Frauen sind seit Jahren in der Unterzahl, was das Anlageverhalten betrifft.
Gründe dafür gibt es viele, bestimmte Hemmschwellen treten aber bei Frauen häufiger auf.
Wenn Frauen anlegen, sind sie oft erfolgreicher dabei und erwirtschaften höhere Renditen als Männer.
Stereotypen zum Anlageverhalten von Männern und Frauen gibt es viele: Frauen seien intuitiver, betrachten Geldthemen sachlicher, setzen weniger auf Risiko – und sind Studien zufolge erfolgreicher beim Anlegen als viele Männer. Die hingegen sollen schneller reagieren, mehr auf Risiko setzen und sich besser mit Investitionen auskennen. Letzteres behauptete zumindest jeder zweite Mann in einer Umfrage von Union Investment.
Wer legt denn nun besser Geld an – Anleger oder Anlegerinnen?
Frauen könnten mehr vom Kapitalmarkt profitieren
Lauren Simmons liebt Zahlen. Und sie liebt das schnelle Agieren an der Börse. Die ehemalige Börsenmaklerin ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich: Mit gerade einmal 22 Jahren bekam sie im Jahr 2017 ihre Trader-Lizenz. Die junge Afroamerikanerin war damit die erste Frau, die in Vollzeit auf dem New Yorker Börsenparkett handelte.
Lauren Simmons ist Profi, sie hat keine Scheu vor der Finanzwelt und kann verdammt gut netzwerken. In den vergangenen Jahren hat sie Verträge für ein Buch, einen Film, eine Fernsehsendung und zwei Podcasts abgeschlossen. Ein Vorbild für private Anlegerinnen?
Zahlen, Daten, Fakten
In Deutschland sind Frauen seit Jahren in der Unterzahl, was das Anlageverhalten betrifft.
Frauen sind eine starke Kraft in der globalen Wirtschaft. Über Länder- und Kulturgrenzen hinweg beeinflussen sie weltweit 80 Prozent aller Kaufentscheidungen, heißt es in der Studie „Female Finance – Digital, Mobile, Networked“. Dabei bestehen die meisten ihrer finanziellen Aktivitäten darin, die täglichen Ausgaben im Auftrag anderer Personen wie Familien- und Gemeindemitglieder auszuführen, anstatt ihre eigenen finanziellen Angelegenheiten zu managen. Noch immer besteht bei ihnen ein erhebliches ungenutztes Finanzpotenzial.
In Deutschland haben im Jahr 2021 rund 12 Millionen Menschen die Chance der Geldanlage genutzt und investierten in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs. Unter den Frauen lag der Anteil bei 12 Prozent. Bei den Männern waren rund 23 Prozent an der Börse investiert. Das zeigt eine Studie des Deutschen Aktieninstituts , das Bürgerinnen und Bürger einmal jährlich nach ihrem persönlichen Anlageverhalten befragt. Der geringe Frauenanteil zieht sich laut DAI durch alle Alters- und Einkommensklassen und macht selbst bei hohem Bildungsgrad nicht halt.
Diese vier Hemmschwellen halten Frauen vom Anlegen ab
Es gibt keine Pauschalantwort darauf, warum Frauen weniger am Aktienmarkt investieren als Männer. Finanzentscheidungen sind etwas sehr Persönliches. Es kristallisieren sich allerdings ein paar dominante Gründe heraus.
Mangelndes Finanzwissen gepaart mit Skepsis
Das Informationsbedürfnis von Frauen scheint im Finanzbereich höher als das der Männer zu sein. Bevor sie tätig werden, wollen sie vieles genau verstehen.
Für 41 Prozent der weiblichen Befragten ist das fehlende Wissen über Finanzthemen und Anlagestrategien besonders ausschlaggebend dafür, ihr Geld nicht anzulegen, so die aktuelle BlackRock Investor Pulse-Studie . Mangelndes Wissen beim Thema Investments paart sich bei Frauen oft mit größerer Skepsis: Zentral ist hier unter anderem die Angst, alles zu verlieren. Durch den erhöhten Sicherheitsaspekt entgeht Frauen jedoch bisweilen viel Geld.
Tipp:
Wissen verleiht Sicherheit. Hier können gut aufbereitete Informationen in klarer Sprache und lebensnahe Beispiele helfen, sich Finanzwissen effektiv anzueignen. Finanzmagazine wie „Finanzielle“ oder „Courage“ haben sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, Frauen zu Finanz-Expertinnen zu machen und ihnen die Scheu vorm Investieren zu nehmen. Hier finden Interessierte viele einzelne Porträts von Frauen, die offen über ihre Finanzen sprechen und wertvolle Tipps geben. Zudem gibt es inzwischen mehr Finanz-Tools am Markt, die Frauen den Zugang zu diesen Bereichen erleichtern, wie eine Studie zeigt.
Einkommen reicht nicht aus
Viele Frauen sind der Meinung, ihre Einkommenssituation ist nicht ausreichend, um sich am Kapitalmarkt zu engagieren. Eigenen Angaben zufolge könnten sie es sich nicht leisten, mit ihrem Geld Risiken einzugehen, wie eine Studie von J.P. Morgan aus dem Jahr 2021 ergab. Häufig dominiere die Annahme, Anlegerinnen bräuchten ein hohes Einkommen, um zu investieren. Die gefühlte Einkommensschwelle in diesem Zusammenhang liege bei über 4000 Euro pro Monat, so das Ergebnis einer Untersuchung von BNY Mellon Investment Management.
Tipp:
Sobald Anlagen mit den persönlichen Werten verbunden sind, würden ganze 55 Prozent der befragten Frauen mehr Geld investieren. Denn 84 Prozent der Anlegerinnen legen bei ihren Investments starken Wert auf positiven Impact für Umwelt und Soziales, wie die Studie „Female Finance – Frauen in der Finanzwelt“ zeigt.
Würden Frauen ihre Vorliebe für nachhaltige Investments mehr umsetzen und es den Männern in dieser Hinsicht gleich tun, dann würden zusätzlich allein 1,87 Billionen Dollar des Gesamtpotenzials in diesen Anlagebereich fließen, so BNY Mellon Investment Management.
Die Deka Investments der Sparkassen-Finanzgruppe gehört zu den Anlagegesellschaften, die die Bedürfnisse von Frauen im Blick haben. Mit dem „Sinnvestieren“ bietet sie beispielsweise Themenvideos zu „Frauen und Finanzen“, Podcasts oder auch entsprechende Veranstaltungen in den Sparkassen an.
Erhöhtes Risikobewusstsein
Häufig halten Frauen Investments für zu risikoreich. In Bezug auf Aktien gelte das laut BNY Mellon Investment Management für beinahe jede zweite Frau. 66 Prozent der anlegenden Frauen setzen eher auf Fonds, so das Deutsche Aktieninstitut.
Tipp:
Sobald Anlagen mit den persönlichen Werten verbunden sind, würden ganze 55 Prozent der befragten Frauen mehr Geld investieren. Denn 84 Prozent der Anlegerinnen legen bei ihren Investments starken Wert auf positiven Impact für Umwelt und Soziales, wie die Studie „Female Finance – Frauen in der Finanzwelt“ zeigt. Würden Frauen ihre Vorliebe für nachhaltige Investments mehr umsetzen und es den Männern in dieser Hinsicht gleich tun, dann würden zusätzlich allein 1,87 Billionen Dollar des Gesamtpotenzials in diesen Anlagebereich fließen, so BNY Mellon Investment Management.
Die Deka Investments der Sparkassen-Finanzgruppe gehört zu den Anlagegesellschaften, die die Bedürfnisse von Frauen im Blick haben. Mit dem „Sinnvestieren“ bietet sie beispielsweise Themenvideos zu „Frauen und Finanzen“, Podcasts oder auch entsprechende Veranstaltungen in den Sparkassen an.
Fehlendes Vertrauen
Nur 25 Prozent der Frauen in Deutschland haben aktuell ein gutes Gefühl dabei, Teile ihres Geldes zu investieren, so BNY Mellon Investment Management. Ihre Bedürfnisse sind hinsichtlich Finanzangebote, Finanzservices und Beratungen, die sich an ihren Lebenswirklichkeiten orientieren, weitestgehend unterversorgt, wie die „Financial Alliance for Women“ belegt – und damit das enorme Entwicklungspotenzial in diesem Bereich aufzeigt.
Tipp:
Um Unsicherheiten und Hemmnisse zu minimieren, sind digitale und individualisierbare Finanzübersichten und Prognosen hilfreich. Sie können helfen, finanzielle Verpflichtungen einfacher zu verwalten, Finanzplanungen zu optimieren und die Kontrolle zu behalten. Das kann das finanzielle Sicherheitsgefühl steigern. Diverse mediale Angebote wie die von den „Finanzheldinnen“, können hilfreich sein, Hürden bezüglich persönlicher Finanzen zu überwinden.
Frauen agieren cleverer beim Anlegen
Männer sind am Kapitalmarkt zwar in der Mehrzahl, aber noch lange nicht besser beim Anlegen. Im Gegenteil: Laut „Female Finance – Frauen in der Finanzwelt“ erwirtschaften Frauen im Durchschnitt in Deutschland eine Rendite von 24,1 Prozent, wohingegen es bei Männern im Schnitt 23,5 Prozent sind. Kein allzu großer Unterschied, aber viele andere Studien davor haben bereits gezeigt, dass Frauen tendenziell besser mit Geld umgehen als Männer. Und dafür gibt es Gründe.
Warum ist das so?
Wenn Frauen am Kapitalmarkt teilnehmen, dann setzen sie weniger auf einzelne Aktien, sondern auf Fonds – besonders auf ETFs. Während Männer mehr Geld in Einzelaktien anlegen, kaufen Frauen eher Dutzende verschiedener Aktien und streuen so das Risiko stärker, so die Studie weiter.
Unsere Psyche passt nicht zur Börse
Eine weitere Rolle können psychologische Mechanismen spielen. Expertinnen und Experten erklären die Zahlen anhand einiger prominenter menschlicher Verhaltensmuster. Frauen seien vorsichtiger und wägen häufiger ab als Männer, die sich gern überschätzen, wie Forscherinnen und Forscher der Universität Berkeley in psychologischen Tests festgestellt haben. Die Folge: vorschneller Aktionismus. Männer kaufen und verkaufen ihre Aktien schneller. Das sei an der Börse kontraproduktiv: Die Erträge der Männer reduzieren sich so mehr als bei Frauen. Zudem begrenzen Frauen ihre Verluste eher dadurch, dass sie sich Fehler oft besser eingestehen.
Im Grunde passe die Psyche des Menschen nicht zur Börse, sagt der Diplom-Psychologe und zertifizierte Börsenhändler Florian Eberhard im Interview mit dem Newsportal „Der Fonds“ . Daher hätten investierende Menschen, die ihr eigenes irrationales Verhalten kennen würden, bessere Chancen auf Gewinne, so der Experte. Es gebe allerdings psychologische Tricks, wie bestimmte Denkfallen umgangen werden könnten – zum Beispiel mithilfe von Coaching.
Jüngere Anlegerinnen stärken
Wichtig ist es, das Bewusstsein der Frauen für Finanzen und Geldanlage zu stärken. Dazu gehört auch mehr Finanzbildung in der Gesellschaft und an Schulen.
Das bestätigt eine aktuelle Jugendstudie des Bankenverbands 2021 gleichermaßen für Mädchen wie für Jungen: Obwohl sich das Wirtschafts- und Finanzwissen der Jugend seit 2015 leicht verbessert hat, zeigen sich weiterhin noch große Lücken. Zwei Drittel haben an ihrer Schule wenig über Wirtschaft und Finanzen gelernt. Laut Studie wünschen sich 84 Prozent der jungen Leute mehr Informationen über wirtschaftliche Zusammenhänge in der Schule. Der Umgang mit Geld (87 Prozent) und Infos zur Altersvorsorge (81 Prozent) sind am stärksten gefragt. Gut drei Viertel fordern sogar die Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs „Wirtschaft“.
Die Botschaft muss also bereits bei jungen Frauen – und Männern – lauten: Je mehr jemand über Wertpapiere und Anlagestrategien weiß, desto eher verlieren diese ihren Schrecken.
Fazit
Frauen brauchen nicht dringend weiblich zugeschnittene Finanzprodukte, sondern passgenaue Ansprachen und Services, die an ihren Lebenswirklichkeiten orientiert sind – dazu gehören beispielsweise weniger Rente, weniger Geld nach Scheidung oder Lebensphasen mit gemindertem Einkommen nach längeren Auszeiten durch Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen.
Ob Frauen bei der Geldanlage nun erfolgreicher sind als Männer oder nicht, sollte am Ende keine Rolle spielen. Empirisch finden sich dafür zwar vereinzelte Belege, aber kein klares Gesamtbild. Entscheidend ist, die Finanzen in die eigene Hand zu nehmen. Die persönliche finanzielle Unabhängigkeit ist ein Ziel, das für alle Menschen gilt.
Häufige Fragen zum Thema Frauen an der Börse
1Wie viele Frauen investieren?
Wie viele Frauen investieren?
Nur knapp 12 Prozent der Frauen in Deutschland haben im Jahr 2021 in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs investiert. Bei den Männern waren es über 22 Prozent, das zeigen die aktuellen Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts 2022.
2Wie viele Frauen besitzen Aktien oder Fonds?
Wie viele Frauen besitzen Aktien oder Fonds?
Nur 22 Prozent der anlegenden Frauen in Deutschland haben laut Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts 2022 im Jahr 2021 ihr Geld in Aktien investiert, 66 Prozent investierten in Fonds und 12 Prozent in Aktien und Fonds.
3Sind Frauen beim Anlegen erfolgreicher?
Sind Frauen beim Anlegen erfolgreicher?
Zahlen sprechen dafür. Laut „Female Finance – Frauen in der Finanzwelt“ erwirtschaften Frauen im Durchschnitt in Deutschland eine Rendite von 24,1 Prozent, wohingegen es bei Männern im Schnitt 23,5 Prozent sind. Kein allzu großer Unterschied, aber viele andere Studien davor haben bereits gezeigt, dass Frauen tendenziell besser mit Geld umgehen als Männer.
4Wie viel Prozent des Gehaltes sollte man investieren?
Investieren Sie für Ihre private Altersvorsorge, sollten sie zwischen 10 und 15 Prozent Ihres Nettoeinkommens dafür einsetzen. Mehr geht natürlich immer. Prüfen Sie, bevor Sie eine Einmalzahlung tätigen oder einen Sparplan abschließen, welche Ausgaben und persönlichen Pläne berücksichtigt werden müssen.
5In was sollte man als Anfängerin oder Anfänger investieren?
Das hängt von Ihren individuellen Vorstellungen und Präferenzen ab. Sollten Sie an Aktien Interesse haben, erleichtern wir Ihnen mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung den Einstieg.