Die Deutschen sind Sparweltmeister – und legen ihr Geld trotzdem unverzinst an. De facto verlieren sie Geld, weil die Inflation das Guthaben frisst. Dabei gibt es mit Aktien, aktiv verwalteten Aktienfonds und passiv gemanagten ETFs durchaus Alternativen mit Chancen auf eine vernünftige Rendite. Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft bei der DekaBank, erklärt im Interview die Hintergründe.
Die privaten Haushalte in Deutschland besitzen insgesamt Ersparnisse von mehr als 7 Billionen Euro.
Mehr als 40 Prozent davon liegen auf Giro- und Tagesgeldkonten, wo wegen Niedrigzinsphase und Inflation keine Rendite zu holen ist.
Aktien, aktiv verwaltete Aktienfonds und passiv gemanagte ETFs können für Anlegerinnen und Anleger eine sinnvolle Alternative für den Vermögensaufbau bieten – vor allem aber auch für die Altersvorsorge.
Zwar erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins seit 2022 wieder, doch sind die Zinsen auf Giro- und Tagesgeldkonten niedriger als die Inflationsrate. Das dort angelegte Geld verliert an Wert. Sparerinnen und Sparer, die Vermögen aufbauen wollen und daher Wert auf einen Ertrag legen, müssen also umdenken. Mit Aktien und Aktienfonds sind weiterhin Erträge möglich, die über der Inflationsrate liegen. Denn damit profitieren Sie vom Wachstum der Unternehmen, in die Sie investieren. Dabei haben Sie zwei Möglichkeiten, eine Rendite zu erzielen:
Tipp: Nachhaltigkeitsfonds berücksichtigen neben Rendite, Sicherheit und Liquidität spezielle Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl der Werte im Fonds.
Dr. Holger Bahr leitet seit 2004 die Einheit Volkswirtschaft der DekaBank. Er promovierte zum Thema „Konjunkturelle Gesamtindikatoren“ und ist seit 2014 als Dozent bei der DVFA in Frankfurt und an der Sparkassenakademie Bayern in Landshut tätig.
Dr. Holger Bahr: Natürlich ist das Sparen, vor allem das Wertpapiersparen, sinnvoll. Viele glauben, dass Sparen das Gegenteil von Konsum ist. Ist es aber nicht. Sparen ist auch Konsum – nur eben erst in der Zukunft.
Dies gilt vor allem, wenn ich das gesparte Geld für die Altersvorsorge nutze. Darum ist die Frage, ob sich Sparen lohnt, eine rein rhetorische Frage. Es sei denn, man möchte von der Hand in den Mund leben oder bis zu seinem letzten Tag arbeiten.
… und das ist nur das Finanzvermögen privater Haushalte. Dazu kommt noch Immobilienvermögen. Das ist erst einmal schön. Wenn gespart wird, kann investiert werden. Zu einer Wirtschaft passt Sparen gut.
Rund 40 Prozent von diesen über 7 Billionen Euro ist Bargeld oder liegt auf Giro- oder Tagesgeldkonten. Sicheren, aber völlig unverzinsten Anlagen, mit denen man nicht einmal die Inflation ausgleicht.
Ja. Aber dazu gibt es überhaupt keinen Grund.
Ja. Die Leute spielen Lotto – trotz einer 97-prozentigen Chance auf Totalverlust. Das schaffen Sie mit Wertpapieren nie – zumindest nicht, wenn Sie in seriöse Fonds angelegt haben.
Offenkundig ist es so, dass viele Menschen ein unermessliches Problem damit haben, wenn der Wert einer Geldanlage – und wenn auch nur für eine ganz kurze Zeit – sinkt. Dieses Misstrauen ist wahrscheinlich in der Finanzkrise nochmal verstärkt worden.
Weil es zu wenige Leute gibt, die auf Menschen zugehen und auch auf offene Ohren stoßen, in dem Sinne, dass Menschen sich mit ihrem Geld beschäftigen.
Nur jeder Sechste hat Aktien oder einen Aktienfonds. Das ist sehr wenig, denn: Das absolute Argument für Aktien und Aktienfonds ist die Altersvorsorge. Sparen für die Altersvorsorge heißt langfristiges Anlegen. Wir reden hier von einem Zeithorizont von bis zu 30 Jahren. Es muss immer wieder verdeutlicht werden, dass Kursschwankungen zwar zum Wesen von Aktien gehören, aber wer einen langen Atem hat und den Teil des Vermögens anlegt, der nicht unmittelbar zum Beispiel für Anschaffungen benötigt wird, ist selbst in unruhigeren Zeiten wie wir sie gerade erleben, mit Aktien am besten gefahren.
Deshalb ist es mir unbegreiflich, wie man es verantworten kann, einem Neugeborenen heute etwas anderes als einen Aktienfonds-Sparplan zu geben.
Wir kommen in Deutschland aus einer Welt, in der man mit Finanzvermögen auch Schiffbruch erleiden konnte, zumindest mit liquiden Mitteln. Denken Sie an die Währungsreform, das ist noch gar nicht so lange her.
Und: Wir haben die gesetzliche Rentenversicherung. Da wurde uns gesagt, die Rente ist sicher. Ist sie auch. Aber ein Drittel der laufenden Rentenzahlungen wird schon heute aus dem Staatshaushalt zugeschossen.
Das heißt: Die Rente wird auch an die nächsten Generationen ausbezahlt, aber einfach weniger. Oder die Rentner der Zukunft müssen länger arbeiten, oder alles zusammen. Das mit der sicheren Rente, das sitzt noch ganz, ganz tief.
Der Wertpapierbesitz steigt. In der Corona-Krise ist das Interesse an Aktien definitiv gestiegen. Aber von einer ausgeprägten Aktienkultur würde ich noch nicht sprechen wollen. Es gibt in Deutschland noch immer mehr Lebensversicherungen als Einwohner, und sehr viele Bausparverträge.
Wir sind sehr gut abgesichert. Aber man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Mir ist wichtig, dass hinter dem Investieren in Aktien eine innere Haltung steckt, und nicht die Angst vor Strafzinsen.
Als Volkswirt rate ich Ihnen zu Wertpapieren und zu einer bunten Mischung über die wichtigsten Anlageklassen: Das ist ein ordentlicher Schluck Aktien, dazu auch festverzinsliche Wertpapiere und ein Teil Immobilienfonds.
Und: Eine der günstigsten und einfachsten Absicherungen gegen tägliche Schwankungen ist die Verteilung auf unterschiedliche Anlagetage. Auf jeden Fall würde ich dann noch empfehlen, einen Aktienfondssparplan anzuhängen, in den regelmäßig ein fester Betrag eingezahlt wird.
Es wird gegen Ende der Amtszeit von Christine Lagarde sein, dass die EZB die Zinsen erhöht. Also nicht vor 2024. Aus den bisherigen Aussagen ist aber zumindest davon auszugehen, dass wir keine weiteren Zinssenkungen mehr erleben.
Das aktuelle Zinsniveau ist für kein Geldinstitut schön. Aber: Wir möchten auch wissen, was passiert wäre, hätten die Notenbanken anders reagiert und die Zinsen nicht gesenkt.
Wenn man Aktienfonds hat, kann einen jedenfalls überhaupt nichts nervös machen. Vor 100 Jahren stand der Dow-Jones-Index bei 80 Punkten – heute ist er bei annähernd 36.000 Punkten. Und in den 100 Jahren ist wirklich sehr viel passiert. Für die nächsten 97 Jahre gibt es eine Prognose von Warren Buffet mit einem Dow-Jones von einer Million. Ich finde, Aktien zu haben ist wie reich werden. Nur krasser.
Dieser Beitrag stammt aus dem Jahr 2021 und basiert auf einem mit der Passauer Neuen Presse geführten Interview.
Aktien sind Anteile von börsennotierten Unternehmen. Wenn Fondsmanagerinnen und -manager diese gezielt auswählen und zu einem „Paket“ zusammenstellen, das sie regelmäßig anpassen, wird das als aktiv verwalteter Aktienfonds bezeichnet. Das Ziel dieser Auswahl: Durch die Zusammenstellung der jeweiligen Aktien soll eine besonders hohe Rendite erzielt werden. Der Fonds soll also möglichst gut performen. Weil immer gleich mehrere Aktien in einem Aktienfonds enthalten sind, ist das Risiko geringer als beim Kauf einzelner Aktien. Denn es verteilt sich, sodass einzelne Ausfälle ausgeglichen werden können. Das Fondsmanagement kann außerdem je nach Risikobereitschaft und Sicherheitsbedürfnis der Anlegerinnen und Anleger Fonds passend für verschiedene Anlegertypen auflegen.
Aktienfonds enthalten eine Vielzahl von Aktien. Sie sind sozusagen Aktienpakete, die nach bestimmten Kriterien zusammengestellt wurden. Indem Sie in einen Fonds investieren, investieren Sie also immer gleich in mehrere Werte. Beim Kauf einzelner Aktien ist das nicht der Fall.
Ein Aktienfonds umfasst eine Vielzahl von Aktien. Steigen diese im Kurs oder schütten die Unternehmen, deren Aktien im Fonds sind, Dividenden aus, profitieren davon die Aktionärinnen und Aktionäre. Im Gegensatz zum Kauf von Einzelaktien sind Aktienfonds weniger riskant, weil Kursschwankungen einzelner Aktien in einem breit gestreuten Fonds besser ausgeglichen werden können. Die Anlegerinnen und Anleger können jederzeit kaufen oder verkaufen. Aktienfonds eignen sich für die mittel- bis langfristige Geldanlage.
Die Anzahl ist je nach Fonds unterschiedlich. Wichtig ist neben einer ausreichend großen Anzahl, dass die Aktien breit gestreut sind, um das Risiko von Kursschwankungen zu verringern. Das kann zahlreiche Titel, Branchen und Länder umfassen.
Aktiv gemanagte Fonds können Sie bei einer Sparkasse, Bank oder Fondsgesellschaft kaufen. Wenn Sie bereits ein Depot haben, geht das auch online. Sie haben noch kein Depot? Ihr Sparkassen-Berater oder Ihre -Beraterin hilft Ihnen gern dabei, ein Depot bei der DekaBank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen, zu eröffnen.
In der Niedrigzinsphase liegen die Zinsen für herkömmliche Sparprodukte meist unterhalb der Inflationsrate. Das bedeutet: Beim Sparen verliert Ihr Geld schleichend an Wert. Nur wenn die Rendite höher ist als die Inflationsrate, lässt sich das vermeiden.
Mit Aktien haben Sie eine Chance auf eine höhere Rendite. Allerdings kann der Kauf einzelner Aktien riskant sein. Aktiv gemanagte Aktienfonds werden von einem professionellen Fondsmanagement zusammengestellt. Sie können also von den Chancen auf eine hohe Rendite profitieren, ohne sich selbst auskennen zu müssen.
Die Investmentfonds berücksichtigen neben einer möglichst guten Performance auch Kriterien wie ein bestimmtes Risikoprofil oder Nachhaltigkeit der Unternehmen, in deren Aktien investiert wird. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Geldanlage auch wirklich zu Ihnen passt.
Es fallen ein einmaliger Ausgabeaufschlag sowie laufende Kosten an. Die Höhe der Kosten ist je nach Fonds-Anbieter unterschiedlich. Eine Übersicht finden Sie jeweils in den Anlegerinformationen zum Fonds.
Tipp: Das Investment in Indexfonds ist besonders günstig. Erfahren Sie mehr über den Unterschied zwischen aktiv gemanagten Fonds und ETFs .
Fonds sind für alle geeignet, die mittel- bis langfristig Geld anlegen möchten und dabei Wert auf eine Rendite legen. Dabei gibt es je nach Risikobereitschaft beziehungsweise Sicherheitsbedürfnis unterschiedliche Fonds, sodass Sie ein passendes Produkt für Ihre Bedürfnisse finden können.