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Blick auf Frankfurt. Im rechten Bildteil ist die EZB zu sehen.

Europäische Zentralbank: Wie der Leitzins Ihr Leben beeinflusst

So steuert die EZB die Geldpolitik
Der EZB-Rat beeinflusst mit dem Leitzins die Kreditkosten und das Sparverhalten im Euroraum, um Inflation und Konjunktur im Gleichgewicht zu halten. So wirken sich die Zinsentscheidungen auf Darlehen, Anlagen und Immobilienpreise direkt aus und sind ein zentrales Thema für Ihre Finanzplanung.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Die EZB legt die Höhe des leitenden Zinssatzes im Euroraum in Prozent fest.

  • Ein niedriger Leitzins macht Kredite preiswerter und beeinflusst somit die Zinsen für private Kunden.

  • Gleichzeitig orientieren sich auch die Zinsen bei Sparguthaben und anderen Geldanlagen am Leitzinsniveau.

Aufgabe und Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es, dass sich die Preise im Euroraum stabil entwickeln. Dafür soll die Inflationsrate möglichst im sogenannten Zielkorridor von rund 2 Prozent liegen. 2022 war sie zeitweise auf mehr als 8 Prozent gestiegen und war damit so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro. Um die Preissteigerungen abzubremsen, dient der EZB-Leitzins – genau genommen sind es drei verschiedene Leitzinssätze – als Steuerungsinstrument.

Der dafür zuständige EZB-Rat hat den Hauptrefinanzierungssatz in den Jahren 2024 und 2025 auf zuletzt 2,15 Prozent gesenkt. Der Einlagezinssatz liegt nunmehr bei 2,0 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 2,4 Prozent. Seit Juni 2025 hat es keine weiteren Veränderungen mehr gegeben. Die Inflation liegt nun wieder bei etwa 2 Prozent.

Der EZB-Rat
Wer entscheidet über den Leitzins?

Der EZB-Rat besteht aus den sechs Mitgliedern des Direktoriums der EZB (Präsident, Vizepräsident und vier weitere Mitglieder) und den Präsidenten der nationalen Zentralbanken der aktuell 20 Euroländer. Gemeinsam legen sie die geldpolitische Ausrichtung im Euroraum fest. Über die Leitzinsen entscheidet der EZB-Rat in der Regel alle sechs Wochen in regulären Sitzungen.

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bei diesem Prozentsatz sollte die Inflationsrate im Optimalfall liegen.

Zinspolitik der Zentralbanken steuert die Wirtschaft

Üblicherweise steigen die Preise schnell, wenn die Wirtschaft brummt und viel gekauft wird, also die Nachfrage hoch ist. Dann erhöhen die Notenbanken die Zinsen, um die Nachfrage und damit den Anstieg der Preise abzubremsen. Flacht bei langsamerem Wachstum der Preisanstieg ab, können sie die Zinsen senken.

Mit niedrigen Zinsen werden zum Beispiel Finanzierungen für Investitionen günstiger. Die Wirtschaft kommt in Schwung, die Nachfrage zieht an – und damit steigt die Inflation, auch Teuerungsrate genannt.

Historische Niedrigzinsphase und die Zinspolitik der EZB

Während der Finanzkrise und der Staatsschuldenkrise Griechenlands begannen die Europäische Zentralbank und andere Notenbanken weltweit, die Leitzinsen drastisch zu senken. Sie hatten Sorge, dass (vereinfacht formuliert) wegen der großen Unsicherheiten niemand mehr Geld verleihen und das Wirtschaftsleben gänzlich zum Stillstand kommen würde.

Eine derartig lange Phase des Niedrigzinses gab es noch nie zuvor: Der EZB-Leitzins wurde seit 2008 von 4,25 Prozent kommend wiederholt gesenkt. Im März 2016 erreichte er 0 Prozent und blieb bis Mitte 2022 auf diesem Niveau. Der Einlagesatz war zeitweilig sogar negativ.

Gefahr für Staaten
Schulden werden teurer

Steigen die Zinsen, wird die Refinanzierung von Staatsschulden teurer. In Zeiten niedriger Zinsen konnten sich Regierungen besonders günstig verschulden. Aktuell betrifft das auch Deutschland, das zur Finanzierung von Klimaprogrammen, Verteidigungsausgaben und sozialpolitischen Maßnahmen neue Schulden aufnimmt.

Ein Rechenbeispiel: Der deutsche Staat hat im Jahr 2025 rund 1,6 Billionen Euro an ausstehenden Bundesanleihen. Schon 1 Prozentpunkt höhere Zinsen bedeuten langfristig zusätzliche Zinskosten von etwa 16 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Das entspricht fast dem gesamten Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. 

Erst im Juli 2022 erhöhte der EZB-Rat nach 11 Jahren wieder den Leitzins, weil die Teuerungsrate nach oben schoss. Bis zum Herbst 2023 hob der Rat den Hauptrefinanzierungssatz auf 4,25 Prozent an. Den Einlagesatz legte er auf 3,75 Prozent fest. Damit sollte die Inflation wieder auf ihr mittelfristiges 2-Prozent-Ziel sinken. Denn höhere Zinsen schwächen die Wirtschaft und das führt für die Unternehmen zu weniger Möglichkeiten, die Preise zu erhöhen. Seit die Preissteigerungen nachgelassen haben, senkt die EZB die Leitzinsen seit Sommer 2024 wieder. 

Die 3 Leitzinssätze der EZB

In den Medien ist oft vom „Leitzins der EZB“ die Rede. Tatsächlich legt die Europäische Zentralbank aber drei verschiedene Leitzinssätze fest:

  1. den Hauptrefinanzierungssatz
  2. den Spitzenrefinanzierungssatz
  3. den Einlagesatz

Der Hauptrefinanzierungssatz

Wenn vom „Leitzins der EZB“ die Rede ist, ist in der Regel der Hauptrefinanzierungssatz gemeint. Er sagt aus, zu welchen Konditionen die Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank Geld ab einer Woche Laufzeit leihen können.

Der Spitzenrefinanzierungssatz

Zu diesem Zinssatz können sich Geschäftsbanken bei der EZB sehr kurzfristig (über Nacht) Geld leihen.

Der Einlagesatz

Zu diesem Zinssatz (auch Einlagenzins) können Geschäftsbanken bei der EZB sehr kurzfristig (über Nacht) Geld parken.

Auswirkung auf Geldanlagen

Die Zinsentscheidungen der Notenbanken haben Auswirkungen auf Ihre Finanzen: Eine Senkung lässt zwar Kredite preiswerter und somit attraktiver werden. Zugleich reduziert sie die Verzinsung von Anlageprodukten.

Gerade wenn sich der Leitzins langfristig auf einem niedrigen Niveau bewegt, haben Sparerinnen und Sparer wenig Möglichkeiten ihr Geld auf dem Sparbuch oder auf dem Tagesgeldkonto zu vermehren. Alternative Formen der Geldanlage in Sachwerten wie Fonds, Aktien oder Immobilien helfen hingegen beim Vermögensaufbau.

Tipp: Je nachdem, wie langfristig Sie Ihr Geld anlegen möchten, lohnt es sich, die aktuelle Zinsentwicklung regelmäßig zu beobachten. So können Sie Ihre Anlageform flexibel den Marktbedingungen anpassen und gezielt auf Veränderungen reagieren. Sparkassen, Banken, Unternehmen, Verbraucher und Verbraucherinnen haben nun die Möglichkeit, sich auf die neue Situation einzustellen. Die Berater und Beraterinnen der Sparkassen beantworten Ihnen gern Ihre Fragen.

Auswirkungen auf das Tagesgeld

Der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagesatz haben bei den Kreditinstituten vor allem Auswirkungen auf die Zinsen beim Tagesgeld: Denn braucht eine Sparkasse oder Bank sehr kurzfristig Geld, bekommt sie es bei der EZB zum Spitzenrefinanzierungssatz. Sie würde deshalb nicht bereit sein, bei anderen Wettbewerbern für einen kurzfristigen Kredit nicht mehr bezahlen als diesen Zinssatz.

So müssen Banken und Sparkassen also günstiger bleiben, um ein Geschäft abzuschließen. Dadurch ist der Spitzenrefinanzierungssatz faktisch die Obergrenze für Zinsen beim Tagesgeld.

Beim Einlagesatz ist es genau umgekehrt: Die Kreditinstitute können zu diesem Satz kurzfristig Geld bei der EZB anlegen. Sie würden bei ihren Wettbewerbern nicht weniger Zinsen akzeptieren, wenn sie bei der EZB mehr bekommen. In Zeiten negativer Zinsen gilt: Sie würden nicht woanders mehr bezahlen, wenn es bei der EZB günstiger wäre.

Die Banken und Sparkassen müssen also mehr Zinsen (beziehungsweise weniger negative) bieten, um ein Geschäft abzuschließen. Dadurch bildet der Einlagesatz faktisch den minimalen Zinssatz für Tagesgeld.

Auswirkungen auf die Baufinanzierung

Der wichtigste Leitzins der EZB ist der Hauptrefinanzierungssatz. Bei einer Zinssenkung dieses Satzes können die Kreditinstitute günstiger Geld bei der Zentralbank leihen. Ein Zinsanstieg bedeutet zumeist steigende Kosten für Finanzierungen. Banken und Sparkassen berücksichtigen die Zinsen – und deren Veränderungen – bei neuen Abschlüssen. Möglicherweise reagieren Institute unterschiedlich stark und unterschiedlich schnell, weil sie untereinander in Wettbewerb stehen.

In der Niedrigzinsphase konnten viele Kundinnen und Kunden außergewöhnlich günstig Kredite aufnehmen für den Kauf oder Umbau von Immobilien, also Häuser oder Wohnungen. Mit steigenden Zinsen werden Preisvergleiche und Förderprogramme wieder wichtiger.

Tipp:

In Zeiten günstiger Baufinanzierungen lohnt sich eine lange Zinsbindung. So vermeiden Sie, dass Sie am Ende der Laufzeit über eine hohe Restschuld eine Anschlussfinanzierung zu höheren Zinsen abschließen müssen – wenn die Zinsen für Darlehen bis dahin gestiegen sind. Wer den Immobilienkauf oder eine energetische Sanierung erst in Zukunft plant, kann sich mit einem Bausparvertrag die aktuell niedrigen Zinsen für später sichern, denn diese werden voraussichtlich weiter steigen.

Auswirkungen der Zinsänderungen

Die EZB-Zinspolitik der Jahre 2024 und 2025 ist einerseits für Kreditnehmer, Sparerinnen und Investorinnen von Bedeutung. Denn die Veränderungen des Leitzinses wirken sich eben auch direkt auf Hypothekenzinsen, Sparangebote und die Entwicklungen an den Finanzmärkten aus. Andererseits betreffen sie die Verbraucherinnen und Verbraucher auch in ihrem Alltag. Denn die Zinsen beeinflussen neben Krediten und Sparanlagen unter anderem Konsumfinanzierungen, Leasingraten, Dispozinsen und (indirekt) sogar Strom- und Gaspreise.

Die niedrigeren Zinsen auf Sparkonten und Festgeldanlagen bewegen Anlegerinnen und Anleger erfahrungsgemäß dazu, verstärkt in risikoreichere Anlagen wie Aktien oder Immobilien zu investieren. Für Immobilienkäufer bieten sich durch niedrigere Hypothekenzinsen günstigere Finanzierungsmöglichkeiten. Das kann zu steigenden Immobilienpreisen führen.

Gleichzeitig stimulieren die Zinssenkungen die Wirtschaft durch günstigere Kredite und können Exporte fördern. Das birgt aber das Risiko von Vermögensblasen und Herausforderungen für die private Altersvorsorge.

Augen auf – und professionelle Beratung nutzen

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist ein Balanceakt zwischen Stabilität und Wachstum. Der Leitzins ist dabei das zentrale Steuerinstrument, das direkten Einfluss auf Ihre Kredite, Sparzinsen oder Immobilienpreise nimmt. Nach Jahren historischer Tiefststände signalisieren die jüngsten Zinssenkungen der Jahre 2024 und 2025 eine vorsichtige Entspannung der Inflationslage.

Doch ganz gleich, ob Sie Geld anlegen oder einen Kredit benötigen. Als Verbraucherin oder Verbraucher sollten Sie die wechselnden Zinsentwicklungen weiterhin genau beobachten. Gut informiert ist es einfacher, finanzielle Entscheidungen zu treffen. Kurz gesagt: Die EZB bestimmt mehr über Ihren Geldbeutel als viele vermuten. Wer die Zeichen liest, ist klar im Vorteil. Wer dennoch unsicher ist, sollte sich umfassend beraten lassen. Ihre Sparkasse vor Ort hilft Ihnen gerne weiter.

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Häufige Fragen zum Leitzins

  1. Mit diesem Begriff ist meist der Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank gemeint. Er ist der wichtigste der 3 Zinssätze der EZB. Ihr zentrales Ziel ist es, die Inflationsrate im Euroraum mittelfristig stabil bei 2 Prozent zu halten. Die Leitzinsen beeinflussen auch, zu welchen Konditionen Kundinnen und Kunden bei ihrer Sparkasse oder Bank eine Baufinanzierung bekommen. Und sie haben einen Einfluss darauf, wie hoch die Zinsen bei der Geldanlage ausfallen. 

  2. Der EZB-Rat hat den aktuellen Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) im Juni 2025 auf 2,15 Prozent gesenkt, der Einlagezinssatz auf 2,0 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz auf 2,4 Prozent. Seitdem hat der Rat mehrere Zinspausen eingelegt – also weder erhöht noch gesenkt. Die aktuellen Werte der drei EZB-Leitzinssätze sowie deren Entwicklung in den vergangenen Jahren können Sie bei der  Deutschen Bundesbank herunterladen und einsehen.

  3. Die Ausrichtung (Senkung, Erhöhung oder Pause) nimmt der EZB-Rat während seiner Sitzungen zu geldpolitischen Beschlüssen vor. Die kommenden Sitzungen in diesem Jahr finden am 30. Oktober und 18. Dezember 2025 statt. Welche Richtung die Leitzinsen dann einschlagen, lässt sich nicht pauschal vorab sagen. Es sei denn, Mitglieder des EZB-Rats geben Prognosen dazu ab.

  4. Die EZB möchte mit einer Erhöhung des Leitzinses die Inflation in Schach halten. Kredite werden durch die Zinssteigerung teurer. In der Regel investieren Unternehmen dann weniger und Verbraucher und Verbraucherinnen geben weniger Geld aus. Die Nachfrage für Waren aller Art geht zurück. So steigen die Preise nicht weiter und sinken bestenfalls auch wieder.

  5. Die EZB erhöht den Leitzins, wenn die Inflation zu hoch ist, um die Nachfrage zu bremsen und die Preise zu stabilisieren. Höhere Zinsen verteuern Kredite, dämpfen Konsum und Investitionen und helfen so, die Preissteigerungen zu senken. Sie senkt den Leitzins, wenn die Wirtschaft schwächelt oder die Inflation zu niedrig ist, um Kredite günstiger zu machen und Wachstum anzuregen. Die EZB passt den Leitzins nur an, wenn die Preisstabilität gefährdet ist und ihr Inflationsziel von etwa 2 Prozent nicht erreicht wird.

  6. Zentralbanken wollen durch die Anpassung auf Preissteigerungen und die Inflation Einfluss nehmen. Steigt der Leitzins an, sinkt die Nachfrage nach Gütern. Durch höhere Zinsen sollen sich die Preise wieder stabilisieren. Unternehmen investieren weniger, da Kredite teurer sind. Haushalte versuchen im Alltag Kosten zu sparen. Das Angebot ist größer als die Nachfrage, was dazu führt, dass die Preise und die Inflationsrate sinken. Das passiert jedoch nicht sofort, sondern braucht ein paar Monate.

  7. Über den Leitzins legt die EZB fest, zu welchen Zinssätzen sich Banken bei ihr Geld leihen können. Das heißt: Ist er niedrig, sind die Kredite bei der EZB günstiger. Diese günstigen Kreditzinsen werden von den Banken an Endverbrauchende weitergegeben. Im Gegenzug gibt es jedoch nur sehr geringe oder keine Zinsen auf Geldanlagen. Steigt er, müssen Banken mehr Geld bezahlen, um sich etwas von der Zentralbank zu leihen. Um das auszugleichen, steigen die Kosten für Kredite.

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