
Die Tulpenmanie (1637) – Die Blase, die im Garten begann
Ja, diese Geschichte ist einigermaßen bekannt, aber sie darf in dieser Liste nicht fehlen. Im 17. Jahrhundert entwickelten sich Tulpen in den Niederlanden zu einer heiß begehrten Ware. Der Handel mit den Blumenzwiebeln explodierte, und die Preise schossen durch die Decke. Auf dem Höhepunkt kostete ein Pfund Zwiebeln mehr als ein Haus in begehrter Lage. Doch wie jede gute Party endete auch diese mit einem Kater: 1637 platzte die Blase, und der Wert der Tulpen fiel ins Bodenlose. Am Ende hatte so mancher Blumenfreund weder Haus noch Zwiebel.
Dabei lag das Problem für eine nachhaltige Entwicklung auf der Hand: Die Tulpen ließen sich mit etwas Zeit beliebig vermehren.
Die Südseeblase (1720) – Ein Schiffbruch für Anleger
Die South Sea Company wurde 1711 mit dem ehrgeizigen Ziel gegründet, britische Staatsschulden zu restrukturieren und zugleich durch exklusiven Handel mit Südamerika hohe Gewinne zu erzielen. Investoren tauschten Staatsanleihen gegen Unternehmensanteile, während sich die Gesellschaft das Monopol auf den lukrativen Sklavenhandel mit spanischen Kolonien sicherte. In der Theorie sollte dieser Handel florieren, Dividenden sprudeln lassen und die Staatsschulden allmählich reduzieren. Doch die Realität sah anders aus: Aufgrund politischer Spannungen und strikter Handelsbeschränkungen blieb der wirtschaftliche Erfolg aus. Statt aus realen Gewinnen speiste sich der rasant steigende Aktienkurs vor allem aus Spekulation und der Hoffnung auf zukünftigen Wohlstand.
Diese Spekulationsblase erreichte 1720 ihren Höhepunkt – und platzte wenig später mit verheerenden Folgen. Die Aktien, die zuvor in schwindelerregende Höhen gestiegen waren, verloren rapide an Wert und rissen zahlreiche Anleger und Anlegerinnen in den finanziellen Ruin. Selbst kluge Köpfe wie Isaac Newton, der frühzeitig Gewinne realisiert hatte, konnten sich der Euphorie nicht entziehen: Er stieg erneut ein, kaufte Aktien zu Höchstpreisen und verlor am Ende eine beträchtliche Summe – vermutlich über 20.000 Pfund, was heute etwa 20 Millionen Euro entspräche.
Wann ist eine Blase eine Blase?
Eine Börsenblase entsteht, wenn die Kurse von Vermögenswerten in irrationale Höhen steigen, nur weil Anlegerinnen und Anleger davon ausgehen, dass sie weiter steigen. Dabei gibt es oft wenig oder gar keine fundamentale Grundlage für diese Preisexplosion. Klassische Anzeichen einer Blase sind:
- Übertriebene Kursanstiege ohne nachvollziehbare Unternehmensgewinne oder Wirtschaftsdaten.
- Gier und Herdentrieb: Menschen investieren nur, weil „alle es tun“.
- Leichter Zugang zu Krediten: Spekulanten pumpen geliehenes Geld in den Markt.
- Überbewertung im Vergleich zu historischen Maßstäben.
Ein hoher Kurs allein ist jedoch nicht unbedingt ein Anzeichen für eine Blase. Ein gutes Beispiel sind die Tech-Stocks: Während die Dotcom-Blase im Jahr 2000 viele Internetfirmen (und waghalsige Aktionäre) in den Ruin trieb, entwickelten sich einige Technologieunternehmen später zu den wertvollsten Firmen der Welt. Amazon, Google und Apple sind heute Giganten – ein Beweis dafür, dass nicht jede scheinbare Blase auch eine ist.
Die Gründerkrise (1873) – Der große Krach des Kaiserreichs
Nach der deutschen Reichsgründung 1871 herrschte Goldgräberstimmung an der Börse. Durch die französischen Reparationszahlungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg floss viel Kapital ins Land und es kam zu einem massiven Wirtschaftsboom. Unzählige Aktiengesellschaften wurden gegründet, oft ohne tragfähiges Geschäftsmodell – die sogenannten Gründerjahre. Die Börsenkurse stiegen rasant, Spekulationen nahmen Überhand.
Doch im Mai 1873 kam der „Schwarze Freitag“, der zunächst in Wien die Kurse einbrechen ließ. An der Berliner Börse fielen daraufhin die Kurse des dortigen Aktienindexes um mehr als 30 Prozent – an nur einem Tag. Zahlreiche Unternehmen gingen pleite, Banken kollabierten und die Wirtschaft war bis in die 1890er Jahre hinein gelähmt.
Die Silberblase (1980er-Jahre) – Das gescheiterte Monopol
Silber war schon immer eine begehrte Anlage, doch in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren wurde das Edelmetall zur Obsession einiger Superreicher. Die texanischen Hunt-Brüder beschlossen, so viel Silber aufzukaufen, dass sie den Markt kontrollieren konnten. Die Preise schossen in die Höhe, und auch viele Kleinanleger witterten das Geschäft ihres Lebens. Doch als die US-Börsenaufsicht eingriff und die Spekulation eindämmte, stürzte der Silberpreis von fast 50 Dollar auf unter 10 Dollar pro Unze ab. Die Hunt-Brüder mussten Konkurs anmelden, und Millionen Anlegerinnen und Anleger sahen den Wert ihres Silberschatzes dahinschmelzen.
Die chinesische Börsenblase (2000er-Jahre) – Ein neue Welt
2005 bis 2007 schossen die chinesischen Aktienmärkte in die Höhe. Die Verheißungen des damals bevölkerungsreichsten Landes der Erde lockten Investitionsfreudige aus der ganzen Welt. Zudem floss reichlich Geld der wohlhabender werdenden Chinesen und Chinesinnen in den Markt. Der Shanghai Composite Index versechsfachte sich nahezu innerhalb von nur 2 Jahren.
Als die Blase platzte, verloren Millionen von Investoren und Kleinanlegerinnen ihr Geld. Auch heute noch steht der Index fast 50 Prozent unter den damaligen Höchstwerten – trotz aller technologischen Errungenschaften und vieler Jahre hohen Wirtschaftswachstums.
Von Straußenfedern und Pokémon-Karten
Nicht nur an der Börse führt die Sucht nach schnellem Reichtum zu absurden Preisentwicklungen. So waren Straußenfedern im 19. Jahrhundert ein absolutes Luxusgut. Hüte mit prächtigen Federn waren der letzte Schrei. Nachdem es deswegen kaum noch Tiere in freier Wildbahn gab, wurden Straußenfarmen zur Goldgrube. Die Preise für Straußeneier und Federn kletterten in schwindelerregende Höhen – bis sich eines Tages die Mode änderte. Plötzlich wollte niemand mehr mit einem Stück Vogel auf dem Kopf herumspazieren. Die Straußenzüchter blieben auf ihren überteuerten Vögeln sitzen, die Investoren auf ihren Verlusten.
In den letzten Jahren haben Spekulantinnen und Spekulanten ein vermeintliches Kinderspiel für sich entdeckt: seltene Pokémon-Karten. Limitierte Editionen wurden zu Höchstpreisen versteigert, und manche witterten das Geschäft ihres Lebens. Doch wie bei allen Spekulationsblasen kippte die Stimmung, als sich herausstellte, dass nicht jede Karte automatisch Gold wert ist. Viele „Investoren“ blieben auf ihren bunten Sammelkarten sitzen – und mussten feststellen, dass Pikachu zwar süß, aber keine sichere Geldanlage ist.
Fazit: Die Gier bleibt, das Spiel ändert sich
Was lernen wir daraus? Börsenblasen wiederholen sich in immer neuen Formen. Mal sind es Tulpen, mal Eisenbahnen, mal chinesische Aktien. Die Gier nach schnellem Reichtum bleibt, und solange Menschen an der Börse spekulieren, wird es immer wieder zu bizarren Überbewertungen kommen.
Hinterfragen Sie Hypes und vermeintlich „todsichere“ Anlagen stets kritisch.
Investieren Sie breit gestreut, langfristig orientiert und spekulieren Sie nicht mit geliehenem Geld.
Informieren Sie sich gut. Gerne beraten Sie die Expertinnen und Experten Ihrer Sparkasse.
Die Niederlande verkaufen zwar mittlerweile jedes Jahr Blumen für mehrere Milliarden Euro. Wer aber in der Tulpenmanie als Weber seinen Webstuhl beliehen hat, um Tulpenzwiebeln zu kaufen, dem nahm das Platzen der Blase die Existenzgrundlage.
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Stand: 21. Februar 2025
Das Artikelbild ist KI-generiert.
