
Die Indizes arbeiten mit einem Erfolgsfilter: Verlierer fliegen raus und erfolgreichere Unternehmen rücken nach.
Anleger und Anlegerinnen handeln Erwartungen, nicht die Gegenwart.
Weiterer Bestandteil ist die Psychologie der Märkte: Hoffnung treibt die Börsenkurse oft stärker als reale Zahlen.
Die große Lücke: Darum übertreffen Börsenrenditen das Wachstum der Volkswirtschaften
Wer einen genauen Blick auf die Zahlen wirft, erkennt: Die Börsen laufen der realen Wirtschaft davon. Das gilt für den US-Börsenindex Dow Jones ebenso wie für den wichtigsten deutschen Aktienindex Dax oder den japanischen Nikkei-Index.
Fangen wir mit den USA an, dem wohl wichtigsten Aktienmarkt der Welt. Wer 1975 in den Dow Jones investierte, konnte sich bis heute im Schnitt über rund 9,7 Prozent jährliche Rendite freuen. Ganz ohne Dividenden , nur auf Kursbasis gerechnet. Studien, die das Gesamtergebnis inklusive Dividenden betrachten, kommen sogar auf eine Langfrist-Rendite von 10 bis 11 Prozent pro Jahr.
Über die vergangenen fünf Jahrzehnte hat sich der Wert damit potenziert: Aus 10.000 US-Dollar wurden, ohne Neuinvestitionen oder Gebühren, mehr als eine Million US-Dollar. Und die Wirtschaft? Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA hat von 1975 bis 2025 jährlich im Schnitt um etwa 3,1 Prozent zugelegt. In den Nachkriegsjahren lag der Zuwachs noch bei mehr als 4 Prozent. Doch seit den 1990ern sank die Wachstumsrate: Im zweiten Quartal 2025 betrug sie noch 2 Prozent.
In Deutschland sieht das Bild ähnlich aus. Der Dax startete 1988 und bringt seit dreieinhalb Jahrzehnten eine durchschnittliche Jahresrendite von rund 8 Prozent. (Der Dax ist ein Performance-Index, die Dividenden sind also bereits eingerechnet.) Aber auch in Deutschland gilt: Das durchschnittliche BIP-Wachstum liegt deutlich darunter – von 1988 bis 2025 bei durchschnittlich 1,3 bis 1,5 Prozent pro Jahr.
In Japan ist ein ähnlicher Trend nachvollziehbar: Das reale durchschnittliche jährliche BIP-Wachstum des ostasiatischen Landes liegt bei 2,5 Prozent, die durchschnittliche jährliche Rendite des Nikkei 225 Index bei 8 bis 10 Prozent.
Lediglich China bildet eine Ausnahme: Der chinesische CSI 300-Index, der die 300 wichtigsten Aktien zweier chinesischer Börsen kombiniert, weist einen Jahresdurchschnitt von knapp 8 Prozent auf. Während das BIP im Reich der Mitte im Schnitt um 7 Prozent gewachsen ist.
Aktienmärkte als Brennglas der Wirtschaftskraft eines Landes
Diese enorme Differenz hat vor allem drei Gründe. Der Hauptgrund: Aktienindizes bilden nicht die gesamte Volkswirtschaft ab. Sie sind ein Konzentrat aus den erfolgreichsten, größten und dynamischsten Unternehmen eines Landes. Das BIP umfasst hingegen auch viele Bereiche, die langsam wachsen, schrumpfen oder kaum profitabel sind. Dazu gehören in der Regel unter anderem Verwaltung, Landwirtschaft und niedrig rentierliche Dienstleistungen.
Die Börsenindizes konzentrieren sich auf „Champions“. Marktführer mit hoher Innovationsrate, starker Preissetzungsmacht und internationaler Ausrichtung. Das führt zu einer systematischen Verzerrung. Die Aktienmärkte profitieren von diesen Erfolgsunternehmen: Schwächelnde Firmen fliegen irgendwann aus den Indizes, besser laufende Aktien rücken neu nach. Das BIP hingegen ist ein Mittelwert, weil es auch alle schwächeren Unternehmen und Branchen mitschleppt.
Ein weiterer Treiber: Börsen bilden einen Anspruch auf künftige Gewinne ab. Die Kurse steigen, weil Anlegerinnen und Anleger diese Gewinne schon heute erwarten. Gerade in Phasen, in denen Börsianer an eine rosige Zukunft glauben, steigen die Kurse oft viel schneller als die aktuelle Wirtschaftslage vermuten lässt.
Nicht zuletzt bieten Aktienmärkte die Möglichkeit, von Globalisierung und Trends zu profitieren: So können US-amerikanische Konzerne wie Apple, Microsoft oder Nvidia auf der ganzen Welt wachsen – und treiben den Dow Jones viel stärker nach oben als rein nationale Unternehmen es könnten. Dasselbe gilt für die Global Player in anderen Ländern auch.
Schmerzhafte Konsolidierungen: die Gefahr der Überbewertung
Dass Aktienmärkte über Jahrzehnte besser performen als das Wirtschaftswachstum, hat auch negative Seiten: Manchmal eilen die Kurse der Realität zu weit voraus und konsolidieren dann mit zeitweise tiefgreifenden Verlusten. Diese Korrekturen können für Anlegerinnen und Anleger sehr schmerzhaft sein.
Der Dax hat im Schnitt 8 Prozent pro Jahr zugelegt. Dieser Mittelwert umfasst aber auch Ausreißer von mehr als 40 Prozent – sowohl nach oben als auch nach unten. Das passiert, wenn Aktien überbewertet sind und Jahre der Stagnation oder Rückschläge folgen.
Wirtschaftskrisen, geopolitische Schocks oder Zinswenden wie 2022 können Märkte in den Keller schicken. Das BIP läuft deutlich glatter und zeigt keinen so massiven Absturz. Anlegerinnen und Anleger müssen also mit Volatilität leben und dürfen die langfristige Statistik nie als kurzfristige Garantie missverstehen.
Erfahrungswerte mit anderen Anlageklassen
Die Dynamik an den Aktienmärkten lässt sich aber nicht eins zu eins auf andere Anlageklassen übertragen. Die Zahlen zeigen das eindeutig: Festgeld , Sparbuch oder Tagesgeld brachten über viele Jahre eine Rendite nahe Null. Sie lagen häufig unter der Inflation . Immobilien hingegen ermöglichen im Mittel langfristig Renditen von 2 bis 4 Prozent pro Jahr – zum Teil deutlich mehr. Anleihen schwanken je nach Zinslage zwischen 1 und 4 Prozent, mal besser, mal schlechter als das BIP.
Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds), die breit in Aktien investieren, sind demgegenüber klar überlegen. Wer in Dax, Dow Jones oder globale Indizes wie den MSCI World investiert, kann langfristig überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen: meist eine drei- bis vierfache Überrendite im Vergleich zum Wirtschaftswachstum. Optionen oder Aktien mit Hebelwirkung können in einzelnen Phasen sogar noch deutlich höher liegen. Sie sind aber mit sehr viel höherem Risiko verbunden.
Sie möchten auch an den Börsen investieren? Kein Problem!
Selbst Immobilienaktien wie Vonovia oder LEG haben auf Dauer höhere Renditen erzielt als die Wertentwicklung realer Immobilien allein. Nicht vergessen: Wer auf die Börse setzt, profitiert häufig nicht nur von Wertsteigerungen, sondern auch von Dividenden.
Investieren mit Weitblick: So können Sie den Renditevorsprung für sich nutzen
Nochmal zusammengefasst: Warum steigen Börsen schneller als die Wirtschaft? Weil Aktienmärkte auf Innovation, Gewinnerprämien, Zukunftshoffnungen und Ausschluss der Verlierer setzen. Sie überschreiten die Grenzen des Wachstums der Realwirtschaft. Doch die stetig wachsenden Gewinne, Diversifizierung und Inflationsschutz bieten Anlegerinnen und Anlegern überzeugende Gründe, langfristig dabei zu bleiben.
Sie können an diesem Renditevorsprung ebenfalls teilhaben, indem sie langfristig und breit gestreut investieren: Am einfachsten über kostengünstige ETFs, die große Märkte wie den MSCI World, den S&P 500 oder den Dax abbilden. Entscheidend sind dabei Zeit und Disziplin: Wer regelmäßig investiert, etwa per Sparplan , nutzt Marktschwankungen zu seinem Vorteil und profitiert vom Zinseszinseffekt über Jahrzehnte hinweg.
Eine weltweite Streuung reduziert Risiken, während die langfristige Ausrichtung hilft, zwischenzeitliche Korrekturen zu überstehen. So wird der strukturelle Renditevorsprung der Aktienmärkte auch für Privatanleger und Privatanlegerinnen zu einem verlässlichen Weg, Vermögen aufzubauen und inflationsgeschützt zu erhalten.
Stand: 5.11.2025
Hier dreht sich alles ums Geld. Mit uns bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren alles über clevere Spartipps, lukrative Anlagemöglichkeiten, smarte Altersvorsorgen und News aus der Finanzwelt. Denn: Wissen zahlt sich aus!



