Hände halten einen alten Fußball hoch

Investieren in Fußball-Aktien

Wertpapiere von BVB und Co.
Geld schießt keine Tore, heißt es. Doch helfen Tore beim Geldverdienen? Nach Borussia Dortmund ist mit der SpVgg Unterhaching ein zweiter deutscher Verein an der Börse notiert. Welches Potenzial haben die Fußball-Papiere?

Die Fans der SpVgg Unterhaching haben schon besser Zeiten Ihres Vereins erlebt. Der ehemalige Bundesligist war nach einer glanzvollen Phase bis in die Regionalliga abgestürzt. 

Der relativ kleine Verein stellt dennoch ein Besonderheit dar. Denn Unterhaching ist an der Börse notiert.

Fußball-Klubs haben einen eigenen Index

Die Bedeutung von Fußballaktien insgesamt hat zugenommen. Inzwischen haben die börsennotierten Clubs sogar ihren eigenen Index: Im Stoxx Europe Football (STXE) sind die Kurse der Vereine abgebildet, deren Aktien auf dem europäischen Markt zu haben sind.

Bislang sind das vor allem große Traditionsvereine, die ihre Profi-Abteilung ausgegliedert und in eine Aktiengesellschaft überführt haben: Manchester United, Juventus Turin, Ajax Amsterdam, der FC Porto und Borussia Dortmund – um nur einige der Klubs zu nennen, deren Papiere gekauft werden können. Für die Vereine ist der Aktienmarkt eine gute Möglichkeit, um an Kapital zu kommen.

Die Umsätze explodieren – die Kurse nicht

Trotz eines überragenden Starts der Aktie der SpVgg Unterhaching überschlugen sich die Experten nicht mit Kaufempfehlungen. Aber warum? Aufschlussreich ist ein Blick in die jüngere Vergangenheit.

Das Geschäft mit dem Sport –  und speziell mit Fußball –  hat sich rasant entwickelt. Im vergangenen Jahrzehnt sind die Umsätze der 20 europäischen Spitzenclubs laut der Unternehmensberatung Deloitte um durchschnittlich acht Prozent jährlich gestiegen. Zum Vergleich: Die Weltwirtschaft wuchs gerade einmal halb so schnell. 

Grafik zu Familienunternehmen: Ein steigendes Liniendiagramm mit einem Euro-Zeichen und einem Fußball am Ende

0 Millionen Euro

Umsatz erwirtschaftete allein der Marktführer Real Madrid.

Die Aktie von Borussia Dortmund verlor in den Jahren nach dem Börsengang fast 90 Prozent an Wert, ehe sie sich bis 2018 fast verzehnfachte und den Ausgabekurs sogar knapp übertraf. Seitdem hat sie aber wieder mehr als die Hälfte an Wert verloren.

Dieser Trend bestätigt sich mehr oder weniger bei allen europäischen Fußballclubs. Das liegt vor allem daran, dass BVB und Co. sehr hohe und oft schwer vorherzusehende Ausgaben für Transfers haben. 

Warum das Investieren in Fußball risikoreich ist

Aus Sicht der Anleger ist das Spiel mit Fußball-Papieren eher mit Vorsicht zu genießen. Jede Partie des Clubs kann einen großen Einfluss auf den Börsenkurs haben. Beispiel Ajax Amsterdam: In der Saison 2018/19 übertraf der niederländische Traditionsclub alle Erwartungen, als der Verein ins Halbfinale der Champions League einzog, dem sportlich und wirtschaftlich wichtigsten Wettbewerb des Kontinents.

Als Ajax im Hinspiel des Halbfinals Gegner Tottenham Hotspur aus England an den Rand einer Niederlage brachte, schnellte die Aktie rasant in die Höhe. Für Ajax folgte dann aber im Rückspiel das Aus – und die Aktie verlor innerhalb eines Tages ein Drittel ihres Wertes. Über die gesamte Saison hinweg war es weniger der Verlauf der Meisterschaft, sondern das Abschneiden in der lukrativen Champions League, das den Kursverlauf diktierte.

Spiel mit eigenen Gesetzen

Das Beispiel Amsterdam zeigt die hohe Volatilität der Fußball-Papiere. Gleichzeitig macht es auch deren Einzigartigkeit deutlich: Der Erfolg von Aktien im Fußballgeschäft unterliegt eigenen Gesetzen.

Während bei normalen Unternehmen und Konzernen Quartalszahlen und Gewinnerwartungen entscheidend sind, dominieren im Fußball andere Faktoren: Der Einzug in einen lukrativen Wettbewerb, der Auf- oder Abstieg, die Verpflichtung eines überragenden Spielers oder auch die schwere Verletzung eines Leistungsträgers können den Kurs in Bewegung bringen. Das macht die Aktien auch für Experten schwieriger einschätzbar und risikoreich.

Einflussnahme auf der Hauptversammlung

Die Aktionäre üben Einfluss auf die Geschicke des Vereins im Rahmen der Hauptversammlung aus, die einmal jährlich stattfindet. So auch bei Borussia Dortmund.

Knapp 70 Prozent der Aktien sind in Streubesitz – und dürften damit vor allem in Händen von BVB-Fans sein. 20 Prozent gehören den Sponsoren Evonik, Signal Iduna und Puma, gut 8 Prozent Aufsichtsratsmitglied Bernd Geske. Die Kleinaktionäre melden sich auf der Hauptversammlung zu Wort, sie stellen Fragen und Anträge.

Letztendlich geht es beim Revierklub aber nicht viel anders zu als bei anderen Aktiengesellschaften: Es wird diskutiert über Investments, den Gewinn und die Dividende. Letztere gab es zuletzt im Jahr 2019 und betrug 6 Cent, was bei einem damaligen Kurs von gut 8 Euro weniger als 1 Prozent Rendite bedeutete.

Fürs Sportliche bleibt auch bei der Borussia die Mitgliederversammlung das wichtigere Gremium. Dort wird über Zu- und Abgänge, die Konkurrenzsituation mit dem FC Bayern und die Perspektiven in der Champions League diskutiert.

Apropos Bayern: Wenn Sie gerne Aktien des deutschen Rekordmeisters zu Ihrem Portfolio hinzufügen möchten, haben Sie Pech gehabt. Die Münchner haben zwar 2001 eine Aktiengesellschaft gegründet, die Papiere werden aber nicht an der Börse gehandelt. Stattdessen hält der Verein selbst 75 Prozent der Aktien, der Rest verteilt sich auf die Sponsoren Audi, Allianz und Adidas.

Fazit: Nur für Fans und Spekulationsfreudige

Neben eingefleischten Fans sind es bei den Aktionären vor allem Spekulanten, die auf Fußball-Aktien setzen. Das klingt negativ, ist es aber nicht. Die Investoren sind sich der Risiken auf diesem besonderen Spielfeld bewusst.

Egal ob Unterhaching oder Juventus: Wer hier zuschlägt, tut dies nicht zur Altersvorsorge. Sondern weiß, dass die Anlage sehr spekulativ ist. Für die Vorsorge eignen sich deshalb Aktienfonds besser.

Diese Form der Anlage ist vorrangig für Liebhaber oder für spekulative Anleger.
Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft Deka
Zwei lachende Fußballspieler mit Ball im Gespräch auf einem asphaltierten Fußballplatz. Sie umarmen sich und lachen ausgelassen.
Im Gespräch mit

Dr. Holger Bahr

Leiter Volkswirtschaft der DekaBank

Dr. Holger Bahr leitet seit 2004 die Einheit Volkswirtschaft der DekaBank. Er promovierte zum Thema „Konjunkturelle Gesamtindikatoren“ und ist seit 2014 als Dozent bei der DVFA in Frankfurt und an der Sparkassenakademie Bayern in Landshut tätig.

Herr Dr. Bahr, was unterscheidet Fußball-Aktien von „normalen“ Aktien?

Vielfach werden sich Fans und Vereinsmitglieder die Aktien des eigenen Klubs kaufen. Dadurch ist bei dieser Anlage viel mehr Herzblut im Spiel als bei Aktien klassischer Unternehmen. Der Anlageerfolg steht meist nicht im Vordergrund.

Darüber hinaus ist bei Fußballaktien nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis relevant. Der sportliche Erfolg – ebenso wie der Misserfolg – ist laufend sichtbar. Daher ist mit höherer Schwankungsanfälligkeit als bei normalen Aktien zu rechnen.

Hat der Ausgang jedes Spiels Einfluss auf den Aktienwert?

Bei einem Ligaspiel dürfte das selten der Fall sein und im Rahmen der üblichen Volatilität von Aktienwerten liegen. Geht es jedoch um die Qualifikation zu einem geldträchtigen europäischen Wettbewerb oder das Ausscheiden aus diesem, dann kann dies den Kurs beeinflussen. Damit sehen künftige Gewinne des Klubs schließlich anders aus. Ein prominenter Kurstreiber ergibt sich aus Auf- oder Abstieg.

Können Fans über Aktien echten Einfluss ausüben?

Die Möglichkeit der Einflussnahme unterscheidet sich nicht wesentlich von der bei anderen Aktiengesellschaften. Für Vereinsmitglieder ist die Einflussnahme über die Mitgliederversammlung naheliegender.

Für wen kommt ein Investment in Fußball-Aktien in Frage?

Diese Form der Anlage ist vorrangig für Liebhaber oder für spekulative Anleger.

Haben Sie selbst Aktien von Fußball-Vereinen?

Nein. Für meinen Schwiegervater, einen BVB-Fan, wollte ich nach dem Börsengang der Borussia ein effektives Stück als Geschenk erwerben. Das war dann letztlich aber doch unverhältnismäßig teuer.

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