
Durch die Eskalation im Nahen Osten sind private Haushalte und Unternehmen auch in Deutschland von steigenden Energiepreisen und wirtschaftlicher Unsicherheit betroffen. Bislang sind die Auswirkungen noch überschaubar.
Halten die Eskalationen weiter an, sollten Unternehmen sich auf höhere Betriebskosten, gestörte Lieferketten und wachsende Planungsunsicherheit einstellen. Sie können aber durch gezieltes Kostenmanagement und Diversifikation gegensteuern.
Anlegerinnen und Anleger sollten besonnen bleiben, eventuell ihre Portfolios diversifizieren und langfristig orientiert investieren. So können sie Risiken begrenzen und Chancen nutzen.
Der Nahe Osten: eine Region, viele Spannungen
Seit einigen Tagen eskaliert der Konflikt zwischen Israel und Iran dramatisch: Beide Seiten führen massive Luftangriffe und Raketenattacken auf strategische und zivile Ziele durch. Dazu gehören auch die iranische Hauptstadt Teheran und israelische Städte wie Tel Aviv, mit zahlreichen Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Israel hat gezielt iranische Atomanlagen und militärische Infrastruktur angegriffen. Das erhöht das Risiko einer weiteren Eskalation und möglicher radioaktiver Zwischenfälle.
Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten befindet sich zum Teil auf der Flucht, da die Gefahr großflächiger Zerstörung und weiterer ziviler Opfer besteht. Ein Atomkrieg gilt derzeit als sehr unwahrscheinlich, auch wenn die Angriffe auf Nuklearanlagen das Risiko einer unkontrollierten Eskalation erhöhen. Die internationale Gemeinschaft drängt auf Deeskalation, doch die Gefahr weiterer Vergeltungsschläge und einer Ausweitung des Krieges bleibt vorerst hoch.
Besonders im Fokus steht die Straße von Hormus, eine der wichtigsten Transportwege für Öl und Gas weltweit. Rund ein Fünftel des globalen Ölhandels wird durch diese Meerenge transportiert. Angriffe auf Raffinerien oder eine Blockade durch Kriegsschiffe sind nicht mehr nur Szenarien, sondern reale Möglichkeiten. Sollte es tatsächlich dazu oder zu weiteren Angriffen kommen, könnten die Folgen für die Energieversorgung und die Preise weltweit deutlich größer sein.
Aber: Der aktuelle Anteil des Irans an der globalen Ölproduktion beziehungsweise -versorgung liegt bei etwa 3 bis 4 Prozent. Im Jahr 2024/2025 produzierte der Iran laut Schätzungen der OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries; Organisation Erdöl exportierender Länder) rund 3,3 Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Die weltweite tägliche Produktion liegt bei etwa 100 Millionen Barrel. Damit entfallen lediglich etwa 3,3 Prozent der globalen Förderung auf den Iran.

Kraftstoff bisher kaum im Preis gestiegen
Auch die Kapitalmärkte reagieren mit Nervosität: Der Rohölpreis der Sorte Brent ist innerhalb weniger Tage um mehr als 10 Prozent gestiegen. Allerdings ist der Preis damit noch fernab von kritischen Werten, da Öl in den vergangenen Monaten deutlich billiger wurde. Aktuell liegt das Preisniveau auf dem Niveau von Februar dieses Jahres.
Die Preise für Benzin und Diesel waren in den vergangenen Tagen kurz gestiegen, dann ließen sie wieder nach. Aktuell sind sie nur wenige Cent teurer als vor einer Woche.
Auch Heizöl kostet aktuell rund 10 Prozent mehr als vor Ausbruch der Kampfhandlungen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass der Preis nun auf diesem Niveau bleibt. Aber das setzt voraus, dass es zu keinen weiteren Eskalationen kommt.
Private Haushalte: So wirken sich steigende Energiepreise auf Ihren Alltag aus
Die Eskalation im Nahen Osten trifft private Haushalte vor allem auf ihren Bankkonten. Die Preise für Benzin und Diesel sind in den vergangenen Tagen zunächst deutlich gestiegen. Dann ließen sie wieder nach und sind aktuell 1 bis 2 Prozent teurer als vor einer Woche. Allerdings sind laut einer Statistikplattform für Benzinpreise tägliche Schwankungen von bis zu 14 Preisänderungen möglich.
Warum steigen die Preise?
Öl ist ein global gehandelter Rohstoff. Wenn die Versorgung unsicher wird, steigt die Nachfrage nach verfügbaren Beständen. Das heißt, die Preise ziehen an. Sollte es tatsächlich zu einer Blockade der Straße von Hormus kommen, befürchten Händlerinnen und Händler Versorgungsengpässe. Das würde die Preise spürbar anziehen lassen. Aktuell gibt es dafür aber keine Anzeichen.
Was bedeutet das für Sie?
- Tanken könnte teurer werden: Die Preise an der Zapfsäule ziehen möglicherweise stärker an. Wer in den kommenden Wochen viel unterwegs ist, sollte auf steigende Kosten achten.
- Heizen wird teurer: Heizöl ist deutlich teurer geworden. Wenn Sie jetzt Ihren Vorrat für die kältere Jahreszeit kaufen, kann das die Haushaltskasse zusätzlich belasten.
- Weitere Preissteigerungen möglich: Die Energiepreise beeinflussen auch die Preise vieler anderer Produkte, etwa Lebensmittel oder Transportdienstleistungen. Das kann die Inflation weiter anheizen und Ihre Kaufkraft schmälern.
Wie können Sie reagieren?
- Sparen beim Energieverbrauch: Aufgrund der sommerlichen Temperaturen ist der Verbrauch aktuell ohnehin geringer. Aber generell helfen simple Maßnahmen wie das Absenken der Raumtemperatur, das Abdichten von Fenstern beziehungsweise kontrolliertes Lüften sowie der bewusste Umgang mit Strom, um Kosten zu senken.
- Heizöl zum richtigen Zeitpunkt kaufen: Wer größere Mengen Heizöl benötigt, sollte den Markt beobachten – aber auch nicht in Panik verfallen und überstürzt kaufen.
- Haushaltsbudget prüfen: Sollten die Kosten weiter steigen, empfiehlt sich zu prüfen, wo Sie kurzfristig sparen können, um höhere Energiekosten auszugleichen.
Unternehmen: Herausforderungen durch steigende Kosten und Lieferketten-Risiken
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen sind steigende Energie- und Rohstoffpreise eine zusätzliche Belastung. Viele Betriebe arbeiten mit engen Margen, und höhere Kosten können schnell die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Halten die Angriffe an, könnten die Reedereien dazu gezwungen sein, die üblichen Transportwege zu meiden und stattdessen längere Wege zu nehmen. Dies verlängert Transportzeiten, reduziert die Frachtkapazitäten (um bis zu 15 bis 20 Prozent) und erhöht die Transportkosten deutlich.
Was sind aktuell die größten Risiken?
- Steigende Betriebskosten: Energie, Rohstoffe und Transport werden teurer. Das belastet die Gewinnspannen.
- Lieferkettenprobleme: Die Unsicherheit im Nahen Osten kann Lieferketten stören. Verzögerungen, höhere Frachtraten oder Ausfälle bei Vorprodukten sind möglich.
- Planungsunsicherheit: Investitionen und Preisgestaltung werden schwieriger, weil die Kosten schwer kalkulierbar sind und die Nachfrage schwanken kann.
Wie kann Ihr Unternehmen reagieren?
- Kostenmanagement intensivieren: Überprüfen Sie Ihre Kostenstruktur genau und identifizieren Sie Einsparpotenziale.
- Lieferanten diversifizieren: Wo möglich, sollten alternative Lieferanten geprüft werden, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
- Energiekosten absichern: Langfristige Verträge oder Finanzinstrumente können helfen, Preisschwankungen abzufedern.
- Kommunikation stärken: Offene Gespräche mit Kunden und Mitarbeitenden schaffen Verständnis für notwendige Anpassungen.
Private Geldanlage: Risiken im Blick behalten – Ruhe bewahren
Die Eskalation im Nahen Osten sorgt auch an den Finanzmärkten für Unruhe. Die Kurse schwanken, viele Anlegende suchen Sicherheit in klassischen „Hafen“-Investments wie Gold oder Staatsanleihen. Gleichzeitig profitieren bestimmte Branchen von der Krise.
Welche Auswirkungen hat die Krise auf Ihr Depot?
- Volatilität steigt: Die Unsicherheit hat bislang zumindest zeitweise zu starken Kursschwankungen geführt. Der wichtigste deutsche Aktienindex Dax hat seit dem Beginn der Eskalation etwa 4 Prozent verloren, während der Dow Jones nach einer kurzen Schwächephase wieder auf Vorkrisenniveau notiert und praktisch keinen nachhaltigen Verlust aufweist. Generell können Aktien (unerwartet) schnell steigen oder fallen.
- Rohstoff- und Sicherheitsfonds profitieren: Aktiv und passiv gemanagte Fonds wie etwa ETFs (Exchange Traded Funds; deutsch: börsengehandelte Indexfonds), die in Energie, Rohstoffe, Sicherheit oder Verteidigung investieren, verzeichnen oft Kursgewinne. Doch Vorsicht: Die Bewertungen sind aktuell ohnehin hoch, und die Volatilität ist groß.
- Inflations- und Zinsrisiken: Steigende Energiepreise könnten die Inflation wieder anheizen. Als Folge könnten die Notenbanken die Zinsen wieder erhöhen, was sich negativ auf Anleihen und Immobilien sowie Kredite auswirken kann.
Wie sollten Sie als Anlegerin oder Anleger jetzt vorgehen?
- Portfolio checken: Prüfen Sie, ob Ihre Geldanlage ausreichend diversifiziert (gestreut) ist. Setzen Sie nicht zu stark auf einzelne Branchen oder Länder.
- Risiko steuern: Überlegen Sie, wie viel Schwankungen Sie verkraften können, und passen Sie Ihre Anlagestrategie gegebenenfalls an.
- Langfristig denken: Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Marktbewegungen zu überstürzten Verkäufen verleiten.
- Professionelle Beratung nutzen: Wer unsicher ist, sollte sich unterstützen lassen. Die Expertinnen und von Experten der Sparkassen-Finanzgruppe stehen Ihnen gerne zur Verfügung.
Darum sollten Sie jetzt einen kühlen Kopf bewahren
Die Lage im Nahen Osten zeigt, wie verletzlich unsere global vernetzte Wirtschaft ist – und wie schnell sich geopolitische Spannungen auf private Haushalte und Unternehmen auswirken können. Höhere Energiepreise, Lieferkettenprobleme und volatile Finanzmärkte fordern klare Entscheidungen.
Daher ist es jetzt umso wichtiger, Ruhe zu bewahren, sich regelmäßig zu informieren und gegebenenfalls die Finanzstrategie anzupassen. So können Sie Risiken minimieren. Ob beim Energiesparen, im Kostenmanagement oder in der Geldanlage – vorausschauendes Handeln ist der beste Schutz bei Unsicherheit.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage in Nahost
Besonders betroffen sind Aktienmärkte, Rohstoffe, Energie- und Transportunternehmen. Rohstoff- und Sicherheitsfonds gelten in Krisenzeiten oft als stabilisierend. Allerdings sind die Bewertungen dort zum Teil bereits hoch. Wenn Sie dort neu einsteigen, sollten Sie sich bewusst sein, dass auch solche Investments schwanken können.
Steigende Energiepreise könnten die Inflation anheizen. Das würde die Notenbanken in Zugzwang bringen. Noch sind keine Zinsschritte angekündigt. Aber falls die Lage anhält, könnten die Zinsen erneut steigen. Das wäre von Vorteil für Sparguthaben (zum Beispiel beim Tagesgeld), aber schlecht für Kredite oder Immobilienkäufe. Es lohnt sich also, beides im Blick zu behalten.
Überprüfen Sie Ihre Fixkosten. Das betrifft insbesondere Energieausgaben. Achten Sie beim Tanken und Heizen auf Preisentwicklungen, ohne sich von kurzfristigen Schwankungen verrückt machen zu lassen. In der Geldanlage gilt: Diversifizieren, Risiken streuen, keine Übergewichtung in Einzelbranchen. Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie sich professionelle Unterstützung bei Ihrer Sparkasse oder Bank holen.
Das hängt von Ihrer Risikoaffinität ab. Wenn Sie unsicher oder ängstlich sind, können Sie einen Teil in defensive Anlagen umschichten. Das sind vor allem Investitionen, die sich durch eine besonders hohe Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen auszeichnen. Wichtig ist, dass Sie eine Strategie haben, die zu Ihnen passt, und sich nicht von kurzfristigen Emotionen leiten lassen. Bei Ihrer Sparkasse vor Ort können Sie sich jederzeit beraten lassen.
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Stand: 18. Juni 2025
