Wo ist all das Geld hin?

Die Spur der Scheine
Nicht selten werden Euro-Scheine gehortet: Nur 10 Prozent des gesamten Bargelds werden tatsächlich für Geschäfte genutzt. Der Rest ist weder im handelsüblichen Umlauf noch wird er auf Konten eingezahlt. Die erstaunliche Bilanz: Beinahe jeder zweite Euro hat Europa längst verlassen.

Das Wichtigste in Kürze

Der Euro zum Bezahlen ohne Umwege

Ja, immer öfter wird mit Karte bezahlt. Aber nein, das liebe Bargeld stirbt nicht aus! Bargeld gibt ein Gefühl von Sicherheit, und es ist jederzeit direkt verfügbar. Das sind schon zwei Gründe, weshalb ein paar Geldscheine gern aufbewahrt werden. Denn trotz all der Karten und digitalen Zahlungsoptionen wollen die Menschen immer noch ihre Scheine und Münzen in der Tasche haben. So werden fast 60 Prozent aller Transaktionen an deutschen Ladenkassen in bar beglichen. Nur in Portugal, Spanien, Italien, Österreich, Slowenien und Malta wird noch häufiger mit Bargeld bezahlt. Die Menschen nutzen das Bargeld also zum eigentlichen Zwecke: zum Bezahlen.

Der Euro zum Sparen ohne Umwege

Als Bargeld ist der Euro also beliebt. Oft so beliebt, dass er sogar gehamstert, gebunkert, gehortet wird – und das nicht zu knapp. Laut einer Studie der Bundesbank, von der tagesschau.de  berichtet, 

Offenes Geheimnis
Beliebte Verstecke in Privathaushalten

Hier wird gern Bargeld aufbewahrt: unterm Teppich, hinterm Wandgemälde, in der Vase oder Kaffee- bzw. Müslidose. Und hier suchen Einbrecher natürlich auch zuerst. Bücher und DVDs, Kopfkissen und Matratzen, Topfpflanzen oder gleich der Garten sind ebenfalls Orte, die der geschulte Bandit kennt. Und, nun ja, Backofen und Werkzeugkoffer sind auch nicht unbekannt.

Ein bisschen mehr Mühe macht es, wenn das Geld in der Mehldose oder Spielesammlung versenkt oder im Toilettenpapiervorrat oder in Küchenrollen versteckt wird. Und wenn die Steckdose auch gleichzeitig ein Mini-Safe ist, wächst die Herausforderung.

Ein beliebtes Rezept, um sich zu schützen: Man gebe Geldscheine (in gewünschter Menge) in wasserdichte Beutel, lege sie vorsichtig in die abgekühlte Suppe – und friere sie ein. Man verwende noch einen Hauch Vorsicht und füge einen Schuss Diskretion hinzu, um das Geheimnis zu schützen. Die tiefgekühlten Euro-Scheine könnten schon mehr Erfolg haben.

Noch beeindruckender ist jedoch, was die Studie der Bundesbank darüber hinaus offenbart:

Das bedeutet, fast mehr als die Hälfte des Bargeldes aus Deutschland kursiert außerhalb Deutschlands. Weshalb eigentlich?

Der Euro als Antwort auf schwache Währungen

So viel vorab: Die Sammelleidenschaft ist es nicht. In Ländern, wo Korruption, labile Verwaltungen und unzuverlässige Banken an der Tagesordnung sind, wird Bargeld zur ersten Wahl. Und wenn dann auch noch die nationale Währung schwächelt, ist der Euro (wie auch der Dollar) sehr viel hilfreicher als die landeseigene Währung. Das kann verschiedene Gründe haben: das Vertrauen in die Stabilität des Euro oder die Vermeidung von Währungsrisiken. Es ist eine Art Euroisierung, wenn der Euro im Ausland hoch im Kurs steht, weil er so schön solide ist. Dies ist aber auch oft der Grund, weshalb sich die Spur des Bargeldes verliert.

Bargeld als Mittel dunkler Geschäfte

Bargeld regiert die Welt – allerdings auch, wenn kriminelle Machenschaften vertuscht werden sollen. Da klingt Schwarzarbeit fast noch harmlos, wenn es auch um Drogenverkauf, Erpressung oder Menschenhandel geht. Wie verräterisch wäre hier ein Bankkonto. Gesetzesbrecher mögen keine nachvollziehbaren Überweisungen, Einzahlungen oder Abhebungen. Sie wollen nach ihrem Verständnis „sauber bleiben“ – und waschen das Geld. Bringen also das Geld aus illegalen Aktivitäten in den legalen Finanzkreislauf. So etwas geht am besten mit Bargeld.

Die Spur der Scheine

Nun macht das im Dezember2023 aktualisierte Geldwäschegesetz den Betrügern in Deutschland immer weniger Freude, denn es verlangt von Banken und Finanzinstituten, verdächtige Geldtransaktionen zu erkennen und zu melden, um illegale Aktivitäten zu bekämpfen. Das bedeutet: Die Herkunft von Bargeldern wird heute hinterfragt und kann nicht mehr ohne Weiteres verschleiert werden. In einigen Ländern ist das aber anders. Auch deshalb verschwindet Bargeld aus Deutschland.

Bargeld als das, was es ist: ein Zahlungsmittel

Bargeld ist nützlich, wenn elektronische Zahlungssysteme nicht akzeptiert werden oder nicht funktionieren. Deshalb sollten Sie nie ganz auf Bargeld verzichten – so schränken Sie etwa bei besonderen Umständen nicht Ihre Flexibilität, Sicherheit und persönliche Freiheit komplett ein.

Bargeldreserve
Für Ausnahmesituationen

Es ist wichtig, in Notfällen Bargeld zu haben – etwa, wenn bei einem Stromausfall Geldautomaten nicht funktionieren. Auch in Krisenzeiten halten Menschen lieber Geld in der Hand. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt deshalb, prinzipiell eine Bargeldreserve zu Hause zu haben.

  • Das BBK macht keine genauen Angaben, aber bis zu 500 Euro pro Haushalt sind denkbar.
  • Offiziell gibt es keine Begrenzung für die Menge an Bargeld, die Sie aufbewahren können.
  • Aber denken Sie daran, dass Versicherungen normalerweise nur Verluste bis zu maximal 2.000 Euro ersetzen.

Bargeld bleibt also, Hand aufs Herz, nicht ohne Bedeutung. Es ist wichtig, um Dinge zu kaufen, ohne eine Karte oder ein Handy zu benötigen. Bargeld macht Spaß, wenn man es verschenkt. Bargeld hilft dem Nachwuchs, den Umgang mit Geld zu erlernen.  Außerdem ermöglicht Bargeld es jenen Menschen, die keinen Zugang zu Bankkonten oder elektronischen Zahlungsmethoden haben, dennoch am Handel teilzunehmen. Bargeld scheint zeitlos und lässt sich als Symbol der Freiheit und Teilhabe schätzen – besonders wertvoll, wenn es sich legal im Umlauf befindet.

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Stand: 15.03.2024

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