Corona-Schuldenfalle: Das können Studierende jetzt tun
Fast zwei Milliarden Euro Schulden in Studienkrediten
Seit Beginn der Pandemie haben sich Studierende mit fast zwei Milliarden Euro bei der KfW-Bank verschuldet. Jetzt, wo die Überbrückungshilfen wegfallen, kämpfen viele mit dem verbleibenden Berg an Schulden. Doch auch der lässt sich bewältigen – mit diesen Tipps.

Das Wichtigste in Kürze:
- Von Mai 2020 bis August 2021 gingen rund 59.500 Anträge auf einen KfW-Studienkredit ein, sie summierten sich auf rund 1,85 Milliarden Euro. Für die von der Politik zunächst als zinsfrei angepriesenen Darlehen werden ab Januar 2022 Zinsen fällig.
- Finanzielle Zuschüsse durch Überbrückungshilfen fielen am 30. September 2021 weg. Studierende stehen nun also wieder vor der Wahl, sich weiterhin mit Studienkrediten zu finanzieren oder auf Nebenjobs zu hoffen.
- Auch wenn die Situation schwierig ist, lässt sich der Berg an Schulden bewältigen. Wichtig ist, sich einen Überblick zu verschaffen und alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
Wenn Corona zur Schuldenfalle wird
Während der Corona-Pandemie haben Studentinnen und Studenten fast zwei Milliarden Euro an speziellen Krediten bei der bundeseigenen KfW-Bank aufgenommen. Von Mai 2020 bis August 2021 gingen rund 59.500 Anträge bei der KfW-Bank auf einen Studienkredit ein. Die Gesamtsumme belief sich auf 1,85 Milliarden Euro, wie ein Schreiben von Michael Meister, dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, bestätigt.
Für das Darlehen, das Bundespolitiker zunächst als zinsfrei angepriesen hatten, werden ab Januar 2022 Zinsen verlangt. Der KfW-Effektivzinssatz war nur vorübergehend ausgesetzt und liegt derzeit bei 3,91 Prozent – bedeutend höher als der sonst verhältnismäßig niedrige Finanzmarkt.
Finanzielle Zuschüsse fallen weg
Aufgrund der Erholung des studentischen Arbeitsmarkts fallen zudem die finanziellen Zuschüsse in Form der Überbrückungshilfen weg. Das Programm dazu endete am 30. September 2021. Dass keine erneute Verlängerung stattfand, wird zudem mit dem Rückgang der Anträge auf Überbrückungsgeld begründet. Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung sind daher Studienkredite und Bafög ausreichend. Für Studierende bedeutet das, sich entweder weiter aus Krediten zu finanzieren oder auf Nebenjobs zu hoffen.
Zurück bleibt ein Schuldenberg
Für einige Studierenden wird die Lage brenzlig. Denn nach anstrengenden und nervenzehrenden drei Semestern fast ausschließlich digitaler Lehre, Online-Prüfungen und kaum Austausch, häufen sich bei vielen die Schulden.
Da heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und tief durchzuatmen. Der Schuldenberg lässt sich bewältigen. Wie, erfährst Du hier.
1. Wie ist eigentlich meine derzeitige Lage?
Verständlicherweise kommt im ersten Moment Panik auf. Mist, Studium noch nicht abgeschlossen, noch keinen Fuß im Berufsleben und schon verschuldet. Aber keine Sorge. Zum einen bist Du nicht allein, zum anderen gibt es immer einen Weg raus aus dem Chaos. Wichtig ist, sich einen Überblick über die aktuelle finanzielle Lage zu verschaffen.
Hier können beispielsweise ein Haushaltsbuch und der Blick aufs Konto sehr hilfreich sein. Im alltäglichen Leben verliert man gerne mal den Überblick über die eigentlichen Kosten. Der Finanzplaner, Kontowecker oder Haushaltsrechner können Dir bei der Übersicht behilflich sein.
Der erste Schritt sollte sein, alle Ausgaben möglichst genau zu notieren und in Rubriken zu unterteilen. An Lebenshaltungskosten wie beispielsweise Miete, Wasser, Strom und Lebensmitteln kannst und solltest Du logischerweise nicht sparen. Aber eventuell gibt es günstigere Alternativen zu „Luxusgütern“ – dazu zählt traurigerweise auch die Lieferandobestellung am Wochenende.
2. Wo kann ich einsparen?
Netflix, Spotify, ein lang ersehntes neues Handy oder das Feiern am Wochenende. Verständlicherweise möchtest Du nicht den ganzen Tag mit der Nase in den Unibüchern stecken. Jedoch haben Freizeitaktivitäten ihren Preis. Gerade was beispielsweise Spotify angeht, bestünde die Möglichkeit, vorübergehend zurück zur kostenlosen Version zu wechseln. Die Werbung ist zwar lästig, spart aber einiges an Geld. Alternativ kannst Du Dich erkundigen, ob sich der Account mit jemanden teilen lässt. Das senkt ebenfalls Kosten.
Halte Dir vor Augen, dass die Kürzungen nur vorübergehend sind – das macht es leichter. Sobald sich eine Regelmäßigkeit bei der Schuldentilgung eingestellt hat, kannst Du neu planen und berechnen, welche „Luxusgüter“ sich wieder hinzufügen lassen.
Auch bei Strom- oder Gasanbietern, Versicherungen und Telefon- sowie Internetverträgen lässt sich oft ein wenig Geld rausholen. In vielen Fällen lohnt sich der Wechsel des Anbieters.
3. Was kann ich schon jetzt begleichen?
Weihnachts- oder Geburtstagsgeld oder ein Zuschuss der Lieblingstante. Manche Studierenden haben ein kleines Sparpolster auf der Seite. Davon soll zwar natürlich nicht alles sofort für die Schuldentilgung aufgewendet werden, aber möglicherweise ließe sich der eine oder andere kleine Teil abzweigen.
Übrigens: Nicht immer ist es eine gute Idee, die Schulden von einem anderen Anbieter begleichen zu lassen. Denn damit wechselt das Problem effektiv nur den Ort. Eine Ausnahme kann familiäre Unterstützung darstellen. Wenn Verwandte, Bekannte oder Freunde einspringen, ist es oft leichter, Schulden zu begleichen. Diese verlangen nämlich in der Regel keine Zinsen.
4. Kann ich Raten für einen Kredit aussetzen?
Solltest Du feststellen, dass Du die verlangten Raten nicht bezahlen kannst, ist es am besten, direkt mit den Gläubigern Kontakt aufzunehmen. Ignorieren ist keine Lösung, denn im schlimmsten Falle droht ein gerichtliches Mahnverfahren.
Im persönlichen Gespräch lässt sich oft eine Lösung herausarbeiten. So ist es manchmal möglich, den Kredit auszusetzen. Diese Raten müssen zwar nachgezahlt werden und die Kreditlaufzeit verlängert sich dadurch, allerdings bleibt die Zinshöhe in der Regel bestehen und eine kurze Pause verschafft etwas mehr Luft.
5. Ab wann zum Schuldnerberater?
Wenn alle Stricke reißen und die Überforderung einsetzt, kannst Du Dir professionelle Hilfe holen. Am besten suchst Du noch vor Eintreffen erster Mahnungen Kontakt zu einer Schuldnerberaterin oder einem Schuldnerberater. Sind diese staatlich anerkannt, ist die Arbeit seriös und oftmals kostenfrei. Die Bundesgemeinschaft Schuldnerberatung e.V. informiert deshalb auf ihrer Website über Hilfsangebote und vertrauenswürdige Anlaufstellen.
Wichtig: Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen. Gerade Zeiten wie diese können sehr erdrückend sein und mental auslaugen. Zum Schutz der eigenen psychischen Gesundheit ist es daher wichtig, sich selbst zu reflektieren und Grenzen zu erkennen.
(Stand: 04.10.2021)
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