Nahaufnahme von einem Haufen zwei Euro-Cent Münzen

Pennystocks: 6 wichtige Fakten zu Aktien unter einem Euro

Wertpapierwissen
Sind Aktien mit einem Kurs von unter einem Euro notiert, handelt es sich um sogenannte Pennystocks. Sie gelten oft als spekulative und riskante Geldanlage. Warum eigentlich?

Die Börsenkurse des US-Unternehmens Berkshire Hathaway, dessen Vorsitzender der berühmte Investor Warren Buffet ist, brechen regelmäßig Rekorde. Aktuell liegt der Kurs bei rund 400 US-Dollar (Stand: 12.02.2024). Die kanadische Arzneimittelkette Cybin hat zeitgleich einen Aktienkurs von um die 0,30 US-Dollar – und gehört damit zu den Pennystocks.

Nun stellt sich die Frage: Halten Sie es rein statistisch betrachtet für wahrscheinlicher, dass der Kurs von Berkshire Hathaway von rund 400 auf 800 US-Dollar steigt oder dass der von Cybin von 0,30 auf 0,60 US-Dollar steigt? Obwohl beides einer Kurssteigerung von 100 Prozent entspräche, wird so mancher ohne weitere Information zu den Unternehmen zunächst zu Letzterem tendieren: 30 Cent werden doch zu schaffen sein? Doch seien Sie generell vorsichtig mit vorschnellen Reaktionen. Es gilt, genau zu recherchieren – und einige Aspekte in die Überlegungen mit einzubeziehen.


Das Wichtigste in Kürze:

Definition: Das sind Pennystocks

Der Begriff „Pennystocks“ stammt aus dem Englischen. Wörtlich übersetzt bedeutet er so viel wie „Pfennigaktien“. Damit sind Aktien mit einem besonders niedrigen Börsenkurs gemeint. In Deutschland ist davon oft die Rede, wenn die Aktien unter einen Kurs von einem Euro fallen. In den Vereinigten Staaten bezeichnet der Begriff typischerweise Aktien mit einem Kurs unter 5 US-Dollar.

6 Fakten zu Pennystocks

Niedriger Kurs bedeutet nicht automatisch günstige Aktie.

Normalerweise können börsengelistete Unternehmen Kapital beschaffen, indem sie über eine Kapitalerhöhung neue Aktien ausgeben. Dabei dürfen die Aktien einen Nennwert von einem Euro aber im Regelfall nicht unterschreiten. Pennystocks schaffen diesen Nennwert nicht. Damit können die Unternehmen an den großen Börsen in vielen Fällen nicht teilhaben. Wenn sie nicht zum regulierten Markt zugelassen sind, nutzen sie oft den Open Market (früher: Freiverkehr).

Dieser bietet für Anlegerinnen und Anleger weniger Schutz: Die herkömmlichen Informationspflichten gelten nicht oder nur eingeschränkt. Es kann unterschiedliche Gründe haben, wenn sich Aktien dort wiederfinden: Möglicherweise steht das Unternehmen kurz vor der Insolvenz. Oder steckt in einer enormen Krise. Vielleicht hat es sein operatives Geschäft auch schon eingestellt. Sie haben es bei Pennystocks also in aller Regel nicht mit gesunden und gut aufgestellten Unternehmen zu tun. Das erhöht grundsätzlich Ihr Risiko.

Nun könnten Sie argumentieren, dass das kein großes Risiko ist, wenn man nur eine geringe Stückzahl für ein paar Euro kauft. Einerseits stimmt das, wenn Sie das Geld nicht brauchen. Andererseits geht es Anlegerinnen und Anlegern darum, ihr Geld zu vermehren. Auch wenn Sie nur 30 Euro für die Pennystocks selbst ausgeben, zahlen Sie für solche Transaktionen oft Orderentgelte um die 10 Euro. Sie geben also zunächst um die 40 Euro für Aktien aus, die insgesamt 30 Euro wert sind. Sie müssen sich also relativ sicher sein, dass der Kurs deutlich steigt.

Hinzu kommt, dass das Handelsvolumen von Pennystocks häufig gering ist. Das kann bedeuten, dass Sie beim Verkauf auf wenige Interessenten oder Interessentinnen stoßen. Wer schnell verkaufen will, findet dadurch möglicherweise keinen Käufer oder eine Käuferin zum gewünschten Preis. Ein niedriger Kurs bedeutet also nicht automatisch, dass Sie hier etwas günstiger bekommen.

Schon geringe Kursveränderungen haben in der Welt der Pennystocks riesige finanzielle Auswirkungen.

Fakt Nummer 2 lässt sich gut anhand eines Rechenbeispiels erklären: Spekulant Stephan kauft sich für 1.000 Euro (plus Gebühren) Pennystocks eines Unternehmens zum Kurs von 50 Cent pro Stück. Er hält also 2.000 Aktien des Unternehmens. Nun fällt der Aktienkurs minimal um 3 Cent – auf 47 Cent pro Stück. Durch diese geringe Kursveränderung haben Stephans Aktien aufgrund seiner hohen Stückzahl nun nur noch einen Wert von 2.000 x 0,47 = 940 Euro. Der Verlust beträgt 60 Euro beziehungsweise 6 Prozent der Anlage.

Anlegerin Anne kauft ebenfalls für 1.000 Euro (plus Gebühren) Aktien, jedoch keine Pennystocks. Sie wählt ein etabliertes Unternehmen, dessen Aktienkurs aktuell bei 100 Euro liegt. Sie bekommt für ihr Geld also 10 Aktien. Nun fällt der Aktienkurs wie bei Stephans Aktie minimal um 3 Cent – auf 99,97 Euro. Dieselbe geringe Kursveränderung wie bei Stephan hat für Anne jedoch geringere finanzielle Auswirkungen. Denn: Annes Aktien haben nun einen Wert von 10 x 99,97 Euro = 999,70 Euro. Der Verlust beträgt 30 Cent beziehungsweise 0,03 Prozent der Anlage.

Geringe Kursveränderungen schlagen also beim gleichen finanziellen Gesamteinsatz bei Pennystocks finanziell stärker durch als bei anderen Aktien. Das gilt im Fall von Gewinnen ebenso wie bei Verlusten. Totalverluste sind möglich, wenn es zu einem Börsenrückzug (auch: Delisting) kommt und die Anlegerin oder der Anleger die Aktie dann noch halten.

Pennystocks weisen oft hohe Kursschwankungen auf.

Bei Pennystocks können schon geringe Kursveränderungen finanziell große Effekte haben(vergleiche Fakt 2). Daher versuchen Spekulantinnen und Spekulanten oft, die Kurse kurzfristig hochzutreiben und die Wertpapiere dann rasch wieder zu verkaufen. Das hat hohe Kursschwankungen zur Folge.

Außerdem wichtig zu wissen: Nicht immer lassen sich Pennystocks einfach verkaufen. Wenn der Kurs der Aktie  im Keller ist, weil das Unternehmen kurz vor der Insolvenz steht, ist das allgemeine Interesse am Kauf verständlicherweise gering. Die Anlegerinnen und Anleger, die sich davon nicht abschrecken lassen, suchen gezielt nach Aktien mit dem Potenzial von Kurssteigerungen. Dafür gilt es zunächst, den Grund für den geringen Kurs besser zu verstehen – um daraus auf ein mögliches Potenzial in der Zukunft zu schließen oder darauf, um diesen Aktienkauf besser einen Bogen zu machen.

Die Marktkapitalisierung kann einen ersten Anhaltspunkt geben.

Bitte, was? Die Marktkapitalisierung sagt aus, wie viel ein Unternehmen gerade an der Börse wert ist. Das lässt sich einfach berechnen: Multiplizieren Sie den Kurswert zum jeweiligen Zeitpunkt mit der Anzahl an Aktien, die das Unternehmen insgesamt ausgegeben hat. Das Ergebnis ist die Marktkapitalisierung.

Kurswert x Gesamtaktienanzahl des Unternehmens = Marktkapitalisierung

Das Ergebnis kann ein erstes Indiz dafür liefern, warum der Kurswert aktuell so gering ist: So heißt ein niedriger Kurswert nicht automatisch, dass das Unternehmen einen geringen Wert hat. Das ist zwar möglich, aber nicht zwangsläufig so. Denn das Unternehmen kann auch einfach extrem viele Aktien ausgegeben haben. Aktienkurse sind schließlich abhängig von Angebot und Nachfrage: Ist das Angebot groß – weil viele Aktien ausgegeben werden –, sinkt die Nachfrage. Und damit fällt der Kurswert. Die Marktkapitalisierung kann Ihnen also einen ersten Anhaltspunkt dabei geben, den Aktienkurs besser zu verstehen und mit anderen Kursen zu vergleichen. 

Wer in Pennystocks investiert, muss seine Hausaufgaben machen.

Mit der Markkapitalisierung (vergleiche Fakt 4) allein haben Sie als Anleger oder Anlegerin noch keine Möglichkeit, das Unternehmen selbst zu verstehen. Insbesondere bei hochspekulativen Anlageformen mit hohen Verlustrisiken sollten Sie die Unternehmen vor einer Investition genau analysieren. Dafür brauchen Sie nicht nur verlässliche Informationen zu finanziellen Kennzahlen, sondern auch zu Unternehmensentscheidungen, Trends, Branchen- und politischen Entwicklungen.

Behalten Sie im Hinterkopf: Häufige Gründe, warum Aktien so geringe Kurse aufweisen, sind Missmanagement und eine drohende Insolvenz. Natürlich ist das nicht immer so. Es kann auch andere Ursachen dafür geben. Wer in Pennystocks investiert, sucht die Nadel im Heuhaufen.

Es gibt Alternativen zur Nadel im Heuhaufen. 

Sie wollen Aktien kaufen? Mit einem im Vergleich zum Handel einzelner Pennystocks sicheren Aktiensparplan, ETF¹- oder Fondssparplan können Sie ebenfalls bereits mit kleinen Summen an den Entwicklungen an der Börse teilnehmen. Wenn die Kurswerte einer Aktie über Ihrem finanziellen Einsatz liegen, können Sie per Sparplan Aktienanteile kaufen. Aktienhandel ist also grundsätzlich auch ohne Pennystocks für jeden Geldbeutel zugänglich.  

Mit einem Aktiensparplan investieren Sie jeweils in Einzelaktien oder Aktienanteile eines bestimmen Unternehmens. Das Verlustrisiko durch fallende Kurse können Sie verringern, indem Sie die Anlage gezielt auf mehrere Unternehmen und unterschiedliche Branchen verteilen, die möglichst nicht voneinander abhängig sind. Dafür können sich auch Fonds- oder ETF-Sparpläne eignen.

Beim Fondssparplan übernimmt ein professionelles Fondsmanagement die Auswahl der Titel für Sie. Dabei muss es sich nicht nur um Aktien handeln. Indem Sie Ihre Investitionen auf mehrere Anlageklassen verteilen, können Sie die Chancen steigern, mögliche Verluste in einem Bereich mit Gewinnen anderer Bereiche wieder wettzumachen – und Ihr Portfolio stabilisieren.

Auch ETFs sind Fonds. Bei diesen übernimmt jedoch kein Fondsmanagement die Auswahl. Sie bilden Indizes automatisiert nach, also zum Beispiel den Deutschen Aktienindex (DAX). Steigt der DAX, steigt auch der Kurs des jeweiligen ETFs auf den DAX. Fällt der DAX, fällt der ETF. 

Übersicht: Das sind die Vor- und Nachteile von Pennystocks

Vorteile

Vorteile

  • Chancen auf hohe kurzfristige Gewinne

  • geringer Kapitaleinsatz möglich

Nachteile

Nachteile

  • hohes Verlustrisiko

  • möglicher Totalverlust der Anlage

  • bei Handel außerhalb der großen Börsen geringere Regularien, dadurch höheres Betrugsrisiko

  • als mittel- oder langfristige Geldanlage meist ungeeignet

  • oft  hohe Gebühren

¹ETFs sind Exchange Traded Funds oder börsengehandelte Indexfonds.

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Häufige Fragen zu Pennystocks

Pennystocks (auch: Penny Stocks) sind Aktien mit einem besonders niedrigen Kurswert. Hierzulande sind typischerweise Aktien mit einem Kurs von unter einem Euro gemeint. In den USA fallen häufig Aktien unter 5 US-Dollar darunter.

Es ist möglich, dass Sie mit Pennystocks Geld verdienen können – jedoch meist unwahrscheinlich. Ist der Kurswert eines Unternehmens bei weniger als einem Euro angelangt, steckt es oft in einer schweren Krise, kurz vor oder mitten in der Insolvenz. Der Kurs schlägt durch Spekulation noch aus, doch eine dauerhafte Rückkehr in die Gewinnzone ist in der Regel nicht zu erwarten.

Pennystocks sind dadurch mit einem besonders hohen Risiko verbunden. Erfolgreiches Investieren erfordert eine gründliche Recherche, eine gute Marktkenntnis und eine hohe Risikotoleranz. Letztlich sollten sich Investorinnen und Investoren bewusst sein, dass das Investieren in Pennystocks hochspekulativ bleibt und nicht selten zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen kann. Für Aktieneinsteiger und Aktieneinsteigerinnen sind Pennystocks nicht geeignet.

Pennystocks bergen eine Reihe von Risiken, die Investorinnen und Investoren sorgfältig abwägen sollten. Dazu gehören vor allem die folgenden:

  • Marktvolatilität und geringes Handelsvolumen: Pennystocks erfahren oft hohe Kursschwankungen, was zu einem hohen Verlustrisiko führen kann. Das häufig geringe Handelsvolumen kann es zudem schwierig machen, Positionen zu einem gewünschten Preis zu öffnen oder zu schließen.
  • Begrenzte Informationen: Unternehmen, deren Aktien als Pennystocks gehandelt werden, veröffentlichen in manchen Fällen weniger Informationen. Das erschwert eine fundierte Investitionsentscheidung. Das Fehlen von transparenten Finanzberichten und anderen Unternehmensdaten erhöht das Risiko von Fehlinvestitionen.
  • Höheres Betrugsrisiko: Werden Pennystocks außerhalb des regulierten Markts der großen Börsen gehandelt, gelten geringere Regularien. Dadurch kann einfacher betrogen werden, etwa durch gezielte Falschinformationen.
  • Spekulativer Charakter: Investments in Pennystocks sind oft hochspekulativ.
  • Delisting: Kommt es zum Börsenrückzug und die Investierenden halten die Aktien noch, kann das den Totalverlust der Anlage zur Folge haben, wenn ein Verkauf auf anderem Weg nicht mehr möglich ist.

Einige Pennystocks können über die großen Börsen gehandelt werden. Privatanlegerinnen und Privatanleger haben darauf über ihr Wertpapier-Depot Zugriff.

Bei anderen beschränkt sich der Handel auf den Open Market (früher: Freiverkehr). Für Anlegerinnen und Anleger besteht dort gegenüber dem regulierten Markt deutlich weniger Schutz. Viele Pennystocks werden außerdem per Direkthandel auf sogenannten Over-the-Counter-Märkten (OTC-Märkten) angeboten. Diese Plattformen ermöglichen den Handel von Aktien, die nicht die Notierungsanforderungen für größere Börsen erfüllen. Für Anlegerinnen und -anleger ist darüber auch der Verkauf oft schwierig.

Bevor Sie in Pennystocks investieren, ist es wichtig, die mit dem jeweiligen Markt oder Broker verbundenen Gebühren, die Liquidität der Aktien und die Verfügbarkeit von verlässlichen Informationen zu prüfen. Aufgrund der höheren Risiken und der gegebenenfalls geringeren Regulierungen im Bereich der Pennystocks ist eine gründliche Prüfung unerlässlich.

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