Eine Frau Dame macht ein Selfie mit einem Hund auf einer Wiese. Im Hintergrund scheint die Sonne durch die Bäume.

Gender Pension Gap – das sollten Sie wissen

Rentenlücke
Die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern über 65 Jahre ist eine der höchsten innerhalb der Europäischen Union. Warum das so ist und wie Frauen diese Lücke ausgleichen können.

Was steckt hinter der Rentenlücke?

Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Altersversorgung ist eindeutig: Wer mehr verdient, zahlt mehr in die gesetzliche, betriebliche beziehungsweise private Rentenversicherung ein – und ist im Ruhestand besser abgesichert. In Deutschland verdienten Frauen im Jahr 2021 laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 18 Prozent  weniger als Männer.

Rund drei Viertel dieses Unterschieds beim Einkommen lassen sich dadurch erklären,

Doch auch mit einer vergleichbaren Qualifikation oder bei einer vergleichbaren Tätigkeit verdienen Frauen in Deutschland immer noch etwa sechs Prozent weniger als Männer. Das Geschlecht ist also der Grund für eine unterschiedlich hohe Bezahlung bei gleicher Arbeit.

Dieses Missverhältnis führt dazu, dass Deutschland 2021 im Ländervergleich der OECD  mit einem Gender Pension Gap von 46 Prozent auf dem letzten Platz gelandet ist. Obwohl die Kluft in den vergangenen Jahren kleiner geworden ist: 2017 betrug sie 53 Prozent, 2019 noch 49 Prozent.

Der Renten Gap ist im Westen deutlich höher als im Osten

Vorausgegangen ist, dass zuvor auch die Lohnlücke der Rentnerinnen und Rentner von heute zwischen Mann und Frau größer war. Hinzu kommt, dass vor allem in Westdeutschland das Modell des männlichen Familienernährers verbreitet war. Dort sind Frauen erst in den vergangenen Jahrzehnten stärker ins Berufsleben eingestiegen, während in Ostdeutschland Frauen traditionell weit häufiger erwerbstätig waren und sind.

Die Folge für die Renten beschreibt eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung : 1992 lag der Gender Pension Gap in Westdeutschland bei 73 Prozent, in Ostdeutschland bei 39 Prozent. Bis 2019 reduzierten sich diese Lücken auf 55 Prozent im Westen und 23 Prozent im Osten.

Wie wird der Gender Pension Gap berechnet?

Um die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern zu errechnen, setzt man die persönlichen Alterssicherungseinkommen aller Frauen in einer Region oder in einer Altersgruppe zu denen aller Männer derselben Region oder derselben Altersgruppe in Beziehung. Die relative Differenz wird als Prozentzahl angegeben.

In Deutschland fließen neben den Bezügen aus der gesetzlichen Rentenversicherung in der Regel auch Einkünfte aus Betriebsrenten und der privaten Vorsorge in die Berechnung ein.

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Die Erwerbsbiografien von Männern werden unsteter

Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin zeigt: In den kommenden Jahrzehnten wird die Rentenlücke kleiner werden. Bei Frauen und Männern, die zwischen 1966 und 1970 geboren wurden, wird sie etwa 15 Prozentpunkte geringer ausfallen als bei Frauen und Männern der Kriegsgeneration, also der Jahrgänge 1936 bis 1945.

Doch es gibt ein großes Aber: Die Lücke wird den Forscherinnen und Forschern zufolge nicht nur dadurch kleiner, dass Frauen höhere Renten erhalten. Sondern auch dadurch, dass Männer niedrigere Renten ausgezahlt bekommen. Mitverantwortlich für diesen Trend sind häufigere Erwerbsunterbrechungen mit längeren Phasen der jüngeren Männer von Arbeitslosigkeit, längerer Ausbildungszeit sowie mit der zunehmenden Bedeutung von Teilzeittätigkeit.

EU-Vergleich: In Estland ist der Gender Pension Gap am geringsten

Rentengleichheit herrscht in Europa nirgendwo: Die mit zuletzt 0,5 Prozent kleinste Lücke existiert derzeit in Estland . Dänemark liegt mit 12,4 Prozent auf Platz zwei. Also auch estnische und dänische Frauen erhalten geringere Renten als ihre Landsmänner. Im europaweiten Durchschnitt beträgt der Renten Gap übrigens 25 Prozent. Das bedeutet auch, dass EU-Bürgerinnen grundsätzlich stärker von Altersarmut bedroht sind als EU-Bürger.

Schauen wir zunächst nach Estland: Dort waren Frauen, die heute Rente beziehen, überwiegend in Vollzeit beschäftigt – so wie es auch in anderen osteuropäischen Ländern und im Osten Deutschlands üblich war. Doch ihre Renten betrugen im Jahr 2021 im Schnitt monatlich knapp 600 Euro. Dementsprechend bezogen die Männer in Estland im vergangenen Jahr einige Euro mehr Rente.

Die Dänen erhalten eine steuerfinanzierte Basisrente

Ganz anders in Dänemark: Hier sind die Rentenzahlungen generell höher als in Deutschland und deshalb liegen Frauen sowie Männer bei ihren Altersbezügen deutlich näher beieinander. Das war nicht immer so. Die Dänen reduzierten ihren Renten Gap zwischen 2010 und 2012: Sie hoben die Renten für Frauen um 17 Prozent an und senkten die der Männer um durchschnittlich 3 Prozent.

Diese Anpassung war möglich, weil das dänische Rentensystem anders funktioniert als in Deutschland: Dort gibt es eine steuerfinanzierte Basisrente für alle. Sie hängt nur davon ab, wie lange jemand schon im Land lebt, nicht aber von der Höhe seines oder ihres Einkommens. Weitere Bausteine, wie eine verpflichtende Betriebsrente ab einem gewissen Einkommen und Steuervorteile für die private Vorsorge, kommen hinzu.

Altersarmut vorbeugen

Aufgrund der anhaltend hohen Rentenlücke und der ständig abnehmenden gesetzlichen Altersversorgung raten Wirtschaftsexpertinnen und -experten Frauen jeden Alters dazu, sich unbedingt mit dem Thema Vorsorge auseinanderzusetzen. Denn nach wie vor sind sie deutlich stärker von Altersarmut betroffen als Männer.

Sie empfehlen allen Frauen, ganz gleich ob Single oder in einer Partnerschaft, sich um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, um eine Versorgungslücke zu vermeiden. Da viele Frauen dazu neigen, zuerst für andere zu sorgen, bevor sie an sich denken, raten sie zu einer gesunden Portion Selbstschutz und Achtsamkeit, um die persönliche Zukunft abzusichern.

Bei der gesetzlichen Rente werden Kindererziehungszeiten inzwischen berücksichtigt. Das verringert die Rentenlücke jedoch kaum. Zum einen, weil viele Mütter länger im Beruf aussetzen, als es die zusätzlichen Rentenpunkte ausgleichen könnten. Zum anderen zahlen die Väter, die während dieser Zeit arbeiten, weiter in die Rentenversicherung ein. Der Abstand zwischen den Partnern wird also dadurch nicht kleiner.

Checkliste Gender Pension Gap: Altersvorsorge ist auch Frauensache

Die Rentenlücke zeigt, wie wichtig die rechtzeitige Vorsorge für Frauen ist, um den eigenen Lebensstandard im Alter halten zu können. Unsere Checkliste hilft Ihnen dabei:

  • Legen Sie Geld für sich – also auf Ihren eigenen Namen – zur Seite, das für Ihre private Altersvorsorge bestimmt ist. Denn im Fall einer Trennung beziehungsweise Scheidung erhalten Sie lediglich einen Bruchteil von den Renteneinkünften Ihres Ex-Partners.
  • Beginnen Sie JETZT mit der Altersvorsorge! Und tun Sie es Monat für Monat. Auch wenn es ein noch so geringer Betrag ist, den Sie monatlich sparen können – auch der hilft.
  • Legen Sie Ihr für die Altersvorsorge bestimmtes Geld so an, dass es eine ausreichend hohe Rendite erwirtschaftet. Das Girokonto oder festverzinsliche Anlagen wie das Sparbuch oder das Tagesgeldkonto sind nicht dafür geeignet, eine Gesamtrendite oberhalb der Inflationsrate zu erzielen.
  • Übrigens lohnt sich das monatliche Beiseitelegen von Geld immer, um im Alter abgesichert zu sein, wenn man bestimmte Dinge nicht mehr selbst tun kann und auf Hilfe angewiesen ist.
Interview mit

Dr. Gabriele Widmann

Deka-Volkswirtin
Die Rentenlücke wird sich in den kommenden Jahren weiter verringern – aber das ist kein Selbstläufer.
Dr. Gabriele Widmann

Frau Dr. Widmann, der Gender Renten Gap hat sich in den vergangenen drei bis vier Jahren (je nach Kalkulationsgrundlage) um 7 Prozentpunkte verringert. Das ist doch eigentlich ein Anlass zur Freude – oder nicht?

Dr. Gabriele Widmann: Dass die strukturelle Lücke zwischen den Renteneinkommen von Frauen und Männern spürbar kleiner geworden ist, ist aus meiner Sicht eine sehr gute Nachricht. Allerdings ist „besser“ gerade in diesem Fall noch längst nicht „gut“. Es muss erklärtes Ziel bleiben, dass die immer noch sehr große Lücke perspektivisch geschlossen wird. Es darf nicht sein, dass Frauen stärker von Altersarmut bedroht sind, weil ihre Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung aus gesellschaftlichen Gründen systematisch niedriger sind als diejenigen von Männern.

Was hat zu dieser Entwicklung beigetragen?

Zurzeit liegt das durchschnittliche Eintrittsalter in die Altersrente bei etwa 64 Jahren. Dann gehen die Menschen in Rente, die Ende der 1950er-Jahre geboren zur Welt gekommen sind. In dieser Generation hat der Anteil der Frauen langsam zugenommen, die berufstätig waren. Sie haben also mehr Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung erworben als die Jahrgänge zuvor.

Das gilt insbesondere für die Frauen in den neuen Bundesländern, die während der Zeit der Teilung Deutschlands viel häufiger berufstätig waren als diejenigen in Westdeutschland. Übrigens ist dieser Unterschied zwischen den neuen und den alten Bundesländern in Sachen Erwerbstätigkeit der Frauen heutzutage zwar nicht mehr ganz so groß wie zu DDR-Zeiten, aber er ist weiterhin deutlich sichtbar.

Was sind die zentralen Ursachen dafür, dass die Rentenlücke immer noch so groß ist?

Die Altersrente errechnet sich daraus, wie viel Geld man in seinem Arbeitsleben in die Rentenversicherung einbezahlt hat. Das wiederum hängt davon ab, wie lange man gearbeitet und wie viel man verdient hat. Daraus lässt sich die Antwort leicht ableiten: Frauen nehmen während ihres Lebens häufig berufliche Auszeiten, damit sie sich um die Familie kümmern können – Kinder aufziehen oder alte Familienangehörige pflegen. Oftmals gehen sie nach den Auszeiten nur in Teilzeit arbeiten.

Dadurch machen sie auch weniger Karriere. Und dann wählen Frauen im Durchschnitt auch noch Berufe, in denen sie weniger verdienen als in typischen Männerberufen. Das alles führt dazu, dass die Bruttoeinkommen von Frauen während ihres Arbeitslebens im Durchschnitt deutlich niedriger sind als die von Männern. Dieser große Unterschied wurde im Lauf der vergangenen Jahrzehnte aufgrund der zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen etwas geringer, aber nicht viel.

Andere EU-Länder schneiden besser ab als Deutschland – woran liegt das?

Zum Teil liegt es daran, dass in diesen Ländern traditionell die Berufstätigkeit von Frauen als „normaler“ angesehen wird. Man denke beispielsweise an Frankreich mit seinen vielen Kinderkrippen. Dort ist die Kinderbetreuung deutlich unkomplizierter als in Deutschland. In den skandinavischen Ländern ist grundsätzlich die berufliche Gleichberechtigung (auch in Sachen Bezahlung) weiter fortgeschritten als in Deutschland. Und die mittel- und osteuropäischen Länder haben eine vergleichbare Nachkriegsentwicklung wie die ehemalige DDR – in den damaligen sozialistischen Ländern war die Einbindung von Frauen in das Berufsleben viel stärker und gleichberechtigter als in Westdeutschland.

Allerdings sollte man sich nicht von den Statistiken blenden lassen: Oftmals werden bei den Ländervergleichen nur die Werte von Rentenbeziehern verwendet. In Spanien, Italien oder Österreich ist die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern nur scheinbar viel geringer als in Deutschland. Bezieht man für diese Länder die vielen Frauen über 65 Jahre in die Berechnungen mit ein, die gar keine Rente beziehen, sind dort die Unterschiede zwischen den Renten von Männern und Frauen sogar höher oder ähnlich hoch wie in Deutschland.

Denken Sie, dass sich die deutsche Rentenlücke in den kommenden Jahren weiter verringern wird?

Ja, davon gehe ich fest aus. Denn hierzulande sind immer mehr Frauen berufstätig und sie nehmen weniger Familien-Auszeiten. Ihre Löhne gleichen sich auch stärker denen der Männer an. Hoffnung macht in dieser Hinsicht ein Blick auf die aktuellen Bundesländer-Daten in Deutschland. In vielen ostdeutschen Bundesländern sind die Altersrenten von Frauen im Durchschnitt gleich hoch oder sogar etwas höher als diejenigen von Männern.

Aber das alles ist kein Selbstläufer. Es liegt in unserer Hand, dass wir auch unsere Männer in die Pflicht nehmen, sich um die Familie zu kümmern – und dass wir aktiv daran arbeiten, dass Frauen gleich viel Geld für vergleichbare Tätigkeiten bekommen wie Männer. Das erfordert Durchsetzungswillen. Aber es lohnt sich, denn wir tun damit etwas für unsere finanzielle Unabhängigkeit und unseren eigenen Wohlstand im Alter.

Häufige Fragen zur Rentenlücke

Die gesetzliche Rente in Deutschland wird schrittweise gesenkt. Bis 2033 wird sie vermutlich bei rund 45,9 Prozent des letzten Bruttoeinkommens liegen. Als Faustregel können Sie damit rechnen, dass Sie rund 80 Prozent des jetzigen Nettoeinkommens im Ruhestand brauchen werden. Die Frage ist also, wie viel gesetzliche Rente Sie voraussichtlich bekommen und wie groß Ihre Rentenlücke demzufolge sein wird. 

In Deutschland liegt das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren. Es gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Nur wer vor 1964 geboren ist oder schon 45 Jahre lang in die Rentenkasse einzahlt, kann ohne Abschläge früher in Rente gehen.

Im Jahr 2021 lag die gesetzliche Rente für Frauen im Schnitt bei 792 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Männer bezogen 1.266 Euro pro Monat.

Das Gender Pension Gap bezeichnet die geschlechtsspezifische Rentenlücke in der Altersvorsorge von Frauen im Vergleich zu Männern. Die Kennzahl wird auf Basis von Durchschnittswerten erhoben, um den relativen Unterschied der geschlechtsspezifischen Altersvorsorgelücke in Länder und Regionen vergleichbar zu machen.

Einer Studie der Universität Mannheim zufolge liegt der wahrscheinlichste Grund für den Gender Pension Gap darin, dass Frauen häufiger als Männer nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeiten reduzieren – mit drastischen Folgen für ihre Finanzen und ihre spätere Rente. In der Literatur hat sich hierfür der Begriff ‚Motherhood Penalty‘ durchgesetzt.

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