
Geschäftsmodelle (engl. Business Model) funktionieren nicht ewig – wer sich nicht anpasst, verliert.
Neue Technologien und veränderte Kundenbedürfnisse zwingen Unternehmen zum Umdenken.
Unternehmensbeispiele zeigen: Offenheit und Mut sind für Unternehmen entscheidend, um Innovationen voranzutreiben und erfolgreich zu transformieren.
Wie gelingt die Transformation hin zu einem zukunftsfähigen Unternehmen? Eine spontane Eingebung, ein sehnlicher Wunsch nach Veränderung oder eine kühle Analyse: Viele Wege führen zu innovativen Geschäftsideen. Wichtig ist, offen für Neues zu sein, den Austausch zu suchen, die Chancen zu ergreifen und nicht darauf zu warten, bis ein wirtschaftlicher Zwang entsteht.
So meistern Unternehmen die Transformation – Beispiele aus der Praxis
So gut und überzeugend sie auch sein mögen: Manchmal funktionieren Geschäftsideen einfach nicht wie geplant. So erging es dem Start-up Phaeosynt aus Hannover, das 2025 einen veganen Schwangerschaftstest auf den Markt bringen will. Eigentlich war nicht geplant, einen solchen Test selbst herzustellen. Phaeosynt wollte ursprünglich nur eine Alternative zu den tierischen Proteinen anbieten, auf denen Schwangerschaftstests, Corona-Tests und Co. basieren. „Dafür verwenden wir Kieselalgen, die genauso gut funktionieren wie ihre tierischen Pendants, für deren Gewinnung massenhaft Tiere gequält werden“, sagt Stephanie Pfeil-Coenen, CEO und Geschäftsführerin des Spin-offs der Leibniz Universität Hannover. Eine gute Idee, aber der Markt entschied anders. Die potenziellen Abnehmer in der Industrie waren skeptisch. „Da hat man als Start-up zwei Möglichkeiten: Entweder man beerdigt die Idee als nettes Uni-Projekt. Oder man wendet sich an die Konsumentinnen und Konsumenten, die dann wiederum die Industrie zum Umdenken zwingen“, sagt Pfeil-Coenen. Aber womit? Phaeosynt suchte strategisch nach der passenden Nische. Welches Produkt im Drogeriemarkt war noch nicht vegan? Der Schwangerschaftstest.
Ausgetretene Pfade verlassen
Der wirtschaftliche Erfolg steht noch aus, aber das Beispiel zeigt, wie sich Unternehmen verändern können, wenn getroffene Annahmen nicht mehr stimmen. Für Professorin Marina Schröder liegt das Geheimnis der Innovation in der Bereitschaft, sich von eingefahrenen Verhaltensmustern zu verabschieden. „Unsere Forschung zeigt: Je innovativer Ideen sind, desto weniger Unterstützung finden sie bei potenziellen Auftraggebern“, sagt Schröder. Austausch in vielfältigen Teams, das brauchen Unternehmen vor allem, um Routinen zu verändern und veraltetes Wissen aufzufrischen, sagt die Professorin am Institut für Innovationsökonomik der Leibniz Universität Hannover. „Damit meine ich nicht nur Geschlechtervielfalt, sondern Menschen, die unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliches Wissen mitbringen“, so Schröder weiter. Chancen sieht sie im Trend zur Remote-Arbeit: „Einfacher kann man Menschen aus unterschiedlichen Regionen nicht zusammenbringen.“
Die Begriffe Geschäftsmodell und Strategie werden häufig synonym verwendet. Doch beides sind unterschiedliche Konzepte, die sich ergänzen.
Das Geschäftsmodell ist das Fundament eines Unternehmens. Es beschreibt, wie ein Unternehmen Wert schafft, Leistungen erbringt und daraus Erträge generiert. Es beantwortet Fragen wie:
- Was bieten wir an? (Produkte oder Dienstleistungen)
- Wer sind unsere Kundinnen und Kunden? (Zielgruppe, Marktsegment)
- Wie verdienen wir Geld? (Erlösmodelle wie Abos, Pay-per-Use, Werbung)
- Welche Ressourcen setzen wir ein? (Technologie, Partner, Vertriebskanäle)
Die Strategie ist dann der Plan zur Umsetzung. Sie beschreibt, wie ein Unternehmen sein Geschäftsmodell am Markt erfolgreich durchsetzt und sich von der Konkurrenz abhebt. Sie beantwortet Fragen wie:
- Wie unterscheiden wir uns vom Wettbewerb? (Preis, Qualität, Innovation)
- Wie erreichen wir Wachstum? (Expansion, neue Zielgruppen, Marketing)
- Welche internen Ressourcen setzen wir ein? (Mitarbeitende, Technologien, Prozesse)
Ohne ein solides Geschäftsmodell fehlt das Fundament – ohne eine kluge Strategie bleibt das Geschäftsmodell erfolglos.
Flexibel auf neue Marktverschiebungen reagieren
Auch die Wirtschaftsgenossenschaft Deutscher Tierärzte (WDT) befindet sich im Wandel, berichtet Vorstandsvorsitzender Olaf Assenheimer. Mit einem Mitgliederbestand von 8.000 Praxen beliefert die WDT rund 90 Prozent aller Tierärzte in Deutschland. Das klingt nach einem sicheren Geschäft, doch der Markt verändert sich. So hat sich ein konkurrierender Großhändler entschieden, die Logistik nicht mehr selbst zu betreiben, sondern auszulagern. „Davon haben wir stark profitiert, denn Logistik inklusive Lagerung und Versand von Gefahrstoffen und Medikamenten ist unsere Kernkompetenz“, sagt Assenheimer.
Marktverschiebungen ergäben sich auch durch Praxisketten, da sich junge Tierärzte oft gegen die Selbstständigkeit und für eine Anstellung entscheiden. „Deshalb müssen auch wir uns ständig weiterentwickeln, um attraktive Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können“, so Assenheimer. Dazu gehören ein erweitertes Produktportfolio und der Direkteinkauf in Asien, aber auch Dienstleistungen, die bei der Gründung und Führung einer Tierarztpraxis unterstützen. Die WDT berät in Finanzierungsfragen und beim Gerätebedarf und bietet inzwischen auch die von einer Tochtergesellschaft entwickelte Praxissoftware vetat.work an. Und KI? „Wir probieren viel aus und versprechen uns von dieser Technologie große Vorteile in der Disposition und in der Ausbildung“, sagt Assenheimer.
Ein anderes Beispiel zeigt, wie man zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell kommen kann, ohne wirklich danach gesucht zu haben. Anfang der Nullerjahre fehlte dem damaligen Musiker und heutigen Unternehmer Aris Diamantidis eines zu seinem Glück: ein guter Tourbus, um Band und Equipment zu den Live-Auftritten zu transportieren. Darin sollte man nicht nur bequem sitzen, sondern auch Instrumente und Lautsprecher unterbringen können. Und weil es so etwas bei den Autovermietern nicht gab, baute Diamantidis einen Mercedes Sprinter nach seinen Vorstellungen um. Bald mieteten auch andere Musiker das Fahrzeug, plötzlich standen aber auch Aufträge für andere Umbauten ins Haus, zunehmend für Sozialträger und den Rollstuhltransport. Ein Business Model war geboren und bald auch die 2005 gegründete Firma EVSdeutschland, die heute mit dem Umbau und der Vermietung von Nutzfahrzeugen sowie Speziallogistik Millionenumsätze macht. Seit 2007 als geschäftsführender Gesellschafter dabei ist Eike Tongers, selbst Musiker und einer der ersten Mieter des innovativen Tourbusses.
Vernetzung mit Kapitalgebern oder Beratern
Strategische Flexibilität und Mut sind gute Voraussetzungen für den Erfolg. Doch oft brauchen Unternehmen zusätzliche Unterstützung – in Form von Geld und Beratung. Phaeosynt beispielsweise wurde vom Land Niedersachsen gefördert, hatte zuvor aber auch mehrere Start-up-Wettbewerbe gewonnen. Zuletzt erhielt das Jungunternehmen im März 2023 den „Startup-Impuls“ von hannoverimpuls, der gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Region Hannover, in der Kategorie „Hochschul-Start“. „Wir unterstützen Start-ups und bestehende Unternehmen dabei, innovative Ideen zu entwickeln und neue Geschäftsmodelle zu schaffen“, sagt Doris Petersen, Geschäftsführerin von hannoverimpuls. Dabei wird zum einen auf den Einsatz neuer Technologien wie künstliche Intelligenz gesetzt. „KI wird in vielen Branchen über die Wettbewerbsfähigkeit entscheiden, deshalb bieten wir das Format 'KI-Pioniere' an“, so Petersen. Zum anderen geht es bei hannoverimpuls um Vernetzung. Start-ups und etablierte Unternehmen können voneinander lernen.
Und schließlich kann auch die Politik etwas beitragen, um den Gründergeist und den Transformationswillen zu stärken. Lars Baumann, Dezernent für Personal, Digitalisierung und Recht der Stadt Hannover und Professor an der Hochschule Hannover, hat dazu eine klare Meinung: „Die Politik sollte wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen setzen und eine Wirtschaftsförderung mit Beratung, Fortbildung und Vernetzung bieten oder diese unterstützen. So haben wir es mit hannoverimpuls umgesetzt, wo wir all das bündeln.“ Besonders wichtig sei die Vernetzung von Unternehmen mit Kapitalgebern oder Beratern, die sich im Innovationsprozess bereits bewährt haben. „Hier kann die Politik als Vermittlerin wirken. Aus den kreativen Prozessen der Ideenfindung sollten wir uns heraushalten. Das können die Start-ups und die Unternehmen selbst am besten“.
Bei der Einwicklung und Verbesserung eines Geschäftsmodells kann der Einsatz eines Business Model Canvas hilfreich sein. Das ist eine Methode zum Darstellen von Geschäftsmodellen. Auf einem Business Model Canvas kann man bestehende Geschäftsmodelle dokumentieren sowie auf Basis bestimmter Kriterien neue Geschäftsmodelle entwickeln.
Das grafische Schema wurde 2006 von Alexander Osterwalder basierend auf seiner Doktorarbeit entwickelt.
Im Business Model Canvas werden folgende neun Bereiche fokussiert:
- Kundensegmente
- Nutzenversprechen
- Kanäle
- Kundenbeziehungen
- Einnahmequellen
- Schlüsselaktivitäten
- Schlüsselressourcen
- Schlüsselpartner
- Kostenstrukturen
Dadurch werden selbst sehr komplexe Vorhaben schnell greifbar.
Ein Business Model Canvas dient durch eine stark vereinfachte Darstellung in erster Linie der Übersichtlichkeit. Die erarbeiteten Aspekte müssen darauf aufbauend, zum Beispiel in einem Businessplan, ausgearbeitet werden. Es ersetzt beispielsweise keine detaillierte Finanzplanung.
Weitere Anregungen für Ihren Weg zum innovativem Geschäftsmodell, Unternehmensbeispiele, welche Megatrends den Wandel der Märkte prägen und Infos zur Finanzierung Ihrer Vorhaben finden Sie in unserem kostenlosen Whitepaper "Neue Wege im Business".

Interview mit
Roksana Leonetti
Was bedeutet für Sie in der heutigen Zeit ein erfolgreiches Business Model?
Ein erfolgreiches Geschäftsmodell löst ein konkretes Problem, für das Kunden bereit sind, Geld auszugeben, und ist gleichzeitig rentabel. Es ist die perfekte Balance zwischen Kundennutzen und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.
Welche Rolle spielen Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder innovative Technologien bei der Unternehmenstransformation der Schlüterschen Mediengruppe?
Diese Themen spielen bei unserer Unternehmenstransformation eine entscheidende Rolle. Unsere Welt wird immer digitaler, und das Leben findet zunehmend im digitalen Raum statt. Innovative Technologien wie künstliche Intelligenz sind hier ein wichtiger Hebel. Gleichzeitig ist es unverzichtbar, nachhaltig zu denken und zu handeln – auch wenn dies vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage nicht immer einfach ist. Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben macht dies zudem unumgänglich.
Wie gehen Sie mit Veränderungen und neuen Herausforderungen in Ihrer Branche um?
Die Medienbranche war schon immer von schnellen und umfassenden Veränderungen geprägt. Kein Medienhaus bleibt von Transformation verschont. Informationen sind heute frei zugänglich, was bedeutet, dass Medienhäuser sich kontinuierlich neu erfinden müssen, um relevant zu bleiben und neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Welche Ansätze oder Methoden halten Sie für Unternehmen entscheidend, um sich sicherer aufzustellen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben?
Mut, Neugier und Agilität sind entscheidend. Die Antworten von gestern funktionieren für die Herausforderungen von morgen nicht mehr. Unternehmen müssen experimenteller vorgehen, viele Hypothesen aufstellen, Dinge ausprobieren, daraus lernen und sich stetig verbessern. Es geht darum, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die nachhaltig und erfolgreich zugleich sind.
Welchen Rat würden Sie anderen Unternehmerinnen geben, die ihr Geschäftsmodell sicherer machen möchten?
Es ist wichtig, sich schnell an neue Rahmenbedingungen anzupassen, um das Business Model erfolgreich weiterzuentwickeln. Diese Anpassungsfähigkeit muss in den Köpfen der Mitarbeitenden und in der Organisation als Ganzes verankert sein. Unternehmen, die sich nicht schnell genug anpassen können, werden langfristig vom Markt verschwinden.
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Die wichtigsten Fragen zum Geschäftsmodell
Welche Geschäftsmodelle gibt es?
Welche Geschäftsmodelle gibt es?
Hier reicht die Auswahl von klassischen bis hin zu digitalen Geschäftsmodellen. Ein eindeutiges System von Geschäftsmodelltypen gibt es bisher nicht. Im Folgenden finden Sie einige weit verbreitete Geschäftsmodelltypen, die Unternehmen je nach Branche, Marktumfeld und strategischer Ausrichtung häufig nutzen:
1. Klassische Geschäftsmodelle
- Produktion und Handel: Unternehmen stellen Produkte her oder vertreiben sie. (z. B. Automobilhersteller, Handel)
- Dienstleistungsmodell: Unternehmen bieten Dienstleistungen an, oft auf der Basis von Zeit, Know-how oder Kapazität. (z. B. Unternehmensberatung, Friseur, IT-Dienstleister)
- Franchise-Modell: Ein Unternehmen stellt sein Konzept zur Verfügung, Franchisenehmer führen es aus. (z. B. Fitnessstudio, Fast-Food-Kette)
2. Digitale und innovative Geschäftsmodelle
- Plattformmodell: Unternehmen schaffen eine Plattform, auf der Anbietende und Nachfragende zusammenkommen. (z. B. Airbnb, Amazon)
- Subscription-Modell: Kunden und Kundinnen zahlen eine wiederkehrende Gebühr für kontinuierlichen Zugang zu Produkten oder Dienstleistungen. (z. B. Netflix, Spotify, Software-as-a-Service)
- Freemium-Modell: Basisdienste sind kostenlos, Premiumfunktionen kostenpflichtig. (z. B. Linkedin, Dropbox)
- On-Demand-Modell: Sofortige Bereitstellung von Dienstleistungen oder Produkten je nach Bedarf. (z. B. Lieferdienste, Carsharing)
3. Nachhaltige und zukunftsorientierte Geschäftsmodelle
- Sharing Economy: Ressourcen werden gemeinsam genutzt, statt gekauft. (z. B. Carsharing, Co-Working-Spaces)
- Circular Economy: Unternehmen setzen auf Wiederverwertung, Recycling und nachhaltige Produktionsmethoden. (z. B. Second-Hand-Plattformen, ressourcenschonende Produktion)
- Pay-per-Use: Kunden und Kundinnen zahlen nur für die tatsächliche Nutzung, nicht für den Besitz. (z. B. Maschinenvermietung, Cloud Computing)
4. Disruptive und hybride Geschäftsmodelle
- Direct-to-Consumer (D2C): Hersteller verkaufen direkt an Endkundinnen und -kunden ohne Zwischenhändler. (z. B. Tesla)
- Affiliate- & Werbemodelle: Unternehmen verdienen durch Werbung oder Vermittlungsprovisionen. (z. B. Google Ads, Influencer Marketing)
- Open-Source-Modell: Software oder Wissen wird frei zur Verfügung gestellt, Einnahmen entstehen durch Zusatzleistungen. (z. B. Wordpress)
Diese Modelle können auch kombiniert oder individuell angepasst werden.
Was ist ein digitales Geschäftsmodell?
Was ist ein digitales Geschäftsmodell?
Ein digitales
Geschäftsmodell nutzt digitale Technologien, um Werte zu schaffen und zu
liefern. Beispiele sind Online-Plattformen, E-Commerce, digitale
Dienstleistungen oder datengetriebene Modelle, die auf KI oder Big Data
basieren.
Was macht ein innovatives Geschäftsmodell aus?
Was macht ein innovatives Geschäftsmodell aus?
Ein innovatives Geschäftsmodell zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
- Kundenzentrierung: Starke Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse und neue Lösungen.
- Digitale Transformation: Nutzung neuer Technologien wie KI, Blockchain oder IoT.
- Nachhaltigkeit: Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte.
- Skalierbarkeit: Möglichkeit zur schnellen Expansion ohne hohe Zusatzkosten.
- Flexibilität: Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen und Trends.
- Disruptionspotenzial: Fähigkeit, bestehende Märkte grundlegend zu verändern.