
Der Adventskalender hat sich vom religiösen Brauch zum millionenschweren Konsumtrend entwickelt.
Immer teurere Varianten mit Parfum, Wein oder Schmuck treiben den Umsatz in Deutschland auf mehr als 100 Millionen Euro jährlich.
Gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach Besinnlichkeit; viele basteln ihre Kalender wieder selbst oder setzen auf nachhaltige Alternativen.
Advent, Advent
Kaum sind die Halloween-Kürbisse entsorgt, stapeln sich in den Supermarktregalen schon die Adventskalender. Der Countdown bis Weihnachten ist längst zum Geschäft geworden: Allein in Deutschland werden laut Handelsforschung Jahr für Jahr mehr als 100 Millionen Euro mit Adventskalendern umgesetzt.
Hinter 24 Türchen verbergen sich längst nicht mehr nur Süßigkeiten, sondern Parfum, Schmuck, Gewürze, Teebeutel, Weinflaschen oder Erotikartikel. Die Preisspanne reicht von wenigen Euro bis weit in den dreistelligen Bereich. Der Adventskalender ist damit nicht mehr nur Symbol für Vorfreude, sondern auch Ausdruck von Lifestyle und ein einträgliches Geschäft für Handel und Marken.
Zwischen Kindheitserinnerung und Lifestyle
Seinen Ursprung hat der Adventskalender im 19. Jahrhundert. Damals als schlichtes Zählritual in protestantischen Haushalten. Kinder malten jeden Tag einen Strich an die Wand, legten Strohhalme in eine Krippe oder hängten kleine Bilder auf, um die Tage bis Weihnachten zu zählen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten bedruckten Papierkalender auf den Markt, später folgten Schokolade und kleine Geschenke hinter Papptürchen.
Laut dem Berliner Marktforschungsunternehmen POSpulse kaufen rund 60 Prozent der Deutschen mindestens einen Adventskalender. Immer häufiger greifen Erwachsene auch zu Varianten mit Kosmetik, Tee oder Snacks.
Teurer Spaß: Was 24 Türchen heute kosten
Die Spanne zwischen günstig und luxuriös war selten so groß wie heute. Während einfache Schokoladenkalender schon für wenige Euro erhältlich sind, kosten hochwertige Varianten ein Vielfaches. Adventskalender mit Weinflaschen liegen bei rund 100 Euro, erotische Editionen bei mehr als 200 Euro und Parfumkalender bekannter Marken sogar bei bis zu 500 Euro. Laut Handelsforschern vom IFH Köln hat sich der Markt in den vergangenen Jahren mit immer neuen Nischen und Zielgruppen zu einem der umkämpftesten Segmente des Weihnachtsgeschäfts entwickelt. Dabei erklärt sich der hohe Preis zunehmend durch die Verpackung: Schleifchen, Glanzlack und aufwendige Kartonagen treiben die Kosten in die Höhe.
Der Preis für Kakao hat Ende 2024 ein Rekordniveau erreicht und sich innerhalb weniger Monate nahezu verdreifacht. Ursachen dafür sind unter anderem Ernteausfälle in Westafrika, insbesondere in der Elfenbeinküste und Ghana, bedingt durch Wetterextreme und Schädlinge. Diese Entwicklungen führten dazu, dass Rohkakao knapp und teurer wurde. Auch wenn der Kakaopreis Anfang 2025 wieder gesunken ist, bleiben die Schokoladenpreise auf einem hohen Niveau, da langfristige Lieferverträge und Marktentwicklungen die Kosten weiter nach oben treiben. Verbraucher spüren die Preiserhöhung vor allem bei weihnachtlicher Schokolade, die dadurch deutlich teurer geworden ist.
Wer kauft was und warum
Adventskalender sind längst kein reines Kinderthema mehr. Einer Umfrage des Instituts Appinio zufolge besitzen mehr als die Hälfte der Deutschen bereits vor dem 1. Dezember einen Kalender – viele sogar mehrere. Die Motive sind dabei vielfältig: Für manche ist der Kalender eine nostalgische Erinnerung an die eigene Kindheit, für andere ein Ritual, um sich selbst im oft stressigen Dezember kleine Auszeiten zu gönnen.
Auch die sozialen Medien haben den Trend weiter angeheizt. Auf TikTok öffnen Influencerinnen und Influencer ganze Adventskalender schon im November, um zu zeigen, was wirklich hinter den Türchen steckt und ob sich der Kauf lohnt. Millionen Menschen schauen zu, vergleichen Inhalte und rechnen nach. Wenn der Preis nicht zum Produkt passt oder minderwertige Artikel auftauchen, folgt schnell ein Shitstorm. Manche Marken mussten sich in den vergangenen Jahren genau deswegen harsche Kritik anhören.
Gegenbewegung: Selbstgemachtes und Nachhaltigkeit
Während die einen bereit sind, für ihren Adventskalender tief in die Tasche zu greifen, wächst auf der anderen Seite die Sehnsucht nach Sinn und Einfachheit. Immer mehr Menschen basteln ihre Kalender selbst mit Stoffbeuteln, Holzboxen oder Papiertütchen, die jedes Jahr wiederverwendet werden können. Gefüllt werden sie mit kleinen Aufmerksamkeiten, die nützlich, nachhaltig oder persönlich sind: handgemachte Seifen, Fairtrade-Schokolade, getrocknete Orangenscheiben oder kleine Gutscheine für gemeinsame Zeit.
Auch der Handel reagiert auf den Wunsch nach mehr Umweltbewusstsein. Einige Unternehmen setzen auf recycelte Materialien, plastikfreie Verpackungen oder nachfüllbare Kalender. So wird aus dem Konsumprodukt wieder ein Stück Besinnlichkeit. Wer früh plant, spart also doppelt: Geld und Ressourcen.
Gemeinschaft statt Geschenke
Während viele Marken mit immer neuen Produkten um Aufmerksamkeit buhlen, setzen einige Gemeinden und Nachbarschaften bewusst ein Zeichen gegen den Konsumdruck. Beim sogenannten „Lebendigen Adventskalender“ öffnen Anwohnerinnen und Anwohner an den Tagen vor Weihnachten ihre Türen, Höfe oder Gärten für kurze Begegnungen. Jeden Abend kommen Menschen aus der Umgebung zusammen, um gemeinsam zu singen, Geschichten zu hören oder einfach eine Stunde miteinander zu verbringen. Der Kalender funktioniert ohne Geschenke, Werbung oder Preisetikett – er lebt von Offenheit, Zeit und Nähe. Eine Tradition, die daran erinnert, worum es im Advent eigentlich geht: Zusammenhalt und echte Vorfreude.
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Stand: 27.11.2025



