Frankfurter Skyline mit Katharinenkirche, Hauptwache und Bankenviertel

Wie sich der Leitzins auf Ihre Zinsen auswirkt

So steuert die EZB die Geldpolitik
Was hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit Ihren Sparplänen und Geldanlagen, dem Tagesgeldkonto und Ihrem Plan vom Häuschen im Grünen oder der schicken Stadtwohnung zu tun? Möglicherweise einiges. Denn die Entwicklung des EZB-Leitzinses kann den Zinssatz Ihres Darlehens beeinflussen – und sogar die Kaufpreise für Immobilien selbst. Erfahren Sie mehr über diesen Zusammenhang.

Das Wichtigste in Kürze:

Ziel der EZB ist es, dass sich die Preise im Euroraum stabil entwickeln. Mittelfristig soll dafür die Inflationsrate im Euroraum bei zwei Prozent liegen. Zwischenzeitlich ist sie auf über acht Prozent gestiegen und so hoch wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. Um die Preissteigerungen abzubremsen, dient der Leitzins – beziehungsweise genau genommen drei verschiedene Leitzinssätze – als Steuerungsinstrument.

Transparente PNG Illustration einer Hand, die einen Strich in einen gelben runden Kreis zeichnet. Oberhalb ist ein Prozentzeichen.

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bei diesem Prozentsatz sollte die Inflationsrate im Optimalfall liegen.

Üblicherweise steigen die Preise schnell, wenn die Wirtschaft boomt und deswegen viel gekauft wird, also die Nachfrage hoch ist. Dann erhöhen Notenbanken die Zinsen, um die Nachfrage und damit den Anstieg der Preise abzubremsen. Flacht bei langsamerem Wachstum der Preisanstieg ab, können die Zinsen gesenkt werden. Mit niedrigsten Zinsen, so die Argumentation der EZB in den vergangen Jahren, würden zum Beispiel Finanzierungen für Investitionen günstiger, die Wirtschaft käme in Schwung, die Nachfrage würde anziehen und damit die Inflation steigen.

In der Finanzkrise, während der Staatsschuldenkrise Griechenlands und in der Corona-Pandemie haben die Notenbanken weltweit die Leitzinsen drastisch gesenkt. Sie hatten Sorge, dass wegen der großen Unsicherheiten niemand mehr Geld verleihen und das Wirtschaftsleben gänzlich zum Stillstand kommen würde. Eine derartig lange Phase des Niedrigzinses gab es jedoch noch nie zuvor. Der Leitzins ist seit 2008 von 4,25 Prozent auf 0 Prozent gesenkt worden.

Die EZB erhöhte im Juli 2022 erstmals nach elf Jahren den Leitzins. Bis Ende des Jahres stieg der Hauptrefinanzierungssatz auf 2,5 Prozent. Dieser Kurs wird auch 2023 fortgesetzt: Um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zu seinem mittelfristigen 2-Prozent-Ziel zu gewährleisten, werden die drei Leitzinssätze erneut mit Wirkung zum 2. August 2023 um jeweils 25 Basispunkte angehoben. Der Hauptrefinanzierungssatz sowie der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagesatz wurden am 27. Juni bereits zum neunten Mal in diesem Jahr erhöht: auf 4,25 Prozent, 4,5 Prozent und 3,75 Prozent.

Die 3 Leitzinssätze der EZB

In den Medien ist oft vom „Leitzins der EZB“ die Rede. Tatsächlich legt die Zentralbank aber drei verschiedene Leitzinssätze fest:

  1. den Hauptrefinanzierungssatz
  2. den Spitzenrefinanzierungssatz
  3. den Einlagesatz

Der Hauptrefinanzierungssatz

Wenn vom „Leitzins der EZB“ die Rede ist, ist in der Regel der Hauptrefinanzierungssatz gemeint. Der Hauptrefinanzierungssatz sagt aus, zu welchen Konditionen die Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank Geld ab einer Woche Laufzeit leihen können.

Der Spitzenrefinanzierungssatz

Zu diesem Zinssatz können sich Geschäftsbanken bei der EZB sehr kurzfristig (über Nacht) Geld leihen.

Der Einlagesatz

Zu diesem Zinssatz können Geschäftsbanken bei der EZB sehr kurzfristig (über Nacht) Geld parken. Der Einlagesatz liegt seit der aktuellen Erhöhung des Leitzins bei 3,75 Prozent (Juli 2023).

Auswirkungen auf das Tagesgeld

Der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagesatz haben bei den Kreditinstituten vor allem Auswirkungen auf die Zinsen beim Tagesgeld. Denn braucht eine Sparkasse oder Bank sehr kurzfristig Geld, bekommt sie es bei der EZB zum Spitzenrefinanzierungssatz. Sie wird deshalb nicht bereit sein, bei einem Wettbewerber mehr für einen kurzfristigen Kredit auszugeben als diesen Zinssatz. So müssen Banken und Sparkassen also günstiger bleiben, um ein Geschäft abzuschließen. Dadurch ist der Spitzenrefinanzierungssatz faktisch die Obergrenze für Zinsen beim Tagesgeld.

Beim Einlagesatz ist es genau umgekehrt. Die Kreditinstitute können zu diesem Satz kurzfristig Geld bei der EZB anlegen. Sie würden bei ihren Wettbewerbern nicht weniger Zinsen akzeptieren, wenn sie bei der EZB mehr bekommen. Oder in Zeiten negativer Zinsen: Sie würden nicht woanders mehr bezahlen, wenn es bei der EZB günstiger wäre. Die Banken und Sparkassen müssen also mehr Zinsen (beziehungsweise weniger negative) bieten, um ein Geschäft abzuschließen. Dadurch bildet der Einlagesatz faktisch den minimalen Zinssatz für Tagesgeld.

Auswirkung auf Geldanlagen

Zinsentscheidungen der Notenbanken haben Auswirkungen auf Ihre Finanzen. Eine Senkung der Leitzinsen lässt zwar Kredite preiswerter und somit attraktiver werden, sie reduziert aber zugleich die Verzinsung von Anlageprodukten.

Gerade wenn sich der Leitzins langfristig auf einem niedrigen Niveau bewegt, haben Sparende wenig Möglichkeiten ihr Geld auf dem Sparbuch oder auf dem Tagesgeldkonto zu vermehren. Alternative Formen der Geldanlage in Sachwerten wie Fonds, Aktien oder Immobilien helfen beim Vermögensaufbau.

Tipp: Je nachdem, wie langfristig Sie ihr Geld anlegen wollen und wie schnell Sie auf Zinsveränderungen reagieren möchten, lohnt es sich, die Zinsentwicklung im Auge zu behalten und Ihre Anlageform danach zu wählen. Banken, Unternehmen, Verbraucher und Verbraucherinnen haben nun die Möglichkeit, sich auf die neue Situation einzustellen. Die Berater und Beraterinnen der Sparkassen beantworten Ihnen gern Ihre Fragen.

Auswirkungen auf die Baufinanzierung

Der wichtigste Leitzins der EZB ist der Hauptrefinanzierungssatz. Sinkt er, können die Kreditinstitute günstiger Geld bei der Zentralbank leihen; ein Zinsanstieg bedeutet zumeist steigende Kosten für Finanzierungen. Banken und Sparkassen berücksichtigen die Zinsen – und deren Veränderungen - bei neuen Abschlüssen. Möglicherweise reagieren Institute unterschiedlich stark und unterschiedlich schnell, weil sie untereinander in Wettbewerb stehen. In der Niedrigzinsphase konnten viele Kundinnen und Kunden außergewöhnlich günstig Kredite aufnehmen für Kauf oder Umbau von Haus oder Wohnung. Mit steigenden Zinsen werden Preisvergleiche und Förderprogramme wieder wichtiger.

Tipp: In Zeiten günstiger Baufinanzierungen lohnt sich eine lange Zinsbindung. So vermeiden Sie, dass Sie am Ende der Laufzeit über eine hohe Restschuld eine Anschlussfinanzierung zu höheren Zinsen abschließen müssen – wenn die Zinsen für Darlehen bis dahin gestiegen sind. Wer den Immobilienkauf oder eine energetische Sanierung erst in Zukunft plant, kann sich mit einem Bausparvertrag die aktuell niedrigen Zinsen für später sichern, denn diese werden perspektivisch vorraussichtlich weiter steigen.  

Häufige Fragen zum Leitzins

Mit dem Begriff „Leitzins“ ist meist der Hauptrefinanzierungssatz der EZB gemeint. Er ist der wichtigste der drei Leitzinssätze der EZB. Zentrales Ziel der Europäischen Zentralbank ist es, die Inflationsrate im Euroraum mittelfristig stabil bei zwei Prozent zu halten. Die Leitzinsen beeinflussen auch, zu welchen Konditionen Kundinnen und Kunden bei ihrer Sparkasse oder Bank eine Baufinanzierung bekommen – und wie hoch die Zinsen bei der Geldanlage ausfallen.

Der Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) liegt bei 4,25 Prozent. Die aktuellen Werte der drei EZB-Leitzinssätze sowie deren Entwicklung in den vergangenen Jahren können Sie bei der Deutschen Bundesbank herunterladen und einsehen.

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Ein Termin für eine erneute Pressekonferenz zu geldpolitischen Beschlüssen der EZB findet wieder am 14. September 2023 statt.

Die EZB möchte mit einer Erhöhung des Leitzinses die Inflation in Schach halten. Kredite werden durch die Zinssteigerung teurer. In der Regel investieren Unternehmen dann weniger und Verbraucher und Verbraucherinnen geben weniger Geld aus. Die Nachfrage für Waren aller Art geht zurück. So steigen die Preise nicht weiter und sinken bestenfalls auch wieder.

Sind die Zinsen niedrig, regt das dazu an, mehr Geld auszugeben. So steigt die Nachfrage nach Waren und darauffolgend die Preise. Das kann zur Inflation führen. Dann erhöht die EZB in der Regel den Leitzins. Dadurch wird wieder weniger konsumiert und die Preise gehen zurück. Dieser Plan geht jedoch nur auf, wenn die Inflation nachfragebedingt ist. Die Preise steigen aktuell vor allem, weil Energie knapp und teuer ist und dieser Umstand viele Bereiche des Lebens beeinflusst. Aktuell werden die Zinsen von der EZB trotzdem angehoben, damit die hohe Inflationsrate nicht zur Normalität wird. So wird für möglichst stabile Preise gesorgt.

Zentralbanken wollen durch die Anpassung des Leitzinses auf Preissteigerungen und die Inflation Einfluss nehmen. Steigt der Leitzins an, sinkt die Nachfrage nach Gütern. Durch höhere Zinsen sollen sich die Preise wieder stabilisieren. Unternehmen investieren weniger, da Kredite teurer sind. Haushalte versuchen im Alltag Kosten zu sparen. Das Angebot ist größer als die Nachfrage, was dazu führt, dass die Preise und die Inflationsrate sinken. Das passiert jedoch nicht sofort, sondern braucht ein paar Monate.

Über den Leitzins legt die EZB fest, zu welchen Zinssätzen sich Banken bei ihr Geld leihen können. Das heißt: Ist der Leitzins niedrig, sind die Kredite bei der EZB günstiger. Diese günstigen Kreditzinsen werden von den Banken an Endverbrauchende weitergegeben. Im Gegenzug gibt es jedoch nur sehr geringe oder keine Zinsen auf Geldanlagen. Steigt der Leitzins, müssen Banken mehr Geld bezahlen, um sich etwas von der Zentralbank zu leihen. Um das auszugleichen, steigen die Kosten für Kredite.

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