Der Holzpreis an der Chicagoer Terminbörse CME ist um 70 Prozent gefallen.
Brennholz kostet in Deutschland jedoch 105 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Holzheizungen sind wegen der hohen Gaspreise gefragt.
Ende einer Rallye: Holz kostet nach dramatischen Anstiegen in den vergangenen beiden Jahren nun wieder so viel wie vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Der Mangel an Holz hatte für viele Schlagzeilen gesorgt. Kein Wunder, denn die Probleme, die damit einhergingen, sind beachtlich. So konnten Bauarbeiten nicht fortgeführt werden und es gab beispielsweise Schwierigkeiten, andere Produkte transporttauglich mit Holz zu verpacken.
Wie stark die Preisschwankungen beim Holz sind, zeigt sich an der Terminbörse „Chicago Mercantile Exchange“. Dort wird der Preis für 1.000 board foot ermittelt. Dies ist das Volumenmaß eines Bretts und entspricht 2,36 m³. Der Preis hierfür lag in der Spitze im Mai 2021 bei mehr als 1.700 US-Dollar, ehe er innerhalb von vier Monaten kurzzeitig auf unter 500 US-Dollar fiel. Im März 2022 erreichte der Preis nochmals knapp 1.500 US-Dollar, vor allem bedingt durch den Ukrainekrieg.
Seither verbilligte sich Holz stetig auf zuletzt gut 400 US-Dollar im Oktober 2022. Der Holzpreis ist damit auf einem Niveau angelangt, das vor der Corona-Pandemie üblich war.
Durch die verschiedenen Konjunkturprogramme und gewisse Nachholeffekte nach dem Abebben der ersten Corona-Wellen war die Nachfrage nach Holz 2021 enorm gestiegen. Gleichzeitig gab es große Verwerfungen in den Lieferketten, so dass die Nachfrage kaum bedient werden konnte. Zudem stiegen etwa die Transportkosten auf See um ein Vielfaches. Das alles führte zu einem Mangel an Holz.
Mit dem Ukrainekrieg und den vor allem im Sommer 2022 stark gestiegenen Energiepreisen hat die Bautätigkeit weltweit nachgelassen, was den Preis für Schnittholz fallen ließ. Auch die Lieferschwierigkeiten auf globaler Ebene nahmen zeitgleich ab. So verringerte sich der Rückstau an wichtigen Häfen und die Frachtkosten sanken. Holz ist dadurch wieder leichter verfügbar, was den Preis ebenfalls drückt.
Niedrigere Holzpreise bedeuten jedoch nicht, dass zeitgleich auch Brennholz günstiger wird. Tatsächlich ist das Gegenteil zu beobachten: Im September waren "Brennholz, Holzpellets und Ähnliches" in Deutschland 105 Prozent teurer als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt ermittelte.
Der Grund dafür ist der hohe Preis von Gas, der zu einer stärkeren Nachfrage nach anderen Energieträgern geführt hat. Holzheizungen und Kamine erscheinen zuverlässig, weil die Rohstoffe vermeintlich auch aus hiesigen Quellen bezogen werden können. Doch das Angebot hält mit der Nachfrage nicht Schritt. In Deutschland wurden im ersten Quartal 2022 4,2 Prozent mehr Holplättchen und -schnitzel produziert, größtenteils aus Nadelholz wie Fichte. Bei Holzpellets lag der Produktionsanstieg laut Statistischem Bundesamt bei 0,9 Prozent.Dabei war der Nachfrageanstieg nach Holzöfen auffällig. Von März bis Juli 2022 wurden gut 700.000 Holzöfen importiert, was einem Plus von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Zugleich wurden nur noch 173.000 Holzöfen exportiert, ein Minus von 28,8 Prozent.
Dass einerseits der Weltmarkt für Schnittholz stark rückläufig ist und zugleich hierzulande der Brennholzpreis steigt, hängt auch daran, dass Holz nicht gleich Holz ist. Unterschiedliche Holzarten aus unterschiedlichen Regionen werden für verschiedene Zwecke verwendet. Bauholz ist stabiler und tragfähiger als Brennholz. Birke beispielsweise wird häufig als Kaminholz verwendet, spielt aber für den Bau keine große Rolle.
Die verschobene Nachfrage spiegelt sich auch im deutschen Holzmarkt wider. So verteuerte sich zuletzt insbesondere Energieholz. Für Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen kommt das Thema zu einer schwierigen Zeit, da sie mit dem Klimawandel und einem starken Schädlingsbefall kämpfen. Die Krise dürfte sich für sie verschärfen, sollte der Boom für Energieholz abebben und der Preis auch für andere Holzarten wie Eiche, Fichte, Kiefer und Buche fallen.
Stand: 13.10.2022