Warum die Preise für Autos fallen könnten
Ausgerechnet die Inflation könnte PKW günstiger machen
Wer sich in den vergangenen Jahren ein Auto kaufen wollte, musste teilweise sehr tief in die Tasche greifen – und es wurde von Jahr zu Jahr teurer. Dieser Trend könnte nun gebrochen werden.

Das Wichtigste in Kürze:
- Die Autopreise sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen.
- In den USA sind die Preise für Gebrauchtwagen seit Ihrem Höhepunkt Anfang des Jahres deutlich gefallen und könnten ein Vorbote für die Entwicklung hierzulande sein.
- Gestiegene Kreditkosten und hohe Energiepreise dämpfen die Nachfrage, während die Produktion in Deutschland wieder recht reibungslos läuft. Händler und Händlerinnen könnten daher offen für Rabatte sein.
Wer sich die Preise für PKW in den letzten Jahren anschaut, erkennt einen eindeutigen Trend: aufwärts. Mit jedem Jahr werden die Fahrzeuge teurer. Laut DAT (Deutsche Automobil Treuhand), die die Autoverkäufe untersucht, kostete ein Neuwagen in Deutschland 2021 im Durchschnitt 37.790 Euro. 2016 lag der Wert noch bei 29.650 Euro. Ein Plus von 27 Prozent. Doch wie geht es nun weiter mit den Preisen?
Weniger Autos produziert, höhere Preise verlangt
Zunächst lohnt ein kleiner Blick zurück. Die Automobilbranche war von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Genau genommen waren es die Störungen in den Lieferketten, die die Produktionen erheblich einbrechen ließen.
Ein Blick auf den Branchenprimus VW verdeutlicht den Effekt: Im bisherigen Rekordjahr 2019 lieferte das Wolfsburger Automobilunternehmen weltweit fast genau 11 Millionen Fahrzeuge aus. 2020 fiel die Zahl auf 9,3 Millionen, 2021 gar auf 8,9 Millionen Fahrzeuge. Das entspricht einem Rückgang von 19 Prozent für diesen Hersteller, zu dem unter anderem die Marken VW, Skoda, Audi, Porsche und Seat gehören.
Dafür gab es zwei wesentliche Ursachen: Die Nachfrage brach ein, da die Unsicherheit unter den potenziellen Autokäufern und Autokäuferinnen stark wuchs. „Werde ich meine Arbeit verlieren? Geht mein Unternehmen insolvent? Würde ich einen Kredit erhalten und auch zurückzahlen können?“ Das waren Fragen, die sich viele mit dem Beginn der Pandemiesituation stellten.
Durchschnittliche Neuwagenpreise in Deutschland
Jahr |
Preis in Euro |
---|---|
2012 |
26.780 |
2013 |
27.030 |
2014 |
28.330 |
2015 |
28.590 |
2016 |
29.650 |
2017 |
30.350 |
2018 |
31.130 |
2019 |
33.580 |
2020 |
36.340 |
2021 |
37.790 |
Hersteller litten unter Lieferproblemen
Zugleich war der globale Wirtschaftsmotor ins Stottern geraten. Erst wurden aus Quarantänegründen in China Werke stillgelegt, dann auch Häfen. Wenig später folgten mit der ersten Welle Produktionsunterbrechungen in anderen Teilen der Welt. So ging es viele Monate in einer Art Start-Stopp-Automatik kaum voran. Immer wieder fehlten wichtige Teile. Besonders auffällig: Mikrochips aus China. Die technisch sehr ausgereiften modernen Kraftfahrzeuge enthalten mittlerweile bis zu 150 Steuergeräte und damit mehr und mehr Computerchips.
Viele Modelle waren dadurch zeitweilig nicht mehr verfügbar. Wie die Zeitschrift "Auto Straßenverkehr" im Sommer 2022 ermittelte, kostete zu dem Zeitpunkt der günstigste konfigurierbare VW Golf knapp 29.000 Euro. Dafür gab es dann zwar einen Kombi, aber das Basismodell, dass zwei Jahre zuvor noch für unter 20.000 Euro angeboten wurde, war als Neuwagen schlicht nicht zu kaufen. Ähnlich sah es bei anderen Marken und Modellen aus.
Gebrauchtwagen werden günstiger – in den USA
Die Regierungen schafften es in der Corona-Pandemie in vielen Ländern mit finanzpolitischen Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld und Einmalzahlungen die Einkommen ihrer Bürgerinnen und Bürger zu stabilisieren. Doch weil es ein Mangel an Produkten gab, stiegen die angesparten Vermögen und entsprechend die Zahlungsbereitschaft für die relativ wenigen verfügbaren Autos.
Das führte zu ausgesprochen langen Wartezeiten für Neuwagen – ein halbes Jahr und mehr waren üblich. Entsprechend begehrt waren sofort verfügbare Gebrauchtwagen. Auch deren Preise stiegen. In den USA, wo die Ausschläge besonders stark waren, verdoppelten sich die Gebrauchtwagenpreise nahezu zwischen Ende 2020 und Anfang 2022. Um zu verdeutlichen, wie außergewöhnlich der Anstieg war: In den 25 Jahren zuvor konnte lediglich ein Anstieg um etwa 40 Prozent verzeichnet werden.
Seither fallen die Gebrauchtwagenpreise in den USA allerdings. Im September 2022 lagen sie 13 Prozent unter den Höchstwerten.
Großes Angebot könnte den Autopreis senken
In Deutschland gibt es keinen ähnlich umfassenden Index. Doch häufig sind die USA im Konjunkturzyklus Deutschland etwas voraus und durchaus ein Indikator für die Entwicklungen am Gebrauchtwagenmarkt hierzulande.
Durch den Produktionsmangel, der mit Corona begann und durch den Krieg gegen die Ukraine verlängert wurde (so fehlten unter anderem einigen Herstellern Kabelbäume aus der Ukraine), war der Automarkt vor allen ein sogenannter Verkäufermarkt. Die Verkäufer hatten den Mangel und konnten daher die Preise bestimmen.

Markt für Neu- und Gebrauchtwagen dreht sich
Ausgerechnet die Inflation aber könnte dafür sorgen, dass sich der Trend umkehrt und Autos günstiger werden könnten. Die Inflation ist vor allem getrieben von hohen Energiepreisen, was die Bürgerinnen und Bürger einerseits direkt bei Strom- und Gaskosten merken, andererseits weil energieintensive Produkte teurer werden. Hinzu kommt, dass auch der Fachkräftemangel, der hohe Krankheitsstand sowie die durch den Ukraine-Krieg verursachten Verwerfungen die Preise treiben.
Die Löhne und Gehälter haben bei dieser Entwicklung in der Regel nicht Schritt gehalten. In der Summe haben viele Menschen dadurch weniger Geld zur Verfügung. Der Kauf eines neuen oder gebrauchten Fahrzeuges erscheint vielen daher aufschiebbar, um die Ausgaben klein zu halten.
Zeit der Rabatte?
Weniger Nachfrage bei gleichem Angebot bedeutet in der Regel sinkende Preise. Autohändler und -händlerinnen sind dabei unter Druck, da sie meist feste Abnahmeverpflichtungen gegenüber den Autokonzernen haben. Irgendwann müssen sie Platz auf dem Hof für Neuwagen schaffen.
In diesem sogenannten Käufermarkt haben Sie gute Karten, über den Verkaufspreis zu verhandeln. Dass dies so sein könnte, hat das renommierte Duisburger Center Automotive Research (CAR) beobachtet. „Die Zeit der Rabatte kommt wieder zurück“, sagte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR bei Tagesschau.de. Das Institut beobachtete eine zunehmende Zahl von Eigenzulassungen. Dadurch könnten die Händler und Händlerinnen Neuwagen als Gebrauchte verkaufen, mit Nachlässen auf den Listenpreis.
Geringere Kaufprämien für bestimmte Modelle
Neben der Energiekrise und der Inflation, die die Menschen ihr Geld zusammenhalten lässt, gibt es aber einen weiteren Grund für mögliche Preissenkungen: Die Finanzierungsbedingungen werden schlechter. Da die Zinsen steigen, wird es für viele teurer, ein Auto auf Kredit zu kaufen.
Ab dem kommenden Jahr fallen zudem die staatlichen Zuschüsse für den Kauf von Elektroautos. Für Hybrid-Fahrzeuge wird die Kaufprämie ersatzlos gestrichen. Bei reinen Elektrofahrzeugen sinkt die Unterstützung. Für ein E-Auto, das laut Nettoliste bis zu 40.000 Euro kostet, gibt es nur noch 4.500 statt 6.000 Euro Zuschuss. Bei Autos, die 40.000 bis 65.000 Euro kosten, reduziert sich Prämie von 5.000 auf 3.000 Euro. Gut möglich, dass daher die ein oder andere Marke mit eigenen Angeboten Kundinnen und Kunden lockt, damit der Autopreis auch ohne staatlichen Zuschuss nicht zu teuer wird.
Die Chancen stehen also gut, dass die Preise für Autos sinken könnten und Sie demnächst hohe Rabatte am Markt sehen, egal ob bei Neuwagen oder Gebrauchtwagen. Doch sollten Sie dabei in Ihrer Rechnung bedenken, dass Sie eventuell höhere Zinsen zahlen müssen. Mit etwas Verhandlungsschick im Autohaus könnte diese Rechnung für Sie aber aufgehen.
(Stand: 16.11.2022)
Wir helfen Ihnen gern bei allen Finanzfragen persönlich weiter.