Mädchen bedient digitales Smart Home Display an der Wand. Im Hintergrund ist unscharf die Familie zu erkennen.

Smart Home Unternehmen – ein Zukunftsmarkt für Hightech-Firmen

Smart Home Unternehmen
Die intelligente Vernetzung der Haustechnik entwickelt sich zusehends zu einem attraktiven Geschäftsmodell. Doch können sich mittelständische Unternehmen neben Global Playern wie Google oder Amazon behaupten? Ja – mit der richtigen Strategie.

Bevor sein Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt bringt, testet es Torsten Witusch auf Herz und Nieren. Er ist als Director Product Management bei der Innovationsinitiative Energon Io verantwortlich für ein System, das die Wärme und das Raumklima in Schulen und öffentlichen Gebäuden steuert. Das Gerät erkennt, wie stark Räume genutzt werden, und reguliert die Heizung entsprechend. In einigen Testschulen ist es bereits im Einsatz. Torsten Witusch weiß, wie nützlich eine derartige Referenz ist. „Vor allem wenn man noch in der Entwicklungsphase steckt, hilft es bei der Vermarktung enorm, erste Installationen zu haben, die Vertrauen schaffen“, sagt er.

Die Zahl der intelligenten Lösungen für die Vernetzung der Haustechnik nimmt ständig zu. Allerdings besteht von Kundenseite noch großer Informationsbedarf. Und wer Smart-Home-Anwendungen bei sich selbst installiert hat wie Energon Io, ist auch ein glaubwürdiges Best-Practice-Beispiel für seine Kundschaft.

Eine Hand steuert die Temperatur und Intensität einer Glühbirne mit Hilfe einer Smartphone-Anwendung.

Steuerung aus der Ferne

Kleinen und mittelständischen Unternehmen öffnet sich im Smart-Home-Bereich gerade ein Milliardenmarkt. Für Gunther Wagner vom Beratungsunternehmen Deloitte ist der Marktdurchbruch vollzogen. „Die großen Spieler wie Apple, Amazon und Google treiben das Thema. Wir rechnen bis 2020 mit einem Gerätebestand von 25 Millionen vernetzter Smart-Home-Komponenten“, sagt der Smart-Home-Experte.

Schon zehn Millionen Deutsche haben ein Produkt gekauft, mit dem sie daheim das Wohnen intelligenter machen. Smart Home steht dabei für die Vernetzung der Geräte und Anlagen – wie Heizung, Energiekreislauf, Rollläden und Schlösser im eigenen Zuhause – mithilfe des Internets oder anderer IT- und Funklösungen sowie über Stromleitungen. Sie werden durch Sensoren oder computergestützte Automatisierung gesteuert, meist über eine einfache App auf dem Smartphone.

Die Vielfalt möglicher Lösungen ist riesengroß: Diejenigen, die Smart Home jetzt schon nutzen, lassen Bekannte oder Paketboten ferngesteuert ins eigene Haus. Sie erhalten Warnungen, wenn während ihrer Abwesenheit Geräte noch angeschaltet sind. Oder sie automatisieren das Ein- und Ausschalten von Geräten, wenn sie ihr Heim betreten oder verlassen.

Das bietet der Markt

Interessante Geschäftsmöglichkeiten bietet der Markt für zahlreiche Gewerke – vom Immobilienentwickler über Haus- und Gebäudetechniker bis zum Elektronikteilebauer. Das Marktforschungsinstitut Splendid Research GmbH hat in Zusammenarbeit mit der Smart-Home-Initiative Deutschland ermittelt: Die beliebtesten Anwendungen der deutschen Smart-Home-Nutzer stammen aus den Bereichen Energiemanagement sowie Entertainment, Kommunikation und Sicherheit.

Entscheidend für einen schnellen Markterfolg ist, sagt Wagner von Deloitte, dass Firmen ein neues Geschäftsmodell auf der Basis eigenen Know-hows entwickeln. „An welche Komponenten der unterschiedlichen Smart-Home-Plattformen das einzelne Unternehmen mit seinen Möglichkeiten andockt, ist dessen Kreativität überlassen“, sagt er. „Das reicht von einzelnen technischen Komponenten bis zu Dienstleistungen wie der Bestellung eines Masseurs nach Hause.“

Erfolgsrezept: simpel starten, Nutzerfeedback einbeziehen

Am Anfang stand beim Stuttgarter Start-up Codeatelier nur die Idee, eine Lampe über das Handy zu steuern. Zuerst hatten die Gründer das Produkt selbst eingesetzt, später im Freundeskreis weiter getestet und verbessert. Inzwischen hat das Unternehmen zwölf Mitarbeiter – und sein Produkt Homee bereits 3.000 Nutzer. Es bietet ein komplettes System für die Smart-Home-Steuerung, das etwa die Heizkörperregelung oder Steckdosenschaltung übernimmt, Fenster überwacht sowie Wassersensoren und Brandmelder vernetzt. Homee besteht aus kleinen Würfeln, die wie Legos zusammengesteckt werden können. Durch die Kombination werden unterschiedliche Funkstandards und Technologien verbunden, doch in der Bediener-App wirken sie wie eine einheitliche Technologie.

Kooperationen mit Partnern eingehen

Waldemar Wunder, Gründer und Geschäftsführer von Codeatelier, erinnert sich: „Als wir begannen, kam gerade das erste 3G-iPhone heraus. Wir haben unsere Anwendung nur mit dieser einen Technologie aufgebaut und eine Lösung gesucht, die so einfach ist, dass der Kunde sie gleich bedienen kann.“ Dann suchte Wunder einen anderen Mittelständler als Partner, der für Codeatelier in einer Kooperation die Entwicklung der Spritzwerkzeuge für Platinen und Hardware übernahm. Wunder: „Ohne den hätten wir das vermutlich nie hinbekommen.“ Neben den passenden Partnern sind erste Erfahrungen ein weiteres kritisches Erfolgsmerkmal. Torsten Witusch von Energon Io empfiehlt, frühzeitig in der Entwicklung das Produkt mit ersten Interessenten in Bezug auf Funktionen und Bedienbarkeit zu testen.

„Je mehr potenzielle Abnehmer man fragt, was für sie wichtig ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Produkt auch später kaufen“, sagt er. „Und durch die Fragen bekommt man oft wertvolle Hinweise, an die man vorher selber nicht gedacht hat.“

Hilfe von externen Experten nutzen

Dieses schlanke Gründerkonzept ist für den erfolgreichen Beginn wesentlich: sehr schnell und mit überschaubarem Angebot starten, die Rückmeldungen einfügen, anstatt jahrelang zu entwickeln. Erstes Ergebnis ist dann ein Produkt, das mit geringstmöglichem Umfang angeboten und anschließend schrittweise aus diesem Stadium heraus entwickelt wird.

Witusch weiß aus Erfahrung: „Die von Geräteherstellern benötigte Software muss nicht unbedingt selbst entwickelt werden. Vieles kann man zukaufen. Zentral ist, zu prüfen, was genau die eigenen Kernfähigkeiten sind.“ Insbesondere bei der Hardwareentwicklung, die länger dauere, gelte es, die entsprechenden Zeiträume einzuplanen.

Die Attraktivität von Tests belegen auch Ergebnisse einer Studie des internationalen Marktforschers YouGov. Bei Interesse an einer Smart-Home-Anwendung richten sich Wohneigentümer am ehesten an Handwerksbetriebe und Sicherheitsfirmen.

Wertvolle Tipps und Kontakte bietet die Smart-Home-Initiative Deutschland. Neben der Vernetzung der Mitglieder bietet der Verein auch regelmäßige Konferenzen, auf denen Unternehmen sich präsentieren und informieren können.

Witusch, der auch die Arbeitsgruppe Wohnungswirtschaft der Initiative leitet, sagt: „Hier werden Brücken geschlagen zwischen Herstellern, Handwerkern und den Nutzern der Produkte.“ Auch der Handel sei einbezogen. Er beobachtet: „Immer mehr Elektronikfachmärkte bieten bereits smarte vernetzbare Produkte an.“

Den Nutzen für Kunden erhöhen

Der Smart-Home-Markt wird in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Dessen ist sich Gunther Wagner sicher. Für den Director bei Deloitte Deutschland und Smart-Home-Experten würden vor allem Unternehmen punkten, die nicht nur in die technische Innovation verliebt sind, sondern auf den konkreten Nutzwert bei den Anwendern achten. Seine Erwartungen im Überblick:

Wie entwickelt sich der Smart-Home-Markt künftig?

Das Marktwachstum ist größer, als es Vorhersagen der vergangenen Jahre prognostiziert haben. Wir rechnen bis 2020 mit einem Gerätebestand von 25 Millionen vernetzter Smart-Home-Komponenten. Da darf man dann von einem Multi-Milliarden-Markt sprechen.

Welche Angebote sind besonders wachstumsträchtig?

Strategisch wichtig wird das betreute Wohnen in den eigenen vier Wänden bis hin zum intelligenten Pflegedienst. Unterschätzt wird auch das Thema Energieeffizienz – erst recht, wenn man künftig die Elektromobilität miteinbezieht. Auch der Aspekt Bequemlichkeit birgt hohes Wachstumspotenzial, ebenso wie der Bereich Sicherheit.

Was ist nötig für einen erfolgreichen Marktauftritt?

Die meisten Anbieter denken eher daran, was die Technik kann, und weniger daran, wie sie den Nutzen für Kunden erhöhen. Das muss gar nicht immer der letzte innovative Schrei sein, sondern eine vernünftige Lösung, die das leistet, was der Nutzer haben möchte. Gewisse Dinge auszuprobieren, also eine Offenheit für Innovationen, ist immer wichtig.

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