Junger Mann sitzt an einem Holztisch. Er schaut auf sein Tablet und lächelt.

Studium, Aus- und Weiterbildung optimal finanzieren

Möglichkeiten der Finanzierung
Das lebenslange Lernen ist etwas sehr Persönliches: Es findet sich genauso beim Abitur auf dem zweiten Bildungsweg wieder wie im Sprachkurs oder in einer Webdesign-Fortbildung. Warum die Aus- und Weiterbildung wichtiger ist als jemals zuvor und wie Sie diese – ohne große Rücklagen – finanzieren können.
Das Wichtigste in Kürze:

Von wem holen Sie sich Karrieretipps? Von Ihren Eltern, von Freundinnen oder Freunden? Vielleicht auch aus dem Internet? Probieren Sie es einmal mit Theodore „Teddy“ Roosevelt. Die Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten liegt zwar mehr als 110 Jahre zurück. Aber er hatte schon damals eines verinnerlicht, das heute unseren Arbeitsmarkt bestimmt: das lebenslange Lernen.

Es zählt mehr denn je zu den wichtigsten Befähigungen – egal in welchem Beruf. Biografen sind sich einig, dass Roosevelt mit jedem über alles sprechen konnte: Über die Entwicklungen der Schifffahrt im Nordatlantik, die Lebenswirklichkeit einer Putzfrau oder über Judo.

Beim lebenslangen Lernen kann es darum gehen, sich weiterzuentwickeln, einen Traum zu verfolgen oder vielleicht auch etwas nachzuholen. Der „Economist“ schreibt, dass es in der modernen Arbeitswelt besonders viele Veränderungen und Trendwenden geben wird. Dafür brauchen wir das passende Know-how. Das Rüstzeug dafür erhalten wir zu einem großen Teil über Aus- und Weiterbildungen.

Lebenslanges Lernen und die Frage der Finanzierung

Bildung ist in vielen Ländern eine Frage des Geldes, auch in Deutschland. Das bezieht sich nicht nur auf ein Studium. Die Kosten für eine Zusatzausbildung als UX-Designerin oder -Designer belaufen sich auf 5.000 bis 10.000 Euro. Bei einem Lehrgang in der Ernährungsberatung können noch einige Tausend Euro mehr für Kursgebühren, Materialien sowie Fahrt- oder Übernachtungskosten zusammenkommen.

Aber wie funktioniert lebenslanges Lernen ohne finanzielles Polster? Und wann ist ein Kredit die passende Alternative? Prüfen Sie zuerst, ob es Förderungen – beispielsweise Schüler-Bafög beim Besuch eines Abendgymnasiums – oder Stipendien gibt oder für Sie eine finanzielle Lösung durch Nebenjobs infrage kommt.

Im zweiten Schritt können Sie zum Beispiel über Bildungskredite (gelten für volljährige Schülerinnen und Schüler mit berufsqualifizierendem Abschluss, Auszubildende sowie Studierende), Studienkredite (gelten ausschließlich für Studierende) oder Privatkredite (haben keine Bindung an die Art der Ausbildung) nachdenken.

Günstige Möglichkeiten prüfen

Sie sollten jedoch genau darauf achten, wie viele Kosten Sie mithilfe eines Kredits abdecken. Denn wer sich etwa das komplette Studium per Darlehen finanziert, kann schnurstracks in eine Schuldenfalle spazieren.

Angestellte können sich beispielsweise einen Teil der Bildungskosten vom Chef beziehungsweise von der Chefin oder vom Staat finanzieren lassen. Wer vor seinen Vorgesetzten tritt und konkret erklärt, wie eine Weiterbildung auch dem Unternehmen nützt, hat gute Chancen auf eine Kostenbeteiligung und Gewährung von Sonderurlaub für die neue Ausbildung.

Auch Bildungsurlaub lässt sich beantragen, je nach Bundesland meist zwischen fünf und zehn Tagen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Das würde etwa für einen Sprachkurs in Spanien reichen. Im besten Fall beteiligt sich der Arbeitgeber sogar an einem Hochschulstudium. Das bedeutet aber in der Regel, dass Sie sich damit länger an das Unternehmen binden. So profitiert es auch von der Finanzierung der Ausbildung.

Staatliche Förderungen – Bafög nicht nur für Studierende

Ist dies nicht der richtige Weg, lohnt es sich auch, nach staatlichen Zuschüssen zu schauen. Wer derzeit ohne Job ist, kann zum Beispiel einen Bildungsgutschein  beantragen. Der Staat übernimmt hier die gesamten Kosten der beruflichen Weiterbildung. Dafür müssen Sie aber vorher der Agentur für Arbeit glaubhaft vortragen, dass sie die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert.

Außerdem gibt es Bafög  nicht nur für Studierende, sondern auch für Personen, die eine Meisterprüfung ablegen, eine Technikerausbildung absolvieren oder Fachwirt werden wollen. Das sogenannte Aufstiegs-Bafög (AFBG)  von Bund und Ländern umfasst Zuschüsse zu Prüfungs- und Lehrgangsgebühren sowie bei Vollzeitmaßnahmen Unterstützung zum Lebensunterhalt.

Schülerinnen und Schüler, die für ihre weiterführende Ausbildung eine Schule besuchen, können ebenfalls Bafög beziehen: elternunabhängiges Schüler-Bafög . Ob und wie viel gezahlt wird, hängt ganz von den individuellen Lebensumständen ab. In manchen Fällen erhalten Schülerinnen und Schüler dieses Bafög sogar als vollen Zuschuss. Also: null Euro Rückzahlung. Allerdings gilt das nur für diejenigen, die das Geld auch wirklich benötigen, weil sonst ihr Lebensunterhalt nicht gesichert wäre.

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Stipendien – nicht nur für Hochbegabte

Haben Angestellte ihre Ausbildung mit sehr guten Noten abgeschlossen, können sie sich für ein Aufstiegsstipendium  bewerben. Zurückzahlen müssen die Stipendiatinnen und Stipendiaten nichts. Wer jünger als 25 Jahre ist und hervorragende Arbeit in seinem Beruf oder seiner Ausbildung leistet, kann außerdem ein Weiterbildungsstipendium  beantragen. Mit einer Eigenbeteiligung von 10 Prozent zahlt der Staat dann zur Unterstützung bis zu 8.700 Euro.

Außerdem: Auch ein Blick auf private Stipendien lohnt sich. Lassen Sie sich nicht von der landläufig verbreiteten Meinung abschrecken, dass nur Überflieger diese Förderungen bekommen! Den deutschen Stiftungsindex  sollten Sie zumindest einmal durchgehen. Auch die Stiftung Begabtenförderung Berufliche Bildung  sollten Sie im Internet ansurfen, um mehr zu erfahren.

Aus- und Fortbildungen von der Steuer absetzen

Ausbildungskosten können Sie als Sonderausgaben oder Werbungskosten von der Steuer absetzen. Das Finanzamt unterscheidet aber, ob es sich um eine Ausbildung oder um eine Fortbildung handelt: Kosten einer Fortbildung sind in unbegrenzter Höhe sogenannte Werbungskosten. Aufwendungen für eine Berufsausbildung sind bis maximal 6.000 Euro pro Jahr als sogenannte Sonderausgaben abzugsfähig.

Kredite als Alternativen

Haben Sie alle Möglichkeiten geprüft und festgestellt, dass die genannten Wege für Sie nicht infrage kommen? Oder können Sie einen Teil der Kosten für Ihre Aus- beziehungsweise Weiterbildung nicht decken?

Dann schauen Sie, ob Ihnen ein Darlehen weiterhilft. Als erstes sollten Sie prüfen: Gibt es Kredite, die besonders gute Konditionen haben und später nur anteilig zurückbezahlt werden? So funktioniert es zum Beispiel beim Bafög. Ebenso haben Kredite der KfW-Förderbank , die mit mehreren Sparkassen kooperiert, günstige Konditionen.

Dann gibt es noch den Privatkredit. Der eignet sich womöglich bei Lehrgängen, die preislich im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich liegen. Den Kredit können Sie nicht nur unkompliziert bekommen, sondern ihn möglicherweise auch per Sondertilgung vorzeitig abbezahlen. (Das gilt auch für den Studien- oder Bildungskredit.) Aber: In der Regel haben Privatkredite höhere Zinssätze als geförderte Kredite.

Bereits ein Klassiker: der Studienkredit

Seit rund 15 Jahren bieten Sparkassen, Geschäftsbanken sowie die KfW und andere Förderbanken Studienkredite an. Sie richten sich in der Regel an Studierende im Alter von 18 bis 44 Jahren, die ein Vollzeit- oder Teilzeitstudium (egal ob vor Ort oder im Fernstudium) absolvieren oder berufsbegleitend studieren.

Auch Auslandssemester sind inbegriffen, wenn die Studierenden in dieser Zeit weiterhin in Deutschland immatrikuliert sind. Die Hochschule oder Universität mit Sitz in Deutschland muss staatlich oder staatlich anerkannt sein. Die Zins- und Tilgungskonditionen variieren von Kreditinstitut zu Kreditinstitut. Nach Abschluss des Studiums gewähren die meisten eine sogenannte Ruhephase von 18 bis 24 Monaten. Diese gibt Ihnen Zeit, sich nach dem Studium zunächst finanziell zu stabilisieren.

Perfekt für den Endspurt: der Bildungskredit

Eine Sonderform stellt der Bildungskredit dar. Auch er dient der Finanzierung einer Aus- oder Weiterbildung. Aber: Er richtet sich vor allem an jene, die bereits aufs Ende der (schulischen) Ausbildung oder des Studiums zugehen und wird im Rahmen des Bildungskreditprogramms der Bundesregierung vergeben. Sparkassen und Geschäftsbanken bieten ebenfalls Bildungskredite an.

Sinn und Zweck ist die finanzielle Unterstützung von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden, die weder über eigene Rücklagen noch über ausreichende Unterstützung der Eltern verfügen. Ein besonderer Vorteil gegenüber anderen Krediten sind vor allem seine günstigen Zinsen.

Den staatlichen Bildungskredit können Sie zusätzlich zum Bafög beantragen. Das gilt auch für die Bildungskredite von Sparkassen und Banken. Ein eigenes Einkommen benötigen Sie dafür nicht, allerdings wird vor Bewilligung des Bildungskredits Ihre Bonität überprüft.

Ohne finanzielle Sorgen studieren

Sparkassen-Bildungskredit

  • Die Vergabe ist unabhängig vom Studienfach, Einkommen und Vermögen.
  • Individuelle Laufzeiten in der Auszahlungsphase (maximal sechs Jahre).
  • Rückzahlungsfreie Zeit während der Berufsfindungsphase von bis zu zwei Jahren.
  • Flexible Rückzahlung mit Laufzeiten von bis zu zehn Jahren.
  • Sondertilgungen sind jederzeit kostenlos möglich.
  • Große finanzielle Sicherheit während des Studiums durch monatliche Auszahlungen (je nach Sparkasse) von 200 bis 850 Euro.
  • Bis zu 35.000 Euro Kreditsumme (zuzüglich einmalig bis zu 5.000 Euro für ein Auslandssemester).
  • Niedrige variable Soll-Verzinsung.
  • Absicherung von Risiken bedarfsgerecht möglich.

Auch diese Dinge sind beim Kredit wichtig

Ganz gleich, für welchen Kredit Sie sich entscheiden. Sie sollten in jedem Fall über Laufzeit und Zeitpunkt nachdenken. Bei einem Studium sollten Sie beispielsweise genau kalkulieren, wie lange Sie einen Kredit wirklich brauchen. Für das ganze Studium? Oder nur für die Endphase? Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), das jährlich über 40 Studienkredite und Bildungsfonds vergleicht, rät sogar: „So wenig Kredit aufnehmen wie möglich, aber immer so viel, wie für ein reibungsloses Studium erforderlich“.

Und: Wenn Sie Kreditangebote vergleichen, sollten Sie darauf achten, dass die Zinsen des Kredits während der Auszahlungsphase gestundet werden. Das ist zum Beispiel bei Studienkrediten üblich. Aber nicht nur die Zinsen entscheiden – auch die Ruhephase ist wichtig. Denn sie unterstützt das erfolgreiche lebenslange Lernen. Warum? Fragen Sie Teddy Roosevelt.

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