Das Prinzip ist einfach: Viele unterschiedliche Anleger finanzieren gemeinsam ein Immobilienprojekt. Das kann die Sanierung eines großen Mehrfamilienhauses sein oder auch der Neubau einer Wohnanlage. Das Geld wird über eine Crowdinvesting-Plattform eingesammelt. Ist das Projekt abgeschlossen, bekommen die Investoren ihr Kapital zurück – plus respektable Zinsen. Wenn, ja wenn alles gut läuft.
Stefan Loipfinger ist Gründer von investmentcheck.de. Dieses Portal setzt sich für Transparenz bei außerbörslichen Vermögensanlagen ein. Kürzlich erschien sein Buch „Achtung, Anlegerfallen!“, das sich auch näher mit Schwarmfinanzierungen beschäftigt
Diese im Vermögensanlagegesetz geregelte Anlagemöglichkeit erfolgt immer online. Der Anleger gibt ein paar persönliche Daten und die Höhe seines Investments auf der Crowdinvesting-Plattform ein. Meist findet er schon Sekunden später die Bestätigung seiner Geldanlage in seinem Postfach. Der besondere Reiz liegt auch in den geringen Einstiegssummen, die häufig schon ab 50 Euro möglich sind.
In sehr viele der Angebote würde ich auf keinen Fall investieren. Die Renditen von vier, fünf oder vielleicht sechs Prozent klingen im Vergleich zu anderen Anlagen zwar verlockend. Allerdings müssen damit auch sehr hohe Risiken bezahlt werden. Und genau hier liegt die Gefahr.
Ganz entscheidend ist die Nachrangigkeit. Crowd-Kapital hat ein ähnliches Risiko wie Eigenkapital. Wenn irgendetwas bei dem Projekt schiefläuft, müssen sich Anleger, die sich über eine Crowdinvesting-Plattform an der Finanzierung beteiligt haben, in der oft langen Schlange der Gläubiger hinten anstellen. Eben wegen dieser Nachrangigkeit.
Kleinanleger werden also im Fall einer Insolvenz erst nach allen anderen Gläubigern entschädigt. Meist gehen sie dann leer aus.
Die gesamte Finanzierungsstruktur sollte sehr genau geprüft werden. Wie hoch ist der Anteil von Bankkrediten, Crowd-Kapital und echtem Eigenkapital? Wenn weniger als zehn Prozent Eigenkapital hinter dem Geld der Schwarmfinanzierer steht, gibt es im Krisenfall im Grunde keinerlei Puffer mehr.
Ein Anleger benötigt für seine Entscheidung immer alle relevanten Informationen. Dazu zählen neben dem Vermögensanlageninformationsblatt ein aktueller Jahresabschluss des Emittenten, eine konkrete Projektplanung und eine ausführliche Beschreibung der Risiken. Eine Plattform, die nicht alle wichtigen Informationen automatisch liefert, kann getrost weggeklickt werden.
Ja, denn Crowdinvesting ist eine sehr riskante Anlageform. Sollte während der geplanten Laufzeit eines Crowdinvestments bei der Umsetzung des Projektes etwas nicht plangemäß verlaufen oder vielleicht der Verkauf ins Stocken geraten, ist die Wahrscheinlichkeit, das investierte Geld nie wieder zu sehen, sehr hoch.
Gar nicht. Es gibt keinerlei Einlagensicherung oder Ähnliches.
Ganz wichtig ist eine breite Streuung auf verschiedene Plattformen und Projekte. Insgesamt sollten die Crowdinvestments keinesfalls mehr als zehn Prozent des gesamten liquiden Vermögens ausmachen. Totalausfälle sind möglich und sollten auch verkraftbar sein.