Die EU-Kommission will, dass mehr Menschen Geld am Kapitalmarkt wie der Börse investieren.
In ihrem Gesetzesentwurf zur Kleinanlegerstrategie soll der Verkauf von Geldanlageprodukten transparenter werden.
Sogenannte Finfluencer sollen stärker kontrolliert werden, um die Sparerinnen und Sparer vor irreführender Werbung zu schützen.
Mit Geld Geld verdienen. Das geht langfristig besonders gut an den Börsen. Doch nur relativ wenige Menschen nutzen diese Möglichkeit. Dies läge vor allem daran, dass die Sparerinnen und Sparer zu wenig Vertrauen in die Kapitalmärkte hätten. So sieht es die EU-Kommission , die deshalb eine Kleinanlegerstrategie vorgestellt hat.
Ziel des Ende Mai in Brüssel vorgestellten Entwurfs ist laut Kommissionsvize Valdis Dombrovskis, dass „die Menschen die beste Rendite für ihr Geld bekommen.“ Das sei gerade mit Blick auf die Altersvorsorge wichtig.
„Wir wollen die europäischen Bürgerinnen und Bürger ermutigen, ihr Geld für sich arbeiten zu lassen, indem sie einen Teil ihrer Ersparnisse investieren. Die Europäerinnen und Europäer sparen viel, investieren aber weniger“, sagt EU-Finanzkommissarin Mairead McGuiness. Mehr private Investitionen würden zugleich die EU-Wirtschaft stärken.
Daher solle unter anderem die Anlageberatung verbessert werden.
Vorteil Provisionsberatung
Die Kommission hat sich dabei auch näher angeschaut, wie die Beratung bezahlt wird. Diskutiert wurde, ob die üblichen Provisionen ein geeignetes Modell seien, oder die Honorarberatung vorgeschrieben werden solle.
Provisionsberatung ist die übliche Form. Dabei spricht der Berater oder die Beraterin nach einer ausführlichen Beratung eine Empfehlung aus. Erst wenn der Kunde oder die Kundin sich für ein Wertpapierprodukt entschieden hat, fallen Kosten an.
Bei der Honorarberatung zahlen Sie hingegen einmalig einen festen Betrag direkt für die Beratungsleistung – unabhängig davon, ob und für welche Empfehlung sie sich dann entscheiden und wie viel Sie anlegen.
Wertpapiere gegen die Inflation
„Mit der Honorarberatung würden Kleinanlegerinnen und Kleinanleger weithin von einer guten Beratung ausgeschlossen“, sagt Karolin Schriever, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Wer für die Wahl der richtigen Geldanlage zunächst mehrere Hundert Euro an Gebühren bezahlen müsse, würde auf die Beratung und letztlich das Anlegen verzichten. Schriever lehnt eine verpflichtende Honorarberatung ab: „Menschen mit geringeren Anlagebeträgen würden aus der Beratung herausgedrängt. Dabei ist das Wertpapiersparen heute eine der wenigen Möglichkeiten, den Wertverlust durch die hohe Inflation auszugleichen.“
Auch die EU-Kommission hat erkannt, dass ein vollständiges Verbot der Provisionsberatung mehr schaden als nutzen würde und in der Kleinanlegerstrategie darauf verzichtet.
Finfluencer strenger kontrollieren
Die EU beschäftigt sich auch mit den vermeintlich kostenfreien Beratungen in den sozialen Netzwerken. Finfluencer und auch Prominente geben darin Tipps zur Geldanlage. Darunter sind jedoch nicht selten unseriöse Angebote und konkrete Abzocke. Um dies einzudämmen, sollen Finfluencer künftig strengeren Kontrollen unterliegen. Die Unternehmen, deren Produkte sie bei ihren Marketingaktionen im Internet bewerben, sollen für irreführende Angaben und die daraus entstandenen Schäden haften.
Damit die Menschen bessere Anlageentscheidungen treffen, fordert die EU-Kommission die Staaten auf, mehr für die Finanzkompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu tun – unabhängig von ihrem Alter und Bildungsstand.
Dem Gesetzesvorhaben müssen noch das Europäische Parlament und der Rat der 27 Mitgliedstaaten zustimmen. Demzufolge können die Vorschläge auch noch geändert werden.
Stand: 01. Juni 2023