Zwei Männer mit Händen in den Taschen stehen in einer Produktionshalle. Sie tragen Hemden und gucken auf etwas.

Warum die Risiken für Unternehmen steigen – und was Sie dagegen tun können

Erfolgreiches Risikomanagement
Chancen ergreifen und Risiken beherrschen – das sind die zentralen strategischen Herausforderungen für ein Unternehmen. Keine einfache Aufgabe in bewegten Zeiten.

Deutschland ist Globalisierungsgewinner. Doch in gleichem Tempo wie die wirtschaftliche Verflechtung zunimmt, steigen die Risiken. Spannungen zwischen den Weltmächten nehmen zu. Protektionistische Tendenzen und Zölle verschärfen den Druck. Komplexe Lieferketten und eine wachsende Anzahl an Zulieferern steigern die Abhängigkeiten. Immer schneller vervielfältigen sich die damit verbundenen Risiken.

Womit müssen Unternehmen rechnen? Reputations- oder Markenschäden, Cyberkriminalität, politische Unsicherheiten und Terrorismus sind nur einige Risiken, die Unternehmen befürchten müssen.

Erstmals gilt das Scheitern des Klimaschutzes als Hauptrisiko

Der Global Risk Report 2020 des Weltwirtschaftsforums sieht die größte Gefahr in den wachsenden geopolitischen und geoökonomischen Risiken. Der Klimawandel sei die wichtigste Herausforderung weltweit. Erstmals stehen dieses Jahr ökologische Themen auf den fünf Spitzenplätzen der wahrscheinlichsten Risiken.

Am gefährlichsten seien die Risiken „extremer Wetterereignisse“ sowie das mögliche „Scheitern der Klima-Politik“. Der WEF-Bericht warnt außerdem vor einem Abwärtstrend der Wirtschaft, Gefahren der Digitalisierung und unter Druck geratenen Gesundheitssystemen.

Erfolgreiche Unternehmen wissen um diese Gefahren. Sie kennen die Unwägbarkeiten, denen sie ausgesetzt sind. Und sie gehen die Themen aktiv an. Mit der Schaffung einer starken Corporate Governance und eines Risikomanagements können sie rechtliche, finanzielle und Reputationsrisiken wirksam vermeiden – und beherrschen.

Zwei Kollegen stehen hinter einer Glasscheibe und beschriften diese mit Abläufen. Im Hintergrund sind weitere Mitarbeiter zu sehen.

Was ist Risikomanagement?

Risikomanagement macht Gefahren und deren Auswirkungen sichtbar. Es geht darum, externen Stakeholdern klar zu zeigen, dass die Unternehmensführung das Risiko nicht scheut, sondern sich aktiv auf die Bedrohungen einstellt. Das ist inzwischen nicht nur eine freiwillige, sondern auch eine rechtliche Aufgabe. Vor allem Kapitalgeber, Banken, Ratingagenturen und der Gesetzgeber verlangen, dass ein Unternehmen aktives Risikomanagement betreibt.

Geregelt ist das Risikomanagement unter anderem in der Norm ISO 31000. Diese verpflichtet die Unternehmensführung, die Risiken einer Organisation zu identifizieren, zu analysieren und zu bewerten.

Die Norm ISO 31000 gibt Leitlinien vor, wie Unternehmen eine Risikomanagementstrategie entwickeln. Das Ziel: eine Risikomanagementkultur, in der Mitarbeiter und Stakeholder sich der Wichtigkeit des Risikomanagements bewusst sind.

Risikomanagement ist deshalb vor allem eine Führungsaufgabe. Die Unternehmensleitung muss die Ziele, die Strategien und die Beherrschung für das Risikomanagement festlegen. Dazu gehören:

Welche Risiken gibt es?

Grundsätzlich erfasst das Risikomanagement alle Arten von Risiken. Entscheidend ist die Planabweichung. Dazu gehören wirtschaftliche Risiken wie der Verlust von Kunden, strategische Risiken, Ausfallrisiken, operative Risiken, Compliance-Risiken, Produktionsrisiken oder technische Risiken. Maschinen können ausfallen, Cyberkriminelle die IT-Infrastruktur schädigen oder geopolitische Einflüsse die Logistikkette stören.

Für manche Risikobereiche gibt es spezielle Risikomanagementansätze. Das Supply-Chain-Management zum Beispiel erfasst Risiken bei Zulieferern und Vertragspartnern. Das Finanzrisikomanagement analysiert Zins- und Währungsrisiken. Dazu gehören:

Gerade Währungsabsicherungen werden für Unternehmen immer wichtiger. „Handelskonflikte, geopolitische Risiken und das Kräftemessen der Wirtschaftsmächte haben die Unsicherheit im internationalen Warenverkehr deutlich erhöht“, sagt Florian Kuhn von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). „Die Kursschwankungen werden immer unberechenbarer“. Als Verbundpartner der Sparkassen Finanzgruppe bietet die LBBW Lösungen fürs Risikomanagement der Sparkassenkunden an. Kuhn und sein Team starten in der Regel mit einer Cashflow- und Währungsanalyse des Unternehmens. Daraus leiten sie geeignete Lösungen ab. Ähnlich ist es bei Zinsrisiken. „Unternehmen haben eine Reihe von Möglichkeiten, sich die extrem niedrigen Zinsen von heute auch für spätere Jahre zu sichern“, sagt Kuhn. Dadurch bleibt der Cashflow aus Zinszahlungen über die kommenden Jahre hinweg berechenbar.

Im Unternehmen arbeiten vor allem die Bereiche Controlling, Treasury oder Qualitätsmanagement im Bereich Risikomanagement. Wichtig ist, das Risikomanagement eng mit Controlling und Unternehmensstrategie zu verzahnen.

Dazu richten die Risikomanager einen „Unternehmens-Radar“ ein, der rechtzeitig warnt, die Hintergründe sichtbar macht und Möglichkeiten aufzeigt, Risiken zu beherrschen. Manchmal zeigt die Risikoanalyse sogar Chancen auf, die sich daraus für ein Projekt ergeben können.

Inwieweit Unternehmen Risiken offenlegen müssen, ist gesetztlich geregelt. Ein Sonderfall sind Klimarisken. Auf Vorschlag der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) sollen Unternehmen zukünftig entsprechende Informationen über diese Risiken bereitstellen. Bislang handelt es sich hierbei um Empfehlungen. Erste Konzerne kommen ihnen aber bereits auf freiwilliger Basis nach. Ob, und wenn ja, wann und für welche Unternehmen daraus eine Berichtspflicht werden kann, ist derzeit noch nicht absehbar.

Es geht nicht darum, alle Risiken zu vermeiden. Entscheidend ist vielmehr, Risiken in Kenntnis der Chancen und Gefahren verantwortungsvoll zu steuern. Das ist nicht immer leicht. Der wichtigste Schritt ist die richtige Kultur: Erfolgreiche Unternehmen haben eine positive Einstellung zu Risiken. Sie passen ihr Risikomanagement permanent an und nutzen dazu die Risikodaten aus dem Unternehmen.

Ein Logistiker mit Helm, Warnweste und Scanner steht mit dem Rücken zur Kamera vor übereinandergestapelten Containern.

Was bringt Risikomanagement?

Erfolgreiches Risikomanagement beeinflusst die Entwicklung Ihres Unternehmens. Das sind die Vorteile:

Dass sich Unternehmen zukünftig verstärkt mit der rasanten Entwicklung von Unsicherheiten beschäftigen müssen, zeigen auch die neuen beziehungsweise novellierten Standards für das Risikomanagement COSO II, ISO 31000, IDW PS 981, IDW PS 340.

Auch Wechselkurse reagieren extrem sensibel auf wirtschaftliche und politische Ereignisse.
Florian Kuhn
3 Fragen an

Florian Kuhn

Risiko-Experte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)

Herr Kuhn, warum werden Währungskurse für die Unternehmen immer mehr zum Risiko?

Währungen reagieren extrem sensibel auf jede Art von wirtschaftlichen und politischen Ereignissen. Handelskriege wie zwischen USA und China, geopolitische Konflikte, kriegerische Auseinandersetzungen, selbst politische Diskussionen in der EU – das alles beeinflusst laufend die Devisenkurse. Die Welt ist leider um einiges unberechenbarer geworden. Damit steigen auch die Währungsrisiken für Unternehmen. Je höher der Fremdwährungsanteil, umso bedrohlicher kann das für die Gewinne und das Unternehmen werden.

Wie kann sich ein Unternehmen davor schützen?

Ein probates Mittel sind zum Beispiel einfache Derivate, die genau die Schwankungen der Wechselkurse ausgleichen. Damit wird der Cashflow praktisch unabhängig von Währungsschwankungen. Was genau in Frage kommt, muss man individuell für jedes Unternehmen anschauen. Wegen der zunehmenden Unsicherheiten raten wir dabei zu Lösungen, die mindestens für die nächsten 12 bis 24 Monate Sicherheit bieten und nicht nur für ein paar Wochen.

Klingt verlockend aber auch etwas kompliziert. Was wäre für Unternehmen ein erster Schritt?

Das ist fürs Unternehmen nicht wirklich kompliziert. Kunden wenden sich am besten an ihren Berater bei der Sparkasse. Der holt meistens Risikoexperten wie uns ins Boot. Wir analysieren dann erst einmal Währungsrisiken, Cashflows und einige weitere Faktoren. Am Ende steht dann eine Lösung, bei der sich der Unternehmer voll und ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann und nicht mehr ständig auf die Wechselkurse schauen muss.

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