25 Prozent weniger Gehalt im Homeoffice – auch für Deutschland denkbar?
5 Fakten zum Google-Modell
Die Pandemie hat viele von uns ins Homeoffice katapultiert. Während manche Firmen mittlerweile begeistert davon sind, hoffen andere auf baldige Präsenz im Büro. Aufmerksamkeit hat der Tech-Gigant Google erregt mit der vermeintlichen Ankündigung, Mitarbeitenden im Homeoffice das Gehalt zu kürzen. Wir informieren Sie über die Gründe und überlegen, ob ein solches Modell auch für Deutschland denkbar wäre.

1. Des einen Freud, des anderen Leid
Man gewöhnt sich schnell daran – morgens entspannt eine Tasse Kaffee schlürfen, sich noch im Bademantel vor den Rechner setzen und gelassen den Arbeitsalltag starten. Kein Stau, kein Stress, keine hupenden Pendler und auch keine volle U-Bahn. Homeoffice hat ganz klare Vorzüge.
Auch Google hat diese Änderungen erlebt, als zu Beginn der Pandemie die gesamte Belegschaft ins Homeoffice geschickt wurde. Der Tech-Gigant hat allerdings in den USA seitdem eine signifikante Verschlechterung der Produktivität festgestellt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheinen im verlockenden Homeoffice weniger zu schaffen.
Die Folge? Mitarbeitende im Homeoffice fürchten nun Gehaltskürzungen. Denn bei Google und anderen US-Arbeitgebern richtet sich das Gehalt zum Teil auch nach Wohn- und Arbeitsort.
2. Lücken im System
Google begründet die unterschiedlichen Gehälter an verschiedenen Standorten in den USA mit unterschiedlichen Lebenshaltungskosten. Wer außerhalb der Ballungsräume lebt, müsse schließlich häufig weniger Kosten tragen. Oder etwa nicht?
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gegend um den Lake Tahoe, gut drei Auto-Stunden entfernt vom Firmen-Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara County bei San Francisco, zahlt Google bis zu 25 Prozent weniger Lohn. Dabei unterscheiden sich die Kosten in dieser ländlichen Gegend kaum von denen im Ballungsraum um San Francisco.
Wer in der Ostküsten-Metropole New York wohnt und arbeitet, muss keine Kürzungen fürchten – auch nicht bei der Arbeit im Homeoffice. Zöge er oder sie hingegen aus der Stadt, beispielsweise ins rund eine Zugstunde entfernte Stamford im US-Bundesstaat Connecticut und arbeitet dort aus dem Homeoffice, ginge die Gehaltssenkung schon auf 15 Prozent zu.
Florian Haggenmiller, Bundesfachgruppenleiter Telekommunikation und IT/DV bei der Dienstleistungsgesellschaft ver.di, sieht solche Gehaltsstrukturen skeptisch. Er stellt sich die Frage, wo die Grenzen gezogen werden – ganz besonders in einem derart großen Land wie die USA.
3. Das ändert sich in der Schweiz
Wie Google das Modell zum Beispiel in der Schweiz umsetzt, ist bisher noch unklar. Fest steht jedoch, dass Homeoffice dort zum Karrierekiller werden könnte. Viele Firmen sind der Meinung, dass die Kommunikation vor Ort besser abläuft als digital. Dadurch könnten sowohl Prämien als auch Gehaltserhöhungen eher die Mitarbeitenden erhalten, die im Büro erscheinen. Gleiches gilt für Karrieresprünge. Wer nur von Zuhause aus arbeiten möchte, könnte die Karriereleiter langsamer erklimmen.
4. Und Deutschland?
Auch hierzulande ist Homeoffice weiterhin beliebt. Ein Großteil der Beschäftigten kann sich vorstellen, auch nach der Pandemie weiter von Zuhause aus zu arbeiten. Manche Firmen versuchen daher, Büroräume zu verkleinern, um an dieser Stelle Kosten zu sparen. Präsenztage sollen minimiert werden. Zusätzlich ist der Wohnort private Angelegenheit der Mitarbeitenden und es gilt das Prinzip: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – unabhängig vom Arbeitsort. Auch lässt sich ein Lohn, nachdem er schriftlich im Vertrag festgehalten wurde, nicht einfach kürzen. Dafür müsste eine Änderungskündigung eintreten.
Ein Modell wäre in Deutschland allerdings denkbar: Wenn Unternehmen sich wünschen, ihre Mitarbeitenden wieder regelmäßig oder gar zu 100 Prozent in Präsenz zu haben, könnten Prämien oder Boni versprochen werden. Statt weniger oder gleich viel Lohn, gäbe es dann mehr.
5. Der Wert des Homeoffice
Homeoffice hat Vor- und Nachteile. Nicht jeder ist für selbstorganisiertes Arbeiten in Solitude geeignet, ebenso kann sich nicht jeder in einem vollen Büro mit vielen Hintergrundgeräuschen konzentrieren. Für die einen erleichtert Homeoffice die Balance zur Familie, für die anderen ist das Büro die Rettung vor den Kids. Welchen Wert das Arbeiten aus den eigenen vier Wänden hat, muss jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer für sich entscheiden. Deshalb fragen wir uns an dieser Stelle: Würden Sie auf Gehalt verzichten, um im Homeoffice bleiben zu können?
(Stand 29.09.2021)
Mit mehr Abstand als gewohnt. Aber genauso nah. Erreichen Sie jetzt Ihre Sparkasse vor Ort.