
Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 überraschend stark gewachsen – getragen von privatem Konsum und Exporten.
Dieses Wachstum wird von Expertinnen und Experten allerdings als kurzfristiger Vorzieheffekt infolge der US-Zollpolitik gewertet.
Für den weiteren Jahresverlauf erwarten führende Institute und die Bundesbank trotz Reformplänen eine anhaltende Stagnation – erst 2026 soll die Wirtschaft wieder spürbar wachsen.
Autos und Arzneien noch schnell über den Atlantik geliefert
Überraschend starker Rückenwind inmitten der Konjunkturflaute: Die kriselnde deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Das ist sogar doppelt so stark wie zunächst vom Statistischen Bundesamt geschätzt.
Für den Aufschwung sorgten in den ersten drei Monaten vor allem steigende Ausfuhren (plus 3,2 Prozent) und höhere Konsumausgaben der Verbraucherinnen und Verbraucher. Autos und Arzneien waren im Ausland stark gefragt. Beides sind wichtige Exportgüter in die USA. Besonders der März sei überraschend gut gelaufen, erläuterte Behörden-Chefin Ruth Brand.
Sondereffekt im ersten Quartal – im Jahresvergleich kein Wachstum
Viele Volkswirte halten die jüngste Entwicklung jedoch für einen einmaligen Effekt: Zahlreiche Geschäfte seien wegen der sich abzeichnenden Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump vorgezogen worden. Deswegen seien die deutsche Industrieproduktion und die Exporte im März so sprunghaft gestiegen.
Schlechter sieht der Vergleich mit dem Vorjahresquartal (also Januar bis März 2024) aus. So betrachtet ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2025 preisbereinigt um 0,2 Prozent geschrumpft. Preis- und kalenderbereinigt blieb das Bruttoinlandsprodukt (BIP) unverändert (0,0 Prozent) gegenüber dem Vorjahresquartal.
Kauflaune der Deutschen verbessert sich weiter
Aber: Auch die konsumfreudigen Verbraucherinnen und Verbraucher halfen laut dem Statistischen Bundesamt der Wirtschaft im ersten Quartal. Die privaten Ausgaben seien mit 0,5 Prozent stärker gestiegen als in den Vorquartalen. Mit der abflauenden Inflation und gestiegenen Löhnen in einigen Branchen haben viele Menschen mehr Geld in der Tasche. Zudem wurde mehr investiert: Sowohl in Bauten als auch in Ausrüstungen floss mehr Geld.
Während die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung der Menschen spürbar zugelegt haben, ist die Sparneigung übrigens deutlich zurückgegangen. Das teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ebenfalls im Mai mit. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Deutschen wieder eher bereit seien, ihr Geld auszugeben. Auch die Konjunkturerwartung hat sich laut GfK leicht verbessert. Das trage zusätzlich zur Erholung bei.
Der Rückgang der Sparneigung wird von den GfK-Expertinnen und -Experten unter anderem auf die Hoffnung auf eine handlungsstarke Regierung zurückgeführt. Für die kommenden Monate sei eine langsame, aber stetige Erholung zu erwarten – sofern keine neuen Belastungen wie etwa eine deutliche Verschärfung internationaler Handelskonflikte auftreten. Die Entwicklung hänge also maßgeblich davon ab, wie sich das wirtschaftliche Umfeld und die politische Stabilität weiter gestalten.
Bundesbank-Präsident rechnet mit Stagnation
Auch wenn das erste Quartal 2025 das beste seit dem dritten Quartal 2022 gewesen ist, soll schon im zweiten Quartal die Stagnation drohen. Zwar sind viele Exporteure nicht mehr so pessimistisch wie noch im April. Das ergab die jüngste Umfrage des Münchener Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts. Dennoch sei Vorsicht geboten, da es weiterhin keine grundsätzliche Einigung zwischen den USA und der EU mit Blick auf die Höhe der Zölle gibt, so das Ifo-Institut weiter.
Nach den Vorzieheffekten in den ersten 3 Monaten würden die Folgequartale eher schwächer ausfallen, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel beim Treffen der großen Industriestaaten (G7) in Kanada: „Wir erwarten auch für 2025 eine schwache wirtschaftliche Entwicklung, was man als Stagnation bezeichnen könnte.“ Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein da: Der Sachverständigenrat der Bundesregierung (auch bekannt als „Wirtschaftsweise“) senkte zuletzt seine Prognose und erwartet nun für 2025 ebenfalls eine Stagnation. So sehen es auch der Internationalen Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission.
Im kommenden Jahr dürfte das BIP dann wieder spürbar zulegen: Der Sachverständigenrat rechnet mit einem Plus von 1,0 Prozent. Die geplanten Milliardenausgaben des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur dürften die Wirtschaft ankurbeln. Außerdem hoffen die Unternehmen auf Reformen. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat ein erstes Entlastungspaket bis Mitte Juli in Aussicht gestellt. Es soll eine Senkung der Stromsteuer und Arbeitsmarktreformen enthalten.
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Stand: 23. Mai 2025
