Preise für Gas und Strom steigen weiter

Das müssen Sie jetzt wissen

Vieles ist in den vergangenen Monaten teurer geworden. Das betrifft auch die Entwicklung der Gas- und Strompreise. Was Sie über die Preiserhöhungen wissen müssen und wie Sie sich schützen können, erfahren Sie hier.

Strompreise steigen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Verschiedene Gründe tragen zu den Preiserhöhungen bei – darunter die Corona-Pandemie, die europäischen Treibhausgas-Zertifikate und Verluste bei Spekulationen der Händlerinnen und Händler. Der Streit über die Zertifizierung der Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2 verschärft das Problem zusätzlich.
  • Der Verbraucherschutz kritisiert, dass den privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern alte Verträge gekündigt und neue Verträge teuer aufgetischt werden und fordert von der Politik schnelles Handeln.
  • Sollten Sie eine Preiserhöhung erhalten haben, müssen Sie diese nicht zwangsläufig hinnehmen. Bei einem Anbieterwechsel empfiehlt sich, genau zu vergleichen. Der Abschluss langer Verträge kann für Sie im Hinblick auf Nord Stream 2 und die Reduzierung der EEG-Umlage einen Verlust bedeuten.

Darum sind die Preise so hoch

Nicht nur private Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch Gas- und Stromkonzerne leiden unter der aktuellen Situation. Während langfristige Verträge gekündigt werden und mehrere hunderttausend Haushalte auf die Grundversorgung zurückfallen, müssen mehrere kleine Energieversorger Insolvenz anmelden.

Die Gründe für die Preiserhöhungen sind vielfältig. So nahm die Energienachfrage nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie weltweit wieder zu. Außerdem treiben die europäischen Treibhausgas-Zertifikate für die noch laufenden Braunkohle-Kraftwerke den Strompreis nach oben. Die KWKG-Umlage (Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz), die die Modernisierung und den Aus- sowie Umbau der Kraftwerke fördert, stieg am 1. Januar 2022 zudem von 0,254 ct/kWh (netto) auf 0,378 ct/kWh (netto).

Viele Händlerinnen und Händler haben sich zusätzlich bei Spekulationen verschätzt. Die überraschend niedrigen Preise im Jahr 2020 sorgten dafür, dass viele Anbieterinnen und Anbieter weiterhin mit kurzen Verträgen und niedrigen Preisen rechneten. Dadurch verpassten sie die mittel- und langfristigen Verträge, die auf längere Sicht günstigere Preise garantiert hätten.

Manche Energieanbieter waren dadurch auf Spotmärkte angewiesen und konnten den Preisen dort nicht standhalten. Die Folge: gekündigte Verträge für private Verbraucher und Insolvenzen.

Jedoch liegt es nicht nur an falschen Kalkulationen. Deutschland ging bereits im vergangenen Jahr mit zu niedrigen Gasspeichern in den Winter. Die Kombination aus einer hohen Nachfrage an Flüssiggas in Asien und Lieferschwierigkeiten von Erdgas über die Pipelines in Europa, erhöhte den Preis für Erdgas bereits im Herbst. Die Situation verschärfte sich zudem durch den Streit über die Zertifizierung der Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2. 

Prognosen gestalten sich schwierig

Durch die angekündigte Senkung der EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz) zur Förderung erneuerbarer Energien von 6,5 Cent pro kWh auf 3,7 Cent pro kWh im Januar 2022 sollten private Haushalte eigentlich entlastet werden. Die Ampel plant sogar, die Umlage im kommenden Jahr 2023 ganz abzuschaffen. Die erwartete Entlastung kommt bei den Endkundinnen und Endkunden im Augenblick jedoch nur selten an. Die marktgetriebenen Kostensprünge überwiegen klar. Ob und wie sich das in diesem Jahr verändert, ist unklar.

Vor allem bei der Stromversorgung müssen Sie sich auf preisliche Schwankungen einstellen. Das letzte Atomkraftwerk wird abgeschaltet, der Kohleausstieg soll vorangetrieben werden. Erneuerbare Energien sowie die Energiewende liegen im Fokus der Politik. Zudem ist unklar, wann der Streit um Nord Stream 2 bereinigt ist. Laut Bundesnetzagentur wird keine Entscheidung über die Zertifizierung der Ostsee-Pipeline vor der zweiten Jahreshälfte erwartet. 

Die Politik verspricht Hilfe

Die hohen Strompreise bringen viele private Verbraucherinnen und Verbraucher in eine Notlage – Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger und verschuldete Haushalte sind vom Verlust günstiger Tarife besonders betroffen. Die Politik verspricht deshalb Hilfe.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mahnte beim traditionellen Dreikönigstreffen seiner Partei in Stuttgart, dass kurzfristiger gehandelt werden müsse, um schneller für Unterstützung zu sorgen. Dabei erwähnte er auch das Klimageld, das durch die CO2-Abgaben gesammelt und an bedürftige Haushalte verteilt werden solle. Derzeit prüft die Bundesregierung verschiedene Vorschläge zur Entlastung der Betroffenen. Konkrete Details gibt es noch nicht.

Der Verbraucherschutz schlägt eine Erhöhung des Wohngeldes vor.

Vertrag gekündigt: Diese Möglichkeiten haben Betroffene

Sollten Sie derzeit nach einem günstigeren Stromtarif suchen, eine Preiserhöhung erhalten haben oder von einer Vertragskündigung betroffen sein, gilt vor allem: Vergleichen. Achten Sie darauf, was andere seriöse Händlerinnen und Händler verlangen, und stellen Sie den günstigsten Anbieter dem teuersten gegenüber. Bestenfalls ziehen Sie auch Ihr heimisches Stadtwerk mit ein. Achten Sie auf individuelle Angebote, bevor Sie sich entscheiden.

Wichtig: Lassen Sie sich nicht von verlockenden, aber unseriösen Angeboten blenden. Auch unter den Energiekonzernen gibt es schwarze Schafe.

Vorteilhaft kann es sein, langfristige Verträge erst einmal zu vermeiden. Beim Gas ist es beispielsweise durchaus möglich, dass die Preise nach Bereinigung des Streits um Nord Stream 2 wieder sinken. Gleiches gilt für Strom. Auch wenn die Reduzierung durch die EEG-Umlage derzeit noch nicht bei den privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt, könnte sich dies im Laufe des Jahres ändern. Sollten Sie dann etwa einen Vertrag über 24 Monate haben, bleiben Sie auf den hohen Kosten sitzen.

Der Verbraucherschutz bemängelt vor allem, dass Verträge von den Versorgern einfach gekündigt werden. Dadurch rutschen Kundinnen und Kunden bei neuen Anbietern oft unfreiwillig in teurere Stromtarife. Eine Preiserhöhung, die Sie nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt jedoch nicht akzeptieren müssen. Es könne sogar ein Vertragsbruch seitens des Versorgers vorliegen. Laut Verbraucherschutz haben Kundinnen und Kunden das Recht, den gleichen Preis wie beim ersten Lieferanten zu bezahlen. Der gekündigte Anbieter sei verpflichtet, Schadensersatz zu leisten. 

So können Sie Ihren Stromverbrauch reduzieren

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den tatsächlichen Stromverbrauch im Haushalt zu reduzieren. Dabei muss auch nicht immer renoviert oder Neues angeschafft werden.

Im ersten Schritt ist es sinnvoll, sich den eigenen jährlichen Stromverbrauch bewusst zu machen und nach Stromfallen zu suchen. Der beliebte Stand-by-Modus beispielsweise ist eine davon und sollte vermieden werden. Manche Geräte fressen auch im Ruhezustand einiges an Strom.

Wer beim Kochen die richtige Größe der Herdplatte nutzt, spart ebenso Energie. Wenn der Topf die Platte komplett abschließt, geht kein unnötiger Strom verloren. Gleiches gilt bei Wasser. Kochen Sie nur so viel, wie Sie wirklich benötigen. Dadurch wird das Wasser schneller heiß.

Auch halbgefüllte Waschmaschinen sind Energieschleudern. Stattdessen seltener waschen, die Maschine dafür aber angemessen füllen.

Weitere Tipps und Tricks, um Ihre Energiekosten möglichst gering zu halten, finden Sie hier.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Entwicklung der Strompreise

Eine weitere Preissteigerung ist in diesem Jahr wahrscheinlich. 280 der circa 800 regionalen Versorger kündigten bereits Strompreiserhöhungen von 7,6 Prozent für Januar und Februar 2022 an. Dadurch ergibt sich ein jährlicher Mehrkostenaufwand von 100 Euro für Kundinnen und Kunden.

Wenn sich nichts verändert und die Preise weiter wie bisher steigen, müssen Sie im Jahr 2030 mit einer Strompreisentwicklung von circa 43 Cent pro Kilowattstunde rechnen. Im Vergleich: Im November 2021 zahlte ein Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 3.500 kWh etwa 1.126 Euro Stromkosten. Dies würde sich bei gleichem Verbrauch im Jahr 2030 auf rund 1.518 Euro im Jahr belaufen.

Die Preise auf dem Strommarkt werden sich in diesem Jahr vermutlich erst einmal nur erhöhen. 502 Anbieterinnen und Anbieter haben angekündigt, die Preise 2022 um durchschnittlich 40 Prozent zu erhöhen. 387 Anbieterinnen und Anbieter ziehen sogar ein Plus von 64 Prozent in Erwägung. 260 Grundversorger, ein Drittel insgesamt, führte für Neukundinnen und Neukunden teurere Tarife ein.

Die EEG-Umlage auf den Strompreis sinkt dieses Jahr um knapp 3 Cent pro kWh, im nächsten Jahr soll sie gänzlich entfallen. Wie stark die Auswirkungen auf den Strompreis für Verbraucherinnen und Verbraucher sein und ob die Strompreise wieder sinken werden, ist bisher noch unklar. Derzeit lässt sich keine Entlastung feststellen. 

Derzeit liegt der Strompreis laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bei durchschnittlich 32,16 Cent pro Kilowattstunde. Im Januar 2021 lag der Strompreis bei 31,89 Cent pro Kilowattstunde - 0,3 Prozent teurer als noch 2020 mit 31,81 Cent pro Kilowattstunde.

(Stand: 13.01.2022)


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