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Hebel-ETFs: Chancen, Risiken – und für Sparpläne ungeeignet

Keine klassischen Indexfonds
Hebel-ETFs locken mit der Aussicht auf schnelle Gewinne. Doch ihre Risiken sind hoch. Können sie wirklich Ihre Rendite verdoppeln? Oder sind sie eine Falle für Sparpläne? Was Sie unbedingt vor Ihrer nächsten Anlage wissen sollten, erfahren Sie hier.
Das Wichtigste in Kürze
  • Hebel-ETFs sind keine klassischen Indexfonds, sondern verstärken täglich die Kursbewegungen eines Basisindex um ein Vielfaches – mit hohen Chancen, aber auch erheblichen Risiken.

  • Durch die tägliche Anpassung des Hebels entsteht die sogenannte Pfadabhängigkeit, bei der starke Kursschwankungen langfristig zu Verlusten führen können (selbst wenn der Basisindex unverändert bleibt).

  • Hebel-ETFs eignen sich für kurzfristige Spekulationen, aber nicht für langfristige Sparpläne, da sie durch Volatilität und Kosten langfristig oft schlechter abschneiden als klassische ETFs.

Hebel-was?

Anna und Gregor sitzen im Wohnzimmer und starren auf die Kurse ihres ETFs (also börsengehandelter Indexfonds). Die Zahl schwankt. Heftig. Mal geht es dreifach nach oben, mal ebenso stark nach unten. „Hebel-ETFs“ oder „gehebelte ETFs“ (auf Englisch: leveraged ETFs) nennt ihr Anlageberater dieses besondere Finanzprodukt. Sie seien ein Turbo für den Gewinn, versprach er. Doch die beiden stellen fest: So einfach, wie es klingt, ist es nicht. Das tägliche Auf und Ab gleicht einer Achterbahnfahrt. Dabei sind zwar schnelle Gewinne möglich, aber die Risiken werden oft unterschätzt.

 Viele Anlegerinnen und Anleger träumen von einer doppelten oder gar dreifachen Rendite. Doch hinter diesem Versprechen verbergen Hebelprodukte eine komplexe Welt aus Pfadabhängigkeiten, Volatilität (also starken Schwankungen) und hohen Verlustrisiken. Ist der gehebelte ETF also wirklich ein passendes Finanzinstrument für alle? Oder doch eher etwas für Profis? 

Nicht mit klassischen Indexfonds verwechseln 

Wirtschaftsmedien warnen seit Monaten davor, dieses Produkt mit  zu verwechseln. Besonders deutlich wurde das zuletzt am US-Technologieindex Nasdaq: Während dieser nach einer Reihe von Zinsspekulationen binnen weniger Tage erst deutlich fiel und dann wieder zulegte, verloren manche dreifach gehebelten ETFs auf diesen Markt zweistellig. Obwohl sich der Index selbst am Ende kaum bewegt hatte.klassischen Indexfond

Was auf dem Papier wie eine einfache Renditeverdopplung aussieht, entpuppt sich in der Praxis als Falle: Die tägliche Neugewichtung, die bei ruhigen Märkten unscheinbar wirkt, kann in volatilen Phasen das Kapital rapide auffressen. Besonders gefährlich wird es, wenn unerfahrene Anlegerinnen und Anleger Hebel-ETFs in langfristige Sparpläne einbauen.

Daily Reset: Hebelwirkung kommt täglich zum Tragen

Aber langsam und von vorne: Hebel-ETFs sind keine klassischen Indexfonds. Anders als herkömmliche ETFs, die die Wertentwicklung eines Index (wie etwa den MSCI World) eins zu eins abbilden, verstärken sie die tägliche Performance des Index um den Hebelfaktor. Meist zwei- oder dreifach. Steigt zum Beispiel der Dax an einem Tag um 1 Prozent, kann ein zweifacher Hebel-ETF 2 Prozent Gewinn verzeichnen. Fällt er um 1 Prozent, verliert der ETF entsprechend doppelt so viel.

Dabei wird die Hebelwirkung jeden Tag neu angepasst. Das führt zu einem komplexen Effekt: der Pfadabhängigkeit (Path Dependency). Sie bedeutet, dass nicht nur der Endstand des Index zählt, sondern auch die Volatilität und Reihenfolge der Tagesveränderungen. Das liegt daran, dass der Hebel jeden Tag auf einen neuen Basiswert angewendet wird.

Die Reihenfolge der Kursbewegungen beeinflusst die langfristige Wertentwicklung stark. Sie kann selbst bei unverändertem Indexwert zu Verlusten durch den sogenannten Volatility Drag führen. Dieses renditeschädigende Phänomen beschreibt, dass Kursschwankungen mindern den langfristigen Ertrag. Denn die tägliche Anpassung des Hebels schwächt den Wertzuwachs ab. Das führt dazu, dass die Fonds bei großen Schwankungen oft schlechter abschneiden als ihr Basisindex, vor allem bei längerem Halten.

Ein weiteres Spezialgebiet sind die sogenannten inverse ETFs oder Short ETFs, die auf fallende Kurse setzen. Sie nutzen diese Hebelwirkung, um die tägliche inverse (umgekehrte) Wertentwicklung des Basisindex abzubilden.

Beispiel: Fällt der DAX um 1Prozent, steigt ein zweifach inverser Hebel-ETF um 2Prozent. Diese Produkte sind besonders riskant, da starke Bewegungen an der Börse die Verluste erheblich verstärken können. Damit richten sich diese ETFs an Anlegerinnen und Anleger, die kurzfristige Trends auf dem Markt mit einem wirksamen Hebel ausnutzen wollen. Oft mit spekulativem Ansatz und Fokus auf kurzzeitige, gewinnträchtige Trades (Handelstransaktionen).

Der Handel dieser Anlagen erfolgt über die Börse, und zur Hebelwirkung kommen noch Finanzinstrumente wie Futures, Optionen und Swaps hinzu. Sie erlauben es, mit einem Bruchteil des Kapitals große Marktvolumina zu kontrollieren. Gleichzeitig erhöht sich durch diese Derivate die Komplexität und das Risiko deutlich gegenüber klassischen ETFs oder Fonds. Sie sind nicht für langfristige oder nachhaltige Anlagen geeignet.

Wackelige Rendite und extrem spekulativ

Hebel-ETFs sind daher nicht als einfache Sparplan-Produkte gedacht. Die Hebelwirkung erzeugt oft eine starke Volatilität im Portfolio und sorgt auf lange Sicht häufig für enttäuschende Renditen. Die tagesaktuelle Neugewichtung führt zu einer verzerrten Entwicklung, die sich in der Pfadabhängigkeit widerspiegelt. Selbst bei an sich stabilen oder leicht steigenden Märkten können sie langfristig schlechter abschneiden als der Basisindex.

Kurz gesagt: Wer in dieses Produkt investieren will, sollte sich seiner Risiken bewusst sein und es primär für kurzfristige Spekulationen nutzen. Für den längeren Vermögensaufbau und Diversifikation im Portfolio sind klassische ETFs deutlich geeigneter und sicherer.

Pfadabhängigkeit und Volatility Drag: Warum der Hebel nicht einfach multipliziert

Da der Hebel jeden Tag neu angepasst wird, ist die tatsächliche Wertentwicklung dieses Investments über Wochen oder Monate nicht einfach der Hebel mal die Performance des Index. Das liegt an der Pfadabhängigkeit: Die Abfolge der Tagesgewinne und -verluste beeinflusst die Endrendite.

Das erklärt den Renditeverlust, der durch die tägliche Anpassung des Hebels in volatilen Märkten entsteht. Er führt dazu, dass die Wertentwicklung auf lange Sicht hinter der einfachen Multiplikation des Hebels mit der Indexentwicklung zurückbleibt.Exchange Traded Fund,

Chancen und Risiken

Vorteile

  • : Kleine Kursbewegungen können große Gewinne bringen.

  • : Trader können spontane Trends oder Nachrichten ausnutzen.

  • : Anders als Optionen oder Futures kann dieses Investment ähnlich wie etwa Aktien an der Börse gehandelt werden.

  • : Inverse Hebel-ETFs („Short-ETFs“) bieten Schutz bei fallenden Märkten.

  • : Es gibt dieses Produkt auf viele Indizes, Rohstoffe oder Sektoren.

Nachteile

  • : Verluste werden genauso verstärkt – schon kleine Rückgänge führen zu großen Verlusten.

  • : Längere Haltedauern werden durch tägliche Anpassungen und Volatilität negativ beeinflusst.

  • : Sie sind keine langfristige Anlagestrategie, Sparpläne sind ungeeignet.

  • : Besonders bei Short-ETFs mit hohem Hebel kann das Kapital komplett verloren gehen, wenn der Basisindex stark entgegen der Position läuft, zum Beispiel durch hohe Kursanstiege.

  • : Oft fallen höhere Gebühren im Vergleich zu klassischen ETFs an.

Darum sind Hebel-ETFs nicht für Sparpläne geeignet

Hebel-ETFs können spannende Instrumente für kurzzeitige Trades sein, die spontane Marktbewegungen gezielt ausnutzen wollen. Sie eignen sich aber nicht für den langfristigen Vermögensaufbau und sind für klassische Sparpläne ungeeignet. Der tägliche Hebel-Effekt kann verlockend sein. Doch er birgt große Risiken durch Pfadabhängigkeit und Volatility Drag. 

Damit sind sie eher eine gefährliche Spielwiese als ein stabiler Wachstumsmotor. Wer sie dennoch nutzen will, sollte sich gut informieren oder beraten lassen, um ihre Mechanismen und Risiken genau zu verstehen. Sonst kann der Traum von der doppelten oder dreifachen Rendite schnell zu Verlusten führen.

Häufige Fragen

  1. Ein klassischer ETF bildet die Wertentwicklung eines Index (wie etwa den MSCI World) 1:1 ab. Er eignet sich für Anlagen auf längere Sicht, die breit und kostengünstig investieren wollen. Ein gehebelter (leveraged) ETF dagegen verstärkt die Kursbewegungen eines Index mit einem festen Faktor, etwa zwei- oder dreifach. Das heißt: Steigen die Kurse um 1 Prozent, steigt ein zweifacher Hebel-ETF um 2Prozent. Fallen die Kurse um 1 Prozent, verliert er 2 Prozent. Diese Hebelwirkung gilt immer nur für die Tagesentwicklung und ist deshalb komplexer und risikoreicher als die klassische Anlage.

  2. Das Risiko ist deutlich höher als bei klassischen ETFs. Besonders bei inversen oder Short-ETFs und hohen Hebelfaktoren kann es durch Marktbewegungen zu Totalverlusten kommen. Anders als bei gehebelten Derivaten besteht zwar keine Nachschusspflicht. Aber das eingesetzte Kapital ist bei extremen Kursbewegungen schnell ganz weg. Deshalb ist es wichtig, die Funktionsweise und Risiken dieser Produkte genau zu verstehen.

  3. Diese Art des Investments ist für Anlagen auf längere Sicht ungeeignet. Durch die tägliche Anpassung entstehen Effekte wie die Pfadabhängigkeit und Volatility Drag, die gerade bei schwankenden Kursen die Performance negativ beeinflussen. Über lange Zeiträume können diese ETFs deshalb sogar schlechter abschneiden als der zugrunde liegende Index. Klassische ETFs sind für Sparpläne und dauerhaften Vermögensaufbau deutlich besser geeignet.

  4. Die Pfadabhängigkeit entsteht durch die jeden Tag stattfindende Anpassung der Hebelwirkung. Das bedeutet, dass sich die Ausgangsbasis jeden Tag ändert und die Reihenfolge der Kursbewegungen die Gesamtanlage beeinflusst. Selbst wenn ein Index über einen Zeitraum unverändert bleibt, kann der gehebelte ETF durch Schwankungen an Wert verlieren. Diese Besonderheit macht ihn vor allem bei hoher Volatilität riskant und erklärt, warum die Rendite nicht einfach mit dem Hebelfaktor multipliziert werden kann.

  5. Dieses Phänomen bezeichnet den Renditeverlust, der bei gehebelten ETFs durch die tägliche Anpassung des Hebels in volatilen Märkten entsteht. Er führt dazu, dass die Wertentwicklung auf lange Sicht hinter der einfachen Multiplikation des Hebels mit der Indexentwicklung zurückbleibt.

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Stand: 26.09.2025

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