
Immer mehr Kinder können nicht sicher schwimmen und Kursplätze sind rar.
Hohe Kosten, geschlossene Bäder und Fachkräftemangel verschärfen die Lage.
Trotzdem haben Familien Handlungsspielraum: Mit guter Planung, gezielter Förderung und kreativen Alternativen lässt sich der Weg zum Schwimmen lernen oft doch noch finden.
Warum Schwimmen lernen so wichtig ist
6 von 10 Kindern im Grundschulalter nicht sicher im Schwimmen – Tendenz steigend, so die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Dabei gehört Schwimmen zu den wichtigsten Grundfertigkeiten im Kindesalter – nicht nur als Freizeitbeschäftigung, sondern als lebenswichtige Fähigkeit. Wer sicher schwimmt, schützt sich selbst und andere. Besonders in einem Land mit unzähligen Badeseen, Flüssen und Küstenkilometern wie Deutschland kann das frühzeitige Erlernen des Schwimmens im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden.
Ebenso wichtig: Schwimmen lernen ist auch Teilhabe: Es ermöglicht Kindern, beim Schulausflug, im Freibad oder im Urlaub unbeschwert mitzumachen. Kinder, die nicht schwimmen können, bleiben oft am Beckenrand zurück.
Der Schwimmunterricht an deutschen Schulen ist zwar formal in vielen Bundesländern Teil des Sportunterrichts – meist in Klasse 3 oder 4 – fällt in der Praxis jedoch oft aus oder wird stark verkürzt: Rund ein Viertel der Grundschulen hat kein erreichbares Schwimmbad, und der Mangel an Fachlehrkräften bremst das Angebot zusätzlich. Experten fordern flächendeckend mehr Wasserzeiten, funktionierende Bäder und geschultes Personal in Schulen, um den Rückgang zu stoppen.
Schwimmen wird zum Luxusgut und zur Geduldsprobe
Ob in Berlin, Bayern oder Sachsen-Anhalt: Einen Platz im Kinderschwimmkurs zu bekommen, wird vielerorts zur Geduldsprobe. Die Nachfrage ist groß, das Angebot knapp und das hat spürbare Folgen.
Hohe Kurskosten
Schwimmkurse kosten derzeit zwischen 80 und 150 Euro pro Kursreihe – je nach Anbieter und Region. Private Schulen liegen teilweise noch höher, teils bei 225 Euro und mehr. Für viele Familien eine echte finanzielle Hürde.

0Euro
kostet im bundesweiten Durchschnitt ein Schwimmkurs pro Kind.
Lange Wartelisten
Viele Eltern und Erziehungsberechtigte melden ihre Kinder bereits im Kleinkindalter an – ohne die Garantie, dass in ein bis zwei Jahren überhaupt ein Kursstart möglich ist.
Bädersterben und marode Infrastruktur
Zahlreiche Schwimmbäder wurden in jüngerer Zeit geschlossen – aus Kostengründen, wegen der Energiepreiskrise oder Sanierungsstaus. Manche Schulen weichen auf Hotelpools oder entfernte Bäder aus, andere können gar keinen Schwimmunterricht mehr anbieten.
Fachkräftemangel
Selbst bei geöffneten Bädern fehlt es oft am Personal. Die Corona-Pandemie hat den Schwimmunterricht stark ausgebremst. Ehrenamtliche Angebote, etwa durch die DLRG, stoßen zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen.
Was Eltern und Erziehungsberechtigte tun können
Schwimmkurse sind knapp, teuer und schnell ausgebucht. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, die eigenen Chancen zu verbessern und Kinder auch außerhalb klassischer Kurse ans Wasser zu gewöhnen. Entscheidend sind gute Planung, Geduld und ein kreativer Blick auf Alternativen.
- Frühzeitig anmelden
Viele Schwimmkurse sind Monate im Voraus belegt. Wer frühzeitig sucht, erhöht seine Chancen. Manche Anbieter vergeben Plätze auch kurzfristig – etwa bei Absagen. Es lohnt sich, regelmäßig nachzufragen oder sich auf Wartelisten setzen zu lassen.
- Ferien nutzen
Intensivkurse in den Ferien sind oft schneller zu bekommen als reguläre Angebote. Auch hier gilt: rechtzeitig anmelden und mehrere Anbieter im Blick behalten.
- Fördermöglichkeiten prüfen
In einigen Regionen gibt es finanzielle Hilfen für Schwimmkurse – vor allem für Familien mit geringem Einkommen. Eltern und Erziehungsberechtigte sollten sich bei ihrer Stadt oder Gemeinde erkundigen, ob entsprechende Programme oder Zuschüsse angeboten werden. Auch das Bildungs- und Teilhabepaket kann unter bestimmten Voraussetzungen genutzt werden.
Berlin: In Berlin können Kinder über das Bildungs- und Teilhabepaket Teilhabegutscheine von bis zu 10 Euro pro Monat für Schwimmkurse einsetzen. Zusätzlich gibt es Zuschüsse von bis zu 120 Euro jährlich für Schwimmutensilien – ein Eigenanteil von 30 Euro muss dabei selbst getragen werden.
Nordrhein-Westfalen („NRW kann schwimmen!"): Das Landesprogramm bezuschusst Schwimmkurse mit 450 Euro pro Kurs (statt früher 350 Euro). Der Eigenanteil für die Teilnehmenden bleibt bei 10 Euro. Das Programm fördert Kurse während der Ferien und Freizeit und läuft bis 2028 weiter.
Bayern („Mach mit – Tauch auf!"): Ab dem Kindergartenjahr 2024/2025 erhalten alle Vorschulkinder einen Gutschein über 50 Euro für einen Schwimmkurs, um das Seepferdchen zu erwerben. Es richtet sich an alle Vorschulkinder vor der Einschulung.
Hessen („Hessen lernt schwimmen"): Kostenfreie Schwimmkurse werden auch 2025 angeboten, besonders für schulpflichtige Kinder und Jugendliche ohne Schwimmabzeichen Bronze. Anmeldungen erfolgen über DLRG-Ortsgruppen oder Schwimmvereine.
Hinweis: Ob eine Förderung möglich ist, hängt vom Wohnort, der Einkommenssituation und den Angeboten vor Ort ab. Nicht alle Regionen bieten vergleichbare Programme an.
- Private Schwimmlehrer oder Gruppen organisieren
In einigen Städten bieten ausgebildete Schwimmtrainer und Schwimmtrainerinnen Einzelstunden oder Kleingruppenkurse an. Diese sind zwar meist teurer, aber oft flexibler buchbar. Auch Elternnetzwerke, etwa über Messenger-Gruppen, können helfen, gemeinsam Angebote zu finden oder private Kurse zu organisieren.
- Geduld und Präsenz
Gerade wenn es keine sofortige Lösung gibt, hilft es, regelmäßig bei Schwimmbädern, Vereinen oder privaten Anbietern nachzufragen. Viele Kurse werden spontan neu besetzt. Wer präsent ist, wird eher berücksichtigt.
Kein schneller Ausweg aber Handlungsspielraum
Die Situation rund um Schwimmkurse für Kinder wird sich nicht von heute auf morgen verbessern. Solange es zu wenige Bäder, Fachkräfte und Kursplätze gibt, bleiben viele Familien auf der Suche nach Lösungen auf sich gestellt. Förderprogramme und ehrenamtliches Engagement sind wertvoll, reichen aber vielerorts nicht aus, um die große Nachfrage zu decken.
Umso wichtiger ist es, frühzeitig aktiv zu werden. Eltern und Erziehungsberechtigte können sich zum Beispiel bereits im Kleinkindalter einen Erinnerungstermin im Kalender setzen, um gezielt nach Kursen zu suchen und sich rechtzeitig auf Wartelisten setzen zu lassen.
Auch finanziell lohnt sich frühes Planen. Wer jeden Monat einen kleinen Betrag beiseitelegt, kann die Kurskosten später besser stemmen – besonders dann, wenn mehrere Kinder schwimmen lernen sollen oder ein Platz nur bei einem privaten Anbieter verfügbar ist.
Die Herausforderungen sind real. Doch wer informiert bleibt, sich früh kümmert und offen für Alternativen ist, erhöht die Chancen, dem eigenen Kind das Schwimmen lernen doch zu ermöglichen – sicher, spielerisch und mit Freude am Wasser.
Hier dreht sich alles ums Geld. Mit uns bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren alles über clevere Spartipps, lukrative Anlagemöglichkeiten, smarte Altersvorsorgen und News aus der Finanzwelt. Denn: Wissen zahlt sich aus!
Stand: 13.08.2025