Digitale Nomaden sind Menschen, die ortsunabhängig arbeiten. Meist arbeiten sie unterwegs – sie brauchen lediglich einen Laptop und einen Internetzugang.
Einige Länder bemühen sich, vermehrt digitale Nomaden ins Land zu holen. Sie erhoffen sich dadurch einen Aufschwung für Wirtschaft und Tourismus.
Länder wie Costa Rica arbeiten aktuell an ihrer Gesetzgebung, um digitalen Nomaden das Leben und Arbeiten vor Ort so einfach wie möglich zu machen.
Spätestens seit Beginn der Coronakrise haben viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Homeoffice für sich entdeckt. Mehr Zeit für Familie und Freizeit, weniger Aufwand für den Weg zur Arbeitsstätte – die Mehrheit der Arbeitenden begrüßt die neugewonnene Flexibilität.
Einige Menschen gehen allerdings noch einen Schritt weiter – sie leben und arbeiten, wo andere Urlaub machen. Sogenannte digitale Nomaden sind berüchtigt für ihre Genügsamkeit. Sie brauchen nichts weiter als einen Laptop und einen stabilen Internetzugang, um arbeiten zu können.
Besonders kleinere Inselstaaten machen sich dies nun zunutze. Jüngstes Beispiel: Costa Rica. Der zentralamerikanische Staat arbeitet aktuell an einer Gesetzesänderung, die digitalen Nomaden das Leben und die Arbeit in Costa Rica vereinfachen soll. Aber auch in Europa wird vermehrt um die Gunst ortsunabhängiger Arbeiterinnen und Arbeiter gebuhlt.
Tipp 1: Prüfen Sie, ob Sie Ihren Job ortsunabhängig ausführen können
Natürlich gibt es Berufszweige, für die digitales Nomadentum nicht infrage kommt – oder nur schwer umsetzbar ist. Prüfen Sie deshalb vorab, ob Sie Ihrer Arbeit auch längerfristig ausschließlich digital nachkommen können. Arbeiten Sie zum Beispiel hauptsächlich an Laptop und Handy oder betreuen Sie Kundinnen und Kunden ohnehin digital, sollte der Umstieg für Sie einfach sein. Selbstständige Texterinnen und Texter, Software-Developer oder Coaches beispielsweise sollten ihre Arbeit mühelos von überall machen können – solange das Internet mitspielt. Wie schnell das Internet im potenziellen Arbeitsland ist, lässt sich vorab leicht überprüfen .
Von Vorteil kann es außerdem sein, in der gleichen Zeitzone zu bleiben wie Arbeitgeber oder Kundschaft. Ein Muss ist dies jedoch nicht. Auch Zeiten für Onlinemeetings oder -konferenzen lassen sich in der Regel so organisieren, dass es für alle Beteiligten passt.
Tipp 2: Überlegen Sie, welche Länder für Sie infrage kommen
Es gibt eine ganze Reihe von Ländern, die sich aktuell um digitale Nomaden bemühen. Der Grund: Die Regierungen vor Ort erhoffen sich nach der langen Corona-Durststrecke zusätzliche Einnahmen und wirtschaftlichen Aufschwung. Besonders hervorzuheben ist dabei Costa Rica. Der Inselstaat in Zentralamerika leidet seit Monaten unter einem Rückgang der Touristenzahlen. Eine Änderung des Gesetzes soll digitale Nomaden anlocken – und Löcher in der Staatskasse stopfen.
Doch nicht nur Costa Rica macht es digitalen Nomaden einfach. Auch andere Urlaubsdestination wie die Dominikanische Republik, Bermuda oder Malta haben spezielle Programme für digitale Nomaden.
Diese Änderungen plant Costa Rica für digitale Nomaden:
Wer die Voraussetzungen erfüllt, erhält zunächst ein Arbeitsvisum für 1 Jahr. Das Visum kann anschließend um ein weiteres Jahr verlängert werden.
Der zentralamerikanische Staat erhebt keine lokale Einkommensteuer. Der Verdienst, der während des Aufenthalts in Costa Rica erwirtschaftet wird, muss also lediglich im Heimatland versteuert werden. Inhaberinnen und Inhaber eines gültigen Arbeitsvisums können in Costa Rica zukünftig ohne Einschränkungen ihren heimischen Führerschein nutzen; eine Umschreibung oder die Vorlage eines internationalen Führerscheins ist nicht nötig.
Übrigens: Wen es in den kühlen Norden zieht, für den kommt Estland infrage. Das nordeuropäische Land war 2020 das erste Land der Welt, das mit einem offiziellen Visaprogramm für digitale Nomaden und Selbstständige auf die Coronakrise reagierte.
Tipp 3: Stellen Sie sicher, dass Sie die Voraussetzungen erfüllen
Wichtig ist es, vorab sicherzustellen, dass Sie die Voraussetzungen des jeweiligen Landes erfüllen. In den meisten Fällen bedeutet dies: Sie müssen nachweisen, dass Sie über ein bestimmtes Mindesteinkommen verfügen. Die Höhe des Einkommens unterscheidet sich von Land zu Land. Die Faustregel: Je höher die Lebenshaltungskosten im potenziellen Arbeitsland, desto höher das nachzuweisende Einkommen.
Costa Rica setzt zum Beispiel voraus, dass das monatliche Einkommen im Jahr vor der Einreise durchschnittlich mindestens 3.000 US-Dollar, also umgerechnet etwa 2.534 Euro betrug. Auch muss gewährleistet sein, dass mindestens diese Summe auch während des Aufenthalts monatlich erwirtschaftet werden kann. Einen großen Vorteil haben digitale Nomaden, die mit Partnerin oder Partner nach Costa Rica kommen wollen: Beträgt das gemeinsame Einkommen mindestens 4.000 US-Dollar (3.380 Euro) im Monat, reicht dies laut Regierung aus.
Gut zu wissen: Auch eine Krankenversicherung ist meist Voraussetzung für die Einreise.
Tipp 4: Planen Sie Ihre Finanzen vorausschauend
Bevor Sie nach Costa Rica, Bermuda oder Estland aufbrechen, sollten Sie Ihre Finanzen noch einmal auf Herz und Nieren prüfen. Zum einen sollte Ihr Mindesteinkommen im Ausland gesichert sein. Sorgen Sie deshalb dafür, dass Sie über genügend Eigenkapital verfügen, um notfalls Ihr monatliches Einkommen aufstocken zu können. Zum anderen sollten Sie sicherstellen, dass Sie auch für die Zeit Ihrer Rückkehr etwas Geld zurücklegen können. Sollte der Aufenthalt doch teurer werden als erwartet, reißt dies bei Ihrer Rückkehr ein nicht ganz so großes Loch in Ihre Haushaltskasse.
Überlegen Sie außerdem, ob es finanziell Sinn ergibt, Ihre Wohnung für die Zeit Ihrer Abwesenheit unterzuvermieten. Zwar sind die Lebenshaltungskosten im Ausland unter Umständen günstiger – trotzdem können Sie mit einer Untermietvereinbarung wenigstens einen Teil Ihrer Wohnkosten ausgleichen.
Tipp 5: Suchen Sie nach Alternativen
Wenn es Sie nicht ganz so weit wegzieht oder Sie nur eine Auszeit brauchen – suchen Sie nach Alternativen. Es muss nicht gleich Costa Rica oder Bermuda sein. Vielleicht kommt für Sie eine 4-Tage-Woche in Frage oder ein Sabbatical. Auch ein vermehrtes Arbeiten im Homeoffice oder eine „Workation“ kann guttun – auch im Inland. Sprechen Sie Ihre Chefin oder Ihren Chef an und fragen Sie nach entsprechenden Möglichkeiten. Auch die Personalabteilung kann eine gute Ansprechpartnerin für Ihre New-Work-Pläne sein.
Häufige Fragen zum Leben als digitale Nomaden
1Wo leben digitale Nomaden?
Wo leben digitale Nomaden?
Oft leben und arbeiten digitale Nomaden dort, wo andere Urlaub machen. Besonders exotische Urlaubsdestinationen ziehen Arbeiterinnen und Arbeiter an, die keinen festen Arbeitsplatz brauchen – oder wollen. Zu den beliebtesten Destinationen für das digitale Nomadentum zählt aktuell Costa Rica. Aber auch Länder wie Malta, Estland oder Island sind beliebte Optionen.
2Wie werde ich ein digitaler Nomade?
Wie werde ich ein digitaler Nomade?
In erster Linie ist die Entscheidung für das digitale Nomadentum eine Entscheidung gegen einen festen Arbeitsplatz. Ortsunabhängiges Arbeiten ist auch nicht immer möglich – allerdings sind gerade junge Unternehmen und Start-ups offen für virtuelle Zusammenarbeit. Dank künstlicher Intelligenz und Online-Tools ist das digitale Arbeiten für viele Projekte einfacher geworden.
3Was brauchen digitale Nomaden?
Was brauchen digitale Nomaden?
Nomaden brauchen nicht viel. Meist reichen ein Laptop und ein stabiler Internetzugang. Solange Prozesse innerhalb des Unternehmens vorab klar sind, Informationen regelmäßig ausgetauscht werden und das Unternehmen oder die Mitarbeiterin beziehungsweise der Mitarbeiter über entsprechendes Know-how und Tools verfügen, steht dem ortsunabhängigen Arbeiten nichts mehr im Wege.
4Wie verdienen digitale Nomaden Geld?
Wie verdienen digitale Nomaden Geld?
In der Regel sind digitale Nomaden entweder selbstständig beschäftigt oder arbeiten fest angestellt für Unternehmen, die „remote first“ – also ohne festen Arbeitsplatz – arbeiten. Die niedrigen Lebenshaltungskosten in vielen Ländern machen es zumeist möglich, auch längere Zeit im Ausland tätig zu sein. Selbst dann, wenn der eigentliche feste Wohnsitz beibehalten und die Wohnung im Inland zum Beispiel nicht untervermietet wird.