Nahaufnahme eines Smartphones, welches ein Mann zuhause auf dem Sofa sitzend, hält. Der Screen zeigt Aktienauswertungen, Aktienkurse, Aktienwerte in Form von Diagrammen.

Das sollten Sie über Aktienderivate wissen

Derivate Finanzinstrumente einfach erklärt
Wer sich für das Thema Geldanlage interessiert, stößt früher oder später auf den Begriff „Derivate“. Darunter fallen ganz unterschiedliche Finanzprodukte. Gemeinsam ist ihnen: Sie sind Verträge, die sich von einem bestimmten Wert ableiten. Aktienderivate leiten sich zum Beispiel von Aktien ab.

Das Wichtigste in Kürze:

Das sind Derivate

Wenn der Begriff „Derivat“ fällt, denken viele Menschen sofort an maßlose Spekulation. Dabei muss das nicht der Fall sein. Derivate sind ein so breites Feld, dass sich damit sogar im Gegenteil auch gezielt Risiken absichern lassen.Derivat bedeutet „Abgeleitetes“. Denn: Derivate sind Verträge, die sich auf einen Basiswert beziehen und von diesem ableiten. Dabei gibt es eine große Vielfalt von Basiswerten. Sie müssen nicht unbedingt Finanzinstrumente sein und auch nicht unbedingt an der Börse gehandelt werden.      

Illustration einer Hand, die einen Strich in einen gelben runden Kreis zeichnet. Oberhalb ist ein Prozentzeichen.

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ist der Anteil der Anbieter, die laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV) davon ausgehen, dass Rohstoffe der Basiswert Nummer 1 des Jahres 2023 werden.

Ein vereinfachtes Beispiel: Bei Wetterderivaten kann etwa die Temperatur der Basiswert sein. Diese ist unter anderem wichtig für Landwirte. Nehmen wir für unser Beispiel deshalb an, dass sich ein Landwirt, der Obst anbaut, gegen das Frostrisiko vor dem Termin der Eisheiligen im Mai absichern will. Denn: Seit Jahren kommt regelmäßig kurz vor den Eisheiligen noch einmal Frost und lässt Blüten an seinen Bäumen erfrieren. Dadurch muss er Ernteausfälle in Kauf nehmen. Mit einem Derivat auf das Wetter kann er beispielsweise Folgendes erreichen: Für jeden Tag zwischen dem 1. Mai und zum Beispiel dem 13. Mai, an dem bei der ihm am nächsten liegenden Wetterstation weniger als 5 Grad Celsius gemessen werden, bekommt er einen bestimmten Geldbetrag.

Für den Landwirt ist das wie eine Entschädigung, die sein Risiko auf Ernteausfall absichert – ähnlich wie eine Versicherung. Man kann es aber rein mit Bezug auf das Derivat auch wie eine Wette betrachten: Er wettet darauf, dass es im entsprechenden Zeitraum möglichst oft unter 5 Grad Celsius haben wird. Denn je öfter, desto mehr Geld bekommt er. Für den Anbieter (auch: Emittent) funktioniert die „Wette“ umgekehrt: Je seltener die Temperatur in diesem Zeitraum unter 5 Grad fällt, desto besser für ihn.

Illustration einer Hand, die einen Strich in einen gelben runden Kreis zeichnet. Oberhalb ist ein Prozentzeichen.

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ist der Anteil der Anbieter, die laut einer aktuellen DDV-Umfrage davon ausgehen, dass Indizes der Basiswert Nummer 1 des Jahres 2023 werden.

So funktionieren Aktienderivate

Aktienderivate sind Derivate auf Aktien als Basiswerte. Das bedeutet, dass sich der Wert des Derivats in bestimmter Weise von der Wertentwicklung der Aktie ableitet. Aktien sind – anders als das Wetter – an der Börse handelbar. Sie können sie also kaufen und verkaufen. Aber Achtung: Das bedeutet nicht, dass ein Aktienderivat so viel wert ist wie die Aktie, auf die es sich bezieht. Denn mit dem Derivat kaufen Sie schließlich nicht die Aktie selbst, sondern schließen eine Wette ab, die sich auf die jeweilige Aktie bezieht.

Ein vereinfachtes Beispiel: Angenommen, Sie sind fest davon überzeugt, dass der Kurs von Aktie X zum 31.10.2023 steigen wird. Aktuell liegt Aktie X bei 95 Euro. Sie könnten nun natürlich Aktie X direkt kaufen. Wenn der Kurs dann tatsächlich wie gewünscht gestiegen ist, können Sie sie wieder verkaufen. Alternativ können Sie aber auch in ein Aktienderivat investieren, nämlich in einen Optionsschein, dessen Basiswert Aktie X ist.       

Das ist ein Optionsschein

Ein Optionsschein ist ein Derivat, mit dem Sie handeln können. Darin wird Ihnen ein Recht verlieren: Sie dürfen einen bestimmten Basiswert, zum Beispiel eine bestimmte Aktie, in bestimmter Anzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum für einen festgelegten Preis kaufen oder verkaufen. 

Das geht so: Weil Sie davon ausgehen, dass der Kurs von Aktie X steigen wird, kaufen Sie eine sogenannte Call-Option. Call-Option bedeutet: Sie sichern sich das Recht, Aktie X in festgelegter Anzahl zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem bestimmten Preis, dem sogenannten Basispreis, zu kaufen. In unserem Fall: Sie sichern sich das Recht, Aktie X zum 31.10.2023 für 100 Euro zu kaufen. Für dieses Recht bezahlen Sie 5 Euro, die sogenannte Prämie.

Illustration einer Hand, die einen Strich in einen gelben runden Kreis zeichnet. Oberhalb ist ein Prozentzeichen.

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ist der Anteil der Anbieter, die laut einer aktuellen DDV-Umfrage davon ausgehen, dass Aktien der Basiswert Nummer 1 des Jahres 2023 werden.

Je höher der Basispreis über dem aktuellen Kurs von 95 Euro liegt, desto unwahrscheinlicher wird natürlich, dass Sie damit einen guten Deal machen. Denn den machen Sie nur, wenn der Aktienkurs zum 31.10.2023 so stark gestiegen ist, dass der Basispreis nun günstiger ist als der dann aktuelle Kurs – es also besser wäre, zu Ihrem Preis im Optionsschein zu kaufen als zum dann aktuellen Kurs. Deshalb ist die Prämie günstiger, je höher der Basispreis über dem aktuellen Kurs angesetzt ist.

Doch damit steigt gleichzeitig auch das Risiko, dass der Kurs weniger stark steigt. Dann ist der Optionsschein wertlos. Denn: Liegt der Kurs zum Termin unter dem Basispreis auf dem Optionsschein, wäre es günstiger, die Aktie zum dann aktuellen Kurs zu kaufen. Das Recht, das Sie sich gesichert haben, bringt dann also nichts. Stattdessen machen Sie einen Verlust in Höhe Ihrer Prämie. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn der Kurs von Aktie X am 31.10.2023 bei 90 Euro liegt. Das Recht, Aktie X für 100 Euro zu kaufen, ist dann wertlos.

Nehmen wir nun an, der Kurs der Aktie steigt tatsächlich: Am 31.10.2023 liegt der Kurs von Aktie X bei 110 Euro. Durch Ihr im Optionsschein verbrieftes Recht, könnten Sie die Aktie nun also günstiger kaufen, nämlich für 100 Euro. Doch wenn es Ihnen darum ginge, hätten Sie statt Ihres Optionsscheins wahrscheinlich direkt die Aktie gekauft, als diese noch bei 95 Euro lag. Stattdessen können Sie sich die Differenz zwischen dem Aktienkurs und dem Basispreis auszahlen lassen, also 110 Euro – 100 = 10 Euro. Ihre Rendite ist die Differenz aus Aktienkurs und Basispreis abzüglich der Prämie von 5 Euro, also insgesamt 5 Euro.

Wichtig: In unserem Beispiel haben Sie darauf spekuliert, dass der Aktienkurs steigen wird (sogenannte Call-Option). Sie können jedoch genauso auf fallende Kurse „wetten“. Das geht mit einer sogenannten Put-Option. Damit sichern Sie sich das Recht, eine Aktie zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Basispreis zu verkaufen. Auch bei der Put-Option können Sie sich die Differenz aus Basispreis und Aktienkurs ausbezahlen lassen. In diesem Fall „gewinnen“ Sie also, wenn der Aktienkurs zum Termin so weit unter den Basispreis gefallen ist, dass trotz der bezahlten Prämie eine Rendite übrigbleibt.

Illustration einer Hand, die einen Strich in einen gelben runden Kreis zeichnet. Oberhalb ist ein Prozentzeichen.

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ist der Anteil der Anbieter, die laut einer aktuellen DDV-Umfrage davon ausgehen, dass Zinsen der Basiswert Nummer 1 des Jahres 2023 werden.

Darum handeln Investorinnen und Investoren mit Aktienderivaten

Aktien kosten oft viel Geld. Mit Aktienderivaten können Sie praktischerweise auch weniger Kapital einsetzen – können allerdings auch den ganzen Einsatz (und bei manchen Produkten mehr darüber hinaus) verlieren.

Dabei können Derivate zusätzlich mit einem Hebel ausgestattet werden. Dieser ermöglicht, dass Sie stärker profitieren oder stärker verlieren: Sie können also schneller mehr Rendite erzielen als beim direkten Handel mit dem jeweiligen Basiswert ohne Hebel. Das kann natürlich reizvoll klingen. Die Chancen auf eine höhere Rendite gehen allerdings auch mit einem Risiko auf höhere Verluste einher. In unserem Beitrag „So funktionieren Hebelprodukte“ erfahren Sie mehr darüber.

Wenn Sie in Derivate investieren möchten, sollten Sie sich unbedingt die Zeit nehmen, das jeweilige Produkt samt seiner Chancen und Risiken genau zu verstehen, bevor Sie investieren. Spekulieren Sie gegebenenfalls stets nur mit Geld, das Sie nicht zum Leben brauchen.

Häufige Fragen zu Aktienderivaten

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Was versteht man unter einem Derivat?

Derivate sind Verträge, die sich auf einen Basiswert beziehen und von diesem ableiten. Der Basiswert kann zum Beispiel eine Aktie sein. Mit dem Derivat spekulieren Sie auf eine bestimmte Entwicklung des jeweiligen Basiswerts. Tritt diese ein, können Sie unter Umständen eine Rendite erzielen. Tritt sie nicht ein, kommt es zu Verlusten.

Zu den Derivaten gehören beispielsweise Optionsscheine, Zertifikate, Futures, Swaps und CFDs:

  • Optionsscheine geben dem Inhaber das Recht, einen Basiswert zu einem festgelegten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen (Call-Optionsschein) oder zu verkaufen (Put-Optionsschein).
  • Zertifikate sind strukturierte Finanzprodukte, die in der Regel von einer Bank ausgegeben werden und juristisch als Inhaberschuldverschreibungen einzuordnen sind. Im Gegensatz zu Aktien stellen sie keinen Anteil an der ausgebenden Bank dar. Die Investition in ein Zertifikat bedeutet für Anlegerinnen und Anleger vielmehr, dass sie durch dessen Kauf dem Emittenten, also dem Herausgeber der Schuldverschreibung, Geld leihen.
  • Futures sind Verträge, die den Kauf oder Verkauf eines bestimmten Basiswerts zu einem festgelegten Preis und Zeitpunkt in der Zukunft verbindlich vereinbaren.
  • Swaps sind Derivate, bei denen zwei Parteien Vereinbarungen treffen, um Zahlungsströme basierend auf unterschiedlichen Zinssätzen oder anderen Finanzindikatoren auszutauschen.
  • CFDs (Contracts for Difference) sind sogenannte Differenzkontrakte. Dabei geht es vereinfacht gesagt darum, dass der Anleger oder die Anlegerin auf die Differenz zwischen dem Öffnen und Schließen von Kauf- oder Verkaufspositionen setzt. Auch dafür muss er oder sie den jeweiligen Basiswert nicht besitzen.

Vereinfacht gesagt können Sie sich das wie eine Wette vorstellen: Sie wetten, dass eine bestimmte Entwicklung eintritt, zum Beispiel der Kurs einer Aktie oder eines Exchange Traded Funds (ETFs) zu einem bestimmten Termin entsprechend steigt. Steigt dieser tatsächlich entsprechend, haben Sie die Wette gewonnen. Fällt er, haben Sie verloren.

Durch die Hebelwirkung sind bei Derivaten zum Teil hohe Verluste möglich, anderseits jedoch auch Chancen auf eine entsprechend hohe Rendite. Abgesehen davon lassen sich Derivate aber auch dazu einsetzen, Risiken gezielt abzusichern. Das geht, indem auf das Eintreten einer Situation „gewettet“ wird, die man eigentlich gern vermeiden würde, beispielsweise bei Wetterderivaten. Tritt die zu vermeidende Situation dann ein, hat man zumindest die Wette gewonnen und erzielt dadurch eine Rendite.

Aktien sind Wertpapiere, die den Anteil an einem bestimmten Unternehmen verbriefen. Kauft jemand eine Aktie, wird er oder sie also zum Miteigentümer oder der Miteigentümerin des jeweiligen Unternehmens.

Die Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, sondern ist abhängig von der Art der Derivate.

Nein, Kapitalerträge auf Derivate unterliegen der Abgeltungsteuer.

Derivate, die an der Börse notiert sind, können Sie zum Beispiel über den S-Broker, den zentralen Online-Broker der Sparkassen-Finanzgruppe, kaufen.      

Gern beraten wir Sie zu passenden Geldanlageprodukten für Ihren individuellen Anlagetyp.

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