
Taschengeld ist kein Spielgeld, sondern ein sinnvoller Teil der Erziehung.
Die Höhe wächst mit dem Alter und damit auch die Verantwortung.
Wann, wie viel und wie oft entscheiden allein die Eltern oder Erziehungsberechtigten, ein Gesetz gibt es nicht.
Warum Taschengeld wichtig ist
Supermarkt, Tankstelle oder Restaurant: Kinder lieben Spiele, mit denen sie das Leben der Erwachsenen nacheifern können. Dabei benutzen sie natürlich Spielgeld. Aber wenn es im Alltag um Süßigkeiten, Sammelkarten und Gaming-Apps geht, begreifen sie sehr schnell, dass sie mit Plastikmünzen oder bemalten Pappkarten nicht weit kommen. Dafür brauchen sie echtes Geld. Immer wieder kommt die Frage „Kannst du mir das kaufen?“
Irgendwann möchten sie ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten dann nicht mehr um diesen Gefallen bitten. Sie wünschen sich ihr eigenes Geld: Taschengeld. Das ist verständlich. Und es ist sehr hilfreich, damit sie ein Gefühl für Geld und dessen Wert entwickeln können. Außerdem verwandelt es Wünsche in Entscheidungen: Denn da ihr Taschengeld nicht unbegrenzt ist, müssen sie lernen, Prioritäten zu setzen und Verantwortung zu übernehmen. Wenn sie ein Skateboard oder Inlineskates haben möchten, reicht ihr Geld wahrscheinlich nicht auch noch für eine Baseballkappe oder einen Kinobesuch mit Limo und Popcorn. Sie müssen Sparen lernen.

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aller 4- bis 13-Jährigen dürfen ihr Taschengeld selbstständig ausgeben.
Kleine Budgets, große Wirkung: Sparen als Superkraft
Natürlich macht Sparen vielen Kindern und Jugendlichen erstmal keinen Spaß. Aber genau hier liegt ein wichtiger Lernmoment, wenn sie begreifen: Wenn ich heute auf etwas verzichte, habe ich morgen mehr in der Hand. Alles ist möglich, aber nicht sofort. So ist Taschengeld ein Trainingsfeld fürs Leben. Geld fällt nicht vom Himmel, man muss es einteilen. Wer das früh versteht, hat später oft einen besseren Umgang mit Finanzen und weniger Schulden. Aktuelle Studien von Bundesbank und Verbraucherzentrale bestätigen das.
Ab wann und wie viel?
Spätestens in der Grundschule sollten Kinder regelmäßig Taschengeld bekommen. Untersuchungen sagen, dass das auch schon ab 4 Jahren sinnvoll ist. Wichtig ist: Kleine Kinder denken in kurzen Zeiträumen. Deshalb:
- Bis etwa 10 Jahre: wöchentlich auszahlen.
- Ab 10 Jahren: monatlich reicht völlig.
Die passende Summe hängt vom Alter ab. Zur Orientierung empfiehlt das Deutsche Jugendinstitut (DJI) die Taschengeldtabelle. Dort steht, welcher Betrag für welches Alter sinnvoll ist und wie oft das Geld fließen sollte.
Diese Beträge sind natürlich nur Empfehlungen. Die Höhe des Taschengeldes kann von verschiedenen Faktoren abhängen:
- der finanziellen Situation der Familie
- dem Wohnort: In teuren Städten benötigen Kinder eventuell mehr Taschengeld als anderswo.
- der Familiengröße und der Anzahl der in der Familie lebenden Kinder
- dem Alter des Kindes
- dem Entwicklungsstand des Kindes
Das Jugendamt Berlin empfiehlt Erwachsenen, mit den Kindern über die Höhe des Taschengeldes zu sprechen und dabei auch auf die eigenen finanziellen Verhältnisse einzugehen. So können Eltern und Erziehungsberechtigte leichter ein Verständnis dafür schaffen, falls ihr Kind weniger Taschengeld bekommt als seine Freundinnen oder Freunde.
Do‘s and Don‘ts: Das sollten Sie beim Taschengeld beachten
Verlässlichkeit ist wichtiger als Höhe: Entscheidend beim Taschengeld ist nicht die Höhe, sondern ein pünktlicher und regelmäßiger Auszahlungstermin. Ihr Nachwuchs sollte Sie nicht erst daran erinnern müssen.
Taschengeld ist kein Druckmittel: Knüpfen Sie die Höhe nicht an das Verhalten Ihres Kindes. Wer es streicht, wenn das Zimmer nicht aufgeräumt ist oder eine schlechte Note ins Haus flattert, sendet ein falsches Signal. Geld soll Lernen ermöglichen – nicht Angst machen. Erziehung braucht Klarheit, keine Sanktionen auf dem Konto.
Kinder sollten über ihr Taschengeld frei verfügen können: Beraten Sie Ihre Kinder, aber kritisieren Sie nicht jeden Kauf. Solange Ihre Kinder altersgerechte, ungefährliche Dinge kaufen, sollten Sie Käufe nicht verbieten. Durch eventuelle Fehlkäufe lernen diese den Umgang mit Geld noch besser. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Einkäufe. Das hilft beim Lernen.
Beraten Sie Ihre Kind auch, wenn es Sie um einen Tipp in Sachen Sparen bittet oder mit Ihnen über seine finanzielle Situation reden möchte. Sollte es doch einmal aus dem Ruder laufen, beispielsweise, weil Ihr Kind übermäßig viele Süßigkeiten kauft, stellen Sie klare Regeln auf. Geben Sie Ihrem Kind auch nicht vorzeitig oder zusätzlich Geld, wenn das Taschengeld bereits aufgebraucht ist.
In Deutschland gibt es übrigens keinen signifikanten Unterschied in der Taschengeldhöhe zwischen Mädchen und Jungen. Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass beide Geschlechter im Durchschnitt gleich viel Taschengeld erhalten – unabhängig vom Einkommen der Eltern oder davon, wer die finanziellen Entscheidungen trifft.
Der Taschengeldparagraf
Juristisch gesehen dürfen Kinder noch keine Kaufverträge abschließen. Minderjährige sind erst ab einem Alter von 7 Jahren beschränkt geschäftsfähig. Das heißt, sie brauchen eine gesetzliche Vertretung, also zum Beispiel Mutter oder Vater, die bei einem Kaufgeschäft ihre Zustimmung geben.
Damit Kinder aber einen Schokoriegel, ein T-Shirt oder eine Puppe von ihrem eigenen Geld kaufen können, hält das Bürgerliche Gesetzbuch eine Sonderregelung bereit: den sogenannten Taschengeldparagrafen (BGB §110). Dieser ermöglicht es Minderjährigen, mit dem Geld einzukaufen, dass ihnen von den Eltern (oder einem anderen gesetzlichen Vertreter) zugestanden wurde.
Das Taschengeld sollten Sie Ihrem Nachwuchs zur freien Verfügung stellen. Es sollte nicht für Ausgaben des täglichen Bedarfs oder der Grundversorgung genutzt werden. Je älter die Kinder werden, desto mehr Mitsprache wollen sie allerdings bei bestimmten Ausgaben haben. Daher empfiehlt sich ab einem gewissen Alter, neben dem Taschengeld auch ein Budgetgeld auszubezahlen.
Mehr Verantwortung, mehr Freiheit: So funktioniert Budgetgeld
Budgetgeld ist kein Bonus. Es ist gedacht als Lernbudget für regelmäßige Ausgaben, die Jugendliche ab 14 Jahren selbst organisieren. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hat 2024 aktualisierte Empfehlungen dazu veröffentlicht, dass es zusätzlich zum Taschengeld vorgesehen ist. Die klare Botschaft: Budgetgeld dient dazu, regelmäßige Ausgaben eigenverantwortlich zu verwalten und somit den Umgang mit größeren Geldbeträgen zu lernen.
Eltern oder Erziehungsberechtigte können Budgetgeld gemeinsam mit ihren Kindern besprechen und gegebenenfalls anpassen. Wichtig ist, dass Jugendliche lernen, mit diesem festen Betrag auszukommen – ohne ständige Nachschläge.
Dabei ist es wichtig, eine klare Trennung zwischen dem frei verfügbaren Taschengeld und dem zweckgebundenen Budgetgeld zu schaffen. Das Budgetgeld kann entweder von den Eltern verwaltet oder älteren Jugendlichen beispielsweise über ein eigenes Girokonto zur Verfügung gestellt werden.
Höhe des Budgetgeldes:
Die Höhe orientiert sich an der finanziellen Situation der Familie und den individuellen Bedürfnissen. Es kann monatlich oder quartalsweise ausgezahlt werden. Ein Mittelwert liegt oft zwischen 50 und 150 Euro pro Monat, je nachdem, welche Kosten Jugendliche selbst verwalten sollen.
Der Beratungsdienst „Geld und Haushalt“ der Sparkassen-Finanzgruppe bietet hilfreiche Tipps zum Umgang mit Budgetgeld.
Diese typischen Ausgaben können durch das Budgetgeld gedeckt werden. Die genaue Höhe des Budgetgeldes sollte individuell festgelegt werden und orientiert sich an den tatsächlichen Bedürfnissen sowie den Familienverhältnissen.
Taschengeld ausbezahlen: bar, aufs Girokonto oder übers Smartphone?
Bei kleineren Kindern ist eine Barauszahlung sinnvoll. Die Münzen können dann in den Geldbeutel oder ganz klassisch ins Sparschwein wandern.
Ab einem Alter von 6 Jahren kann das Taschengeld auf ein eigenes Konto eingezahlt werden. Ab einem Alter von 10 Jahren dürfen Kinder bei vielen Sparkassen auch Online-Banking oder mobiles Banking via App nutzen. Für Schüler bieten viele Sparkassen ein spezielles Schülerkonto an. Ein Konto hilft auch dabei, die monatlichen Ausgaben im Blick zu behalten.
Wenn Sie Ihrem Kind das Taschengeld nicht in bar geben möchten, eignet sich eine Dauerüberweisung sowie Wero. Mit Wero senden Sie Geld innerhalb von Sekunden an Freunde und an die Familie. Ideal, wenn das Taschengeld ad hoc gebraucht wird.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt das Führen eines Taschengeldbuchs, damit Kinder ein Gefühl dafür bekommen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Hilfreich ist auch der Budgetkompass für Jugendliche .
Über Online-Käufe aufklären
Die digitale Welt ist für Kinder fester Bestandteil der eigenen Realität. Sobald sie ein Girokonto haben, ist damit in der Regel auch ein Online-Banking-Zugang verbunden. Sprechen Sie daher mit Ihrem Kind darüber, wie Online-Shopping funktioniert, dass es in Computer- und Smartphone-Spielen kostenpflichtige Zusatzinhalte (In-App-Käufe) gibt und erklären Sie, was Abofallen sind. Mehr über die Rechte und Gefahren bei In-App-Käufen finden Sie auf der Seite der Bundesregierung .
Checkliste für Eltern zum Thema Taschengeld
Taschengeld ist ein wichtiges Mittel, um Kindern und Jugendlichen den Umgang mit Geld beizubringen.
Ob Sie Ihrem Kind Taschengeld bezahlen, ist Ihre freie Entscheidung.
Die Höhe des Taschengeldes orientiert sich am Alter des Kindes, Ihren finanziellen Möglichkeiten und der Situation der Familie.
Legen Sie eine regelmäßige Auszahlung des Taschengelds fest. Für jüngere Kinder sollte es wöchentlich, für Kinder ab etwa 10 Jahren monatlich ausgezahlt werden.
Kinder sollen ihr Taschengeld nicht aktiv einfordern müssen.
Achten Sie darauf, dass Sie keinen Unterschied bei der Taschengeldhöhe zwischen Ihrer Tochter und Ihrem Sohn machen.
Nutzen Sie das Taschengeld nicht als Druckmittel oder zur Bestrafung.
Taschengeld sollte nicht an Aufgaben im Haushalt oder an schulische Leistungen gekoppelt werden.
Lassen Sie Ihr Kind frei entscheiden, wie es sein eigenes Geld ausgeben will und bewerten Sie die getätigten Einkäufe nicht übermäßig.
Hilfreich kann es sein, über Erworbenes und auch Fehlkäufe offen zu sprechen.
Kleine Scheine, große Wirkung
Taschengeld ist weit mehr als Geld im Portemonnaie. Es ist ein Stück gelebte Freiheit, ein Übungsfeld für Verantwortung und ein erster Schritt in Richtung finanzielle Selbstständigkeit. Kinder und Jugendliche lernen nicht nur, was sie sich leisten können, sondern auch, was es heißt, zu planen, zu verzichten und mit Geld klug umzugehen.
Eltern und Erziehungsberechtigte sollten sich dabei weniger als Finanzpolizei, sondern eher als geduldige Begleitung verstehen. Ganz gleich, ob es ums erste Comic-Heft, einen wöchentlichen Smoothie oder ums Sparen für ein größeres Ziel geht: Wer früh ein Gespür für Geld entwickelt, hat später die besseren Karten. Taschengeld ist keine Belohnung für Wohlverhalten, sondern eine Investition in die Zukunft.
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Häufige Fragen zum Thema Taschengeld
Kinder sollten ein erstes Verständnis für Geld und Zahlen entwickelt haben, bevor sie regelmäßig Taschengeld erhalten. Expertinnen und Experten setzen bei frühestens 4 Jahren an. Spätestens mit Ende der Grundschulzeit sollte Ihr Kind Taschengeld bekommen.
Welche Taschengeldhöhe für ein Kind angemessen ist, wird regelmäßig in der sogenannten Taschengeldtabelle des Deutschen Jugendinstituts (DJI) veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Empfehlungen für Kinder vom Kleinkindalter bis hin zur Volljährigkeit. Ein gesetzliches Anrecht auf Taschengeld haben Kinder allerdings nicht. Es liegt im Ermessen der Eltern oder Erziehungsberechtigten, wie hoch und ab wann das Taschengeld ausgezahlt wird.
Das Jugendamt beruft sich in seinen Empfehlungen auf die Taschengeldtabelle des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Für ältere Kinder ab etwa 14 Jahren wird auch die Auszahlung eines sogenannten Budgetgelds empfohlen, wenn sie auch notwendige Ausgaben wie Kleidung und Schulmaterial aus eigener Tasche bezahlen sollen.
Eltern finden bei der Festlegung der Taschengeldhöhe Orientierung in der sogenannten Taschengeldtabelle. Sie bildet Empfehlungen – gestaffelt für die Altersgruppe von unter 6 Jahren bis hin zur Volljährigkeit – ab. Für jüngere Kinder werden kleinere Euro-Beträge in wöchentlicher Auszahlung empfohlen. Je älter Kinder werden, desto mehr monatliches Taschengeld sollten sie – wenn möglich – bekommen.