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Herausforderung Rezession: Warum Deutschlands Weg aus der Krise steinig bleibt

Wenn die Wirtschaft schrumpft
Die deutsche Wirtschaft erholt sich nur schleppend: Neben der anhaltenden Inflation ist auch der niedrige Konsum dafür verantwortlich. Die derzeitige Situation löst bei vielen Menschen Unsicherheit aus. Hier erfahren Sie, was eine Rezession ist, wie sich die aktuelle Lage darstellt und welche guten Nachrichten es gibt.
Das Wichtigste in Kürze
  • Wenn die Wirtschaft zwei Quartale hintereinander schrumpft, wird von einer „technischen Rezession“ gesprochen.

  • Der erhoffte Aufschwung ist 2024 ausgeblieben, die Erholung der Wirtschaft verzögert sich.

  • Trotz der Herausforderungen gibt es positive Signale – die Steuereinnahmen steigen, und das Haushaltsdefizit sinkt leicht.

Deutschland ist im Winterhalbjahr 2023/24 in eine Rezession gerutscht, und die Erholung verläuft seitdem nur schleppend. Viele Menschen fragen sich, wie ernst die Lage der deutschen Wirtschaft zurzeit tatsächlich ist. Das Minus im zweiten Quartal 2024 könnte der Beginn einer erneuten Rezession sein. Derzeit deutet zumindest vieles auf eine stagnierende Wirtschaftslage hin.

Große Krisen und kleinere Investitionen fordern heraus

Anhaltende globale Krisen und hohe Zinsen – demzufolge auch weniger Investitionen und zurückhaltende Verbraucherinnen und Verbraucher: Nach einem leichten Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2024 droht eine erneute Rezession. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) von Ende August 2024 ist die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal um 0,1 Prozent gesunken. Ökonominnen und Ökonomen erwarten vorerst kaum Besserung. Schrumpft die deutsche Wirtschaft zwei Quartale hintereinander, spricht man von in einer sogenannten technischen Rezession.

Offenbar scheint die Hoffnung auf einen bemerkenswerten Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte zu schwinden. Jedenfalls ist der Ifo-Geschäftsklimaindex , ein wichtiger Indikator für die deutsche Wirtschaft, im August 2024 zum dritten Mal in Folge gefallen – ein schlechtes Zeichen für die Wirtschaftsentwicklung.

Auch die Deutsche Bundesbank  geht davon aus, dass sich die Erholung der Wirtschaft weiter verzögert: um etwa zwei bis drei Quartale. Sie rechnet mit einer wirtschaftlichen Flaute, aber nicht mit einem längerfristigen Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Was ist eine Rezession?

Kurz davor oder mittendrin? Wann ist von einer Rezession die Rede? Stagniert die Summe aller Produkte und Dienstleistungen, die ein Land erwirtschaftet zwei Quartale hintereinander, so droht ein Nullwachstum. Schrumpft die Wirtschaftsleistung, dann befindet sich die Gesellschaft mitten in einer Rezession.

Wie kommt es zu einer Rezession?

Für eine Rezession kann es völlig unterschiedliche Ursachen geben: Naturkatastrophen, Handelseinschränkungen, pandemische Situationen oder militärische Konflikte können beispielsweise eine Rezession auslösen. Auch Privatleute, die weniger konsumieren, oder Unternehmen, die nur noch zurückhaltend oder gar nicht mehr investieren, hemmen das Wirtschaftswachstum.

Fehlende Kauflust, sinkende Produktionen, gebremste Investitionen und fallende Gewinne können also dazu führen, dass die Lagerbestände wachsen, die Auftragslage der Industrie schrumpft, die Arbeitslosenzahlen und die Kurzarbeit steigen, während zugleich die Preise und Zinsen sinken, die Aktien- und Börsenkurse fallen. Wenn weniger nachgefragt, weniger gekauft, weniger produziert, weniger investiert wird – führt das nicht nur zum Stillstand oder Stau, sondern zum Rückgang. Die Folge sind negative Prognosen.

Der Zustand der Volkswirtschaft

Die Rezession ist nur eine Phase der wirtschaftlichen Entwicklung – insgesamt gibt es vier Phasen: die Hochphase beziehungsweise Hochkonjunktur (Boom), die Expansion (Aufschwungphase), die Depression (Tiefphase) und die Rezession (Abschwungphase).

Wie gefährlich ist eine Rezession?

Üblicherweise expandiert die Gesamtwirtschaft. Die Aufträge wachsen, die Einnahmen auch – das ist der wirtschaftliche Aufschwung. Das mögen die Menschen, das stärkt die Gesellschaft. Doch die volkswirtschaftliche Entwicklung eines Landes geht nicht nur aufwärts, sondern von Zeit zu Zeit auch abwärts. So befand sich Deutschland zuletzt in den Jahren 1993, 2008 und 2009 sowie während der Coronakrise 2020 im Abschwung. In dieser Phase wachsen leider nicht mehr die Umsätze, sondern die wirtschaftlichen Probleme und Herausforderungen. Manche sagen: „Es gibt kein Wachstum ohne Regen.“ Soll heißen: Es kann nicht immer nur aufwärtsgehen. Und tatsächlich: Ein Abschwung ist nicht ungewöhnlich oder automatisch gefährlich, sondern gehört zum Wesen einer Entwicklung.

Was sind die Folgen einer Rezession?

Eine Rezession, also ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität, kann sich mild oder sehr stark auswirken. Entsprechend deutlich können die Unterschiede sein. In manchen Fällen ist eine Rezession für die meisten Menschen kaum spürbar – in anderen Fällen steigt die Arbeitslosigkeit deutlich an, Firmen reagieren mit (Änderungs-)Kündigungen, müssen Kurzarbeit oder Insolvenz anmelden. Für Privatpersonen kann eine Rezession mit persönlichen Einschränkungen einhergehen – denn es können Lohn- oder andere Einnahmen wegfallen, zugleich bleiben die Kosten für Miete, Verträge und andere Verpflichtungen weiterhin bestehen. Sie müssen also in solchen Zeiten besonders auf ihre Ausgaben achten.

Was ist eine Rezession?

Der Begriff beschreibt – basierend auf dem lateinischen Substantiv „recessio“ (auf Deutsch: Zurückweichen) – das Schrumpfen der Wirtschaft. Wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgeht, spricht man von einer sogenannten technischen Rezession.

Ein solcher Abschwung ist in einer wachstumsorientierten Wirtschaft in der Regel mit vielen Problemen verbunden: Die Unternehmen investieren weniger und stellen weniger Arbeitskräfte ein oder entlassen sie, Insolvenzen nehmen zu, das Kaufverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher lässt nach. Zudem sinken in der Regel die Steuereinnahmen.

Der Quartalsvergleich offenbart die Entwicklung

Der Maßstab für die Wirtschaftsleistung eines Landes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es misst den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Land produziert werden, und gibt somit einen Überblick über die wirtschaftliche Gesundheit und Leistung einer Volkswirtschaft. Um das Wachstum oder Schrumpfen der Wirtschaft zu messen, dienen zum Vergleich immer die jeweiligen Quartalszahlen des Vorjahres. So lässt sich feststellen, ob die Wirtschaftsleistung gestiegen oder gefallen ist – und das gibt wiederum Aufschluss über die Konjunkturentwicklung.

Das ist der derzeitige Stand

Das Konsumklima-Barometer fällt in der Prognose für den September 2024 auf minus 22,0 Punkte, nachdem es im August 2024 noch bei minus 18,6 Punkten gelegen hatte, wie die GfK und das Nürnberger Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten. Das bedeutet, dass das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die wirtschaftliche Lage weiter gesunken ist, was auf eine zunehmende Zurückhaltung beim Konsum hindeutet. Die erhoffte Erholung des Konsums ist ausgeblieben, wodurch das Risiko einer Rezession steigt. Ein weiterer Rückgang im dritten Quartal droht.

Getrübte Konsumstimmung

Die Kauflaune in Deutschland sinkt deutlich

Die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ist geringer geworden – stattdessen neigen Konsumenten wieder eher dazu, zu sparen. Das sind zurzeit die Gründe, weshalb sich die Erwartungen an Einkommen und wirtschaftliche Entwicklung verschlechtert haben:

  • Angst vor Arbeitsplatzverlust und Firmenpleiten,
  • die Einkommenserwartungen der Haushalte sinken,
  • die Arbeitslosigkeit steigt, Unternehmensinsolvenzen nehmen zu und es gibt weitere Pläne, Personal abzubauen.

Das sagen die Wirtschaftsweisen voraus

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (auch Wirtschaftsweise genannt) rechnet im aktuellen Frühjahrsgutachten damit, dass das BIP im Jahr 2024 um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen wird. In der Prognose aus November 2023 rechneten die Wirtschaftsweisen noch mit einem Wachstum des BIP von 0,7 Prozent.

Auch laut Prognose der Bundesregierung wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 lediglich um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Damit befände sich Deutschland in einer Stagnation.

Ausblick für das Gesamtjahr ist verhalten

Einige Ökonomen und Ökonominnen sehen für die deutsche Wirtschaft dennoch erste positive Zeichen. Viele Unternehmen bewerten die aktuelle Lage zwar noch als schwierig, aber ihre Erwartungen für die kommenden Monate haben sich verbessert. Dies liegt zum einen daran, dass die Märkte für deutsche Produkte wieder anziehen, und zum anderen daran, dass die Energiekosten gesunken sind, was die Produktion günstiger macht. Dadurch können die Unternehmen wieder mehr produzieren und bestehende Aufträge schneller abarbeiten. Insgesamt könnte dies auf eine vorsichtige Stabilisierung der Wirtschaft hindeuten.

Für 2024 wird laut ifo Konjunkturprognose  (Stand Juni 2024)

  • ein kleines Wachstum von 0,4 Prozent erwartet,
  • das sich 2025 auf 1,5 Prozent steigern soll.

Die Inflation soll deutlich sinken, von 5,9 Prozent (2023) auf 2,2 Prozent (2024) und weiter auf 1,7 Prozent (2025). Die Inflationsrate in Deutschland hat sich im Vergleich zum Vorjahresmonat 2023 nun im August 2024 auf 1,9 Prozent verringert, den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren.

Was kann die Bundesregierung gegen eine Rezession in Deutschland tun?

Generell steht Deutschland wirtschaftlich gut da und könnte im Krisenfall ein umfangreiches Konjunkturpaket schnüren, um die wirtschaftliche Aktivität anzukurbeln. Folgende Maßnahmen bieten sich dafür an:

  • Fiskalpolitik: Die Regierung kann mit höheren öffentlichen Ausgaben die Nachfrage ankurbeln. Dies kann beispielsweise Investitionen in Infrastrukturprojekte, Bildungseinrichtungen oder erneuerbare Energien umfassen. Diese Maßnahmen unterstützt neben dem Wirtschaftswachstum auch die Beschäftigung.

  • Steuerpolitik: Eine zeitweise Senkung der Steuern kann die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher erhöhen und ihren Konsum ankurbeln. Dies kann zum Beispiel durch die Senkung der Einkommen- oder Mehrwertsteuer erfolgen.

  • Unterstützung von Unternehmen: Die Regierung kann spezifische Maßnahmen ergreifen, um Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu unterstützen. Dazu gehören beispielsweise Kredite zu günstigen Konditionen, Steuererleichterungen oder direkte Subventionen. Mit diesen Maßnahmen können Unternehmen ihre Zahlungsfähigkeit verbessern, Investitionen tätigen und Arbeitsplätze erhalten.

  • Arbeitsmarktmaßnahmen: Um einer möglichen Ausweitung der Arbeitslosigkeit vorzubeugen, kann die Regierung gezielte Programme zur Förderung von Weiterbildung und Umschulung sowie zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen einführen. Sie kann auch Kurzarbeitergeld oder andere finanzielle Unterstützung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Betracht ziehen, um Entlassungen zu vermeiden.

  • Förderung von Innovation und Forschung: Durch gezielte Investitionen in technologische Entwicklung und Forschung kann die Regierung beispielsweise Anreize für Unternehmen schaffen, in Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu investieren. Dazu gehören Steuervergünstigungen ebenso wie Förderprogramme. Zudem können öffentliche Mittel in innovative Branchen und Start-ups fließen, um die Entwicklung neuer Technologien und Produkte voranzutreiben.

Positive Signale machen vorsichtig optimistisch

Trotz der schwachen Konjunktur sind im ersten Halbjahr 2024 die Steuereinnahmen gestiegen: um 3,6 Prozent (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Zugleich sank das Haushaltsminus leicht: Eine Staatsdefizitquote von nur 1,8 Prozent hilft Deutschland unter anderem auch, die EU-Haushaltsvorgaben einzuhalten – ungeachtet des Dauerstreits um Bundeshaushalt und Schuldenbremse. Dies gibt Zuversicht.

Stand: 04.09.2024

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