Nach den USA und einigen asiatischen Ländern hat der Hype der FinFluencer auch Deutschland erreicht. Mit ihren Tipps erreichen sie im deutschsprachigen Raum zwar nicht die Millionen von Menschen wie internationale Vorbilder. Aber mit zum Teil mehr als 100.000 Followerinnen und Followern verfügen sie auch hier über eine beachtliche Anhängerschaft.
Bei einer Studie der St. Pölten University of Applied Sciences gaben viele Befragte an, dass sie ihren Bedarf an Finanzinformationen einfach im Rahmen ihres täglichen Medienkonsums auf Instagram, TikTok oder YouTube beziehen. Dass darunter auch viele unseriöse Tipps zu Aktieninvestments, Kryptoassets und Vermögensaufbau sind, ist der Studie zufolge aber nicht allen klar. Auch die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnte zuletzt vor der unzuverlässigen Qualität der Tipps aus den Sozialen Medien. Einigen der FinFluencer droht sogar juristischer Ärger.
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt des Wertpapierhauses der Sparkassen-Finanzgruppe DekaBank, erklärt, was das besondere Risko dieses Trends ist. Und wie sich hippe Gewinnversprechen von tatsächlich hilfreichen Anlageempfehlungen unterscheiden.
3 Fragen zu Geld an
Dr. Ulrich Kater
Herr Dr. Kater, nach Fitness- und Schminktipps geben junge Influencer in den sozialen Medien auch Ratschläge zum Vermögensaufbau. Wie vertrauenswürdig ist das Finanzwissen der FinFluencer?
Zunächst, was heißt es, wenn es neben Fitness- und Schminktipps auch Finanz-Tipps auf TikTok und Co. gibt? Es bedeutet, dass Finanzen und Geldanlage junge Menschen interessieren und sich mit dem Thema auseinandersetzen. Das ist doch schon einmal gut. Auch wir, auch ich tue das im Deka-Podcast „Mikro trifft Makro“ wöchentlich.
Ob Anlagetipps vertrauenswürdig sind, hängt nicht vom Medium ab. In Büchern und Zeitungen können Antworten auch unseriös sein, genauso wie die Antworten auf den Social-Media-Kanälen gut und richtig sein können. Anleger sollten als Quelle in erster Linie die Tipps, die Experten und dann das Medium hinterfragen.
Verleiten die FinFluencer ihre Anhängerschaft dazu, ihr Geld leichtfertig anzulegen – ohne sich des eigentlichen Verlustrisikos bewusst zu sein?
Social-Media-Kanäle sind schnelllebiger als andere Medien, nicht nur in der Frequenz wie oft neue Inhalte ausgespielt werden, sondern auch in der Sprache und Bilderwelt. Ob das nun zu einer schnelleren, leichtfertigeren Entscheidung führt, vermag ich nicht zu sagen. Seriöse Experten wägen aber zum Beispiel immer die Chancen mit den Risiken ab, beziehen unter anderem die Lebenssituation und noch andere Faktoren ein.
Wie können die jungen Privatanlegerinnen und -anleger unterscheiden, wann es sich um seriöse Finanzberatung handelt und wann eher um zu vollmundige Versprechen?
Junge Privatanlegerinnen und -anleger sollten FinFluencer generell nicht als Finanzberatung verstehen. Wenn diese Fragen aufwerfen, die junge Sparerinnen und Sparer interessiert, wäre meine Empfehlung, diese mit einer Sparkassen-Beraterin oder einem Sparkassen-Berater zu diskutieren. Sie sind über mehrere Jahre gut ausgebildet und damit wirkliche Berater. Sie nehmen sich die Zeit für all diese Fragen. Ruhig auch die Beispiele der FinFluencer ins Gespräch mitbringen. Dort lässt sich konkret besprechen und erklären, ob es sich um vollmundige Versprechen oder seriöse Tipps handelt.
Stand: 23.05.2023