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Mädchen am Tisch in Klassenraum

So viel kostet eine Privatschule   

Bildung gegen Geld
Privatschulen gelten oft als teure Alternative zu staatlichen Schulen. Doch wie hoch sind die Kosten wirklich, und gibt es finanzielle Unterstützung? Wir beleuchten Gebühren, Stipendien und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Fast jedes zehnte Schulkind besucht eine Privatschule, Tendenz steigend.

  • Das monatliche Schulgeld beträgt in der Regel zwischen 200 und 1.500 Euro. Manche Schulen in freier Trägerschaft erheben einen festen Satz, andere einen prozentualen Anteil vom Einkommen der Eltern.

  • Stipendien und Sozialtarife können die Kosten jedoch senken. Privatschulen müssen gemeinnützig sein, daher dürfen sie Kinder nicht aufgrund des Einkommens der Eltern ausschließen.

Wachsender Anteil der Privatschulen

Die Zahl der Privatschulen in Deutschland hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Gab es im Schuljahr 2013/14 noch rund 3.500 Privatschulen, so waren es 2023/24 bereits rund 3.800 – ein Zuwachs von knapp 8 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der öffentlichen Schulen um 4 Prozent ab. Das zeigt, dass Privatschulen eine immer wichtigere Rolle im Bildungssystem einnehmen.

Auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die Privatschulen besuchen, wächst: Er lag im Schuljahr 2013/14 bei rund 8,7 Prozent und stieg 2023/24 auf 9,1 Prozent. Allerdings ist der Zuwachs weniger stark als bei der Anzahl der Schulen, was auf kleinere Klassengrößen und weniger Schulkinder pro Schule hinweist. Das lässt sich aus Daten des Statistischen Bundesamtes  berechnen.

Privatschulen haben im Durchschnitt etwa 211 Schüler und Schülerinnen pro Schule, während öffentliche Schulen auf etwa 276 Schüler pro Einrichtung kommen. Wenn man die Zahl aller Schulkinder eines Schultyps durch die Anzahl der Klassen teilt, ergibt sich: In Privatschulen lernen 22 Schülerinnen und Schüler pro Klasse, in öffentlichen Schulen 26.

Darum sind Privatschulen beliebt

Die kleinere Schul- und Klassengröße dürfte einer der Gründe sein, warum Eltern oder Erziehungsberechtigte ihr Kind an einer Privatschule anmelden. Sie versprechen sich dadurch eine individuellere Förderung.

Ein weiterer Grund für die Attraktivität von Privatschulen ist ihr Ruf. Viele Eltern verbinden mit privaten Bildungseinrichtungen ein höheres akademisches Niveau, innovativere Lernmethoden und bessere Zukunftschancen für ihre Kinder. Zusätzlich bieten Privatschulen häufig besondere pädagogische Konzepte an, etwa eine stärkere Förderung von Fremdsprachen, musischen Fächern oder sozialem Lernen. Diese Spezialisierungen tragen dazu bei, dass Eltern gezielt eine Schule auswählen können, die den Interessen und Fähigkeiten ihres Kindes entspricht.

Auch das soziale Umfeld spielt eine Rolle: Privatschulen werben häufig damit, Werte wie Respekt, Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist stärker in den Fokus zu rücken. Diese Aspekte sprechen insbesondere Eltern an, die eine umfassende Bildung für ihre Kinder anstreben – nicht nur akademische Leistungen, sondern auch in der Persönlichkeitsentwicklung.

Im Osten und Süden besonders verbreitet

Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass in den östlichen Bundesländern überdurchschnittlich viele Kinder Privatschulen besuchen. In weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen, Saarland und Rheinland-Pfalz sind Privatschulen die große Ausnahme. Der Grund: In diesen Bundesländern ist es aufgrund der gesetzlichen Vorgaben sehr schwierig, Schuldgeld zu erheben. Privatschulen müssen sich dort im Wesentlichen über staatliche Zuschüsse sowie über das Geld der Träger (wie Kirchen) finanzieren.

Die Städte und Landkreise mit den höchsten Anteilen sind Schwerin, Oder-Spree im Osten Brandenburgs, das bayerische Dachau und Zwickau.

Bei den Zahlen ist zu beachten, dass sie nur Schulkinder erfassen, deren Eltern oder Erziehungsberechtigte die Kosten in der Steuererklärung angegeben haben. Wer keine Steuererklärung macht oder aufgrund finanzieller Förderung kein Schulgeld bezahlen muss, taucht nicht in dieser Statistik auf.

Welche Arten von Privatschulen gibt es in Deutschland?

Privatschulen in Deutschland sind vielfältig und richten sich an unterschiedliche Zielgruppen und pädagogische Bedürfnisse. Grundsätzlich lassen sie sich in zwei Hauptgruppen einteilen:

Allgemeinbildende Privatschulen

Diese Schulen bieten eine klassische schulische Ausbildung an, die auf staatlichen Lehrplänen basiert, aber oft durch eigene Konzepte ergänzt wird. Zu den bekanntesten gehören:

  • Waldorfschulen: Hier steht die ganzheitliche Entwicklung der Schüler und Schülerinnen im Vordergrund, mit einem Schwerpunkt auf kreativen und praktischen Tätigkeiten.
  • Montessori-Schulen: Diese Schulen setzen auf individuelle Förderung und selbstbestimmtes Lernen.
  • Religiöse Schulen: Sie orientieren sich an christlichen, jüdischen oder muslimischen Werten und legen besonderen Wert auf ethisch-moralische Bildung. Die katholischen und evangelischen Kirchen unterhalten rund ein Drittel aller Privatschulen in Deutschland.

Auch Sportschulen können Privatschulen sein. Es hängt davon ab, ob die Schule privat organisiert ist und wie ihre Finanzierung strukturiert ist. Wenn eine Sportschule Schulgeld erhebt und privatwirtschaftlich organisiert ist, gilt sie als Privatschule. Ansonsten bleibt sie Teil des öffentlichen Schulsystems. So gibt es Sportschulen als staatliche Schulen mit sportlichem Schwerpunkt, privat geführte Sportschulen und Eliteschulen des Sports.

Berufliche Privatschulen

Diese Schulen bieten Bildungsgänge im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung an, beispielsweise Fachschulen für Wirtschaft, Technik oder Gesundheit. Hier können Schülerinnen und Schüler Abschlüsse erwerben, die auf eine spezifische Karriere vorbereiten.

Unterschieden werden „staatlich anerkannte“ und „genehmigte“ Privatschulen. An „genehmigten“ Privatschulen, wie etwa den meisten Waldorfschulen, müssen die Schülerinnen und Schüler die Abschlussprüfungen extern absolvieren. In einer „staatlich anerkannten“ Privatschule können die Schüler und Schülerinnen Abitur und mittlere Reife direkt ablegen.

Voraussetzungen für den Besuch

Der Zugang zu Privatschulen ist je nach Schulform unterschiedlich. Viele Schulen haben ein eigenes Aufnahmeverfahren, das über die üblichen Schulnoten hinausgeht. Typische Voraussetzungen sind:

  • Ein persönliches Gespräch mit dem Kind und den Eltern oder Erziehungsberechtigten.
  • Ein Probetag oder eine Probewoche, um die Eignung für die Schulphilosophie zu prüfen.
  • Motivation und Engagement der Schüler, da viele Privatschulen zusätzlich zum regulären Unterricht auf Projektarbeit, außerschulische Aktivitäten oder spezifische Lernprogramme setzen.

Auch wenn die Aufnahmekriterien individuell sind, betonen viele Privatschulen, dass sie unabhängig vom sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund der Familien zugänglich sein wollen. Hier greifen oft Stipendien und Förderprogramme.

Was kostet eine Privatschule?

Die Kosten für den Besuch einer Privatschule können stark variieren und hängen von mehreren Faktoren ab. Grundsätzlich wird das Schulgeld von den Schulen selbst festgelegt, oft basierend auf der Ausrichtung der Schule, den angebotenen Leistungen und den wirtschaftlichen Gegebenheiten der Region.

Einige Privatschulen legen feste Schulgeldbeträge fest, andere erheben einen prozentualen Anteil des Einkommens. Feste Sätze liegen in der Regel bei mehreren hundert Euro pro Monat. Prozentual ist ein Beitrag von 2 bis 5 Prozent des Einkommens realistisch. Zum Schulgeld können noch Betreuungskosten für die Ganztagsschule hinzukommen.

Beispielrechnung: Wenn das Schulgeld 200 Euro monatlich beträgt, kostet der Schulbesuch auf der Privatschule 2.400 Euro pro Schuljahr. Bis zur vierten Klasse sind das 9.600 Euro, bis zur zehnten 24.000 Euro. Bis zum Abitur mit 13 Jahren müssten Sie für das vereinfachte Beispiel mit 31.200 Euro rechnen.

Größtenteils staatlich finanziert

Privatschulen müssen in Deutschland gemeinnützig sein und für die Allgemeinheit offenstehen. Einem Urteil des Bundesfinanzhof zufolge dürfen Privatschulen die Kinder nicht danach auswählen, wie viel Geld ihre Eltern haben. Daher muss eine Privatschule ausreichend Stipendien oder Sozialtarife anbieten.

Das Schulgeld ist für die Privatschulen meist auch nur ein Teil der Einnahmen. In der Regel werden sie wesentlich durch staatliche Mittel finanziert. Je nach Bundesland und Schulform sind die Zuschüsse, die ein Bundesland je Kind an die Privatschule überweist, halb so hoch bis genauso hoch wie die Kosten für ein Schulkind auf einer öffentlichen Schule. Das hat das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung berechnet.

Schulgeld nach Region

Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, wie hoch das Schulgeld ist. Die Daten basieren auf den Steuererklärungen und den darin angegebenen Bildungsausgaben. Das Schulgeld variiert dabei deutlich zwischen den Landkreisen. So liegt das Schulgeld in manchen Regionen unter 400 Euro pro Jahr, während es in anderen Kreisen bis zu 7.700 Euro erreicht. Besonders in städtischen und wirtschaftsstarken Regionen ist das Schulgeld tendenziell höher, da dort auch die Nachfrage nach privaten Bildungsangeboten größer ist.

Unterschiede zwischen den Schulen

Auch die Art der Schule beeinflusst die Kosten. Religiöse Schulen erheben oft geringere Beiträge, da sie teilweise durch die jeweilige Kirche mitfinanziert werden. Waldorf- und Montessori-Schulen liegen im mittleren Preissegment, während internationale Schulen mit bilingualen Angeboten und umfangreicher Betreuung häufig die höchsten Gebühren verlangen.

Steuerliche Absetzbarkeit

Interessant ist der Steueraspekt. Bis zu 30 Prozent des Schulgeldes (maximal 5.000 Euro pro Jahr) können steuerlich geltend gemacht werden, sofern die Schule keine rein berufliche Ausbildung bietet. Dies reduziert die finanzielle Belastung erheblich und macht private Bildungseinrichtungen für viele Familien attraktiver.

Welche finanzielle Unterstützung gibt es?

Der Besuch einer Privatschule ist keineswegs nur Familien mit hohem Einkommen vorbehalten. Es gibt verschiedene Formen der finanziellen Unterstützung, die einkommensschwächeren Familien den Zugang erleichtern können. Viele Familien wissen jedoch nicht, dass auch sie Anspruch auf eine Förderung haben könnten.

Stipendien

Ein Großteil der Privatschulen bietet Stipendien an, um besonders talentierte oder motivierte Schulkinder unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Eltern zu fördern. Diese Stipendien können das gesamte Schulgeld oder einen Teil davon abdecken. Häufig werden Kriterien wie schulische Leistungen, soziales Engagement oder besondere Begabungen bei der Auswahl berücksichtigt.

Zusätzlich existieren überregionale Stipendienprogramme, die sich auf den Zugang zu Privatschulen spezialisiert haben. Diese Programme richten sich vor allem an Familien, die zwar keine hohen Einkommen erzielen, aber besonderen Wert auf die Ausbildung legen.

Sozialfonds der Schulen

Viele Privatschulen verfügen über eigene Sozialfonds, aus denen Familien in finanziellen Notlagen unterstützt werden können. Diese Fonds werden durch Spenden, Zuschüsse oder Überschüsse aus dem Schulbetrieb finanziert. Oft genügt ein formloser Antrag auf Schulgeldermäßigung.

Förderung durch den Staat

Auch staatliche Fördermittel stehen zur Verfügung. In einigen Bundesländern gibt es Zuschüsse für einkommensschwache Familien, die ihre Kinder auf eine Privatschule schicken möchten. Diese Förderungen variieren jedoch stark zwischen den Bundesländern und sind oft an bestimmte Voraussetzungen wie das Einkommen oder die Anzahl der Kinder in der Familie geknüpft.

Nicht nur für Gutverdienende

Es ist wichtig zu betonen, dass der Besuch einer Privatschule nicht zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden ist. Viele Schulen setzen bewusst auf soziale Durchmischung und bieten flexible Finanzierungsmodelle an. Eltern sollten sich daher frühzeitig bei den Schulen über Fördermöglichkeiten informieren und keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Diese Unterstützungsangebote zeigen, dass Privatschulen auch für Familien mit geringerem Einkommen eine Option sein können.

Fazit: Lohnt sich der Besuch einer Privatschule?

Der Besuch einer Privatschule ist für viele Familien eine bewusste Entscheidung, die mit hohen Erwartungen an die Bildung und Zukunft ihres Kindes verbunden ist. Doch lohnt sich diese Investition wirklich? Die Antwort darauf hängt von vielen individuellen Faktoren ab.

Kein Garant für bessere Bildung

Studien zeigen, dass Privatschulen in Deutschland nicht per se bessere Leistungen bieten als öffentliche Schulen. Vielmehr hängt der Erfolg eines Schülers oder einer Schülerin oft von ihrer Motivation, der Unterstützung der Eltern und der Qualität des Unterrichts ab – unabhängig von der Schulform. Dennoch schätzen viele Eltern die persönliche Betreuung und die besonderen pädagogischen Konzepte der Privatschulen.

Vorteile bei Studienplätzen und Gehalt?

Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Privatschüler bessere Chancen auf Studienplätze in begehrten Fächern oder an renommierten Universitäten haben könnten. Allerdings sind diese Vorteile in Deutschland weniger ausgeprägt als in Ländern wie den USA oder Großbritannien. Auch beim späteren Gehalt lassen sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen Absolventen öffentlicher und privater Schulen feststellen.

Bedürfnisse berücksichtigen

Eine Privatschule kann eine ausgezeichnete Wahl sein, wenn sie zu den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kindes passt und die Familie hinter der Entscheidung steht. Doch sie ist keine zwingende Voraussetzung für einen erfolgreichen Bildungsweg. Informieren Sie sich gut, lernen Sie die Schule und ihr Konzept kennen und wägen Sie die finanziellen Aspekte ehrlich ab.

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