
Frankreichs gescheitertes Misstrauensvotum hat das Land in eine Regierungskrise gestürzt. Nach dem Rücktritt von Premier François Bayrou und angesichts einer Streikwelle steht die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas vor riesigen Herausforderungen. Dabei erschwert die politische Blockade dringend nötige Sparmaßnahmen in einem Land mit Schulden, die etwa 114 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. Präsident Macron hat inzwischen den ehemaligen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister ernannt. Er versucht jetzt, das politisch gespaltene Land zu stabilisieren und einen Kompromiss für den dringend benötigten Sparhaushalt zu finden.
Doch die Lage bleibt äußerst angespannt: Landesweite Proteste richten sich gegen die Sparpläne und den Umgang Macrons mit der Regierungskrise. Unter dem Motto „Bloquons tout“ („Lasst uns alles blockieren“) wollen verschiedene linke Gruppen, die Gewerkschaften, Gelbwesten und andere Netzwerke durch Demonstrationen und Blockadeaktionen das Land lahmlegen. Die Behörden warnen vor möglichen Sabotageaktionen und rechnen mit einer Eskalation in den kommenden Tagen.
Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater ordnet die Lage in Frankreich sowie die Auswirkungen auf Deutschland und Europa ein. Zugleich schaut er darauf, was das Ganze für Privatanlegerinnen und -anleger heißt.

3 Fragen zu Geld an
Dr. Ulrich Kater
Herr Dr. Kater, Frankreich steht politisch und finanziell am Rand einer Staatskrise. Was muss passieren, damit kein Dominoeffekt bei uns und in anderen europäischen Ländern entsteht?
Frankreich muss wieder politisch handlungsfähig werden. Leider kann das eine Weile dauern. Entweder hangelt man sich bis zu den nächsten turnusgemäßen Wahlen durch. Das sind die Präsidentschaftswahlen in 2027, oder es wird vorgezogen gewählt. Dieser Spielraum ist wohl von den Kapitalmärkten gerade noch akzeptabel. Danach muss allerdings ein verlässlicher Kurs eingeschlagen werden. Lange machen die Märkte das nicht mit.
Wie wahrscheinlich ist eine neue Eurokrise infolge der politischen und wirtschaftlichen Instabilität in Frankreich?
Das Thema zu hoher Verschuldung und zu hoher laufender Defizite wird bleiben und dürfte die Nervosität an den Anleihemärkten hochhalten. Die Gefahr eines Übergreifens auf den französischen Bankensektor ist aber aktuell als sehr gering einzuschätzen. Die jetzige Situation in Frankreich löst auch keine neue Debatte über einen „Frexit“ oder eine Eurokrise aus.
Worauf sollten Privatanlegerinnen und -anleger achten?
Das ist eine politische Krise, keine Kapitalmarktkrise. Bislang haben Aktien- und Rentenmärkte kaum reagiert auf die Entwicklungen im französischen Parlament. Problematisch würde es bei politischen Plänen zum Austritt aus dem Euro. Davon sind selbst die Nationalisten mittlerweile abgerückt. Insofern ist keine Neuausrichtung der Anlagestrategie notwendig.
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Stand: 11.09.2025
