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Ein großes rotes Hausmodell steht im Zentrum des Bildes, umgeben von vielen verstreut stehenden Miniaturfiguren auf einer hellblauen Fläche.

Deutschland ist Europas Schlusslicht beim Wohneigentum

Wir sind Mieterland
Während in Rumänien oder Ungarn mehr als 90 Prozent der Menschen in den eigenen vier Wänden leben, sind es in Deutschland gerade mal 47 Prozent. Das ist der niedrigste Wert in ganz Europa. Die Frage drängt sich auf: Warum schaffen es unsere Nachbarn so viel leichter ins Eigentum? Woran das liegt …
Das Wichtigste in Kürze
  • Der Ist-Zustand: Nicht einmal jeder oder jede Zweite in Deutschland wohnt in den eigenen vier Wänden – das ist deutlich weniger als im EU-Schnitt. In Berlin sind es sogar nur 16 Prozent.

  • Die Prognose: Hohe Kosten und ein starkes Mietrecht könnten auch 2025 und in den folgenden Jahren Haushalte vom Eigentum abhalten.

  • In anderen Ländern Europas ist Eigentum leichter erreichbar, unter anderem wegen besserer staatlicher Zugangsbedingungen.

Wohnen ohne Besitz: Ein deutsches Phänomen 

Werden Menschen hierzulande befragt, was ihre wichtigste Altersvorsorge ist, rangiert die Immobilie fast immer auf den vordersten Plätzen. Dennoch bleibt die Eigentumsquote in Deutschland im europäischen Vergleich auffallend gering. Diese niedrige Quote hierzulande lässt sich nicht auf einen einzelnen Auslöser zurückführen. Sie ist das Ergebnis eines langfristigen Zusammenspiels aus historischen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, die sich über Jahrzehnte hinweg verfestigt haben.

Deutschlands Wohnkarte: Wer mietet, wer besitzt?

So stellt sich die Lage nach dem Zensus 2022 dar: Die Volkszählung weist unter anderem auch die Eigentümerquote aus – nicht nur bundesweit, sondern auch differenziert nach Städten und Landkreisen – und schafft damit die Grundlage für gesicherte, regionale Vergleiche. Werden also die Eigentumsquoten nach Städten und Kreisen sortiert, offenbaren sich große Unterschiede.

 

Historische Wurzeln: Warum Mieten Normalität wurde

Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte in Westdeutschland der Wiederaufbau mit großem Fokus auf sozialen Wohnungsbau das Bild vieler Städte. Mieten wurde selbstverständlich, während Eigentum teuer und mit Unsicherheiten verbunden blieb. In der DDR organisierte der Staat das Wohnen, die meisten Menschen lebten dort günstig zur Miete. Nach der Wiedervereinigung war der Schritt ins Eigentum für viele Ostdeutsche kaum machbar – zu wenig Vermögen, unsichere Besitzverhältnisse, wirtschaftliche Brüche.

Zudem sorgt die Wohnungspolitik bis heute mit einem starken Mietrecht und gesetzlichem Kündigungsschutz, Mietpreisbremsen und Kappungsgrenzen dafür, dass Mieten als sicher gilt: Mieterinnen und Mieter sind oft gut geschützt. Zwar steigen die Mieten in zahlreichen Städten deutlich an – vor allem in Ballungsräumen. Doch der Immobilienkauf ist vielerorts nicht automatisch die günstigere Alternative. Denn es gibt hohe Zinsen, laufende Unterhaltskosten und steigende Kaufpreise

Gleichzeitig schätzen viele Menschen die Flexibilität des Mietens, den geringeren organisatorischen Aufwand und das niedrigere Risiko – etwa bei einem Jobwechsel oder einer Trennung. Das nimmt vielen den Druck, unbedingt eigenen Wohnraum erwerben zu müssen.

Mieterland im Osten wie im Westen
Hohe Hürden, wenig Hilfe

Diese historische Prägung wirkt bis heute nach. Mietwohnungen und -häuser sind bis heute die dominierende Form:

  • In Ostdeutschland liegt die Wohneigentumsquote mit rund 35 Prozent deutlich
  • unter dem westdeutschen Anteil von etwa 46 Prozent.

Doch auch die westdeutsche Quote fällt im internationalen Vergleich niedrig aus. Denn der EU-Durchschnitt liegt bei etwa 70Prozent, in vielen osteuropäischen Ländern sogar deutlich darüber.

Wohneigentum bleibt in Deutschland für viele ein Luxusgut mit sozialer Schieflage: Während hohe Einkommen und ältere Haushalte kaufen (oder gekauft haben), bleibt der Traum vom Eigenheim für breite Bevölkerungsschichten  noch unerreichbar  – wegen hoher Einstiegskosten, steigenden Preisen und fehlenden steuerlichen Anreizen.

Zwischen günstigen Oststädten und teuren Metropolen

Ob Eigenheim oder Mietwohnung: In Deutschland entscheidet oft die Postleitzahl über Preis und Wohneigentumsquote. Der Eigentumsanteil unterscheidet sich ähnlich dem Zensus von 2022 von Bundesland zu Bundesland. Der jüngsten Statistik (Statistisches Bundesamt, 2024) zufolge ist der Anteil an Immobilien

  • am höchsten im Saarland mit knapp 59,7 Prozent Eigentum,
  • während Sachsen auf gut 34 Prozent kommt,
  • Berlin jedoch mit lediglich 15,9 Prozent den bundesweiten Tiefstwert markiert – und auch im gesamteuropäischen Vergleich am unteren Ende liegt.

Ohne Reformen kein Eigentum

Eine Analyse der LBS Research (die Forschungs- und Analyse-Einheit der Landesbausparkassen) prognostiziert, dass die Wohneigentumsquote in Deutschland bis 2030 nahezu stagnieren wird. Es sei denn, die finanziellen und politischen Rahmenbedingungen ändern sich grundlegend. So werde es beispielsweise ohne niedrigere Kaufnebenkosten breiten Bevölkerungsschichten kaum möglich sein, Wohneigentum zu erwerben. Die zentralen Ergebnisse der LBS-Wohneigentumsstudie sind:

  • Stagnation beim Eigentum

    Ohne neue Impulse steigt die Wohneigentumsquote bundesweit nur minimal um 2 Prozent bis 2030. Der große Durchbruch bleibt aus.

  • Ostdeutschland holt langsam auf

    In den östlichen Bundesländern wird ein Zuwachs von bis zu 5 Prozent erwartet – deutlich mehr als im Westen. Ein Nachholeffekt ist sichtbar, aber kein Gleichstand in Sicht.

  • Westdeutschland tritt auf der Stelle

    Die Eigentumsquote steigt dort kaum noch. Vor allem in Städten fehlen bezahlbare Eigentumsoptionen.

  • Gesellschaftlicher Wandel bremst

    Mehr Singles, kleinere Haushalte und späte Familiengründungen wirken dämpfend. Weniger klassische Eigentümerzielgruppen bedeuten: weniger Eigentum.

  • Politischer Handlungsbedarf

    Die Studie nennt klare Hebel: Grunderwerbsteuer senken, Bauland mobilisieren, zielgenauer fördern. Ohne gezielte Politik bleibt Eigentum für viele außer Reichweite.

Eigentum in Europa: Anderswo ist es leichter

Mieten oder kaufen? Diese Frage stellt sich nicht immer: Zwar gibt es auch in Deutschland Förderprogramme wie zum Beispiel zinsvergünstigte Kredite der KfW-Förderbank oder regionale Zuschüsse für Familien. Doch im europäischen Vergleich bleiben diese Maßnahmen oft kleinteilig, bürokratisch und einkommensabhängig. Zudem mangelt es oft am nötigen Eigenkapital. Kurz: Europa baut auf Eigentum Deutschland auf Hürden

  • In Ländern wie Ungarn oder Spanien greift der Staat deutlich stärker ein: Dort senken pauschale Zuschüsse, niedrigere Kaufnebenkosten und steuerliche Erleichterungen die Einstiegshürden spürbar – unabhängig vom Einkommen.
  • Zudem fand in vielen osteuropäischen Staaten nach dem Ende des Realsozialismus eine massive Privatisierung von ehemals staatlichem Mietwohnungsbestand statt. Auch das erklärt deren sehr hohen Eigentumsquoten.

Hinzu kommt: In vielen dieser Länder sind Immobilienpreise im Verhältnis zum Einkommen moderater. Während Eigentum in Deutschland stark vom Kapitalzugang abhängt, ist es in weiten Teilen Europas systematisch erleichtert.

  • So liegen in Polen, Spanien oder Italien die Immobilienpreise im Schnitt etwa bei dem 3- bis 5-Fachen des durchschnittlichen Jahreseinkommens,
  • während sie in Deutschland je nach Region bei dem 7- bis 10-Fachem liegen.

Das macht den Einstieg ins Eigentum hierzulande deutlich schwerer – selbst bei ähnlichen Einkommen. Und die Schere öffnet sich weiter. Denn gerade in deutschen Ballungsräumen sind die Kaufpreise in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als die Löhne.

Miete zahlen vs. Vermögen aufbauen

Wohnen ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es ist auch eine finanzielle Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Welche Kosten zu welcher monatlichen Rate führen, erfahren Sie mit unserem Baufinanzierungsrechner. Ob Sie selbstgenutztem Eigentum den Vorrang geben, eine Wohnung zur Vermietung erwerben oder weiterhin zur Miete wohnen möchten. Jede Option hat Vor- und Nachteile. Sicherheit versus Belastung: Unsere Tabelle zeigt auf einen Blick, welche Wohnform zu Ihrer Lebenssituation passt – inklusive Beispielrechnungen und praktischer Einschätzungen. Die Unterschiede könnten größer sein, als Sie denken.

Ob kaufen, vermieten oder mieten   jede Wohnform hat ihre Vor- und Nachteile. Doch die Eigentumsquote macht deutlich: In Deutschland bleibt die Eigentumsquote mit rund 47 Prozent nicht deshalb gering, weil zu wenige eine eigene Immobilie besitzen möchten – sondern weil es für viele eine echte finanzielle Herausforderung ist. Kurz: Ja, viele lieben die Freiheit der Miete. Aber nein, nicht für alle ist Wohneigentum erreichbar.

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Stand: 25.09.2025

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