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Zwei Männer mit Helmen stehen draußen und einer zeigt auf einen Strommast

Bundesregierung führt ab 2026 subventionierten Industriestrompreis ein

Entlastung für Industriebetriebe
Die Industrie klagt über hohe Energiepreise. Günstigerer Strom soll her: Ab 2026 will die Bundesregierung energieintensive Unternehmen mit einem subventionierten Industriestrompreis entlasten, und damit den Industriestandort Deutschland fit für die Zukunft machen.
Das Wichtigste in Kürze
  • Ab 2026 sollen energieintensive Unternehmen Strom zu rund 5 Cent pro Kilowattstunde erhalten. Das ist die Hälfte des aktuellen Preises.

  • Die subventionierte Maßnahme ist bis 2028 befristet und soll für über 90 Wirtschaftsbereiche gelten.

  • Der Industriestrompreis soll zudem Investitionen in moderne, klimafreundliche Produktion anstoßen.

Entlastung bei Strompreisen für energieintensive Industriebetriebe

Die Bundesregierung plant ab 1. Januar 2026 die Einführung eines staatlich subventionierten, niedrigeren Industriestrompreises, um energieintensive Branchen zu entlasten. Profitieren sollen 91 Wirtschaftsbereiche, darunter unter anderem die Stahl-, Chemie-, Glas- und Keramikindustrie sowie der Maschinenbau. Darauf verständigten sich die Spitzen von CDU, CSU und SPD im Koalitionsausschuss. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte diese Maßnahme bereits beim „Stahlgipfel“ am 6. November 2025 angekündigt.

Der vergünstigte Stromtarif soll Unternehmen zugutekommen, die im internationalen Wettbewerb besonders stark unter Druck stehen und im Vergleich über hohe Strompreise klagen. Voraussetzung ist unter anderem, dass Unternehmen einen Jahresverbrauch von mindestens 100.000 kWh haben müssen.

Die Bundesregierung rechnet in Kürze mit der Zustimmung der EU-Kommission; Brüssel hatte bereits im Juni 2025 unter bestimmten Bedingungen grundsätzlich grünes Licht für einen Industriestrompreis gegeben.

Hohe Energiekosten belasten Europas Industrie

Die europäischen Unternehmen stehen im internationalen Vergleich vor allem wegen der hohen Energiekosten unter Druck. Günstige Energie ist entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Jahr 2024 lag der Strompreis für die Industrie in der EU durchschnittlich bei 19,9 Cent pro kWh – deutlich höher als in China (8,2 Cent) und den USA (7,5 Cent).

So teuer wird der Strom für die Industrie wirklich

Während Industriebetriebe laut Bundesnetzagentur im September rund 16 Cent pro Kilowattstunde ohne Vergünstigungen und etwa 10 Cent mit Vergünstigungen zahlten, strebt die Bundesregierung künftig einen Preis von nur 5 Cent pro Kilowattstunde an. Dieser subventionierte Preis soll von 2026 bis 2028 gelten und ist ein zentrales Element, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern. Zum Vergleich: Noch im Januar 2025 lagen die Industriestrompreise in Deutschland bei durchschnittlich rund 18 Cent für nicht begünstigte und etwa 12 Cent für vergünstigte Unternehmen – also mehr als doppelt so hoch wie der geplante Zielwert.

Wer bezahlt die Subvention?

Finanziert werden soll der Industriestrompreis über den Bundeshaushalt, genauer aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), einem Sondertopf für Energie- und Klimaprojekte. Damit trägt letztlich der Staat – und damit indirekt die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler – die Kosten der Entlastung. Für die dreijährige Laufzeit werden laut Wirtschaftsministerium Kosten von insgesamt rund drei Milliarden Euro veranschlagt, berichtet die „Welt“ unter Berufung auf ein internes Eckpunktepapier des Wirtschaftsministeriums. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) sprach zuvor von Ausgaben von rund drei bis fünf Milliarden Euro.

Zusammensetzung des Industriestrompreises

Der Strompreis für die Industrie in Deutschland setzt sich aus den folgenden Bestandteilen zusammen, die jeweils unterschiedlich am gesamten Energiepreis gewichtet sind:

  • Hauptbestandteile

    Energiebeschaffung, Netzentgelte und Vertrieb

  • Sonstige Kosten

    Stromsteuer, Abgaben und Umlagen

Das bringt der Industriestrompreis für Unternehmen

Der Industriestrompreis soll vor allem die Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Branchen stärken. Viele große Unternehmen leiden unter hohen Stromkosten, die sie im internationalen Vergleich benachteiligen. Durch den staatlich subventionierten Preis von rund 5 Cent pro Kilowattstunde sollen Betriebe aus Bereichen wie Chemie, Stahl oder Grundstoffindustrie entlastet werden. Ziel ist es, Produktion und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern und zu verhindern, dass Unternehmen ins Ausland abwandern. Zugleich setzt die Bundesregierung damit ein Signal für den Industriestandort Deutschland und will Investitionen in die Transformation hin zu klimafreundlicher Produktion erleichtern.

Hat der Industriestrompreis auch Auswirkungen auf private Haushalte?

Für private Haushalte ändert sich durch den Industriestrompreis zunächst nichts. Die Entlastung ist gezielt für energieintensive Unternehmen gedacht und wirkt sich nicht direkt auf die Strompreise von Verbraucherinnen und Verbrauchern aus. Zwar könnten sich langfristig finanzielle Folgen ergeben, wenn die staatlichen Zuschüsse den Bundeshaushalt zusätzlich belasten, doch ein unmittelbarer Einfluss auf die Stromrechnungen von Haushalten ist nicht vorgesehen. Auch die Zusammensetzung der Strompreise für Privatkundinnen und -kunden – etwa durch Netzentgelte, Steuern und Umlagen – unterscheidet sich deutlich von der für die Industrie.

So könnte der neue Industriestrompreis funktionieren

Nach den bisherigen Plänen sollen Unternehmen ab 2027 rückwirkend für das Jahr 2026 eine staatliche Unterstützung über den neuen Industriestrompreis beantragen können. Die Regierung will nicht den gesamten Stromverbrauch der Unternehmen günstiger machen, sondern nur etwa die Hälfte davon. Für diese Hälfte zahlt der Staat die Differenz zwischen dem Marktpreis und dem Zielpreis von 5 Cent pro Kilowattstunde.

Die Förderung soll degressiv ausgestaltet werden: Im ersten Jahr wäre die Entlastung am größten, um Investitionen rasch anzuregen. In den Folgejahren würde der Förderanteil sinken. Unternehmen könnten dabei selbst entscheiden, wie stark sie die Unterstützung in den einzelnen Jahren ausschöpfen – etwa mehr als 50 Prozent im ersten Jahr, 50 Prozent im zweiten und weniger im dritten.

Geplant ist außerdem eine Investitionspflicht: Mindestens die Hälfte der Förderung soll in klimafreundliche Projekte wie erneuerbare Energien, Energiespeicher oder Effizienzmaßnahmen fließen. Wer besonders viel investiert, könnte zusätzlich einen Bonus von 10 Prozent erhalten. Für die Umsetzung der Investitionen wären vier Jahre vorgesehen. Die genauen Bedingungen müssen allerdings noch mit der EU-Kommission abgestimmt werden.

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Stand: 18. November 2025, mit dpa

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