Gold: Nachhaltig glänzt heller
Wie nachhaltig ist das Edelmetall und gibt es faires Gold?
Ob für Schmuck oder Wertanlage – Gold ist beliebt. Im vergangenen Jahr betrug die weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall 3760 Tonnen. Verwendet wurde es ungefähr zu gleichen Teilen als Grundstoff für Schmuckstücke und als Wertanlage in Form von Goldmünzen und Goldbarren. Goldgestützte Wertpapiere wie zum Beispiel Gold-ETFs verzeichneten 2020 Rekordzuflüsse. Aber nicht alles am Golde glänzt. Es besitzt zwar einen hohen, allerdings starken Schwankungen ausgesetzten, Marktwert, bringt aber keine Zinsen. Rendite erzielen Goldanlegerinnen und -anleger nur bei steigendem Goldpreis. Und auch wenn es um die aktuellen Themen Nachhaltigkeit und Fairness geht, glänzt Gold eher matt.

Das Wichtigste in Kürze:
- Die Neugewinnung von Gold und goldhaltigen Mineralien geht in vielen Ländern mit extrem nachteiligen sozial-ökologischen Folgen einher.
- Nur bei Gold aus zertifiziert nachhaltigen und fairen Quellen können Käuferinnen und Käufer davon ausgehen, Umweltzerstörung, Konflikte, unfaire Handelspraktiken oder Kinderarbeit nicht zu fördern.
- In der EU müssen seit dem 1. Januar 2021 alle größeren Edelmetallimporteure nachweisen, dass sie kein Gold aus Konflikt- und Hochrisikogebieten einführen.
- Etwa 1 Prozent des gehandelten Edelmetalls stammt aus nachweislich nachhaltigen Quellen wie zum Beispiel Scheideanstalten.
Faires Gold ist gefragt
An vielen Orten der Erde vergiftet insbesondere der illegale Goldabbau Flüsse, zerstört Regenwälder und Naturreservate. Und auch die Stichworte Bürgerkrieg, Ausbeutung, Kinderarbeit und Vertreibung fallen häufig im Zusammenhang mit der Primärgoldgewinnung. Es sind vor allem diese Schattenseiten bei der Goldgewinnung, die den schönen Schein des gelben Metalls trüben.
Verständlich, dass immer mehr Goldkäuferinnen und -käufer sichergehen möchten, dass ihr Gold aus nachhaltiger Quelle stammt. Ob Schmuckgold oder Wertanlage, die Nachfrage nach nachhaltigem Gold steigt und der Handel beginnt, sich darauf einzustellen. Viele Hersteller von Goldschmuck werben bereits damit, nur noch nachhaltig gewonnenes Gold zu verarbeiten. Aber auch einige Anbieterinnen und Anbieter von Barrengold und Wertpapieren auf Goldbasis – wie z. B. Gold-ETFs – geben an, nachhaltige Produkte zu vertreiben.
Doch Anbieterinnen und Anbieter sowie Käuferinnen und Käufer des Edelmetalls stehen vor einer Herausforderung: Viel seltener noch als Gold ist nachhaltiges Gold. Aktuell stammt nur etwa 1 Prozent des weltweit gehandelten Edelmetalls aus nachprüfbar nachhaltigen Quellen. Und bei Weitem nicht alle Anbieterinnen und Anbieter von physischem Gold oder Wertanlagen auf Goldbasis sind sich der hohen Verantwortung bewusst, die aus dem Handel mit physischem Gold entsteht. Viele Käuferinnen und Käufer fragen sich daher: Wie erkenne ich nachhaltig produziertes Gold und wo bekomme ich es?
Recyceltes Gold
Eine gut zertifizierbare Quelle für nachhaltiges Gold sind die europäischen Scheideanstalten. In Scheideanstalten werden unter anderem Altschmuck und Zahngold in ihre ursprünglichen Bestandteile zerlegt. Auch im Inneren alter Elektrogeräte wie etwa Computer oder Handys stecken Bauteile mit winzigen Mengen an Gold, das in Scheideanstalten recycelt und zu Feingoldbarren (Goldgehalt 99,99 Prozent) verarbeitet wird. Recyceltes Gold hat den selben Wert wie neugeschürftes Gold, belastet die Umwelt aber weitaus weniger.
Ach für Sparkassen gewinnt das Thema nachhaltiges Gold an Bedeutung. Als Vorreiterin kann hier die Sparkasse Pforzheim-Calw gelten. Ihr Angebot besteht fast ausschließlich aus nachhaltigem Gold. „Wir beziehen unser Gold hauptsächlich von Scheideanstalten im Geschäftsgebiet“, erläutert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Hans Neuweiler. So werde eine nachhaltige und saubere Lieferkette sichergestellt, die nur zertifizierte Hersteller und Lieferanten berücksichtige.
Minimalstandards für den ethisch korrekten Handel mit Gold
Eine Art Minimalstandard für den ethisch korrekten Handel mit Gold hat sich auch Europas größter Handelsplatz für Edelmetalle, der London Bullion Market (LBMA), verordnet. Laut „LBMA Responsible Gold Guidance“ müssen alle dort zum Handel zugelassenen Raffinerien sicherstellen, dass das ihnen angelieferte Gold aus Quellen stammt, die nicht im Zusammenhang mit Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung oder der Missachtung von Menschenrechten stehen. Mit anderen Worten: wer in London sein Gold anbietet, muss nachweisen können, dass bei der Goldgewinnung geltendes internationales Recht beachtet wurde – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Eine Einhaltung von Umweltschutzstandards wird nicht gefordert.
Als eingetragenes Mitglied der LBMA hat sich in Deutschland zum Beispiel die BayernLB verpflichtet, die Standards der LBMA konzernweit einzuhalten. „Alle vom Konzern gehandelten Goldbarren stammen von LBMA zertifizierten Herstellern“, versichert die Landesbank auf ihrer Website. Zum Handel seien nur Goldbarren mit konfliktfreier Herkunft zugelassen.
EU verbietet Goldeinfuhren aus Hochrisikogebieten
Auch die Politik hat das Problem von Goldeinfuhren aus Hochrisikoländern erkannt und geht einen wichtigen Schritt in Richtung Fairtrade-Gold. Seit Anfang 2021 gilt die EU-Verordnung „zur Festlegung von Pflichten zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette“ für Unternehmen, die gewerbsmäßig Gold aus Konflikt- und Hochrisikogebieten einführen. Zuständig für die Einhaltung der Verordnung ist hierzulande die „Deutsche Kontrollstelle EU-Sorgfaltspflichten in Rohstofflieferketten“ (DEKSOR) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).
Au. Aua. Aurum – wo Gold wehtut
Mit der Goldgewinnung in Bergwerken und Flüssen gehen vielerorts gravierende Nachteile für Umwelt und Menschen einher. Organisationen wie Greenpeace und Fairtrade beklagen, dass zahlreiche Goldminen den Schutz der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der Umwelt nicht ausreichend beachten und Menschen, Tiere und Pflanzen vergiften. Die wichtigsten Problemfelder sind:
Umweltverschmutzung: Gold gibt es fast nur noch fest mit anderen Gesteinsarten verbunden. Um das Gold von anderen Mineralien zu trennen, werden vielfach hochgiftige Chemikalien wie Zyanid (Blausäure) oder Quecksilber genutzt. Unsachgemäß verwendet, vergiften sie Flüsse oder Seen und gefährden die Trinkwasserversorgung ganzer Regionen. Allein in den Amazonas gelangen Schätzungen zufolge jedes Jahr rund 100 Tonnen Quecksilber aus dem Abbau von Gold und anderen Rohstoffen.
Ausbeutung und Kinderarbeit: Vielerorts herrschen im Zusammenhang mit der Goldgewinnung Ausbeutung und Kinderarbeit. Der Umweltorganisation „Rettet den Regenwald“ zufolge arbeiten in einigen Ländern Lateinamerikas Tausende von Kindern in Goldminen. Sie müssen dort unter schweren Bedingungen arbeiten. Immer wieder kommt es zu Unfällen.
Vertreibung und Landraub: Immer wieder gibt es Berichte, wonach indigene Einwohner, Kleinbauern und Fischer von Minenkonzernen oder illegalen Goldschürfern von ihrem Land vertrieben werden.
Konflikt- und Risikoregionen: Einige Goldvorkommen befinden sich in politisch unsicheren Gebieten. Es besteht die Gefahr, dass die Erlöse aus den Goldminen – ähnlich den berüchtigten „Blutdiamanten“ – dazu beitragen, kriminelle Organisationen und Waffen, die in Bürgerkriegen eingesetzt werden, zu finanzieren.
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