
Brett- und Gesellschaftsspiele erleben in Deutschland einen Boom – Millionen Menschen spielen regelmäßig.
Der Markt wächst und bringt jährlich Hunderte Neuheiten hervor, viele davon mit internationalem Erfolg.
Einige alte Spiele erzielen auf Auktionen erstaunlich hohe Sammlerpreise.
Im Grab der Pharaonen
Schon im alten Ägypten saßen Menschen über Spielbrettern. Sie würfelten, setzten Figuren und sinnierten über den nächsten guten Zug. „Senet“ wurde bereits vor über 4.000 Jahren gespielt. Es gilt als Sinnbild für den Übergang ins Jenseits und war zumindest symbolisch so wertvoll, dass es sich sogar in den Grabbeigaben des Pharao Tutanchamun fand.
Frieden durch Schach
Eine besondere Rolle nimmt seit vielen Jahrhunderten Schach ein. Seinen Ursprung hat es im Indien des 6. Jahrhunderts, wo es unter dem Namen „Chaturanga“ gespielt wurde. Dies war ein strategisches Kriegsspiel, das Armeeformationen aus Elefanten, Reitern, Wagen und Fußsoldaten darstellte. Eine Legende besagt, dass sich zwei verfeindete Rajahs im 6. Jahrhundert beim „Chaturanga“ auf Frieden einigten, anstatt Krieg auf dem Feld zu führen. Historisch belegt ist das allerdings nicht.
Über Persien gelangte Chaturanga in die arabische Welt und schließlich nach Europa, wo es im Mittelalter zur Leidenschaft der Herrscherhäuser wurde.
Millionenfacher Ärger
Millionenfach breitete sich in den 1920er Jahren das Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ in den deutschen Wohnstuben aus. 1907/08 vom Münchener Josef Friedrich Schmidt erfunden, wurde es mittlerweile etwa 100 Millionen Mal verkauft. Dabei war das Interesse zunächst überschaubar. Erst als der Erfinder 3.000 Spiele an Lazarette schickte, damit sich die Soldaten des ersten Weltkriegs die Zeit vertreiben konnten, stieg die Nachfrage rasant an.
Doch das berühmte Ärgerspiel ist nur der Anfang einer Erfolgsgeschichte: Deutschland gilt heute als das Mekka der Brettspielkultur. Jedes Jahr erscheinen hier Hunderte neue Spiele, viele davon mit internationalem Erfolg.
Verkaufsturbo: Spiel des Jahres
Ein wahrer Verkaufsturbo ist der Kritikerpreis „Spiel des Jahres“, der seit 1979 vergeben wird. Der Preis ist nicht nur eine große Ehrung für die Autorinnen und Autoren. Er sorgt auch regelmäßig dafür, dass ein Spiel quasi über Nacht zum Bestseller wird: von „Carcassonne“ über „Codenames“ bis „Die Siedler von Catan“.
Schon das erste ausgezeichnete Spiel „Hase und Igel“ erlebte durch die Auszeichnung einen unverhofften Verkaufsschub. Es galt als Flopp, ehe es sich nach der Verleihung millionenfach verkaufte. Mittlerweile wurde es sogar in mehrere Sprachen übersetzt.
Der Zauber des Analogen
Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse spielt jeder Dritte in Deutschland ab und zu Gesellschaftsspiele. Jeder Achtzehnte sogar häufig. Ein Trend, der nicht abebbt. Dass es kein Nischenhobby ist, zeigt auch die SPIEL in Essen. Die größte Brettspielmesse der Welt, erzielte 2025 erneut einen Rekord und zog etwa 220.000 Besucherinnen und Besucher an.
5 Euro pro Jahr
Deutschland ist nicht nur einer der wichtigsten Absatzmärkte, sondern auch eine wichtige Ideenschmiede der Branche. Mit Brettspielen werden in Deutschland knapp 400 Millionen Euro jährlich umgesetzt, wie Daten von Statista zeigen. Jeder Mensch in Deutschland gibt also im Durchschnitt knapp 5 Euro pro Jahr für das Vergnügen aus, Tendenz steigend.
Große Namen wie Ravensburger oder Kosmos exportieren längst weltweit. Das Familienunternehmen Ravensburger etwa machte 2024 rund 790 Millionen Euro Umsatz, etwa drei Viertel davon im Ausland.
Gespielt wird dabei nicht nur zu Hause: Spielecafés gibt es in vielen Städten. Sie sind Treffpunkte für Taktiker, Gelegenheitsspieler und Neulinge, die neue Titel ausprobieren möchten, bevor sie sie kaufen. Hier gilt: spielen, lachen, Latte trinken.
Neue Kategorien
Gesellschaftsspiele sind heute so vielfältig wie nie. Unter dem Oberbegriff versammeln sich Brett-, Karten-, Würfel-, Memo-, Lege-, Geschicklichkeits-, Aktions-, Krimi-Rollen- und Partyspiele. Manche Spiele begründen eine ganz neue Kategorie so wie die Escape-Spiele. Immer beliebter werden kooperative Spiele, bei denen alle gemeinsam nach einem Ziel streben.
Auch vergleichsweise neu sind sogenannte „Legacy-Spiele“. Sie verändern sich mit jeder Partie. Karten werden beschriftet, Aufkleber aufgebracht, Spielfelder angepasst. So wird aus einem Spiel ein fortlaufendes Erlebnis, fast wie eine Serie, bei der sich die Handlung mit jeder Episode weiterentwickelt.
Analog plus digital
Aber auch die Verknüpfung zu den digitalen Welten sorgt für Bestseller. Zu diesen Hybridspielen gehört beispielsweise Hitster, bei dem Karten mit dem Smartphone gescannt werden, um Lieder abzuspielen. Das Autorenteam finanzierte sich zunächst über Crowdfunding. Nun ist es ein Welterfolg mit vielen verschiedenen Erweiterungen.
Was kostet der Spaß?
Wer heute ein neues Spiel kauft, zahlt im Schnitt zwischen 15 und 40 Euro für ein gutes Familienspiel. Anspruchsvollere Strategiespiele liegen meist zwischen 40 und 80 Euro – dafür bieten sie oft Dutzende Stunden Spielzeit. Rechnet man den Preis auf die gemeinsam verbrachte Zeit herunter, ist das Hobby erstaunlich günstig.
Für aufwendigere Spiele wie Warhammer geben Fans aber auch gerne viele Hundert Euro aus. Kommt der Sammelaspekt wie bei Pokèmon-Karten hinzu, können einzelne Spielkarten mehr als 1.000 Euro wert sein.
Mehr als ein Spiel
Der Wiederverkaufswert der meisten Spiele übertrifft allerdings eher selten den Originalpreis. Nur wenige und sehr gut erhaltene Sammlerstücke bringen mehr als 100 Euro ein. Dennoch: Wer auf dem Dachboden alte Kartons entdeckt, sollte sie also nicht vorschnell entsorgen. Ein Blick in Auktionsarchive oder der Gang zu einem Antiquariat kann sich lohnen.
Von unschätzbarem Wert sind hingegen die vielen Stunden, die Sie über Spielen knobelnd mit Freunden, Familien und manchmal auch zunächst Fremden verbringen.
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Geschrieben von
Matthias Hiller
Stand: 24.11.2025


