Rotes Feuerwehrfahrzeug mit Feuerwehrmann im Vordergrund im Einsatz.

Die häufigsten Brandursachen und wie Sie sich schützen

Experteninterview: Was tun, wenn’s brennt?
Überlastete Steckdosen, unsachgemäß aufgestellte Elektrogeräte oder defekte Akkus: In jedem Haushalt lauern potentielle Auslöser für Brände. Viele Menschen unterschätzen das Brandrisiko, das von bestimmten Gefahrenquellen in der Wohnung ausgeht. Aber wer besonnen und schnell reagiert, kann Schlimmeres vermeiden. Zwei Experten verraten, worauf es ankommt.

Das Wichtigste in Kürze:

Zwei Sprechblasen, die gegeneinander stehen
Interview mit

Mirco Schneider

Vorsitz AK Schadenverhütung beim Verband öffentlicher Versicherer e.V.

Brandassessor Mirco Schneider ist Abteilungsleiter Schadenverhütung / Risikoberatung bei der Westfälischen Provinzial Versicherung AG. Er ist im Vorsitz AK Schadenverhütung beim Verband öffentlicher Versicherer e.V..

Zwei Sprechblasen, die gegeneinander stehen
Interview mit

Stefan Marc Weber

Vorsitz AK Feuerwehrwesen beim Verband öffentlicher Versicherer e.V.

Stefan Marc Weber ist Abteilungsleiter Schadenverhütung / Risikoberatung bei der Provinzial Rheinland Versicherung AG. Er ist im Vorsitz AK Feuerwehrwesen beim Verband öffentlicher Versicherer e.V..

Was sind die häufigsten Brandursachen in einer Wohnung?

Die meisten Wohnungsbrände werden durch elektrische Geräte ausgelöst. Das zeigt ein Blick in die Statistiken des Instituts für Schadenverhütung und -forschung der öffentlichen Versicherer (IFS). Vor allem die „weiße Ware“ ist bei den Brandverursachern ganz vorn mit dabei. Denn Wäschetrockner, Kühlschränke, Geschirrspüler und Waschmaschinen sind während des Betriebes hohen Belastungen ausgesetzt. Zudem sind sie praktisch in jedem Haushalt im Gebrauch, teilweise sogar im Dauereinsatz.

Zu den häufigsten Brandverursachern zählen mittlerweile aber auch Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus. Dieser leistungsstarke und relativ kleine Akku-Typ wird in modernen Geräten vom Smartphone, über den Staubsaugroboter bis zum E-Bike eingesetzt und ist damit fast allgegenwärtig. Defekte an solchen Akkus führen oft sofort zu einem Brand.

Die zweithäufigste Brandursache ist menschliches Fehlverhalten. Dazu zählt zum Beispiel, den Küchenherd als Abstellfläche zu nutzen. Wird dann ein Kochfeld aus Versehen eingeschaltet, kann es innerhalb von Minuten zu einem Brand kommen. Jeder fünfte Wohnungsbrand geht darauf zurück, dass etwas auf dem Herd stand, das dort nicht hingehörte.

Wie entsteht ein Brand in einer Wohnung?

Hier gibt es eine ganze Reihe typischer Szenarien. Bleiben wir zunächst einmal beim Herd. Viele Wohnungen haben recht kleine Küchen. Da ist das Glaskeramikkochfeld eine willkommene zusätzliche Stellfläche, zum Beispiel für den Toaster. Im Vorbeigehen streifen Sie unbemerkt den Herd, schalten dabei eine Kochplatte an und sind schon wieder aus dem Raum. Innerhalb von Minuten gerät dann der Toaster in Brand, und das Feuer greift auf die Oberschränke und die Dunstabzugshaube über. Die meisten Menschen gehen davon aus, so etwas passiert ihnen nicht. Trotzdem sehen wir genau diesen Schadenhergang sehr häufig.

Ein anderer, ebenfalls sehr typischer Hergang: Sie stellen am Morgen fest, dass der Handy-Akku fast leer ist. Sie schließen das Telefon ans Ladegerät an, lassen es auf dem Bett liegen und gehen in die Dusche. Zehn Minuten später kommen Sie aus dem Bad und stellen fest, dass Ihnen aus dem Schlafzimmer Brandrauch entgegenschlägt. Der Akku ist „thermisch durchgegangen“. Das passiert, wenn es im Lithium-Ionen-Akku zu einem technischen Defekt kommt. Die meisten Defekte an diesen Akkus treten beim Laden auf. Die gespeicherte Energie wird dann schlagartig freigesetzt – und das kann eine Menge Energie sein. Dann fliegt der Akku wie eine Silvesterrakete durchs Zimmer und sprüht Funken. Dabei kann alles Mögliche in Brand geraten.

Wenn Sie noch mehr über die Brandursachen erfahren wollen, schauen Sie auf der Internetseite des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung  vorbei. Dort finden Sie auch einige eindrucksvolle Videos.

Wie verhält man sich richtig im Brandfall?

Ein Feuer im Wohngebäude erfordert schnelles und überlegtes Handeln. Jährlich sterben in Deutschland bei Bränden rund 400 Menschen, rund 5.000 werden schwer verletzt. Im Falle eines Brandes sollten Sie in erster Linie Ruhe bewahren. Handelt es sich um ein kleines Feuer, also einen sog. Entstehungsbrand, können Sie die Flammen in der Regel mit einem Feuerlöscher löschen. Schnelles und überlegtes Handeln ist hier sehr wichtig, denn kleine Entstehungsbrände können sich schnell ausbreiten, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und gelöscht werden. Das Feuer sollte mit dem Feuerlöscher gezielt vom Brandherd ausgehend nach oben gelöscht werden, bei Tropf-und Fließbränden von oben nach unten.

Löschen – aber richtig!

Grundsätzlich sollen Sie nur Entstehungsbrände selbst bekämpfen. Gerade im Anfangsstadium eines Brandes können Sie durch den gezielten Einsatz von Löschmitteln größere Schäden verhindern.

So löschen Sie richtig mit einem Feuerlöscher:

  • Brand mit der Windrichtung angreifen
  • Tropf- und Fließbrände von oben nach unten löschen
  • Wandbrände von unten nach oben löschen
  • Mehrere Feuerlöscher gleichzeitig einsetzen, nicht nacheinander
  • Rückzug beachten

Sind Fluchtwege frei, ist es wichtig, sofort zu fliehen und Fenster und Türen insbesondere zum Brandraum hinter sich zu schließen. So verhindern Sie, dass sich der gefährliche Brandrauch in der Wohnung ausbreiten kann. Den Schlüssel stecken Sie idealerweise von außen in die Wohnungstür, damit die Feuerwehr die Tür nicht erst gewaltsam öffnen muss. Verlassen Sie das Gebäude über die Treppe und nutzen Sie keinesfalls den Aufzug.

Um ein Übergreifen der Flammen auf die Wohnung oder das Haus zu verhindern, ist es entscheidend, dass Sie unmittelbar die Feuerwehr über den Notruf 112 alarmieren. Teilen Sie mit, wo es brennt, was passiert ist, wer Sie sind und ob sich noch Menschen im Haus befinden. Warnen Sie Mitbewohner und Nachbarn in den umliegenden Häusern. Helfen Sie insbesondere Kindern oder alten und Menschen mit Behinderungen – jedoch ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Sind die Fluchtwege versperrt, ziehen Sie sich in einen rauchfreien Raum mit Fenster zurück und schließen die Tür hinter sich, um jeglichen Raucheintritt zu vermeiden. Die Spalten an der Tür können Sie mit nassen Handtüchern abdichten. Informieren Sie die Feuerwehr über den Notruf 112 über Ihre Lage und Ihren Aufenthaltsort im Gebäude. Um die Einsatzkräfte der Feuerwehr auf sich aufmerksam zu machen, können Sie beispielsweise ein Laken aus dem Fenster hängen und sich zusätzlich selbst am Fenster bemerkbar machen.

Checkliste – Was tun, wenn’s in der Wohnung brennt

Bezogen auf den Brandschutz – wie sollte meine Wohnung optimaler Weise ausgestattet sein?

Am allerwichtigsten sind die Rauchwarnmelder (im Sprachgebrauch sehr verbreitet der Begriff „Rauchmelder“). Rauchwarnmelder warnen die Bewohner von privaten Gebäuden vor Brandgefahr, indem sie bei Rauchentwicklung Alarmsignale aussenden.

Denn der überwiegende Teil der Brandopfer stirbt nicht durch die Flammen, sondern durch den giftigen Brandrauch. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile auch bundesweit eine Rauchmelderpflicht. Ein Rauchwarnmelder kann lebensrettend sein, denn besonders im Schlaf werden die mit dem Brand einhergehenden giftigen Rauchgase häufig nicht wahrgenommen. Achten Sie beim Kauf auf das unabhängige Qualitätszeichen „Q“. Rauchwarnmelder mit Q haben eine festverbaute 10-Jahres Batterie, sind nach festgelegten Standards geprüft und bieten damit eine hohe Sicherheit.

Rauchwarnmelder müssen nach der aktuellen Gesetzeslage in Schlafräumen – aber auch Wohnräumen, die regelmäßig zu Schlafzwecken genutzt werden – sowie in Kinderzimmern und Fluren angebracht werden. Zudem kann ein sogenannter „Kinderfinder“, den es in vielen Bundesländern bei den Versicherungen der Sparkassen gibt, der Feuerwehr helfen, im Brandfall den Weg zu einem Kind zu finden, das sich möglicherweise noch hinter der Tür befindet. Der neongelbe Aufkleber weist den Einsatzkräften der Feuerwehr den Weg und signalisiert: Hinter dieser Tür könnten Kinder sein.

Wir empfehlen auch einen Temperaturmelder für die Küche und die Installation eines Herdwächters. Der Herdwächter ist ein Sensor, der über dem Kochfeld oder unter der Dunstabzugshaube angebracht wird und Zeit, Bewegung, Stromverbrauch und Temperatur des Herdes überwacht. Schlägt das Gerät bei Unregelmäßigkeiten Alarm und wird dieser nicht innerhalb von 15 Sekunden deaktiviert, schaltet der Herdwächter die Stromzufuhr ab. Denn in der Küche besteht die höchste Brandgefahr in einer Wohnung. Außerdem ist es empfehlenswert, einen Feuerlöscher, siehe Hinweise oben, im Haus zu haben. Idealerweise machen Sie sich mit dem Feuerlöscher vertraut, damit Sie diesen im Brandfall auch korrekt einsetzen können.

Wer sich rund um den Brandschutz im eigenen Haus weiter informieren möchte, kann dies unter Einsatz von Virtual Reality tun. Bei dieser Aktion der Versicherungen der Sparkassen betreten Sie ein virtuelles Haus, in dem Sie sich frei bewegen und die verschiedenen Brandschutzmaßnahmen entdecken können. Mehr Informationen finden Sie auch im Magazin Schadenprisma .

Ist ein Rauchwarnmelder in der Wohnung Pflicht? Wenn ja, wer übernimmt die Kosten (Vermieter/Mieter)?

Die Rauchwarnmelderpflicht für privaten Wohnraum ist in den Landesbauordnungen der jeweiligen Bundesländer verankert. Alle Neubauten müssen demnach mit Rauchwarnmeldern ausgestattet sein. In allen Bundesländern mit Ausnahme von Sachsen gilt dies auch für Bestandsbauten. In Berlin und Brandenburg endet die Übergangsfrist für Bestandsbauten am 31. Dezember 2020. Gemäß den Bauordnungen der Länder ist der Eigentümer beziehungsweise der Vermieter für den Einbau der Rauchwarnmelder verantwortlich.

Damit die Rauchwarnmelder korrekt funktionieren, ist eine regelmäßige Wartung, Funktionsprüfung und gegebenenfalls ein Batteriewechsel erforderlich. Die Verantwortung hierfür ist ebenfalls in den Landesbauordnungen geregelt, allerdings unterschiedlich. Einige Länder haben die Mieter dazu verpflichtet, die Wartung der installierten Rauchwarnmelder zu übernehmen. In allen anderen Bundesländern – auch in den Bundesländern, in denen die Wartungspflicht nicht explizit geregelt ist, liegt diese Pflicht grundsätzlich beim Vermieter. Weitere Infos hierzu gibt es auf der Website Rauchmelder-Lebensretter .

Der Vermieter kann aber die Kosten für die Anschaffung und Installation der Rauchwarnmelder auf den Mieter umlegen, indem er die Kaltmiete anteilig erhöht. Die Kosten für die Wartung kann der Vermieter über die Nebenkostenabrechnung weiterreichen.

Haben Sie Tipps für die Brandvermeidung in der Wohnung?

Es gibt ein paar einfache Regeln: Achten Sie darauf, dass die Isolation von elektrischen Leitungen unbeschädigt ist. Das gilt vor allem für Anschlussleitungen – insbesondere die von Mehrfachsteckdosen. Außerdem sollte der Herd als Abstellfläche wirklich tabu sein.

Lithium-Ionen-Akkus sollten am besten nicht inmitten brennbarer Materialien geladen werden, also nicht auf einem Stapel Zeitungen oder im Bücherregal, und nur, wenn jemand zu Hause ist, der einen entstehenden Brand entdecken und eingreifen könnte. Grundsätzlich gilt: Handys und Lithium-Ionen-Akkus sollten nicht am Bett, E-Bike-Akkus sollten in einem mit Rauchwarnmelder überwachten Raum geladen werden.

Herdbrände lassen sich, wie schon erwähnt, fast immer verhindern. Einen technischen Defekt kann man hingegen nie ausschließen. Darum sind Rauchwarnmelder so wichtig. Sie machen frühzeitig auf einen Brand aufmerksam. Die Wahrscheinlichkeit eines Defektes lässt sich aber senken, indem Sie immer die Anweisungen in der Bedienungsanleitung befolgen und beim Kauf auf die Qualität der Geräte achten. Das VdS-Siegel steht zum Beispiel für Rauchwarnmelder, die einen hohen Sicherheitsstandard bieten.

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