Ein Einfamilienhaus ist oft nicht nur Investition und Vorsorge fürs Alter, sondern spiegelt häufig emotionale Verbundenheit wider.
Wohnungspolitisch verändert sich einiges – sowohl durch starke Ausdehnung der städtischen Randzonen und sich verlagernde Prioritäten als auch die schwindenden Bauflächen.
Kritisch ist für viele vor allem die ökologische Sicht auf das Thema: Starke Bebauung soll nicht nur dem Klima schaden, sondern sich auch negativ auf Artenvielfalt und Naturschutz auswirken.
Der Ausgangspunkt
Die im internationalen Vergleich ohnehin nicht hohe Wohneigentumsquote in Deutschland sinkt – zu diesem Ergebnis kommt die Studie des Berliner Forschungsinstituts Empirica in Zusammenarbeit mit den Landesbausparkassen (LBS). 2018 lag der Anteil der Haushalte, die ein Eigenheim bewohnen, bei lediglich 42,1 Prozent. Ein Prozentpunkt niedriger als noch vor fünf Jahren. Trotzdem ist eine Debatte über das Eigenheim entfacht. Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) äußerte in einem Interview, dass er Einfamilienhäuser aufgrund des unterstellten Ressourcenverbrauchs nicht für die ideale Wohnform im Umkreis von Städten hält. Parallel dazu stünden in vielen ländlichen Regionen inzwischen zahlreiche Immobilien leer, die entsprechend genutzt werden könnten. Hofreiter verweist auf das Recht der Kommunen, Wohngebiete eventuell auch ohne Einfamilienhäuser auszuweisen. Und bekommt in dieser Diskussion neben viel Widerstand inzwischen auch Unterstützung von Kommunalpolitikern unterschiedlichster Couleur.
Die drei großen Pfeiler des Einfamilienhauses
1. Emotionale Verbundenheit
Der Besitz eines Einfamilienhauses ist noch immer die beliebteste Wohnform. Für viele stellt es ein Symbol des Ankommens dar. Der feste Wohnsitz, der über Jahre – oder gar nie mehr – verlassen wird und sowohl Sicherheit als auch Freiheit bietet. Während für manche ein Eigenheim also nur eine Investition darstellt, steckt für andere emotionale Verbundenheit dahinter. Fernab der Mietkultur wissen Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer die Möglichkeit der individuellen Gestaltbarkeit ihres Lebensraumes zu schätzen, da Einschränkungen beim Bau meist nur finanzieller oder baurechtlicher Natur sind.
Aber auch städtisches Wohnen hat seinen Reiz. Parkanlagen und Grünflächen können für fehlende eigene Gärten entschädigen – und auch in Mietwohnungen sind individuelle Anpassungen möglich. Besonders dann, wenn Menschen ihren beruflichen Lebensmittelpunkt in der Stadt haben, wissen sie es häufig zu schätzen, keine weiten Fahrten auf sich nehmen zu müssen. Zusätzlich übersteigen die Ausgaben beim Bau eines Einfamilienhauses oft das errechnete Budget. Diese Aufwendungen sowie Instandhaltungskosten entfallen bei einer Mietwohnung.
2. Wohnungspolitische Veränderungen
Das Bevölkerungswachstum nimmt konstant zu, Städte werden zu Ballungsräumen und Bauflächen verschwinden. Dadurch verlagert sich die Flächennutzung in die suburbanen Gebiete, die in einigen Jahren bis Jahrzehnten zu mehreren Megastädten führen könnten. Auch auf dem Land breiten sich Neubaugebiete aus. Dabei nehmen Einfamilienhäuser, in denen zumeist nur die Eltern mit einem oder zwei Kindern wohnen, vergleichsweise viel Grundfläche in Anspruch. Durch Bebauung in die Höhe können mehr Menschen untergebracht, der Flächenfraß minimiert und Wohnraum effizienter genutzt werden.
Wer denkt in diesem Fall nicht sofort an einen Plattenbau, über dessen Lebensqualität sich streiten lässt. In einer Wohnung, mit einer großen Nachbarschaft um sich herum, geht der Wunsch nach Ruhe und Entspannungsmöglichkeit schnell verloren. Der Wunsch nach ein bisschen eigenem Grün reduziert sich hier – wenn überhaupt – auf einen Balkon.
3. Ökologische Grenzen
Menschen hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck – und zwar bei allem, was sie tun. Der Bau eines Einfamilienhauses verbraucht viel Fläche, Baumaterialien sowie Sand und Kies. Durch großflächige Grundstücke werden Artenvielfalt und Natur gefährdet.
Der Geschosswohnungsbau minimiert zwar die Ressourcenverschwendung und achtet speziell darauf, möglichst effizient dem starken Städtezuwachs entgegenzukommen, jedoch passt dieser nicht in jedes Ortsbild. Zusätzlich existieren sogenannte Plus-, Null- und Niedrigenergiehäuser schon seit Längerem. Eigenheimbewohnerinnen und -bewohner gelten oftmals als Vorreiter in Sachen Klimaschutz, da sie häufiger moderne Technologien verwenden, als dass bei Mehrfamilienhäuser der Fall ist. So versorgen sich neu gebaute Einfamilienhäuser – je nach Standard – teilweise selbst mit Energie und Wärme.
Fazit
Es gibt einige Für- und Wider-Argumente in der Debatte über das Eigenheim. Die Situation ist dabei stark von der jeweiligen Region und dem dort vorherrschenden Städtewachstum sowie der geplanten Neubaugebiete abhängig. Das letzte Wort bei den Entscheidungen hat immer die jeweilige Kommune. Schließlich gibt es im Gegensatz zu einer Metropolregion im ländlichen Raum viel eher die Chance, sich den Traum eines klassischen Einfamilienhauses mit Garten zu erfüllen.