Idee und Begriff gehen auf den Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Milton Friedman (1912–2006) zurück. Dieser machte 1969 den Vorschlag, den Bürgerinnen und Bürgern bedingungslos eine bestimmte Geldsumme auszuzahlen. Friedman ging davon aus, dass die verfügbare Menge Geld in einem Wirtschafts- und Währungsraum in einem Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum stehe. Das zusätzliche Geld soll den Konsum der Bürgerinnen und Bürger anregen und damit die Wirtschaft stärken. Die Bezeichnung ist angelehnt an die Vorstellung, das Geld werde von einem Hubschrauber abgeworfen. Deswegen wird das Helikoptergeld teilweise auch als „Geldregen“ bezeichnet.
In der Wissenschaft gehen die Meinungen darüber auseinander, wer den Geldregen auslösen sollte: Für manche kommen staatliche Hilfen und Konjunkturprogramme schon dem Helikoptergeld nahe, andere sehen die Hoheit über die Entscheidung bei den Notenbanken – in der Eurozone also bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie könnte zum Beispiel überlegen, wie viel Geld an die Bürgerinnen und Bürger ausgegeben werden muss, um das Ziel von zwei Prozent Geldentwertung im Euroraum zu erreichen. Und sie müsste sie sich mit allen Finanzministerien im Euroraum abstimmen.
Die EZB strebt in der Eurozone eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent als Idealwert an. Denn einerseits wollen die Zentralbanker stets frisches Geld in Umlauf bringen, um das Wachstum der Wirtschaft zu finanzieren; andererseits sollen Preissteigerung und damit Wertverfall des Geldes für die Menschen verkraftbar bleiben. Das Gleichgewicht zwischen beiden Zielen sieht die EZB bei einer Inflationsrate von zwei Prozent.
Vom Helikoptergeld versprechen sich die Befürworter Rückenwind für die Konjunktur. Die Begünstigten sollen das geschenkte Geld demnach unmittelbar zum Einkaufen nutzen – und damit sofort in den Wirtschaftskreislauf bringen: Der zusätzliche Konsum würde die Inflation steigen lassen und der Wirtschaft zusätzlichen Schwung verleihen.
Kritiker befürchten, dass sich die Menschen an das Helikoptergeld gewöhnen könnten – und bei jeder zukünftigen Krise verlangen, die Druckerpresse anzuwerfen. Zumal die Wirkung durchaus kurzfristig bleiben könnte: Ist das Helikoptergeld einmal ausgezahlt und ausgegeben, kaufen die Menschen doch wieder nur so viel wie vorher; die Wirtschaft fände sich in der gleichen Situation wieder wie vor dem Geld-Abwurf.
Problematisch dürfte es auch werden, genau die richtige Menge Geld abzuwerfen: Möglicherweise steigen die Preise durch das zusätzliche Geld stärker als gewünscht, möglicherweise kommt die Wirtschaft nicht wie erhofft in Schwung. Schließlich kann die Notenbank schwer gewährleisten, dass die Bürgerinnen und Bürger das Helikoptergeld tatsächlich ausgeben und die Konjunktur damit ankurbeln. Mancher spart es vielleicht lieber- und damit bleibt das Helikoptergeld wirkungslos.
Helikoptergeld bleibt zumeist Theorie. Ben Bernanke, ehemaliger Chef der US-Notenbank, galt als Befürworter der Maßnahme. Er erwog den Einsatz im Jahr 2002, setzte Helikoptergeld letztendlich aber doch nicht ein.
Die US-Regierung setzte Helikoptergeld 2020 als Gegenmittel in der Coronakrise ein. Sie zahlte den Bürgerinnen und Bürgern einmalig 1200 US-Dollar in Form von Konsumentenchecks. Allerdings nutzte ein Großteil der US-Amerikanerinnen und Amerikaner das Geldgeschenk als finanziellen Sicherheitspuffer, anstatt in Neuanschaffungen zu investieren.
Auch in Europa diskutieren Ökonominnen und Ökonomen im Zuge der Coronakrise erneut über den Einsatz von Helikoptergeld. Es gilt als letztes Mittel auf einer langen Liste an Möglichkeiten, die EU-Politikerinnen und Politiker einsetzen, um Europas Bevölkerung und Wirtschaft durch die Krise zu führen. Der Einsatz in der EU bleibt unwahrscheinlich.