zum Inhalt springen
haus-wird-mit-einem-3d-drucker-gebaut-GI-1488610651-4000kb-original

Zukunftstrend oder Spielerei? Das kostet ein Haus aus dem 3D-Drucker

Gedruckt statt gemauert
Ein Haus aus dem Drucker – schneller gebaut, teils günstiger und architektonisch überraschend flexibel. Doch was steckt wirklich hinter der Technik, für wen lohnt sie sich und wo lauern die Hürden?
Das Wichtigste in Kürze:
  • Häuser aus dem 3D-Drucker werden direkt auf dem Baugrundstück Schicht für Schicht aus Spezialbeton gefertigt – schnell, präzise und mit wenig Personal.

  • Die Baukosten liegen derzeit teils unter denen klassischer Rohbauten, doch viele Projekte sind noch Pilotvorhaben.

  • Wer mit dem Gedanken spielt, ein solches Eigenheim zu bauen, sollte Besonderheiten bei Genehmigung, Finanzierung und Materialwahl frühzeitig bedenken.

Häuser aus dem 3D-Drucker gelten als vielversprechende Innovation für den Bau der Zukunft. In Nordrhein-Westfalen wurde bereits 2021 das erste Einfamilienhaus aus dem Drucker fertiggestellt, weitere Pilotprojekte folgten – in Deutschland und weltweit. Gedruckt wird mit einem großformatigen Drucker, der Spezialbeton Schicht für Schicht aufträgt. Das spart Material, Zeit und Personal.

Gleichzeitig stellt sich die Frage: Was kostet ein Haus aus dem 3D-Drucker wirklich und worauf müssen künftige Eigentümerinnen und Eigentümer bei Planung, Genehmigung und Finanzierung achten?

Wie funktioniert der 3D-Druck beim Hausbau?

Beim 3D-Druck von Gebäuden kommt ein großformatiger Drucker zum Einsatz, der eine zementbasierte Mischung schichtweise aufträgt. Die Druckdüse bewegt sich dabei computergesteuert über das Baugrundstück und formt Wand für Wand direkt vor Ort. Der Prozess erinnert an das Prinzip eines herkömmlichen 3D-Druckers, wird aber im Maßstab von mehreren Metern umgesetzt.

Gedruckt werden vor allem die tragenden und nicht tragenden Wände eines Hauses. Andere Bauteile wie Fundament (meist klassisch gegossen aus Beton), Decken und Dächer (oft aus Betonfertigteilen, Holz oder Stahl), Fenster und Türen (industriell produziert) werden weiterhin auf klassische Weise montiert. Auch der Innenausbau erfolgt konventionell. Dennoch kann der 3D-Druck die Errichtung eines Rohbaus erheblich beschleunigen.

So lange dauert der 3D-Druck eines Hauses

Der 3D-Druck verkürzt die Bauzeit deutlich. Die automatische Schichtfertigung ermöglicht einen nahezu unterbrechungsfreien Ablauf, wodurch Verzögerungen minimiert und der Bauprozess verlässlicher planbar wird. Im Vergleich zur konventionellen Bauweise haben Witterungseinflüsse deutlich weniger Auswirkungen, da der Druck auch bei leichter Witterung fortgesetzt werden kann.

Zum Einsatz können dabei mobile Roboter-Drucker, Portal- oder Gantry-Drucker, Roboterarm-Drucker, modulare 3D-Drucker sowie Industrieroboter für den Mehrmaterialdruck kommen. Wie lange der Bau tatsächlich dauert, hängt von der Größe des Gebäudes, dem verwendeten Material und vor allem dem eingesetzten Maschinentyp ab. In Deutschland gibt es bislang nur eine begrenzte Anzahl von 3D-gedruckten Häusern, da die Technologie noch in der Pilot- und Anfangsphase steckt. Stand 2024/2025 sind einige wenige Projekte realisiert worden, darunter:

  1. kleines Einfamilienhaus, 100–160 m² (in Beckum, NRW, 2021): 100–120 Stunden
  2. größere oder zweigeschossige Gebäude: bis zu 180 Stunden
  3. mehrere Wohneinheiten, 424 m² Wohnfläche (in Lünen, NRW, 2024): 118 Stunden

Wenn in Zukunft die technischen Herausforderungen weiter optimiert worden sind, wird auch der Bau von mehrgeschossigen oder hohen Gebäuden mit 3D-Druck möglich sein.

Welches Material steckt in einem 3D-gedruckten Haus?

Als Material wird in der Regel ein spezieller Beton verwendet, der schnell aushärtet und gleichzeitig formstabil bleibt. Die Mischung muss exakt auf den Druckprozess abgestimmt sein, damit die einzelnen Schichten tragfähig sind und sich nicht verformen. Neben Beton werden vereinzelt auch alternative Materialien wie Lehm oder recycelter Bauschutt erprobt.

Die Technologie eignet sich bislang vor allem für ein- bis zweigeschossige Gebäude. Höhere Bauwerke sind derzeit nur begrenzt realisierbar, da die Statik und die Materialeigenschaften Grenzen setzen. Auch Öffnungen für Fenster und Türen müssen in den Entwurfsdaten berücksichtigt und präzise mitgedruckt werden.

Neben dem direkten Druck auf der Baustelle gibt es auch Varianten, bei denen die Wände im Werk vorproduziert und vor Ort zusammengesetzt werden – ähnlich wie bei einem Fertighaus.

Was kostet ein 3D-Druck-Haus?

Noch ist der 3D-Druck im Hausbau kein Massenphänomen. Entsprechend schwierig ist es, verbindliche Durchschnittskosten zu benennen. Erste Projekte in Deutschland zeigen jedoch, in welcher Größenordnung sich die Baukosten bewegen können.

Ein Beispiel ist das Einfamilienhaus im nordrhein-westfälischen Beckum. Es wurde 2021 als erstes genehmigtes 3D-Druck-Haus Deutschlands fertiggestellt und bietet rund 160 Quadratmeter Wohnfläche. Die reinen Baukosten lagen laut Angaben des Herstellers bei rund 250.000 Euro, also etwa 1.560 Euro pro Quadratmeter – allerdings ohne Grundstück, Keller oder aufwendigen Innenausbau.

Auch in Lünen wurde 2024 [AH1] ein weiteres Haus aus dem 3D-Drucker errichtet – mit vergleichbaren Kosten. Internationale Projekte, etwa in den USA oder den Niederlanden, weisen ähnliche Werte auf. In einigen Regionen wird versucht, Häuser für unter 100.000 Euro zu realisieren, allerdings häufig mit deutlich reduzierter Fläche oder Ausstattung.

Im Vergleich zu konventionell gebauten Massivhäusern liegen die Preise für den Rohbau bei 3D-gedruckten Häusern tendenziell etwas niedriger. Laut Baupreisindex des Statistischen Bundesamts kostet ein klassischer Neubau derzeit im Durchschnitt zwischen 1.800 und 2.300 Euro pro Quadratmeter, je nach Region, Bauweise und Ausstattung. Etwas anders die Preise bei den gedruckten Häusern:

0€/m²

Baukosten 3D-Druck

Beispielprojekt Beckum, 2021

0€/m²

Baukosten konventioneller Neubau

Statistisches Bundesamt, 2025

Allerdings gilt: Die Ersparnis bezieht sich derzeit vor allem auf die Hülle des Gebäudes. Bei Erdarbeiten, Haustechnik oder Innenausbau gibt es bislang kaum Unterschiede und diese Gewerke machen einen großen Teil der Gesamtkosten aus. Hinzu kommt: Viele 3D-Druck-Projekte sind Pilotvorhaben, deren Preise nicht eins zu eins auf den breiten Markt übertragbar sind.

Welche Vorteile bietet der 3D-Druck im Hausbau?

Der 3D-Druck bietet beim Bau von Einfamilienhäusern und kleineren Gebäuden mehrere handfeste Vorteile, vor allem im Hinblick auf Geschwindigkeit, Ressourceneffizienz und architektonische Gestaltungsmöglichkeiten.

  • Schnellere Bauzeit

    Ein wesentlicher Vorteil ist die Zeitersparnis. Während der Rohbau eines klassischen Hauses mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann, lässt sich die tragende Gebäudehülle beim 3D-Druck zügig fertigstellen, oft in unter 5 Tagen.

  • Weniger Personal erforderlich

    Da der Druckprozess weitgehend automatisiert erfolgt, werden deutlich weniger Fachkräfte auf der Baustelle benötigt (meist 2 statt üblicherweise 7). Gerade angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels im Baugewerbe kann das ein entscheidender Faktor sein.

  • Materialeinsparung durch präzisen Auftrag

    Der Aufbau erfolgt schichtweise und erlaubt es, nur dort Material einzusetzen, wo es statisch notwendig ist. Das reduziert den Betonverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Gussverfahren (etwa um 10 Prozent) und minimiert Verschnitt. Einige Hersteller arbeiten zudem mit ressourcenschonenden Rezepturen.

  • Neue architektonische Freiheiten

    Weil der Drucker keine Schalungen oder rechtwinkligen Bauteile benötigt, lassen sich geschwungene Formen, runde Wände oder individuelle Grundrisse leichter umsetzen. Der Entwurf wird dabei digital vorbereitet und kann direkt in den Druckprozess überführt werden.

  • Potenzial für kostengünstiges Bauen

    Zwar ist der Preisvorteil aktuell noch begrenzt, doch mittel- bis langfristig könnte die Kombination aus kürzerer Bauzeit, geringerem Personalbedarf und reduziertem Materialeinsatz zu einem insgesamt günstigeren Bauen führen – vor allem bei seriellem Einsatz in größerem Maßstab. Das ist relevant und derzeit ein Hauptgrund für weitere Pilotprojekte im Wohnungsbau.

Welche Nachteile und Einschränkungen gibt es?

Trotz vieler Vorteile ist der 3D-Druck im Hausbau keine Lösung für alle Bauprojekte. Die Technik bringt derzeit noch einige Einschränkungen mit sich. Wer ein Haus aus dem 3D-Drucker bauen möchte, sollte sich frühzeitig mit den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen befassen. Denn, obwohl der Bauprozess innovativ ist, gelten die gleichen gesetzlichen Anforderungen wie beim klassischen Hausbau.

Auch in puncto nachhaltiges Bauen gibt es zwei Seiten: Der für den 3D-Druck genutzte Beton- und Zementanteil weist in Summe eine schlechte CO₂-Bilanz auf – gleichzeitig sorgt der präzise Materialeinsatz für weniger Verschnitt und manche Projekte nutzen recycelten Beton, Lehm oder andere nachhaltige Materialien wie Pflanzenfasern für den Druck.

Genehmigung erfolgt im Einzelfall

Der Bau eines 3D-gedruckten Hauses unterliegt den gleichen baurechtlichen Vorgaben wie jedes andere Gebäude. Dazu zählt vor allem die Landesbauordnung des jeweiligen Bundeslandes. Da der 3D-Druck bisher noch nicht in den deutschen Bauordnungen standardisiert ist, muss jeder Bauantrag einzeln geprüft und genehmigt werden. Der Austausch mit den zuständigen Behörden sollte daher frühzeitig erfolgen – idealerweise mit Unterstützung durch ein erfahrenes Planungsbüro oder Bauunternehmen.

Immobilienkredit
Finanzierung durch die Sparkassen möglich

Grundsätzlich ist auch der Bau eines 3D-Druck-Hauses über einen Immobilienkredit finanzierbar. Entscheidend ist, dass das Vorhaben baurechtlich genehmigt ist und eine verlässliche Kostenkalkulation vorliegt. Wie bei jeder Baufinanzierung wird eine Auszahlung in der Regel in mehreren Raten entsprechend dem Baufortschritt vereinbart.

Bauherren und Bauherrinnen sollten beachten, dass manche Posten – etwa die Druckdienstleistung oder neue Materialien – nicht in allen standardisierten Kalkulationsmodellen enthalten sind. Eine individuelle Beratung durch die Sparkasse hilft dabei, passende Finanzierungslösungen zu finden und Fördermöglichkeiten zu prüfen.

Versicherung: Projekt gut absichern

Wie bei klassischen Bauvorhaben sollte auch ein 3D-Druck-Haus umfassend versichert werden. Wichtig ist zum Beispiel eine Bauleistungsversicherung, die Schäden während der Bauphase abdeckt, sowie eine Bauherrenhaftpflichtversicherung. Auch die Gebäudeversicherung muss prüfen, ob und wie die Bauweise im Vertrag berücksichtigt werden kann.

Da es sich um eine neue Technologie handelt, lohnt sich vor Vertragsabschluss der genaue Blick ins Kleingedruckte und das Gespräch mit einer Versicherungsfachkraft.

Für wen eignet sich ein 3D-Druck-Haus?

Der Hausbau mit dem 3D-Drucker ist aktuell vor allem für Menschen interessant, die offen für neue Technologien sind und bereit, sich auf eine Bauweise mit Pioniercharakter einzulassen.

  • Technikaffine Bauherrinnen und Bauherren

    Privatpersonen, die sich bewusst für ein innovatives Bauprojekt entscheiden, können mit einem 3D-Druck-Haus ein individuelles Zuhause mit architektonischer Gestaltungsfreiheit realisieren. Besonders geeignet ist die Technik für eingeschossige Einfamilienhäuser mit moderner Optik.

  • Kommunen und Bauträger mit Modellcharakter

    Auch Städte, Gemeinden oder soziale Bauträger nutzen den 3D-Druck derzeit vor allem in Pilotprojekten – etwa zum Bau von Kindergärten, Tiny Houses (etwa für einen Vereinstreffpunkt) oder preisgünstigem Wohnraum. Die schnelle Bauzeit kann insbesondere dort hilfreich sein, wo schnell Wohnraum benötigt wird.

  • Zukunftsaussichten: Serielle Fertigung

    Langfristig könnte der 3D-Druck eine interessante Option für die serielle Fertigung von Gebäuden darstellen, zum Beispiel im sozialen Wohnungsbau oder bei temporären Unterkünften. Doch bislang stehen Wirtschaftlichkeit, Standardisierung und Genehmigungsprozesse einer breiten Anwendung noch im Weg.

Von A wie Aktien bis Z wie Zentralbank
Der Newsletter Ihrer Sparkasse

Hier dreht sich alles ums Geld. Mit uns bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren alles über clevere Spartipps, lukrative Anlagemöglichkeiten, smarte Altersvorsorgen und News aus der Finanzwelt. Denn: Wissen zahlt sich aus!

Stand: 21.08.2025

Das könnte Sie auch interessieren

  • Vater und Tochter hängen ein Insektenhotel auf an ihrem Tinyhouse im Grünen.
    Nachhaltiges Bauen
    Das Bauen der Zukunft
    Nachhaltigkeit spielt in allen Lebensbereichen eine immer wichtigere Rolle – auch beim Hausbau. Die Nachfrage nach ökologischen Wohnkonzepten steigt. Wir zeigen Ihnen, was im Einzelnen dazugehört.
  • Ein Haus mit PV-Anlage auf einer Blumenwiese mit lila Blumen.
    Wohnen
    Mieten steigen, Preise stabilisieren sich, Leitzinsen sinken: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, eine Immobilie zu erwerben? Unser Immobilien-Experte, erklärt, was Kaufinteressierte wissen müssen.
    15. Juli 2025
  • Close-up einer junge Frau mit roten Haaren, die auf ihr Mobiltelefon vor sich schaut.
    Aktuelle Themen rund um Ihre Finanzen
    Aktuelles
    Wichtige Neuerungen, Trends und wirtschaftliche Entwicklungen: Wir halten Sie auf dem Laufenden und berichten über das, was Verbraucherinnen und Verbraucher wissen müssen.