
Die Europäische Union entwickelt derzeit eine gemeinsame Lösung für digitale Identitäten, die in allen Mitgliedstaaten nutzbar sein soll.
Mit der EUDI-Wallet entsteht ein System, das verschiedene staatliche Nachweise miteinander verbinden und digitale Prozesse vereinheitlichen könnte.
Für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Verwaltungen ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten, Identitäten sicher und unkompliziert digital zu nutzen.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihren Führerschein, den Personalausweis oder künftig sogar weitere staatliche Dokumente und Nachweise direkt auf dem Smartphone nutzen. Genau daran arbeitet die Europäische Union (EU) derzeit intensiv. Mit der European Digital Identity Wallet (kurz: EUDI-Wallet) soll eine europaweit einsetzbare digitale Brieftasche entstehen. Darin können Bürgerinnen und Bürger ihre amtlichen Papiere sicher verwalten und bei Bedarf vorzeigen.
Mehr als 75 Unternehmen haben, gemeinsam mit dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom und dem Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS), ein Memorandum zur Einführung der EUDI-Wallet unterzeichnet. Darunter befindet sich auch die Sparkassen-Finanzgruppe, die sich in mehreren europäischen Projekten engagiert.
Ein Projekt zur richtigen Zeit
Immer mehr Behördengänge, Vertragsabschlüsse oder Altersnachweise werden heute bereits online erledigt, doch die Verfahren sind oft uneinheitlich. Die EUDI-Wallet soll ebendiese schrittweise vereinheitlichen und sicherer machen. Sie schafft einen europaweit anerkannten Rahmen für digitale Identitäten und ermöglicht es, sich grenzübergreifend eindeutig auszuweisen.
Was hinter der EUDI-Wallet steckt
Die EUDI-Wallet ist eine digitale Brieftasche für staatlich anerkannte Identitätsnachweise. Sie ermöglicht es, offizielle Dokumente sowohl online als auch vor Ort rechtssicher zu verwenden. Grundlage ist die überarbeitete europäische eIDAS-Verordnung (oft eIDAS 2.0 genannt), die gemeinsame Standards für digitale Identitäten in der EU festlegt. Damit entsteht ein System, das in allen Mitgliedstaaten funktionieren soll und eine verlässliche Basis für digitale Nachweise bietet.
Welche Dokumente digital werden könnten
In der EUDI-Wallet sollen künftig verschiedene staatliche Nachweise gespeichert werden können. Dazu zählen unter anderem:
- Personalausweis: zur eindeutigen Identifizierung in ganz Europa
- Führerschein: für Kontrollen im Straßenverkehr oder als Altersnachweis
- je nach nationaler Umsetzung auch weitere Nachweise, etwa für Gesundheitsdienste
- Ausbildungs- und Berufsabschlüsse: etwa für Bewerbungen oder Anerkennungsverfahren
- Unternehmensbezogene Nachweise: zum Beispiel Gewerbeanmeldungen oder Zertifikate
Welche Dokumente zuerst verfügbar sein werden, entscheidet jedes EU-Land selbst. Ziel ist eine möglichst breite digitale Nutzung wichtiger Ausweisdokumente.
Welche Vorteile die Wallet im Alltag bieten könnte
Mit einer einheitlichen europäischen digitalen Brieftasche könnten viele Abläufe künftig einfacher gestaltet werden: Bürgerinnen und Bürger hätten ihre wichtigsten Nachweise jederzeit verfügbar und könnten sie direkt bei Bedarf freigeben. Das bietet Potenzial, Behördengänge zu vereinfachen, digitale Vertragsabschlüsse zu unterstützen und Papieraufwand zu reduzieren. Zudem behalten Nutzerinnen und Nutzer stets die Kontrolle darüber, welche Daten sie weitergeben möchten.
Wie sicher ist die EUDI-Wallet?
Sicherheit ist eines der zentralen Ziele der EUDI-Wallet. Sie soll nach europäischen Standards entwickelt werden und streng festgelegte technische und rechtliche Vorgaben erfüllen. Die in der EUDI-Wallet gespeicherten Nachweise sollen verschlüsselt abgelegt werden und nur nach vorheriger Freigabe durch die Nutzerinnen und Nutzer verwendet werden können. Auch die Weitergabe einzelner Daten soll präzise steuerbar sein.
Grundsätzlich gilt: Die Wallet ist so konzipiert, dass Informationen überwiegend auf dem eigenen Gerät gespeichert werden. Sie werden nur dann weitergegeben, wenn eine Person dies ausdrücklich zulässt. Damit soll sichergestellt werden, dass digitale Identitäten mindestens ähnlich gut geschützt sind wie klassische Ausweisdokumente.
Wann kommt die EUDI-Wallet?
Ein einheitlicher Starttermin wurde noch nicht festgelegt. Die Europäische Union hat jedoch den rechtlichen Rahmen geschaffen, nach dem die Mitgliedstaaten bis Ende 2026 mindestens eine EUDI-Wallet-Lösung bereitstellen sollen. Deutschland beteiligt sich bereits an mehreren Projekten, um die Einführung vorzubereiten und technische Standards innerhalb der EU abzustimmen.
Da die nationale Umsetzung unterschiedlich schnell voranschreiten kann, wird die EUDI-Wallet voraussichtlich schrittweise und mit zunächst unterschiedlichem Funktionsumfang verfügbar sein.
Was die Wallet für Unternehmen und Verwaltungen bedeutet
Auch für Unternehmen und öffentliche Stellen könnte die EUDI-Wallet spürbare Vorteile bringen:
- Identitäts- und Dokumentenprüfungen lassen sich potenziell schneller durchführen, weil Nachweise direkt digital übermittelt und verifiziert werden können.
- Verwaltungen profitieren zudem von einheitlichen Verfahren, die europaweit funktionieren sollen.
- Voraussetzung dafür ist, dass Organisationen die Wallet künftig akzeptieren und ihre eigenen Systeme entsprechend anpassen.
Wie die Sparkassen-Finanzgruppe die EUDI-Wallet mitgestaltet
Die Sparkassen und ihre Verbundpartner begleiten die Entwicklung der EUDI-Wallet aktiv und bringen ihre Erfahrung im Bereich digitaler Identitäten ein. Über ihr Digitallabor in Berlin leiten sie in mehreren europäischen Großprojekten („Large Scale Pilots“) die Arbeitspakete zur Integration von Payment-Funktionen und zur starken Kundenauthentifizierung.
Ein wichtiger Schritt ist dabei die Einbindung der europäischen Zahlungslösung Wero in die digitale Brieftasche. Sie verbindet erstmals eine Zahlung mit einer digitalen Identitätsprüfung. Ergänzt wird dies durch eine Altersverifizierung, die zeigt, wie sich Identitäts- und Zahlungsfunktionen sicher kombinieren lassen.
Parallel arbeitet die Sparkassen-Finanzgruppe an einer direkten Integration der EUDI-Wallet in die App Sparkasse. So können Nutzerinnen und Nutzer künftig Identitätsnachweise und Zahlungen nahtlos in einer einzigen Anwendung nutzen. Durch ihre große Reichweite und technische Expertise kann die Gruppe wesentlich dazu beitragen, dass neue europäische Identitäts- und Zahlungslösungen schnell Akzeptanz finden. So wird ein souveränes digitales Ökosystem in Europa weiter gestärkt.
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Die häufigsten Fragen zur EUDI-Wallet
Eine verpflichtende Nutzung der EUDI-Wallet ist derzeit nicht geplant. Die Regulation sieht lediglich vor, dass alle Mitgliedsstaaten eine nationale Version der European Digital Identity Wallet bereitstellen müssen. Bürgerinnen und Bürger können frei entscheiden, ob sie die digitale Brieftasche verwenden oder weiterhin klassische Ausweisdokumente nutzen möchten.
Verpflichtend wird nur, dass staatliche Stellen und bestimmte private Anbieter die Wallet akzeptieren müssen, wenn sie eine digitale Identifizierung anbieten. Damit soll sichergestellt werden, dass europäische digitale Identitätslösungen überall nutzbar sind, unabhängig vom jeweiligen Land.
Die EU hat noch keinen einheitlichen Starttermin für die EUDI-Wallet festgelegt. Der Rechtsrahmen sieht jedoch vor, dass die Mitgliedstaaten die Wallet bis Ende 2026 bereitstellen sollen. Deutschland testet derzeit verschiedene Ansätze und stimmt technische Standards innerhalb der EU ab. Da die Umsetzung in jedem Land unterschiedlich verläuft, wird die Wallet schrittweise verfügbar sein. Erste digitale Nachweise können je nach Mitgliedstaat früher oder später erscheinen.
Stand: 5.12.2025



