehr Geld wird in Umlauf gebracht und die Preisstabilität gehalten.
Anhebung des Leitzinses
Wird der Leitzins von der EZB wieder angehoben, mindert das die Menge der sich im Umlauf befindenden Geldmasse. Kredite werden teurer und Sparer und Sparerinnen erhalten im Zweifel wieder höhere Zinsen auf Ihre Geldanlagen und Versicherungsprodukte. Die Inflation wird parallel ausgebremst. Das Risiko: Auch das wirtschaftliche Wachstum kann leiden. Denn Kredite werden auch für Unternehmen teurer, die unter Umständen deswegen geplante Investitionen aufschieben.
Hebt die EZB den Leitzins an, werden Kredite teurer. Das gilt auch für Immobilienfinanzierungen. Planen Sie den Kauf oder Bau eines Eigenheims, sollten Sie erhöhte Finanzierungskosten einplanen oder im Zweifel ein günstigeres Objekt planen oder wählen.
Für die Zentralbanken wie die EZB ist es wichtig, dass sich die Preise stabil entwickeln. Im Euroraum soll dafür die Inflationsrate bei 2 Prozent liegen. Doch im Oktober 2022 lag sie bei 10,4 Prozent – so hoch wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. In Zeiten hoher Inflationsraten sollen Preissteigerungen ausgebremst werden. Dazu dient der Leitzins – beziehungsweise genau genommen drei verschiedene Leitzinssätze – als Steuerungsinstrument.
Das ist eine individuelle Entscheidung ganz nach Ihrer Vorstellung und Ihrem Sicherheitsbedürfnis. Wichtig ist dabei, dass die Rendite Ihrer gesamten Anlagestrategie kurz- oder langfristig über der Inflationsrate liegt, damit Sie Gewinne erzielen. Sollten Sie Unterstützung bei der Auswahl passender Produkte benötigen, sind die Beraterinnen und Berater der Sparkassen gern für Sie da.
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Die nächste Pressekonferenz zu geldpolitischen Beschlüssen der EZB findet im Juni 2023 statt.