Bevölkerungszahl: Deutschland hatte 2022 rund 83 Millionen Einwohner – das sind 1,4 Millionen Menschen weniger als geschätzt.
Wohnsituation: Viele Menschen leben in Ein- oder Zweipersonenhaushalten – die durchschnittliche Wohnfläche beträgt etwas mehr als 94 Quadratmeter.
Arbeitsmarkt: Die Erwerbstätigenquote zeigt, dass ein Großteil der Bevölkerung Arbeit hat – aber es gibt regionale Unterschiede.
Lieben Sie Zahlen? Dann ist der Zensus 2022 genau das Richtige für Sie! Wie ein offenes Buch legt er die aktuellen Entwicklungen in den Haushalts- und Familienstrukturen Deutschlands dar. Der Blick auf die neuesten Daten enthüllt unerwartete Details und zeigt, wie sich das Leben in Deutschland verändert hat. Lassen Sie uns gemeinsam die wichtigsten Ergebnisse durchgehen und herausfinden, was sich seit dem letzten Zensus von 2011 getan hat.
Zensus 2022: Wichtige Details und Erkenntnisse
Die statistischen Daten aus dem Zensus sind essenziell, um die Infrastruktur zu planen, soziale Dienstleistungen bereitzustellen und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Deutschland führt alle 10 Jahre einen Zensus, auch Volkszählung genannt, durch. Er zeigt auf, wie unsere Gesellschaft aussieht: Wie jung oder alt sind wir? Gibt es genügend Wohnungen? Brauchen wir mehr Schulen, Kitas oder Altenheime? Wo muss der Staat investieren?
Der Zensus 2022 hat ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Diese Daten sind essenziell für Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden und dienen als Grundlage für viele Planungen. Eine regelmäßige Bestandsaufnahme der Bevölkerungszahl ist notwendig, um verlässliche Basiszahlen zu haben. Deutschland nahm damit an einer EU-weiten Zensusrunde teil.
Bevölkerungswachstum geringer als erwartet
So wohnten zum Stichtag 15. Mai 2022 fast anderthalb Millionen weniger Menschen in Deutschland als bislang geschätzt. Die Einwohnerzahl liegt also bei nur 82,7 Millionen statt 84,1 Millionen. Das hat direkte Auswirkungen auf die Bundesländer und Kommunen, die Mittel aus dem Länderfinanzausgleich und von der EU erhalten. Weniger Einwohner bedeuten oft weniger Geld.
Nordrhein-Westfalen erwartet Mehreinnahmen von rund 580 Millionen Euro , rückwirkend für 2022 und 2023.
Baden-Württemberg rechnet mit einer finanziellen Entlastung.
Rheinland-Pfalz erwartet Mehreinnahmen von rund 50 Millionen Euro pro Jahr.
Thüringen bringt der Zensus-Effekt bringt etwa 130 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr.
Saarland kalkuliert mit rund 200 Millionen Euro mehr.
Niedersachsen und Hessen rechnen mit jährlichen Mindereinnahmen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.
Berlin erwartet bis 2028 bis zu 550 Millionen Euro weniger pro Jahr.
Hamburg beziffert das Minus auf 190 Millionen Euro pro Jahr.
Mecklenburg-Vorpommern rechnet mit etwa 180 Millionen Euro weniger pro Jahr.
Sachsen-Anhalt erwartetes ein Minus von 15 bis 25 Millionen Euro jährlich.
Bayern prüft die finanziellen Einbußen noch.
Zudem kann die Bevölkerungszahl auch die Anzahl der Wahlkreise oder die Planungen für Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen beeinflussen.
Viel weniger Ausländer gezählt
Der Zensus ergab, dass die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer deutlich niedriger ist als angenommen. Am 15. Mai 2022 lebten etwa 10,9 Millionen Ausländer in Deutschland – fast 1 Million weniger als bisher offiziell angegeben. Ein Grund könnten die Fluchtbewegungen sein: Manche Ausländer sind zurück in ihre Heimat gegangen, ohne sich hier abzumelden. Andere Schutzsuchende waren am Zensusstichtag noch nicht in ihrer neuen Gemeinde registriert.
Wohnungsnot trotz 1,9 Millionen leerstehender Wohnungen
Der Zensus 2022 offenbart interessante, aber auch besorgniserregende Details – beispielsweise über die Wohnsituation in Deutschland. Er fasst in Zahlen, was allgemein schon bekannt ist: Es gibt zu wenige Wohnungen, insbesondere für Geringverdienende. Obwohl die Nachfrage hoch ist, wurden insgesamt 1,9 Millionen Wohnungen am 15. Mai 2022 als leerstehend registriert. Dies entspricht einer Leerstandsquote von 4,3 Prozent. Die Gründe für diesen Leerstand sind vielfältig und reichen von strukturellen Problemen bis hin zu regionalen Besonderheiten.
Der Leerstand betrifft besonders stark ländliche Regionen und Ostdeutschland, wo teilweise mehr als 10 Prozent der Immobilien unbewohnt sind. Hauptgründe dafür sind die Abwanderung junger Menschen und eine sinkende Bevölkerungszahl. Westdeutsche Regionen wie die Eifel, Franken oder das Saarland sind ebenfalls betroffen.
- Die Mehrheit der leerstehenden Immobilien – immerhin 55 Prozent – ist seit mehr als einem Jahr unbewohnt, was auf einen strukturellen Leerstand hinweist.
- Nur 38 Prozent der leeren Wohnungen sind innerhalb von 3 Monaten bezugsfertig.
- In Stadtstaaten wie Hamburg, Bremen und Berlin liegt dieser Anteil höher, zwischen 52 und 61 Prozent.
- Sanierungen oder Baumaßnahmen sind für 24 Prozent der leerstehenden Wohnungen geplant, während lediglich 4 Prozent abgerissen werden sollen.
Probleme wie sinkende Immobilienwerte, erhöhte Kriminalität und Vandalismus sowie hohe Instandhaltungskosten für bestehende Infrastruktur verschärfen die Situation. Initiativen wie das KfW-Programm „Jung kauft Alt" versuchen, dem entgegenzuwirken, jedoch sind die Mittel begrenzt.
Wohnen auf immer mehr Fläche
Am 15. Mai 2022 gab es in Deutschland 43,1 Millionen Wohnungen, was einen Anstieg von 2,5 Millionen seit 2011 bedeutet. Dieser Zuwachs resultiert aus einer Erhöhung der Zahl der Wohngebäude um 1 Million. Laut den Ergebnissen ist
Die durchschnittliche Wohnfläche
- in Deutschland seit 2011 um 3 Quadratmeter auf 94,4 Quadratmeter pro Wohnung gewachsen.
- In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen betrug der Anstieg sogar 5 Quadratmeter.
- In Stadtstaaten wie Hamburg und Berlin war es weniger als 1 Quadratmeter.
Dieses Diagramm gibt einen Überblick darüber, wie der Wohnraum in Deutschland verteilt ist. Duetlich wird, dass die Hälfte aller Wohnungen zwischen 60 bis 119 Quadratmeter liegen, mehr als ein Viertel aller Wohnungen ist sogar größer als 120 Quadratmeter.
Die durchschnittliche Nettokaltmiete (pro Quadratmeter)
- liegt bundesweit bei 7,28 Euro.
- Die niedrigsten Mieten gibt es in Sachsen-Anhalt (5,38 Euro), Thüringen (5,65 Euro) und Sachsen (5,72 Euro).
- Die höchsten Mieten finden sich in Hamburg (9,16 Euro), Bayern (8,74 Euro), Hessen (8,21 Euro) und Baden-Württemberg (8,13 Euro).
Die Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands, nämlich 71 Prozent lebt in Großstadtregionen, davon 40 Prozent direkt in den Zentren und 60 Prozent im Umland.
Die höchsten Mietpreise müssen gerade in den Großstädten gezahlt werden (Angaben pro Quadratmeter):
- In München sind es durchschnittlich 12,89 Euro,
- in Frankfurt am Main 10,58 Euro,
- in Stuttgart 10,39 Euro,
- Die teuerste Großstadt in Ostdeutschland ist Potsdam mit 7,85 Euro.
- Berlin liegt mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 7,67 Euro leicht über dem Bundesdurchschnitt von 7,28 Euro.
Je neuer das Gebäude, desto umweltfreundlicher die Heiztechnik
Bei Heizungen zeigt sich ein klarer Trend: Je neuer das Gebäude, desto häufiger kommen Wärmepumpen, Solarenergie oder Geothermie zum Einsatz. Allerdings waren zum Stichtag 15. Mai 2022 erneuerbare Heizquellen in Deutschland insgesamt noch wenig verbreitet. Laut Zensus wurden zu jenem Zeitpunkt nur 4 Prozent der Wohnungen mit Holz oder Holzpellets beheizt, 3 Prozent nutzten Solarenergie, Geothermie oder Wärmepumpen. Die Mehrheit der Wohnungen heizt mit Gas (56 Prozent) oder Öl (19 Prozent), während 15 Prozent Fernwärme nutzen, wobei die genaue Energiequelle dabei nicht spezifiziert ist.
Das halbe Land lebt allein, große Familien sind selten
Die Ergebnisse des Zensus 2022 zeigen signifikante Veränderungen in den Haushalts- und Familienstrukturen in Deutschland. Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt bei 2,02 Personen. Besonders auffällig ist der Anstieg der Ein- und Zweipersonenhaushalte im Vergleich zu 2011.
- 1-Personen-Haushalte machen etwas mehr als 41 Prozent aller Haushalte aus.
- Während der Anteil an 2-Personen-Haushalten etwa 34 Prozent beträgt.
- Große Haushalte mit 6 oder mehr Personen sind mittlerweile eine Seltenheit.
Diese Entwicklung spiegelt gesellschaftliche Trends wider, bei denen sowohl jüngere als auch ältere Menschen zunehmend allein leben.
Bei den Familienstrukturen stellen Ehepaare mit 45,7 Prozent weiterhin die häufigste Familienform dar, wobei ihre Anzahl im Vergleich zu 2011 zurückgegangen ist. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der nichtehelichen Familien sowie der Alleinerziehenden gestiegen. Weiterhin werden Kinder häufiger von der Mutter als vom Vater allein erzogen.
Nie zu alt für etwas Neues
Es heißt: Alter ist nur eine Zahl. Aber schauen wir genauer hin, steckt noch mehr dahinter. Die Zahlen aus dem Zensus liefern detaillierte Einblicke in die Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland und erzählen einiges über unsere zukünftigen Herausforderungen. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:
- Die deutsche Bevölkerung, die 71,8 Millionen Menschen umfasst, war im Durchschnitt 45 Jahre alt.
- Im Vergleich dazu lag das Durchschnittsalter der nichtdeutschen Bevölkerung, die 10,9 Millionen Menschen zählt, bei 37 Jahren.
Insgesamt stellen sich die Altersklassen so dar:
In den östlichen Bundesländern ist der Anteil der älteren Bevölkerung höher als in den westlichen Bundesländern. In den Großstädten wie Berlin, Hamburg, München und Köln bleibt die Bevölkerung dagegen jünger im Vergleich zu ländlichen Gebieten. Diese Zahlen verdeutlichen eine alternde Bevölkerung, insbesondere in den ländlichen Regionen, was wichtige Implikationen für die zukünftige Planung von sozialen Diensten, Gesundheitsversorgung und Wohnraum hat.
Deutschland im Arbeits-Check
Und wie arbeiten wir? Der Zensus 2022 hat auch umfassende Daten zur Erwerbstätigkeit, den Berufsgruppen und den Wirtschaftszweigen in Deutschland erhoben. Zum Stichtag am 15. Mai 2022 waren rund 45,9 Millionen Menschen erwerbstätig.
Die Erwerbstätigenquote betrug dabei
- 78,3 Prozent bei den Männern
- und 69,2 Prozent bei den Frauen.
Die am häufigsten vertretenen Berufsgruppen waren im Dienstleistungssektor angesiedelt. Dazu zählen Berufe im Gesundheitswesen, im Bildungswesen sowie in der Verwaltung und im Management sowie im Handel. Auch technische Berufe und solche im Handwerk (Industrie und Baugewerbe) hatten einen bedeutenden Anteil an der beruflichen Struktur. Wichtige Bereiche wie Landwirtschaft und Forstwirtschaft stellen eher einen kleineren Sektor dar.
Bildung und Teilhabe im Fokus: Was der Zensus 2022 verrät
Der Zensus 2022 bietet auch spannende Einblicke in Bildung und soziale Teilhabe in Deutschland.
- Rund 32 Prozent der Menschen haben einen mittleren Schulabschluss,
- 19 Prozent einen Hauptschulabschluss
- und 22 Prozent die Hochschulreife.
- Etwa 16,6 Prozent besitzen einen beruflichen Abschluss oder die Fachhochschulreife.
Dabei überrascht der Bildungsstand mit regionalen Unterschieden:
- In den östlichen Bundesländern gibt es mehr Hochschulabsolventen,
- im Westen dominieren mittlere Schulabschlüsse.
Das macht den Zensus so wertvoll
Zahlen erzählen Geschichten. Der Zensus 2022 ist wie ein Buch, das spannende Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der Haushalts-, Familien-, Wohn und Arbeitsmarktstrukturen Deutschlands bietet. Mit diesen detaillierten Einblicken haben wir die Möglichkeit, die Zukunft klug zu gestalten. Überhaupt machen Zahlen – das gilt eben nicht nur für Banken und Sparkassen – die Welt verständlicher und helfen uns, die richtigen Entscheidungen für morgen zu treffen.
Nächstes Datenabenteuer in den Startlöchern
Nach dem Zensus ist vor dem Zensus – das nächste große Datenabenteuer hat sich für 2031 angekündigt. Welche Daten wann und wie erhoben werden, bestimmen auch die Vorgaben der Europäischen Union. Bis der nächste große Zensus kommt, versorgt uns der jährliche Mikrozensus – also die „kleine Bevölkerungszählung“ – mit wichtigen Antworten zu den Fragen: Wer sind wir? Und wenn ja: Wie viele?
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Stand: 12.07.2024