Zwei rote Mähdrescher bei der Weizenernte aus der Vogelperpektive.

Mehr als 12 Prozent in zwei Wochen: Angriffe auf Ukraine treiben Getreidepreise trotz Rekordernten

Preise auf Fünfmonatshoch
Da die Ukraine kein Getreide mehr über das Schwarze Meer exportieren kann, steigen die Weltmarktpreise kräftig an. Die Verunsicherung über weitere geopolitische Spannungen bestimmen die Entwicklung, obwohl wichtige Erzeugerländer wie Deutschland, Frankreich und die USA gerade Rekordernten einfahren. Deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher bleiben von den Auswirkungen verschont – vorerst.
Das Wichtigste in Kürze:

Die Weltmarktpreise für Weizen und andere Getreidesorten haben Ende Juli 2023 den höchsten Stand seit fünf Monaten erreicht. Zuvor hatte die russische Armee mit Raketen und Drohnen die Häfen von Odessa am Schwarzen Meer und Reni an der Donau angegriffen. Nach dem Ende des Getreideabkommens wollte der Kreml wichtige Exportrouten für ukrainische Agrarerzeugnisse zerstören. Dank des Abkommens vom Juli 2022 konnte die Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges ein Jahr lang Getreide aus drei Häfen am Schwarzen Meer exportieren. Das Abkommen war zweimal verlängert worden.

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Verteuerung um mehr als 12 Prozent in nur zwei Wochen

Nachdem wichtige Erzeugerländer wie Deutschland, Frankreich und die USA historisch hohe Erträge gemeldet hatten, waren die Getreidepreise zuletzt deutlich gefallen. Schon im Frühjahr gingen die Preise für Weizen zurück, als das US-Landwirtschaftsministerium USDA eine Rekordernte in diesem Jahr prognostizierte. Nach wie vor schätzt das USDA die globale Weizenernte auf knapp 790 Millionen Tonnen – und damit 1,5 Millionen Tonnen mehr als 2022.

Bereits nachdem Russland das Getreideabkommen mit der Ukraine nicht mehr verlängert hatte, verteuerte sich der Weizenpreis binnen Tagen weltweit um mehr als 4 Prozent. Mit Beginn der Bombardierungen stieg er in Europa um weitere 7,5 Prozent auf 254 Euro je Tonne. Die Maispreise kletterten um mehr als 5 Prozent auf 250 Euro je Tonne und Raps machte ebenfalls einen Sprung um gut 5 Prozent auf 503 Euro je Tonne.

Bislang keine Auswirkungen auf Preise in Deutschland

Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Vereinten Nationen (UNO) verurteilten den Ausstieg Russlands aus dem Getreideabkommen ebenso wie die Angriffe auf die ukrainischen Häfen. Sie betonten, dieses Vorgehen verschärfe die globale Ernährungsunsicherheit und treibe die Lebensmittelpreise in die Höhe. Das gelte besonders für afrikanische und arabische Länder. Viele von ihnen leiden schon jetzt darunter, dass Getreide- und Düngerlieferungen aus der Ukraine und aus Russland wegen des Krieges ausfallen.

In Deutschland sind die Lebensmittelpreise zum Teil schon vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine drastisch gestiegen. Wirtschaftsexperten erklären das vor allem mit den Energiepreisen und dem Fachkräftemangel. Die aktuelle Entwicklung habe hingegen bislang keine Auswirkungen auf die Preise in den Supermärkten. Die weltweit anziehenden Preise und die insgesamt steigende Nachfrage könnten aber in den kommenden Wochen auch zu Verteuerungen in Deutschland führen. Allerdings bauen deutsche Landwirte genug Weizen, Mais und Gerste für die eigene Versorgung an und können sogar einen Teil ihrer Produktion exportieren. Lediglich bei Sonnenblumenöl ist Deutschland von Lieferungen aus der Ukraine abhängig.

Stand: 27.07.23

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