Der neue Code im Klassenzimmer
Mit einem Minicomputer lernen schon Grundschüler das Einmaleins der digitalen Welt
Die kleine Platine in Form eines Seesterns lässt sich als Fernbedienung nutzen, sie kann Temperatur messen oder als digitaler Würfel Zahlen anzeigen. Vorausgesetzt, die Schüler haben sie richtig programmiert. Wie die Stiftung Zukunft Schulen bei der Digitalisierung hilft, erzählt Projektleiterin Marika Hahn von der Sparkasse UnnaKamen im Interview.

Frau Hahn, Sie haben mehr als 30 Schulen im Geschäftsgebiet der Sparkasse UnnaKamen jeweils mit einem Klassensatz Minicomputer ausgestattet. Warum finanzieren Sie ein solches Projekt?

Marika Hahn: Als Stiftung Zukunft fördern wir zukunftsträchtige Themen, und digitale Bildung in den Schulen gehört unbedingt dazu. Die Corona-Krise hat deutlich gemacht wie sehr die deutschen Schulen bei IT-Ausstattung und Digitalisierung hinterherhinken.
Schon 2018, also lange vor der Krise, haben wir nach einem förderfähigen Projekt gesucht, das Schülern einen spielerischen Zugang zur digitalen Technik ermöglicht, ohne Spezialkenntnisse bei den Lehrern vorauszusetzen. So sind wir auf den handtellergroßen Computer namens Calliope mini gestoßen.
Wer hat diesen Computer entwickelt?
Die gemeinnützige Organisation Calliope gGmbH aus Berlin. Sie kooperiert mit dem Cornelsen Verlag, wo Schulen Klassensätze bestellen können. Das Fraunhofer Institut schult in Zusammenarbeit mit der Calliope GmbH die Lehrer für den Einsatz des Minicomputers im Unterricht. Wir als Stiftung übernehmen die Anschaffungskosten der Technik für interessierte Schulen in unserem Geschäftsgebiet.
Den Calliope mini können Eltern übrigens auch für zu Hause kaufen und zusammen mit ihren Kindern ausprobieren. Der kostet weniger als 40 Euro. Zum Programmieren braucht man zusätzlich Smartphone, Tablet oder PC.
Ab welcher Klassenstufe lernen die Schüler das Programmieren?

Die meisten Grundschulen starten in der dritten oder vierten Klasse. Hilfreich ist, wenn die Kinder schon lesen können. Aber auch weiterführende Schulen setzen den Computer ein. Zehntklässler programmieren damit komplexere Algorithmen.
Was programmieren die Jüngeren?
Die Möglichkeiten sind endlos: Man kann auf der Leiterplatine Texte, Zahlen oder Smileys anzeigen lassen, den Calliope mit den entsprechenden Programmierbefehlen als Stoppuhr nutzen oder eine Ampelschaltung simulieren. Er lässt sich auch im Fachunterricht einsetzen, mit dem Temperatursensor zum Beispiel im Biologieunterricht. Es gibt Sensoren für Licht und Bewegung, dazu ein Mikrofon und Lautsprecher.
Den Kindern macht das Programmieren großen Spaß, weil sie sich ausprobieren können und schnell Erfolgserlebnisse haben.

investierten die Sparkassen 2019 in Bildung, Ausbildung und Wirtschaft.
Und wie kommen die Lehrer damit zurecht?
Sie erhalten zu Beginn eine Schulung. Und dann geht es auch für sie ans Experimentieren. Man gibt sich keine Blöße, wenn man den Kindern sagt, dass man sich die Lösung zusammen erarbeiten muss. Wenn etwas nicht funktioniert, sucht man gemeinsam nach dem Fehler im Code.
In jedem Kollegium gibt es Lehrer, die bei so einem Projekt ohne Scheu vorangehen, und andere, die erst einmal abwarten.
Die Schüler sind ohnehin schnell begeistert. In einem anderen von uns geförderten Digitalisierungsprojekt haben Schüler aus höheren Jahrgängen gezeigt, wie sich neue Technologien in der Corona-Krise sinnstiftend einsetzen lassen.
Erzählen Sie!
Im vergangenen Sommer haben wir einige Schulen mit 3-D-Druckern ausgestattet. Auch hier war das Ziel, junge Menschen an digitale Techniken heranzuführen.
Als es an Schutzausrüstung für Ärzte und Apotheker mangelte, stellte der Computerclub „UnHackbar“ gemeinsam mit den Schülern Stirnbügel her. Die durchsichtigen Kunststoffscheiben wurden mit Lasercuttern zurechtgeschnitten und die Stirnbügel mit Hilfe der 3-D-Drucker ausgedruckt und angebracht. Die Anleitung dafür gab es im Internet. Eine super Sache! Wir haben uns sehr gefreut, dass unsere Förderung solche Früchte trägt.
Stiftung Zukunft

Die Stiftung Zukunft fördert seit 1999 Projekte, die die Zukunftsfähigkeit der Region um Unna und Kamen (Nordrhein-Westfalen) stärken. Schwerpunkte in der Stiftungsarbeit sind Projekte, die sich mit dem demografischen Wandel und dem Übergang von der Schule in den Beruf befassen. Trägerin der Stiftung Zukunft ist die Sparkasse UnnaKamen.