![Olaf Scholz läuft durchs Treppenhaus des Bundestags.](/_next/image?url=%2Fuploads%2Folaf_scholz_laeuft_durchs_treppenhaus_Kanzler_Scholz_beant_84398395_4000kb_original_1_1_1866x1866_5957860bd1.jpg&w=1920&q=75)
Das Regierungs-Aus führt zu Unsicherheiten in vielen Bereichen der Finanz- und Sozialpolitik.
Während kurzfristig geringe direkte Auswirkungen zu erwarten sind, ergeben sich mittelfristig Verzögerungen bei geplanten Reformen und langfristig Unsicherheiten bezüglich Rente, Familienleistungen und Sozialabgaben.
Um finanzielle Stabilität zu erreichen, hilft es, die eigenen Finanzen aktiv zu managen und eine ausgewogene Mischung aus staatlicher Absicherung und privater Vorsorge anzustreben.
Ende gut – alles gut?
Das Ende der Ampel-Koalition und die Vertrauensfrage haben Folgen für die deutsche Politik und Wirtschaft. Erst Ende Februar 2025 stehen Neuwahlen an. Viele Bürgerinnen und Bürger fragen sich nun, wie sich dieses Vakuum auf ihre persönlichen Finanzen auswirken wird. Hier beleuchten wir die wichtigsten Aspekte und helfen Ihnen dabei, Ihre finanzielle Situation bestmöglich zu gestalten.
Reform private Altersvorsorge / Rentenpaket II
Das geplante Rentenpaket II steht nicht mehr zur Debatte: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat angekündigt, dass es in dieser Legislaturperiode nicht mehr verabschiedet wird. Die Koalition wollte das Rentenniveau bis 2039 bei 48 Prozent festschreiben und ein „Generationenkapital“ am Aktienmarkt aufbauen. Diese Pläne sind nun ungewiss.
Auswirkungen auf Ihren Geldbeutel:
- Kurzfristig gibt es keine direkten Änderungen für aktuelle Rentnerinnen und Rentner.
- Langfristig sind höhere Rentenbeiträge und unsichere Rentenhöhe für zukünftige Generationen möglich.
Unser Tipp: Verstärken Sie Ihre private Altersvorsorge, wie etwa durch eine private oder betriebliche Altersvorsorge.
Kindergrundsicherung / Kindergeld
Die für 2025 geplante Einführung einer Kindergrundsicherung wird sich zumindest verzögern – oder sogar komplett entfallen. Die Ampelparteien wollen zwar noch vor der Neuwahl ein Gesetz beschließen, das Bürger und Bürgerinnen steuerlich entlastet. Allerdings muss der Bundesrat zustimmen, wo die Ampel (SPD, Grüne, FDP) jedoch keine Mehrheit hat. Dazu kommt, dass die Kindergrundsicherung ein Grünen-Projekt war. Da nun unklar ist, ob sie an der kommenden Regierung beteiligt sein wird, ist auch unklar, ob es einen neuen Anlauf geben wird.
Aber: Bundestag und Bundesrat haben kurz vor Weihnachten beschlossen, dass Familien dennoch ab 2025 höheres Kindergeld erhalten werden. Es steigt um 5 Euro auf 255 Euro monatlich. 2026 soll es um weitere 4 Euro erhöht werden. Der Kinderfreibetrag steigt durch die Neuregelung zunächst um 60 Euro und dann noch einmal um 156 Euro. Der Kindersofortzuschlag für einkommensschwache Familien, die Anspruch auf Sozialleistungen haben, steigt einmalig 2025 um 5 Euro.
Auswirkungen auf Ihren Geldbeutel:
- Familien müssen vorerst mit dem bestehenden System (Kindergeld, Kinderzuschlag etc.) weitermachen.
- Dennoch profitieren sie von neuen Leistungserhöhungen.
Unser Tipp: Prüfen Sie auf Onlineportalen, mit einer unabhängigen Beratungsstelle, dem Lohnsteuerhilfeverein oder den zuständige Sozial- beziehungsweise Jugendämtern, ob Sie die neu zur Verfügung stehenden Familienleistungen auch erhalten.
Neue Beitragsbemessungsgrenzen
Die Anpassung der Beitragsbemessungsgrenzen für Sozialversicherungen (Kranken- und Pflegeversicherung) erfolgt in der Regel jährlich. Vor allem die Höhe ist von der politischen Lage abhängig. Sie fällt dieses Mal beträchtlich aus.
Auswirkungen auf Ihren Geldbeutel:
- Voraussichtlich werden Gutverdienende ab 2025 für einen größeren Teil ihres Gehalts die vollen Beitragssätze zahlen müssen. Die Obergrenze soll verschoben werden.
Unser Tipp: Rechnen Sie mit steigenden Beiträgen und planen Sie diese in Ihr Budget ein.
Höherer Grundfreibetrag
Die geplante Erhöhung des steuerlichen Grundfreibetrags haben Bundestag und Bundesrat kurz vor Weihnachten wie vorgesehen umgesetzt, da sich die ehemalige Ampel-Koalition im Rahmen des Steuerentlastungsgesetzes doch noch darauf geeinigt hatte. Damit steigt das Einkommen, bis zu dem keine Einkommenssteuer gezahlt werden muss, 2025 auf 12.096 Euro, 2026 dann noch einmal um 252 Euro auf 12.348 Euro.
Erst im November war der Steuerfreibetrag im Rahmen des Jahressteuergesetzes rückwirkend für 2024 von 11.604 Euro auf 11.784 Euro angehoben worden, Anfang des Jahres erst um 696 Euro. 2023 waren noch 10.908 Euro Ihres Einkommens steuerfrei.
Auswirkungen auf Ihren Geldbeutel:
- Teilweise Entlastung für Steuerzahlerinnen und -zahler. Denn: Trotz der steuerlichen Entlastungen haben die meisten Bundesbürgerinnen und -bürger laut Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft 2025 weniger Geld in der Tasche. Das liegt vor allem an den steigenden Sozialbeiträgen.
Unser Tipp: Behalten Sie die Entwicklung im Auge, um Ihre Steuerlast korrekt einzuschätzen.
Wohngeld
Die geplante Dynamisierung des Wohngelds sieht einen Anstieg zum 1. Januar 2025 um durchschnittlich 15 Prozent vor. Das entspricht etwa 30 Euro mehr pro Monat. Der staatliche Zuschuss soll Menschen mit geringem Einkommen bei den Wohnkosten entlasten und wird alle 2 Jahre an die Entwicklung von Mieten und Preisen angepasst. Von der Erhöhung profitieren etwa 1,9 Millionen Haushalte, im Schnitt erhalten sie 400 Euro im Monat.
Auswirkungen auf Ihren Geldbeutel:
- Wohngeld-Empfänger und -Empfängerinnen werden etwas bei den steigenden Mieten entlastet.
Unser Tipp: Prüfen Sie, ob auch Sie Wohngeld berechtigt sind.
Deutschland-Ticket
Ob das Deutschland-Ticket fortbestehen kann und ob der Preis angehoben werden muss, darüber wurde schon seit vielen Monaten politisch diskutiert. Das Ampel-Aus kam einer Lösung zuvor.
Doch am Tag der Vertrauensfrage haben sich drei Fraktionen geeinigt, die zusammen eine ausreichende Mehrheit im Bundestag und im Bundesrat haben: SPD, Grüne und CDU/CSU.
Das Deutschlandticket bleibt. Es wird aber künftig 9 Euro mehr kosten, also 58 Euro pro Monat. Dafür können Sie bundesweit den Nah- und Regionalverkehr nutzen, unabhängig von Verkehrsbund, Bundesland und Tarifgebiet.
Auswirkung auf Ihren Geldbeutel:
- Das Mobilitätsabo kostet Sie im Jahr nun 108 Euro mehr im Jahr.
Unser Tipp: Rechnen Sie nach, ob sich das Ticket für Sie lohnt. Prüfen Sie, ob Ihr Arbeitgeber einen Zuschuss zum Deutschlandticket anbietet.
5 Handlungsempfehlungen für Ihre finanzielle Absicherung
Das Regierungs-Aus führt zu Unsicherheiten in vielen Bereichen der Finanz- und Sozialpolitik. Während kurzfristig beschlossene Änderungen noch umgesetzt werden, stehen langfristige Reformen auf der Kippe. Kurzfristig hat das geringe direkte Auswirkungen, da viele Änderungen für 2024 (und einige für 2025) bereits beschlossen sind. Mittelfristig gibt es Verzögerungen bei geplanten Reformen und Verbesserungen. Aber vor allem langfristig führt das zu Unsicherheiten in Bezug auf Rente, Familienleistungen und Sozialabgaben.
Daraus leiten wir 5 Handlungsempfehlungen ab, die für Sie hilfreich sein können:
- Stärken Sie Ihre private Vorsorge, insbesondere für das Alter.
- Bleiben Sie flexibel und informieren Sie sich regelmäßig über politische Entwicklungen.
- Nutzen Sie die bestehenden Fördermöglichkeiten und Leistungen.
- Planen Sie konservativ und berücksichtigen Sie mögliche Verzögerungen bei Reformen.
- Überprüfen Sie Ihre Finanzen und Verträge regelmäßig und passen Sie Ihre Strategie bei Bedarf an.
Denn die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig es ist, die eigenen Finanzen aktiv zu managen und nicht ausschließlich auf öffentliche Leistungen zu vertrauen. Eine ausgewogene Mischung aus staatlicher Absicherung und privater Vorsorge ist der beste Weg, um finanzielle Stabilität zu erreichen – unabhängig von politischen Entwicklungen.
Stand: 20.12.2024
Hier dreht sich alles ums Geld. Mit uns bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren alles über clevere Spartipps, lukrative Anlagemöglichkeiten, smarte Altersvorsorgen und News aus der Finanzwelt. Denn: Wissen zahlt sich aus!
![](/_next/image?url=%2Fuploads%2FLars_1323_cut_1zu1_9d594101aa.png&w=272&q=75)